Die
Synode der großen Brüche
stößt frontal mit der katholischen Lehre
über die Evangelisierung
Amerikas zusammen
Carlos Sodré Lanna
Zwischen
dem 6. und 27. Oktober findet in Rom die Sonderversammlung der Bischofssynode für
die gesamte Amazonasregion statt, an der Brasilien und acht Nachbarländer teilnehmen.
Obwohl
diese Synode eine Versammlung ist, die sich auf den Amazonas konzentriert, hat sie
eine universelle Dimension angenommen und wird von ihren Organisatoren als Vorbild
für andere Regionen und sogar für die ganze Welt präsentiert. Das vorbereitende
Dokument „Amazonien: Neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie“
ist in dieser Hinsicht beredt und bekräftigt seinen universellen Charakter: „Die
Überlegungen der Sondersynode gehen über den strikt kirchlichen Rahmen Amazoniens
hinaus, weil sie bedeutsam sind für die universale Kirche und für die Zukunft des
ganzen Planeten.“
Die
Organisatoren der bischöflichen Versammlung beabsichtigen, sie als Plattform zu
nutzen, um eine neue Kirche zu errichten - eine Mischung aus Christentum und einheimischem
Heidentum -, die dem pantheistischen Kult der Mutter Erde, der Erhaltung des Urwaldes
und der Förderung des gemeinschaftlichen Tribalismus (Stammesleben) als Alternative
zu unserer eigenen industrialisierten, konsumorientierten und ausbeuterischen Gesellschaft
gewidmet ist.
Die
Themen einer solchen Synode sind immens und ihre Brüche mit der katholischen Lehre
in nicht verhandelbaren Punkten sind zahlreich, aber in diesem Artikel werde ich
nur auf Brüche der Missionslehre und die wahre katholische Lehre über die Evangelisierung
Amerikas eingehen.
Bruch mit der traditionellen Sichtweise der
Missionen
Die
neuen Missionen legen jede Idee der Evangelisierung ab, sie beschränken sich die
indigenen Völker materiell zu unterstützen und einen „interkultureller Dialog“ mit
ihnen zu fördern. Das bedeutet, die indigenen Völker in ihren eigenen Bräuchen einzuschließen,
eine Haltung, die von postmodernen Anthropologen hoch geschätzt wird. Es bedeutet
vor allem, den Eingeborenen die Gelegenheit den katholischen Glauben und die übernatürlichen
Heilsmittel zu nehmen, ganz im Gegensatz von dem, was Unser Herr Jesus Christus
geboten hatte: „Geht in die ganze Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen“
(Mk 16,15-16).
Ein
Beispiel hierfür ist der italienische Missionar Corrado Dalmolego (s. Bild),
der für die Catrimâni-Mission des Consolata-Missionsinstituts in den indigenen
Ländern der Yanomami verantwortlich ist. In einem Interview mit dem spanischen
Portal Religión Digital prahlte er
eine „Mission der Dialogpräsenz“ zu führen, in der „in 60 Jahren niemand
getauft wurde“...
Das Vorbereitungsdokument für die Synode lobt die
Spiritualität und den Glauben der amazonischen Völker als eine Quelle des
„guten Lebens“ und des Respekts vor der Natur und ihrer religiösen Führer, „die
weisen Ältesten, die entsprechend der verschiedenen Kulturen unter anderem
Pajé, Heiler, Meister, Wayanga oder Schamane genannt werden, weil sie für die Harmonie
der Personen untereinander und mit dem Kosmos verantwortlich sind.“
Katholische Lehre über die
Evangelisierung Amerikas
Angesichts
der Neuigkeiten, die diese Neomissionäre der Amazonas-Synode uns eintrichtern
wollen, ist es notwendig, die wahre katholische Lehre darüber zu kennen.
Die
römischen Päpste von Alexander I. bis Johannes Paul II. Sprachen in
beeindruckender Kontinuität zu diesem Thema am Rande historischer Kontroversen,
um keine Zweifel zu lassen.
Die
Libreria Editrice Vaticana veröffentlichte
unter der Obhut von P. Josef Meztzler, Direktor der Vatikanischen Schule für
Paläontologie, eine Sammlung von 837 päpstlichen Dokumenten mit dem Titel Americae Pontificiae - Primi Saeculi
Evangelizationis, die nur den Zeitraum 1493-1591 betreffen. Es die Sammlung
der Bullen von Alexander VI. bis Gregor XVI. über die Evangelisierung Amerikas
und werden im Vatikanischen Archiv aufbewahrt.
In
seiner berühmten Bulle Inter Caetera
vom 3. Mai 1493 stellte Alexander VI. fest, dass „der katholische Glaube und
die christliche Religion sollen sich vor allem in unserer Zeit und überall
dort, wo sie sich aus- und verbreiten, um die Rettung der Seelen kümmern, und
die barbarischen Nationen dem christlichen Glauben unterwerfen.“
Am
29. Mai 1537 verurteilte Papst Paul III. mit seinem Pastorale officium den Sklavenhandel und erklärte, die Eingeborenen
sollten als Menschen und nicht als Tiere betrachtet werden.
Kurz
darauf erteilte derselbe Papst Paul III. in dem Dokument Exponi nobis superfecisti den in Amerika tätigen Priestern die
Befugnis, die Siedler, die die Urwäldler des neuen Kontinents versklavten, den
Behörden anzuzeigen.
In
einem Brief vom 10. August 1568 lobte der hl. Pius V. den Eifer für die
Bekehrung der Indianer, den der spanische König Philipp II. manifestierte. Der
Papst verfolgte mit wachsamer Aufmerksamkeit die Angemessenheit der Ernennungen
von Vizekönigen und kleineren Behörden, die für die Evangelisierung und den
Schutz der amerikanischen Ureinwohner vor möglichen Exzessen der Kolonialherren
verantwortlich waren.
Weitere
Päpste bestätigten die Bestimmungen der damaligen Zeit und ratifizierten das
Recht der iberischen Nationen, Amerika zu kolonisieren und seine Bewohner zu
evangelisieren. Zu diesem Zweck übertrugen sie Verantwortlichkeiten und
Befugnisse den Königen von Portugal und Spanien, deren anerkannte apostolische
Berufung sie lobten.
Wer
die päpstlichen Dokumente des ersten Jahrhunderts der Kolonialisierung durchsieht,
wird das Lob der großen zivilisatorischen Arbeit feststellen. Und auch die
sorgfältige Sorge der Kirche, die begangenen Missbräuche zu korrigieren, indem
die natürlichen Rechte der Indianer und ihre Lebensweise in legitimen oder
einlösbaren Situationen respektiert werden.
Papst
Gregor XIII. veröffentlichte nicht weniger als 155 Dokumente und Sixtus XV.
102, die fast alle Maßstäbe für die Bekehrung der Indianer setzen sollten.
Das
vierhundertjährige Jubiläum der Entdeckung Amerikas verdient es, von Papst Leo
XIII. in der Enzyklika Quarto abunte
saeculo am 16. Juli 1892 erwähnt zu werden.
Pius
XII. nannte in einer Botschaft vom 8. Januar 1948 den Prozess der
Evangelisierung Amerikas ein „Missionarisches Epos“.
Schließlich
bekräftigte Johannes Paul II. am 14. März 1992 beim Internationalen Symposium
zur Geschichte der Evangelisierung Amerikas im Vatikan die Lehren seiner Vorgänger
und fasste „die Grundlagen einer christlichen Kolonialisierung“ zusammen, die
von dem spanischen Dominikaner der berühmten Salamanca-Schule, Francisco Victória
(1480-1546), entwickelt worden waren.
Der
Papst erinnert daran, dass der dominikanische Meister die natürlichen Rechte
der Indianer als „vernünftige und freie Wesen erklärte, die nach dem Bilde und
Gleichnis Gottes geschaffen wurden, mit einem persönlichen und transzendenten
Schicksal, durch das sie gerettet oder verurteilt werden konnten“.
Er
weist auch darauf hin, dass „gemäß der von Victoria dargelegten Doktrin
aufgrund des Rechts auf Gesellschaft und auf natürliche Kommunikation die
besser befähigten Männer die Pflicht hatten, den am weitesten zurückgebliebenen
und unterentwickelten zu helfen“. So begründete Victoria die Intervention
Spaniens in Amerika.
Nichts
widerspricht der Position der Neomissionare der Amazonas-Synode mehr als die
feste und ununterbrochene Lehre der Päpste über die Evangelisierung in Amerika.
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Literaturhinweis
* Plinio Corrêa de Oliveira – Tribalismo
indígena,ideal comuno-missionário para o Brasilno século XXI, Editora Vera Cruz,
São Paulo, 1979
* Alberto Caturelli, El Nuevo Mundo
– Descubrimiento, Conquista y Evangelización de América – Centro Cultural Edamex,
Cidade do México,1991
* Revista Catolicismo, “Há 500
anos as nausde Colombo aportaram na América”, setembro/1992
* Revista Catolicismo, “O Sínodo
das grandes rupturas” – José Antonio Ureta, agosto/2019.
Quelle
des portugiesischen Originals am 15. August 2019 in
©
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