Julio Loredo De Izcue
Bei
der Amazonas-Synode, die im Oktober in Rom stattfinden wird, geht es
ausschließlich um das „Zuhören“. Dieses Wort kommt 45 Mal im Instrumentum laboris vor. Die Synode
selbst wird als „Prozess des synodalen Zuhörens“ verstanden, als
„privilegiertes Instrument des Zuhörens“, als „dynamischer Prozess des
Zuhörens“ (Nr. 1:5). Wem wollen sie wirklich „zuhören“? In Anbetracht Amazoniens als „neues theologisches Thema“ möchte die Synode „diesem Bereich
zuhören“, „den Menschen und dem Land zuhören“: „Zuhören bedeutet, anzuerkennen, dass mit Amazonien ein neues Subjekt auf der Weltbühne erscheint.“ (Nr.
2).
Die
Synode kehrt damit den zweitausendjährigen Ansatz der Kirche um: Sie will nicht Amazonien evangelisieren, sondern die Kirche „amazonisieren“. Sie sucht nicht
eine Missionskirche, sondern eine „hörende Kirche“; nicht eine Kirche, die lehrt,
sondern eine Kirche, die lernt (Nr. 144). Sie will kein amazonisches
Christentum, sondern „eine Kirche mit amazonischem Gesicht“ (Nr. 7, 110, 111).
Die
Synode schafft es, diesen unglaublichen Kraftakt zu vollziehen, indem sie das
Konzept der Offenbarung auf den Kopf stellt. In Anlehnung an die indigene
Befreiungstheologie unterstellt das Instrumentum
laboris, dass es eine der Natur innewohnende primitive Offenbarung gibt, in
deren Licht man die Offenbarung Jesu Christi interpretieren sollte. Nach dem
Dokument des Vatikans ist Amazonien „ein theologischer Ort, von dem aus man den
Glauben lebt; und zugleich besonderer Quellgrund für die Offenbarung Gottes. „Solche Räume sind Orte von „Epiphanie“, von Gotteserfahrung, an denen ein
Reservoir von Leben und Weisheit für den Planeten aufzufinden ist, von Leben
und Weisheit, die von Gott sprechen.“ (Nr. 19). Während wir Westler uns
angeblich verirrt haben, behielten die Eingeborenen den Kontakt zur primitiven
Offenbarung: „Das Leben der von der westlichen Zivilisation noch nicht
beeinflussten amazonischen Gemeinschaften spiegelt sich in dem Glauben und in
den Riten wider, mit denen sie das Wirken der Geister und der auf viele
verschiedene Weisen angerufenen Gottheit in und mit Territorium sowie in und
mit der Natur wahrnehmen.“ (Nr. 25).
Außerdem:
„Die ursprünglichen Völker Amazoniens haben uns viel zu lehren. Wir erkennen an,
dass sie seit Tausenden von Jahren Land, Wasser und Wald gehütet und sie sogar
bis heute bewahrt haben, damit die gesamte Menschheit sich an den
unentgeltlichen Gaben der Schöpfung Gottes erfreuen kann. Die neuen Wege für
die Evangelisierung müssen im Dialog mit diesen überlieferten Weisheiten, in denen
sich die Samen des Gotteswortes manifestieren, entwickelt werden.“(Nr. 29).
Häuptling Raoni Metuktire |
Um
diese und ähnliche Aussagen zu untermauern, werden in dem Synodendokument
kirchliche Einrichtungen und NGOs erwähnt, die mit sogenannten „indigenen“
Strömungen in Verbindung stehen. Einige Amazonas-Führer, wie der Kayapó-Häuptling
Raoni Metuktire, werden ebenfalls mit großer Begeisterung präsentiert. Nach dem
Instrumentum laboris sind sie „die
Stimme Amazoniens“ (Teil 1).
Die
große Frage ist: Vertreten diese Agenturen und Leaders wirklich die Indianer Amazoniens?
Sind sie wirklich ihre „Stimme“? Mit anderen Worten, „hört“ die Synode dem
realen Amazonien zu oder einem imaginären Amazonien, einem Traum, den die
indigenen Strömungen nach bestimmten ideologischen Vorurteilen geschaffen
haben?
Kayna Munduruku |
„Wir
haben anfangs an die NGOs geglaubt, die für die indigenen Völker gesprochen
haben, aber jetzt sind wir aufgewacht“, sagt die brasilianische Indianerin
Kayna Munduruku, Sprecherin der Fundação Estadual do Indio (Staatliche Stiftung
des Indianers), die sich seit Jahrzehnte für die Rechte der amazonischen Völker
einsetzt. „Diese selbsternannten ,indigenen‘ Organisationen geben vor, uns zu
sagen, wer wir sind“, fährt Kayna fort, doch „wer hat ihnen das Recht gegeben,
in unserem Namen zu sprechen? Wir, die Ureinwohner, sind diejenigen, die
wissen, wer wir sind. Wir brauchen keine Indigenisten oder Anthropologen. Wir,
die Völker des Waldes, wissen, wer wir sind. Ich glaube, dass sich diese indigenen
NGOs in Angelegenheiten eingemischt haben, die sie nichts angehen.“
Sie
betont dann, dass die europäischen Medien versuchen, um jeden Preis einem Thema
auszuweichen: der große Umsatz hinter den NGOs: „Das sind Millionärs-NGOs. Den
indigenen Führern, die sich den NGOs angeschlossen haben, geht es aus
wirtschaftlicher Sicht sehr gut, während die indigenen Völker selbst in
extremer Armut leben. Wir Einheimischen fragen: Warum geben wir so viel Geld an
NGOs, wenn es nicht unseren Völkern zugute kommt?“
Die
Worte von Kayna Munduruku scheinen durch den außerordentlichen Erfolg, den die
vom Institut Plinio Corrêa de Oliveira organisierte „Amazonien Karavane“
verzeichnet, bestätigt zu werden. Es sind ca. vierzig junge Menschen, die durch
die Amazonasregionen Brasiliens reisen und Unterschriften für eine Petition an
Papst Franziskus sammeln, in der sie ihn auffordert, nicht auf indigene
Strömungen zu hören, sondern auf die authentischen Ureinwohner der Region. „Wir
wollen unsere katholischen Traditionen und die moralischen Werte unserer Völker
bewahren“, heißt es in dem Dokument. Sie sammeln täglich durchschnittlich ein
bis zweitausend Unterschriften. Dies zeigt deutlich, wie die Bevölkerung Amazoniens
jeden Versuch einer ideologischen Manipulation ablehnt.
Eine
ähnliche Karawane ist aus Lima in Richtung peruanisches Amazonasgebiet gefahren
und hat eine Pilgerstatue Unserer Lieben Frau von Fatima mitgeführt. Die
Karawane reist nicht nur durch mehrere Städte in den Regionen des Amazonas, San
Martín und Loreto, sondern besucht auch abgelegene indigene Dörfer, die nur von
Pirogen (Kähne) erreicht werden können.
Die
beiden Jugendgruppen treffen sich an der Grenze mitten im Wald und beten
gemeinsam einen heiligen Rosenkranz für die katholische Erhöhung ihres
Kontinents.
Quelle
des englischen Originals am: 19.07.2019
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