Mittwoch, 29. Juni 2022

Wie ein bescheidener Diener die New Yorker Oberschicht veränderte

30. Juni - Diener Gottes Pierre Toussaint (1766-1853)

Pierre Toussaint wurde 1996 zum Diener Gottes  erklärt.

Toussaint wurde in Saint Domingue (dem heutigen Haiti) als Sklave geboren und kam 1789 mit seinem Herrn Jean Bérard du Pithon, einem französischen Adligen und wohlhabenden Pflanzer, der vor den Unruhen, die die Französische Revolution in Saint Domingue ausgelöst hatte, nach New York floh. Zwei Jahre später starb sein Herr, ohne das Familienvermögen wiederherstellen zu können, und ließ Madame Bérard in Armut zurück. Toussaint, der über die Notlage seiner Herrin besorgt war, ließ nicht zu, dass ihre Armut ans Licht käme. Er sorgte für den Kauf von Lebensmitteln, indem er seine Fähigkeiten als modischer Friseur für die Damen der New Yorker High Society einsetzte, servierte seiner Herrin und ihren Gästen elegant gekleidet als Butler die Abendessen und unterhielt alle nach den Mahlzeiten mit der Musik seiner Geige.

1808 wurde er in die Freiheit entlassen, 1811 heiratete er. Aufgrund seiner Tugendhaftigkeit, Diskretion und bewundernswerten Weisheit brachten viele Menschen aus der Oberschicht ihre Probleme zu ihm und suchten seinen Rat. Seine Großzügigkeit und sein Engagement schienen unbegrenzt zu sein, und er wurde zum unbekannten Wohltäter vieler Menschen, die in Not geraten waren. Als er 1853 starb, hatte er die New Yorker Gesellschaft tiefgreifend geprägt. Scharen von dankbaren Menschen, Weiße und Schwarze, Hoch- und Niedriggeborene, füllten zu seiner Beerdigung die Old Saint Peter's Church. Seine sterblichen Überreste liegen heute in der Krypta der St.-Patrick's-Kathedrale, wo sie glorreich auf den Tag der Auferstehung warten und, so hoffen wir, auf den Tag, an dem er mit dem glorreichen Titel „Heiliger“ geehrt werden wird.

Juliet Noel, Ehefrau von Pierre Toussaint


Nach dem Fall der Bastille und den ersten Funken der Revolution im Mutterland Frankreich wurden die Inseln, die das heutige Haiti bilden, 1789 in ein völliges Chaos gestürzt. Sklaven und Arbeiter, angeführt von Revolutionären mit bösen Absichten, rebellierten gegen ihre Herren und Arbeitgeber.

In der Hoffnung, der Gewalt zu entkommen, floh Jean Bérard du Pithon, Oberhaupt einer der reichsten Familien der Inseln, mit seiner Familie und Pierre Toussaint, einem seiner Sklaven, nach New York.

In der irrigen Annahme, dass der Aufstand nur von kurzer Dauer sein würde, nahm Herr Bérard du Pithon nur wenig Geld mit. Bald war sein Geld aufgebraucht und er wurde zu niederen Arbeiten gezwungen. Aufgrund seines sozialen Status war er die Strapazen und Schwierigkeiten dieser Art von Arbeit nicht gewöhnt, und sie setzten ihm schwer zu. Gerade als es nicht mehr schlimmer werden konnte, starb Herr du Pithon 1791 und hinterließ seine Witwe Marie Elizabeth ohne Geld, ohne Einkommen und ohne die Möglichkeit, sich beides zu beschaffen. Marie erkannte die Verzweiflung ihrer Lage und verfiel in eine tiefe Depression.

Als Pierre Toussaint seine Herrin so verzweifelt sah, war er voller Mitleid. Obwohl er die Situation leicht hätte ausnutzen können, um wegzulaufen und frei zu leben, zog er es vor, im Dienst seiner Herrin zu bleiben. Außerdem arbeitete er nach getaner Arbeit als Friseur und bediente die wohlhabenden Damen der New Yorker Gesellschaft. Da er über ein überdurchschnittliches Talent verfügte, florierte diese Arbeit. Pierre war jedoch nicht daran interessiert, für sich selbst Geld zu verdienen, sondern schenkte Frau Marie Bérard große Summen davon. Er arbeitete so hart, dass er sie nicht nur vor der Armut bewahrte, sondern es ihr auch ermöglichte, den gleichen Lebensstandard wie vor dem Tod ihres Mannes zu genießen.

Euphemia Toussaint, die Nichte von Pierre Toussaint.
 Alle drei Bilder wurden von Anthony Meucci gemalt.

In seiner Beziehung zu Frau Bérard zeigte Pierre einen Geist der Nächstenliebe und Unterwerfung, der eher engelhaft als menschlich war. Pierre veranstaltete oft große Feste für Marie und bezahlte für alles. Sobald die Feste begannen, schlüpfte er in das Gewand eines Butlers und bediente die Gäste, ohne sich anmerken zu lassen, dass er nicht mehr war als der treue Diener seiner Herrin.

Mit Pierres Hilfe bekam Marie ihr Leben wieder in den Griff. Sie heiratete wieder und gewann etwas von der Stabilität zurück, die sie verloren hatte.

In der Zwischenzeit sparte Pierre eine ansehnliche Summe, mit der er seine Schwester und seine zukünftige Frau Juliette freikaufte. Er strebte nicht einmal nach seiner eigenen Freiheit. Völlig zufrieden mit seiner Stellung, bleibt er Sklave, bis Frau Marie Bérard ihm auf dem Sterbebett die Freiheit gewährt. Man schrieb das Jahr 1807, und Pierre war 41 Jahre alt.

Eine typische Dame der New Yorker High Society
des frühen 19. Jahrhunderts.

Nach seiner Freilassung setzte Pierre seine Wohltätigkeitsarbeit fort. Wenn er nicht gerade Haare frisierte, half er Pestopfern. Zusammen mit Juliette zog er mehrere junge, verlassene schwarze Jungen auf und fand Arbeit für sie.

Im Jahr 1853 starb Pierre Toussaint, nachdem er 85 Jahre lang nach dem Evangelium gelebt hatte.

Die erbauliche Geschichte von Pierre Toussaint wird heute kaum noch erzählt. Ende 2007 wurde er jedoch erneut in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Bei dem sechsjährigen Joseph Peacock wurde eine schwere Skoliose diagnostiziert, und er sollte bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr eine Rückenschiene tragen müssen. Ermutigt durch einen Artikel über Pierre Toussaint in der Washington Post, der während des „Black History Month“ veröffentlicht wurde, beteten Josephs Mutter Lisa und ihr Mann John zu Toussaint und baten um Heilung für ihren Sohn.

Porträt von Pierre Toussaint mit Autogramm

Ein paar Tage später wurde Joseph zur Anpassung der Schiene vorstellig. Bei einer zweiten Röntgenuntersuchung verkündete Dr. Sponseller, Josephs Kinderarzt, schockierende Ergebnisse. Sein Rücken wies lediglich eine Krümmung von 10 Grad auf, was im normalen Bereich liegt. Als die Familie Dr. Sheila Murphy um eine zweite Meinung bat, erklärte sie: „Meiner Meinung nach ist die Umkehrung von Joeys Skoliose mit dem derzeitigen medizinischen Denken nicht erklärbar.“

Sofort wurde die Geschichte von Joeys Heilung nach Rom geschickt, wo das Heiligsprechungsverfahren für Pierre Toussaint seit 1968 läuft. Wenn die Geschichte den strengen Prüfprozess des Vatikans besteht und für wundertätig erklärt wird, ist das letzte Hindernis für Toussaints Seligsprechung beseitigt. Es bedarf dann nur noch eines Wunders, um als erster schwarzer Heiliger Amerikas heiliggesprochen zu werden.

Wie schön wäre es, Pierre Toussaint in unseren Tagen heiliggesprochen zu sehen. Sein Leben steht in scharfem Kontrast zu dem radikal egalitären Geist, der die moderne Gesellschaft beherrscht. Pierre Toussaint förderte die soziale Harmonie, während viele moderne Bürgerrechtsführer darauf bedacht zu sein scheinen, Uneinigkeit und Feindseligkeit zwischen Rassen und Klassen zu schüren.


Diesem modernen egalitären Geist ist eine Leugnung jeglicher Ungleichheit inhärent. Obwohl alle Menschen im Grunde genommen gleich sind, sind ihre Akzidenzen [nicht wesensbestimmte Eigenschaften] in hohem Maße und unbestreitbar ungleich. Der heilige Thomas von Aquin lehrt, dass Gott diese Ungleichheiten geschaffen hat, damit die Schöpfung ihn und seine Tugenden besser widerspiegeln kann. So muss jeder Mensch seinen Platz in der Schöpfung entsprechend seinen Talenten und Fähigkeiten finden und sich damit begnügen, sie nach besten Kräften auszufüllen.

Aufgrund seiner heldenhaften Treue und Unterwerfung gegenüber Marie Bérard praktizierte Toussaint ein Maß an Tugend, vor dem Könige sich in Ehrfurcht verneigen sollten. Durch seinen Dienst verkörperte er bestimmte Tugenden und Eigenschaften wie Demut und Gehorsam, die selbst der größte Kaiser nur mit großer Mühe erreichen könnte.

Im Gegenteil, diejenigen, die den Aufstand und den Klassenkampf bevorzugen, sind nicht in der Lage, die Größe, die Toussaint auf diese Weise erlangte, zu ergründen.

Möge die Gottesmutter gewähren, dass die Heiligsprechung von Pierre Toussaint endlich stattfindet, ihn auf die Würde der Altäre erhebt, wo er hingehört, und die tiefgreifenden egalitären Irrtümer unserer Zeit besiegt.

Buch: Gedenken an Pierre Toussaint


Aus dem Englischen übersetzt mit Deepl-Übersetzer (kostenlose Version) von https://nobility.org/2014/06/pierre-toussaint-nobility/

30 Juni 2014. Eingesehen am 29. Juni 2022

Diese deutsche Fassung „Wie ein bescheidener Diener die New Yorker Oberschicht veränderte“ erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Montag, 27. Juni 2022

Fünf entscheidende Lehren aus dem Aufruhr um Roe v. Wade

von John Horvat II

Roe v. Wade ist tot.

      Die Entscheidung, das amerikanische Abtreibungsgesetz zu kippen, bedeutet mehr als nur das Ende eines schlechten Gesetzes. Es verändert die moralische Debatte im heutigen Amerika. Die Aufregung über die durchgesickerte Stellungnahme, die dem Urteil vorausging, und die dramatischen Folgen daraus enthalten fünf entscheidende Lehren, an denen sich die post-Roe-Zukunft orientieren muss.

      Die Lektionen begannen mit dem durchgesickerten Gutachten. Wahrscheinlich wollte derjenige, der sie durchsickern ließ, den Boden für eine wütende Reaktion bereiten. Die normale Veröffentlichung einer unbekannten Entscheidung im Juni hätte die Mobilisierungsfähigkeit der Abtreibungsbefürworter eingeschränkt. Der durchgesickerte Inhalt mit der guten Nachricht von der Aufhebung von Roe verlieh der Sache der Linken zusätzliche Dringlichkeit und Leidenschaft. Die Linke brauchte die zusätzlichen Wochen, um Hysterie zu schüren.

      Die Hysterie hat nicht nur die Abtreibungsbefürworter gestärkt, sondern auch das wahre und grausame Gesicht der Bewegung offenbart. In der Debatte geht es nicht mehr um eine sorgfältig geplante Kampagne, die von den Mitarbeitern von Planned Parenthood im Namen der Gesundheit der Frauen gesteuert wird. Die Hysterie der Radikalen verbirgt nichts; sie ermöglicht es den Menschen zu sehen, was die Abtreibungsbefürworter eint und ausmacht. Es ist nun viel leichter zu erkennen, dass die Abtreibungsbefürworter zwei Strömungen, zwei Mentalitäten und, ja, zwei Amerikas hervorgebracht haben.

Aus der Hysterie um Roe v. Wade lassen sich fünf Lehren ziehen.

1. Die Abtreibung ist eine Debatte über den falschen Begriff von Freiheit. Die erste Lehre ist, dass die Fiktion der Gesundheit von Frauen nicht mehr das wichtigste Argument der Abtreibungsbefürworter ist. Die Hysteriker haben das Wort ergriffen und das Thema dargestellt als die Freiheit, das zu tun, was auch immer man will, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen oder menschliche Hindernisse - selbst wenn es bedeutet, Babys zu töten. Die radikalen Abtreibungsbefürworter akzeptieren keine Einschränkungen; sie leugnen die biologische und metaphysische Realität.

2. Die Abtreibung vereint alle Formen der Unreinheit und alle ungeordneten Leidenschaften. Zur Hysterie um das durchgesickerte Gutachten gesellten sich Proteste aus dem gesamten Spektrum der Themen der sexuellen Revolution. Man kann sie nicht voneinander trennen. Sobald man die ungeordneten sexuellen Leidenschaften befriedigt, ist jede Beziehung möglich und erwünscht. Die Abtreibungsbefürworter stellen daher eine Verbindung zwischen der Abtreibung und der LGBTQ+-Agenda her (ihre Fahnen waren bei den Protesten dabei). Sie kommen zu Recht zu dem Schluss, dass ein Verbot der Abtreibung alle moralischen Verirrungen bedroht. Je mehr Richter Alito in seiner durchgesickerten Stellungnahme darauf bestand, dass es keine Verbindung zwischen diesen Themen gibt, desto mehr stellte die Linke diese Verbindung her.

3. Abtreibung eint die politische Linke. Traurigerweise eint der Kampf um die Abtreibung die Linke mehr als die Rechte. Die Linken lassen in dieser Frage keine Kompromisse zu. Die Demokratische Partei hätte alles zu gewinnen, wenn sie ihre Haltung zur Abtreibung mäßigen würde. Doch da sie sich nun dem Totalitarismus verschrieben hat, lässt sie keinen Dissens mehr zu. Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten teilen alle die gleiche Leidenschaft für die Abtreibung, da sie wissen, dass dies ihre egalitären Ziele unterstützt. Ihre Fahnen, Symbole und Slogans waren Teil der Proteste nach dem Leak.

4. Die Abtreibungsradikalen befolgen oder brechen das Gesetz, wenn es ihnen nützt. Die Abtreibungsbefürworter benutzten Roe v. Wade als Knüppel des „festen Rechts“ gegen die Pro-Life Bewegung. Jetzt jedoch, da Roe tot ist, ist zu erwarten, dass die marxistische Maxime, wonach Rechtmäßigkeit bedeutet, was immer den Fortschritt der Revolution begünstigt, an ihre Stelle tritt. Die Aktivisten skandieren nun: „Wir werden nicht gehorchen!“ In der Tat drohen politische Beamte und Staatsanwälte bereits damit, das Gesetz dort nicht durchzusetzen, wo Abtreibung illegal wird. Die Hysterie nach dem Leak hat viele dazu veranlasst, das Gesetz zu brechen, indem sie protestierten und die Richter des Obersten Gerichtshofs selbst in ihren Wohnungen bedrohten. Sie haben Schwangerschaftszentren und Kirchen verwüstet. Die Entscheidung, Roe zu kippen, könnte zu einem „Sommer der Wut“ führen, in dem Demonstranten randalieren, Feuer legen, töten, verstümmeln und zerstören. Unterstützende Linke in der Regierung und in den Medien werden der Gewalt ihren Segen geben, indem sie das Mantra vom „größtenteils friedlichen“ Jahr 2020 wiederholen.

5. Die Abtreibungsfrage repräsentiert zunehmend diejenigen, die gegen Gott und für Satan sind. Die schockierendste Enthüllung der Post-Leak-Hysterie war der offen gottfeindliche und pro-satanische Zorn. Tatsächlich fanden satanische Symbole, blasphemische Schilder und hasserfüllte Slogans ihren Weg in die Proteste. Andere riefen dazu auf, katholische Kirchen (am Muttertag) anzugreifen und zu verwüsten. Satanistische Gruppen behaupteten erneut, Abtreibung habe für sie sakramentalen Charakter. Tabernakel wurden gestohlen. Das Allerheiligste Sakrament wurde geschändet. Katholische Politiker, die die Abtreibung unterstützen, widersetzten sich den kirchlichen Autoritäten mit sakrilegischen Kommunionen. All diese Dinge geschahen ohne offiziellen Protest oder Bedauern seitens der Abtreibungsbefürworter.

* * *

      Die Hysterie nach dem Leak und der aufkommende Sturm verraten also viel über die Abtreibungsbewegung.

      Bei Roe v. Wade geht es nicht nur um Abtreibung. Es ist mit einer ganzen Reihe von Themen und einer Weltanschauung verbunden. Die Linke sieht das klar. Die Rechte nicht so sehr.

      Die Proteste haben der Nation einen Eindruck davon vermittelt, wo die Linke und die Abtreibungsbewegung hinwollen. Die Rechte muss die Kluft zwischen den Weltanschauungen in aller Deutlichkeit erkennen und sich auf den Glauben und die christliche Zivilisation besinnen. Sie muss ein entgegengesetztes Programm annehmen, das alles vereint, was dem Gesetz Gottes entspricht.

      Hier sind fünf Wege, wie die Rechte zurückschlagen sollte. Sie sind der Weg zum Sieg:

1. Die Pro-Life-Bewegung muss sich um die wahre Vision der Freiheit scharen. Freiheit ist demnach eine Regel der Selbstbeherrschung, die es dem Menschen erlaubt, frei von der Tyrannei der Leidenschaften zu leben und ein Leben voller Wahrheit und Schönheit zu ermöglichen. Sie ist eine geordnete Freiheit, keine ungezügelte Libertinage.

2. Die Pro-Life-Bewegung muss alles umfassen, was rein und moralisch ist. Sie muss all jene vereinen, die an das natürliche Moralgesetz glauben. Die Linke hat verkündet, dass es so etwas wie eine Ein-Themen-Politik nicht gibt, da alle diese Themen miteinander verbunden sind. Die Pro-Life-Bewegung muss den Konflikt genauso sehen und sich dieser Herausforderung stellen, und vor allem der LGBTQ-Offensive widerstehen, die alles untergräbt, wofür sie steht.

3. Der Kampf gegen die Abtreibung muss als Plattform für die Einigung der politischen Rechten dienen. Nachdem sich die Linke mit überwältigender Mehrheit als Abtreibungsbefürworterin definiert hat, muss die Rechte konsequent sein und sich auf dieses erfolgreiche Thema (gegen die Abtreibung) einigen. Sie muss den politischen Kampf fortsetzen, indem sie Gesetze verabschiedet, die Abtreibung undenkbar machen. Das Ziel muss der totale Sieg sein.

4. Die Bewegung muss sich an das Gesetz halten. Nur weil die Linke das Gesetz bricht und Chaos stiftet, heißt das nicht, dass die Abtreibungsgegner auch außerhalb des Gesetzes handeln sollten. Die Linke weiß, wie sie jeden Rechtsbruch der Rechten zu ihrem Vorteil ausnutzen kann. Welche Weisheit liegt darin, den Linken in die Hände zu spielen? Pro-Life-Aktivisten, die das Gesetz brechen, verraten die Bewegung. Abtreibungsgegner müssen den Kampf legal und friedlich führen. Sowohl Abtreibungsgegner als auch Abtreibungsbefürworter, die gegen das Gesetz verstoßen, müssen angeprangert werden.

5. Der Kampf für das Leben muss immer religiös begründet sein, für Gott, der Quelle aller Gnade und des Lebens. Die Linke weiß, dass Gott im Mittelpunkt der Debatte steht. Sie weiß, dass die Kirche das moralische Gesetz vertritt, und macht sie zur Zielscheibe ihres Handelns. Ihre Radikalen beschwören Satan um Hilfe. Wie viel mehr sollte die Pro-Life-Bewegung die überwältigende Macht Gottes und der Gottesmutter anrufen, um den endgültigen Sieg zu erringen.

      Die Hysterie nach dem Leak hat den Charakter der Abtreibungsdebatte verändert. Das Angebot von Schwangerschaftsabbruch ist keine Frage der Gesundheit, der Frau, der Politik oder des weltlichen Lebens. Abtreibung ist eine moralische Frage, die sie immer war: es ist die Tötung unschuldigen menschlichen Lebens.

      Die Linke definiert den Kampf um die Abtreibung in universellen moralischen, religiösen, ethischen und metaphysischen Begriffen neu. Diese Neudefinition der Debatte verschafft den Verteidigern des Lebens einen Vorteil. Die Befürworter des Lebensschutzes müssen sich der Situation stellen und mit legalen Mitteln zum Angriff übergehen.

 

 Aus dem Englischen übersetzt mit Deepl/Translator (kostenlose Version) von https://www.tfp.org/five-crucial-lessons-from-the-uproar-over-roe-v-wade/?pkg=TFPE22229

vom 24. Juni 2022

Diese deutsche Fassung „Fünf entscheidende Lehren aus dem Aufruhr um Roe v. Wade“ erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Donnerstag, 23. Juni 2022

Ein globaler Kulturkrieg, den der Westen gewinnen muss

„Wenn das Wahre Christliche Abendland das Kind ist,
ist die von Davos gesteuerte Version das Badewasser“


Von John Horvat II

      Der Krieg in der Ukraine ist mehr als nur ein ungerechter Angriffskrieg Russlands. Er richtet sich auch gegen den Westen als Konzept und geopolitischen Block. Am Horizont zeichnet sich ein globaler Kulturkrieg ab, der alles zu zerreißen droht.

      Im Mittelpunkt dieses Kampfes stehen zwei Vorstellungen, eine wahre und eine falsche, von dem, was „der Westen“ bedeutet. Diese beiden Modelle vereinen die Liberalen und bringen die Konservativen gegeneinander auf. Die breite Öffentlichkeit ist verwirrt und weiß nicht, welche Version zu verteidigen oder zu bekämpfen ist.

Der Begriff des Christentums

      Die wahre Version könnte man als das „wahre christliche“ Abendland bezeichnen. Sie entspricht dem Block von Nationen, die die Welt durch ihre Verbindung zu einer europäischen Vergangenheit, insbesondere ihrer reichen christlichen Kultur, geleitet haben. Sie wurde durch das Christentum repräsentiert und auf all jene Gebiete - vor allem in der Neuen Welt - angewandt, die seine metaphysische und religiöse Vision des Lebens teilten.

      Dieser Westen entwickelte Systeme des Rechts, der Bildung, der Logik und der Moral, die den Fortschritt und das menschliche Wohlergehen begünstigen. Seine Metaphysik stützt sich auf die Natur der Dinge und eine erkennbare objektive Wahrheit. Das Zentrum dieser Zivilisation ist Gott, sein Gesetz und die Kirche.

      Die moderne Gesellschaft profitiert von den Überresten dieser christlichen Zivilisation, die überlebt haben, auch wenn sie ihre fernen Wurzeln verleugnen. Wenn es in der heutigen Gesellschaft überhaupt eine Ordnung gibt, dann deshalb, weil in ihren Strukturen, Gesetzen und Institutionen noch Spuren des wahren christlichen Abendlandes zu finden sind.

      Die gegenwärtige postmoderne säkulare Gesellschaft lehnt dieses Modell ab. Das „westliche“ „woke“-Establishment und eine entsprechende dekadente säkulare Kultur verachten es sogar.

Der von Davos geprägte Westen

      Das zweite Konzept des „Westens“ ist etwas völlig anderes. Sowohl die Linke als auch die Rechte verwenden diese Definition, um das wahre christliche Abendland anzugreifen. Dieser „Westen“ wird mit eben jenen europäisch verbundenen Nationen assoziiert, die sich in riesigen wirtschaftlichen und politischen Netzwerken ausdrücken. Er verkörpert eine auf Regeln basierende Ordnung, die den Liberalismus als politisches System der Moderne aufrechterhält. Man könnte ihn als den von Davos gesteuerten Westen bezeichnen.

      Dieser „Westen“ nimmt enorme Anleihen beim sozialen Kapital und der rationalen Infrastruktur des christlichen Abendlandes, ohne sich jedoch jemals zu seiner Schuld zu bekennen. Er leidet unter der Dunkelheit der Aufklärer, die die soziale und moralische Einheit des wahren christlichen Abendlandes zerbrachen und eine individualistische, materialistische Welt förderten. Doch dieser Westen verbreitet auch seine säkulare Dekadenz, die seinen Untergang beschleunigt.

      Wenn das Wahre Christliche Abendland das Kind ist, ist die von Davos gesteuerte Version das Badewasser. Das Letztere wird gegen das Erstere eingesetzt. Die Liberalen hassen die Werte des Wahren Christlichen Abendlandes, während sie alle Annehmlichkeiten und Fortschritte genießen, die aus ihm hervorgegangen sind. Die Konservativen hassen den von Davos gesteuerten Westen, während sie inmitten seiner moralischen Verderbtheit und seines gottlosen Säkularismus ums Überleben kämpfen.

      Dieser von Davos gesteuerte Westen schien in der Zeit nach dem Kalten Krieg überall triumphiert zu haben. Alles schien sich auf ein einziges globalisiertes Dorf hinzubewegen, das in einem Fest der frenetischen Unmäßigkeit Vergnügungen und Leidenschaften nachging, ohne Gott anzuerkennen. Seine fortschrittliche Technologie bringt alle Dinge sofort und mühelos zusammen.

Die Erschütterung des Zweiten Westens

      Dieser Triumph schien sicher, bis COVID und dann die Ukraine die Dinge weiter destabilisierten.

      Der Ukraine-Konflikt zielt auf den von Davos gesteuerten Westen und seine riesigen Netzwerke. Die globalen Verbindungen, die die westliche Hegemonie aufrechterhielten, sind nun zerrissen. In nur wenigen Monaten hat die Ukraine die Globalisierungsarbeit einer ganzen Generation zunichte gemacht.

      Beide Seiten sind an dieser Abkopplung beteiligt. Jede neue Sanktion, die gegen Russland verhängt wird, macht es schwieriger, eine globalisierte Welt wiederherzustellen. Jeder neue Schritt, den Russland in der Ukraine unternimmt, bedeutet die Zersplitterung der Welt in neue Hegemonien, Handelsblöcke, ideologische Strömungen und ungünstige Partnerschaften. Das Endergebnis wird die irreparable Abtrennung des Ostens vom Westen sein.

      Der Westen als geopolitische Einheit wird zerbrochen und macht den Weg frei für eine unbekannte multipolare Welt. Viele auf der Rechten begrüßen diese Entwicklung als Reinigung des schmutzigen kulturellen Badewassers. Gleichzeitig feiern die Linken den Untergang des Einflusses des wahren christlichen Abendlandes, das noch eine gewisse moralische Ordnung in der Gesellschaft aufrechterhält.

Die Vernichtung des Ersten Westens

      Das wichtigste Ziel des Krieges in der Ukraine ist jedoch das Wahre Christliche Abendland.

      Russland hat sich diesem Wahren Christlichen Westen nie ganz angeschlossen. Es ist eine osteuropäische Nation, die fast ein Jahrtausend lang von der östlichen Orthodoxie beherrscht wurde. Aufbauend auf dieser Vergangenheit versucht Wladimir Putins eurasische Bewegung, ein antiwestliches Netzwerk von Ländern zu schaffen, die von seinen seltsamen Ideologien und starren Autokratien durchdrungen sind. Russland, China und ihre Klientelstaaten versuchen, das wahre christliche Abendland durch einen Rahmen zu ersetzen, der alte Irrtümer (von denen viele merkwürdigerweise westlich sind) auf der Grundlage von Nationalismus, Marxismus, Gnostizismus und sogar mystischen Elementen recycelt. Was Russlands panslawistischen Eurasianismus (von Alexander Dugin) oder Xi Jinpings „neue Ära des Sozialismus mit chinesischen Merkmalen“ eint, ist ihr militanter antiwestlicher und promarxistischer Charakter.

      Die russischen Ideologen hassen die Spuren des wahren christlichen Abendlandes, die in den heutigen Institutionen, Regeln und Systemen noch immer vorhanden sind. Sie haben es besonders auf die katholische Kirche und ihre Lehren abgesehen, die die stagnierende Orthodoxie herausfordern. Diese Denker lehnen die rationale Ordnung des Westens ab und stellen sich ein primitives, mystisches, stammesorientiertes und gemeinschaftliches Russland vor.

      Viele westliche Philosophen, von denen sich einige selbst als Heiden oder Okkultisten bezeichnen, bewundern wie ihre russischen Kollegen dieses primitive russische Ideal. Der Autor Matthew Rose hat in seinem 2022 erschienenen Buch A World After Liberalism: Philosophers of the Radical Right (Eine Welt nach dem Liberalismus: Philosophen der radikalen Rechten) die Welt von fünf Schlüsselfiguren aus untersucht, die die gegenwärtige Debatte gegen den Westen beeinflusst haben: Oswald Spengler, Julius Evola, Alain de Benoist, Francis Parker Yockey und Samuel Francis. Ihre pro-russische Position schließt eine scharfe Kritik am westlichen Christentum ein, das ihrer Meinung nach die natürlichen Triebe deformiert und die sozialen Beziehungen schwächt.

      Darüber hinaus hasst die Linke weltweit alle Erscheinungsformen des wahren christlichen Abendlandes, da es ihr eine Überlegenheit in einer egalitären Welt unterstellt. Dieser Hass ist so stark, dass das „woke“-Establishment nun einen „Bürgerkrieg gegen alles“ führt, der darauf abzielt, alle christlichen Werte aus der westlichen Gesellschaft zu tilgen.

Das Ziel ist der Westen

      Russland lehnt also beide Westen ab, den wahren und den falschen. Es versucht, die riesigen Netzwerke des von Davos gesteuerten Westens zu zerstören, von denen es fälschlicherweise glaubt, dass sie den wahren christlichen Westen ruinieren, indem sie ihm den weltweiten Wohlstand nehmen. Russland und China fordern diese Netzwerke mit einem Anti-Davos-getriebenen Osten heraus, der wirtschaftliches Chaos verursachen und die amerikanische Hegemonie zerstören wird. Russland schlägt auch falsche Ideologien vor, die alle Spuren der westlichen christlichen Zivilisation ersetzen werden.

      Noch tragischer ist, dass die westlichen Nationen ihren christlichen Ursprung in echten und falschen Formen ins Visier nehmen. Der Krieg zerbricht die Einheit ihrer riesigen Netzwerke und Lieferketten, die durch jahrzehntelanges Vertrauen in kommunistische Handelsabkommen gefährdet sind. Der Kulturkrieg innerhalb des wahren christlichen Westens zieht ihn in eine ähnliche heidnische, pantheistische, woke-Welt hinab, die die moderne Zivilisation mit Haut und Haaren zerstören wird.

      So hat ein globaler Kulturkrieg begonnen, und auf dem Spiel steht die Zukunft des Westens.

      Um in diesem Krieg zu kämpfen, darf der Westen die rationale Ordnung, die Rechtsstaatlichkeit und die objektive Metaphysik, die ihm Struktur und Ordnung verleihen, nicht ablehnen. Er muss sich gegen die postmoderne Zerstörung von Logik und Erzählungen wehren. Vor allem aber muss der Westen zu seinen Ursprüngen zurückkehren, die in Gott, in seinem Gesetz und in seiner heiligen Kirche liegen.

      Solche Lösungen ähneln den unbeachteten Botschaften, die Unsere Liebe Frau von Fatima 1917 gab, als die russische Gefahr auf der Weltbühne explodierte. Sie sind heute noch genauso gültig wie damals.

 

Aus dem Englischen übersetzt mit Hilfe von Deepl-Übersetzer (kostenlose Version) von
https://www.tfp.org/a-global-culture-war-that-the-west-must-win/?pkg=TFPE22226
20. Juni 2022 |

Diese deutsche Fassung „Ein globaler Kulturkrieg, den der Westen gewinnen muss“ erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com

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Dienstag, 21. Juni 2022

Traditionelle Anti-Ultramontanisten verfehlen das Ziel


José Antonio Ureta

      Der Redakteur von OnePeterFive war so freundlich, zu Beiträgen über den Ursprung der übermäßigen Unterwürfigkeit vieler Katholiken gegenüber den offensichtlich falschen Lehren und Maßnahmen von Papst Franziskus aufzurufen.

      Er sagt, eine solche Haltung entspringt dem „falschen Geist des Ersten Vatikanischen Konzils“ und dem, was er Hyperüberultramontanismus nennt. Dieser scheinbar humorvolle Ausdruck scheint eine antipolemische Absicherung zu sein. Tatsächlich zeigt das Impressum des Artikels eine päpstliche Tiara, über der „Ultramontanismus und der falsche Geist des Vatikanums I“ steht. Das Fehlen der Vorsichtsvorsilbe hyperüber war vielleicht ein Versehen, aber es ist dennoch aufschlussreich.

      Ich nehme die Einladung an und beginne mit der Feststellung, dass ich Peter Kwasniewskis Beobachtung in einem kürzlich erschienenen Artikel zustimme, dass die Beschränkung auf das „Lehramt des Augenblicks“ der kirchlichen Lehre widerspricht.[1] Es bedeutet, die Schrift und die Tradition zu ignorieren und nicht unfehlbare Neuigkeiten des gegenwärtigen Papstes und der Bischöfe als den einzigen Weg zur Erkenntnis der Wahrheit zu akzeptieren. Ich stimme voll und ganz mit seiner Verwendung der Begriffe „magisterial“ (lehramtlich) und „hyperpäpstlich“ überein, um diejenigen Katholiken zu bezeichnen, die diesen verfälschten Gehorsam annehmen. Während er in der Vergangenheit den Begriff Ultramontanismus für solche Katholiken verwendete, hat er dies jetzt nicht mehr getan.[2]

      Letztes Jahr habe ich zwei Artikel für OnePeterFive[3] und einen für RorateCoeli[4] geschrieben, um die falsche Charakterisierung des Ultramontanismus durch die Traditionalisten anzusprechen. Ich habe drei Dinge aufgezeigt:

      1. Der spätere Kardinal Edouard Pie, der prominenteste Führer der französischen Ultramontanen während des Ersten Vatikanischen Konzils, hatte eine sehr ausgewogene Vorstellung von der päpstlichen Monarchie und den Grenzen der lehramtlichen und regierenden Autorität des römischen Pontifex;

      2. die missbräuchliche Forderung, dass sich die Gläubigen uneingeschränkt an die nicht unfehlbaren Lehren und Regierungsakte eines regierenden Papstes halten sollten, kam von der liberalen Strömung während des Pontifikats von Leo XIII., der verlangte, dass die monarchistischen französischen Katholiken die säkulare Freimaurerrepublik ihres Landes akzeptieren sollten; und,

      3. Die Päpste, die der liberalen Strömung am nächsten standen - Benedikt XV., Pius XI. und die Konzilspäpste - verschlimmerten diesen Missbrauch während des gesamten zwanzigsten Jahrhunderts. Der Prozess gipfelte im Totalitarismus des gegenwärtigen Pontifex, was Henry Sire dazu veranlasste, ihn treffend als „Diktator-Papst“ zu bezeichnen.

      Prof. Roberto de Mattei schrieb seinerseits einen Artikel, in dem er den Kontext der Kontroverse zwischen Ultramontanen auf der einen und Gallikanern und Liberalen auf der anderen Seite darstellte.[5] Er zeigte, wie der selige Pius IX. den Ultramontanismus voll unterstützte. Er führte zwei Beispiele an, die zeigen, wie ausgewogen die ultramontane Strömung war. Das erste war eine Erklärung der (damaligen) deutschen Bischöfe. Sie wiesen darauf hin, dass das Lehramt des Papstes und der Bischöfe „auf den Inhalt des unfehlbaren Lehramtes der Kirche im Allgemeinen und auf den Inhalt der Heiligen Schrift und der Tradition beschränkt ist“ (Denz.-H 3116). Das zweite war eine Aussage von Kardinal Manning, die von Michael Davies zitiert wurde: „Die Unfehlbarkeit ist keine Eigenschaft, die einer Person innewohnt, sondern eine Hilfe, die mit einem Amt verbunden ist.“[6]

      Schließlich hob Prof. de Mattei die paradoxe Übernahme der Feindseligkeit des dominikanischen Theologen Yves Congar gegenüber dem Ultramontanismus durch einige Teile des Traditionalismus hervor. Er war einer der Hauptarchitekten des Zweiten Vatikanischen Konzils und wetterte in seinem Konzilstagebuch gegen das, was er die „elende ultramontane Ekklesiologie“ nannte.[7] Am 9. Dezember 1962 schrieb er: „Alles, was getan wird, um Italien vom politischen, ekklesiologischen oder frommen Ultramontanismus zum Evangelium zu bekehren, ist auch für die Weltkirche ein großer Gewinn“[8].

      Nur wenn die historischen Daten, die in dem Artikel des bekannten Historikers und in meinen drei Artikeln angegeben werden, falsch sind, wäre es legitim, die ultramontane Strömung weiterhin für die ungerechtfertigte Akzeptanz der Fehler des gegenwärtigen Papstes in der Lehre und der Leitung der Kirche verantwortlich zu machen. Es ist jedoch falsch, dies zu tun, wenn die Fakten wahr sind. Daher müssen diejenigen, die die heutige hyperpäpstliche Unterwürfigkeit den Ultramontanen zuschreiben, zuerst die Artikel von Prof. de Mattei und meine widerlegen. Sie sollten schlüssigere historische Daten liefern als die, die wir vorgelegt haben.

      Das ist bis jetzt nicht geschehen. Niemand hat das widerlegt, was Prof. de Mattei und ich geschrieben haben.

      Ich weise auf diese Inkohärenz hin und bitte die Ultra-über-anti-ultramontanen, intellektuell ehrlich zu sein. Sie müssen entweder widerlegen, was Prof. de Mattei und ich geschrieben haben, oder aufhören, den Ultramontanismus falsch zu charakterisieren. Außerdem sollten sie zugeben, dass die Geschichte zeigt, dass der Magisterialismus und der Hyperpapalismus die falschen Früchte der liberalen katholischen Strömung sind, die auf Autoritarismus zurückgreift, um ihre Fehler durchzusetzen.

Bildnachweis: © sborisov - stock.adobe.com

Fussnoten

      1. Peter Kwasniewski, “How Protestants, Orthodox, Magisterialists, and Traditionalists Differ on the Three Pillars of Christianity”, OnePeterFive.com, 26. Mai 2022, https://onepeterfive.com/how-protestants-orthodox-magisterialists-and-traditionalists-differ-on-the-three-pillars-of-christianity/.

      2. Peter Kwasniewski, „Meine Reise vom Ultramontanismus zum Katholizismus“, Catholic Family News, Feb. 4, 2021, https://catholicfamilynews.com/blog/2021/02/04/my-journey-from-ultramontanism-to-catholicism/.

      3. „Den wahren Ultramontanismus verstehen“, OnePeterFive.com, 12. Oktober 2021, https://onepeterfive.com/understanding-true-ultramontanism/ und “Leo XIII: The First Liberal Pope Who Went Beyond His Authority”, OnePeterFive.com, 19. Oktober 2021, https://onepeterfive.com/leo-xiii-first-liberal-pope-who-went-beyond-his-authority/.

      4. Modernism, not Ultramontanism, Is the “Synthesis of All Heresies” - A Response to Stuart Chessman, RorateCaeli, Jan. 25, 2022, https://rorate-caeli.blogspot.com/2022/01/modernism-not-ultramontanism-is.html.

      5. Roberto de Mattei, „Papolatrie und Ultramontanismus sind nicht das Gleiche: Warum ich stolz bin, ein Ultramontaner zu sein“, RorateCaeli, Feb. 10, 2022, https://rorate-caeli.blogspot.com/2022/02/papolatry-and-ultramontanism-are-not.html.

      6. Michael Davies, „Das Konzil des Papstes Johannes“ (Chawleigh, Chulmleigh [Devon]: Augustine Publishing Company, 1977, 175.

      7. Yves Congar, „Mein Tagebuch über das Konzil“, trans. Mary John Ronayne und Mary Cecily Boulding (Adelaide, Australien: ATF Press, 2012), 485, abgerufen am 7. Juni 2022, https://archive.org/details/myjournalofcounc0000cong/mode/1up.

      8. Congar, Mein Tagebuch, 247.

 

Aus dem Englischen übersetzt mit Hilfe von Deepl-Übersetzer (kostenlose Version) von

https://www.tfp.org/traditional-anti-ultramontanists-miss-the-target/?pkg=TFPE22225

vom 10. Juni 2022

Diese deutsche Fassung „Traditionelle Anti-Ultramontanisten verfehlen das Ziel“ erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Sonntag, 19. Juni 2022

Die Jungfrau mit dem Vogel in Riom

 


Die Einwohner von Riom* hängen sehr an dieser Statue aus dem 14. Jahrhundert, die in der Kirche Notre Dame du Marthuret zu sehen ist und die sie während der Schreckensherrschaft (während der Französischen Revolution) vor Vandalen schützen konnten (die Metzgerzunft hatte sie an einen sicheren Ort gebracht).

Die Statue aus mehrfarbigem Stein ist wahrscheinlich das Werk eines Künstlers aus dem Umfeld von Jean de Berry (der Riom als Apanage erhalten hatte und dort ein Schloss errichten ließ, von dem nur noch die Kapelle übrig ist).


Der Legende nach war es jedoch ein Gefangener, der sie während seiner langen Haftzeit gemeißelt hatte, um die Zeit bis zu seiner Hinrichtung zu vertreiben. Als der verhängnisvolle Tag kam, war sie noch nicht fertig, aber schon so schön, dass man ihm eine Frist einräumte, um die Skulptur fertig zu stellen. Und es stellte sich heraus, dass während dieser Frist der wahre Schuldige des Verbrechens, dessen er angeklagt wurde, entdeckt wurde und der Künstler dem Tod entging!

Das Thema der Madonna mit dem Vogel stammt aus einer Legende, die in einem apokryphen Evangelium erzählt wird:


Das Jesuskind spielte damit, Vögel aus Lehm zu formen, und wenn es sie anhauchte, flogen sie davon... Einer von ihnen landete auf der Schulter der Jungfrau Maria. Jesus wollte ihn fangen, doch der Vogel packte ihn mit seinem Schnabel am Finger, was seine Mutter zum Lächeln brachte, da sie genau wusste, dass der Vogel ihr nichts tun würde...


Eine Kopie der Statue befindet sich auch am
Eingangsportal der Kirche.


 *) Riom ist eine französische Stadt mit 19.004 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Puy-de-Dôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Stadt ist Sitz der Unterpräfektur (französisch Sous-préfecture) des Arrondissements Riom, dieses besteht aus 13 Kantonen, sie ist Hauptort (französisch chef-lieu) des Kantons Riom.

Riom liegt an dem Flüsschen Ambène, nördlich von Clermont-Ferrand. (Wikipedia)

 

Aus dem Französischen übersetzt mit Hilfe von Deepl-Übersetzer (kostenlose Version) aus

http://pulsatilla.eklablog.com/la-vierge-a-l-oiseau-riom-63-a132182164

Freitag, 10. Juni 2022

Die Weihefähigkeit der Frau - Predigt von Professor May


Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!

Seit geraumer Zeit erheben Frauen und Frauenverbände, einige Theologen und viele Journalisten die Forderung, die Kirche solle Frauen die Priesterweihe spenden. Da scheint es mir angebracht, zu dieser Forderung Stellung zu beziehen. In der Zeit des Alten Testamentes waren weibliche Priester weit verbreitet. In vielen alten Religionen gab es Priesterinnen, nicht jedoch in der Glaubenspraxis der Juden, die Gott als das Volk erwählt hatte, dem er sich als erstes offenbaren wollte. Mitten in der Vielgötterwelt der alten Zeit bestimmte Israel die Männer des Stammes Levi zu Priestern, nicht aber Frauen wie in der sonstigen Umgebung. Die Juden denken noch heute so. Die Rabbinerin von heute ist keine Priesterin. Dieses Verhalten des alten Bundesvolkes dürfte für das neue Bundesvolk nicht unbeachtlich sein.

Der entscheidende Ausgangspunkt für die Beantwortung der Frage nach der Weihefähigkeit der Frau ist die Inkarnation des LOGOS, die Menschwerdung des Wortes Gottes. Sie ist in der Form des männlichen Geschlechtes erfolgt. Der Messias, Jesus von Nazareth, ist ein Mann. Damit ist von Gott eine Tatsache gesetzt, über die niemand hinweg kann. Er hat es nicht geoffenbart, warum es so sein musste, aber die Theologen haben sich Gedanken darüber gemacht. Sie legen folgende Erklärungen vor: Erstens: Dass der Sohn Gottes die menschliche Natur in ihrer männlichen Ausprägung angenommen hat, ist begründet im Werk Christi. Der menschgewordene Gottessohn sollte die ihm vom Vater übertragene Aufgabe in der Öffentlichkeit der Erde für die ganze Welt vollbringen. Die Öffentlichkeit ist aber hauptsächlich der Wirkraum des Mannes; die Frau wirkt mehr im Verborgenen. Der innere Grund, dass nur männlichen Getauften die Weihe gespendet wird, ist danach nicht in der natürlichen Unfähigkeit der Frau für den priesterlichen Dienst begründet, sondern in der dem Wesen des Mannes mehr entsprechenden Aufgabe des Priestertums. Nun wirft man heute ein, dass die Frau jetzt in der Gesellschaft in alle früher dem Manne vorbehaltenen Stellen eingerückt ist. Dazu ist zu sagen: Die gesellschaftliche Entwicklung ist nicht normativ für die Kirche. Sie ist eine Gesellschaft anderer Art wie die übrigen. Bei ihr sind Autorität und Vollmacht ganz anderer Natur, normalerweise mit dem Sakrament verbunden. Außerdem ist zu fragen – und ich hoffe, dass Sie mir Recht geben –, ob die heutige Praxis für die Frau, die Familie und das Volk in jeder Hinsicht gedeihlich ist. Es könnte sein, dass Mutterschaft und Mutterwürde unter dem Gleichstellungsbetrieb Schaden genommen haben. Das gleiche gilt für die gottgeweihte Jungfräulichkeit. Niemand kann ausschließen, dass sich die heutige Praxis wieder eines Tages ändert. Außerdem ist die Kirche eine Gesellschaft, die von allen anderen Gesellschaften verschieden ist. Sie ist einzigartig in ihrer Natur und ihren Strukturen. Es ist ebenso ausgeschlossen, den Zugang der Frau zum Priestertum aufgrund der Gleichheit der Rechte der menschlichen Person zu fordern. Zwischen Mann und Frau besteht insofern kein Unterschied, als alle zur Gotteskindschaft berufen sind, aber nicht zum Amt. Das Priestertum gehört nicht zu den Rechten der menschlichen Person. Es leitet sich aus der Ökonomie des Geheimnisses Christi und der Kirche her. Die Sendung des Priesters ist keine Funktion, die man zur Erhebung seiner sozialen Stellung erlangen könnte, sie gehört einer anderen Ordnung an. Die Natur des Priestertums wird völlig missverstanden, wenn man es als ein Recht betrachtet. Die Taufe verleiht kein persönliches Anrecht auf ein öffentliches Amt in der Kirche. Dieses ist die Frucht einer gnadenhaften, ausdrücklichen und gänzlich unverdienten Berufung. Es kann nicht wie ein Recht eingefordert werden, auch nicht vom Mann.

Zweitens liegt in dem Mannescharakter des LOGOS ein Hinweis auf die Art der Sendung Christi, nämlich der Welt das verlorene Leben wiederzubringen. Leben zu zeugen ist Mannessache. In diesem natürlichen Sachverhalt liegt eine Entsprechung dafür, dass der Sohn Gottes den Menschen das göttliche Leben in seiner Fülle einzeugt. So bedeutet nun auch beim Priester sein Charakter als Mann einen natürlichen Hinweis auf seine Sendung, in der Öffentlichkeit der Welt die Botschaft vom Reiche zu verkündigen und die Sakramente zu spenden und so das göttliche Leben zu vermitteln. Sache der Frau ist es mehr, das Leben aufzunehmen und zu hegen. Wenn es heute anders zu sein scheint, so ist das eben eine Verirrung, über die wir uns beklagen.

Drittens: Die Heilige Schrift bietet Ansätze für das Verständnis des Vorbehaltes der Priesterweihe für die Angehörigen des männlichen Geschlechtes. Christus hat sich selbst als Bräutigam bezeichnet. Die Jünger können nicht fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist, hat er gesagt. Johannes der Täufer sagt ebenso von Jesus: „Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam.“ Er selbst nennt sich den Freund des Bräutigams. Wenn Christus der Bräutigam ist, dann ist seine Gemeinde, dann ist die Kirche seine Braut. In diesem Sinne schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth: „Ich habe euch einem einzigen Manne anverlobt, um euch als treue Jungfrau hinzuführen zu Christus.“ Christus ist der Bräutigam, die Kirche ist seine Braut, die er durch sein Blut erworben hat. Indem sich die Offenbarung dieser Ausdrucksweise bedient, deutet sie an, warum die Menschwerdung in Form des männlichen Geschlechtes erfolgt ist, und verhindert, dass man von dieser historischen Tatsache absehen könnte. Aus diesem Grunde kann nur ein Mann Christi Stelle einnehmen, Zeichen seiner Gegenwart sein.

Viertens: Die gläubige Überlegung muss davon ausgehen, dass der Priester in besonderer Weise Werkzeug Christi ist. Es ist naheliegend, dass jener Getaufte, der Christus in besonderer Weise als Werkzeug seines Heilswirkens dient, auch an seiner natürlichen Eigenart Anteil hat. Die Kirche legt bei allen Sakramenten hohes Gewicht auf die Gleichheit und die Bedeutung des Zeichens. Für die Gültigkeit der Eucharistie verlangt sie die Frucht des Weinstocks und erlaubt auch in Notfällen kein anderes Getränk. Für die Taufe erkennt sie nur Wasser und keine andere Flüssigkeit als Materie für die gültige Taufspendung an. Für die Eheschließung kommen nur ein Mann und eine Frau, nicht zwei Männer oder zwei Frauen in Frage. Die sakramentalen Zeichen repräsentieren das, was sie bezeichnen, durch ihre natürliche Ähnlichkeit. Warum nimmt die Kirche Wasser zur Taufe? Weil das Wasser zur Reinigung dient, und die Taufe bewirkt eine übernatürliche Reinigung. Warum bedient sich die Kirche bei der Eucharistie des Brotes und des Weines? Weil das Nahrungsmittel sind, und weil die Eucharistie eine übernatürliche Nahrung ist. Und so muss auch bei der Weihe wegen der natürlichen Ähnlichkeit ein Mann die Stelle Christi vertreten. Der eigentliche Grund, warum es angemessen ist, dass die Apostel und ihre Nachfolger Männer sind, ist darin gelegen, dass sie im Namen Christi handeln und sein Werk fortsetzen. Der Priester handelt nicht in eigener Person, er ist ein Werkzeug, er repräsentiert Christus, der durch ihn handelt. Der Priester, der allein die Vollmacht hat, die Eucharistiefeier zu vollziehen, handelt in der Person Christi, d.h. an Christi Statt, er nimmt die Stelle Christi ein und wird sein Abbild. In allen Handlungen, die den Weihecharakter erfordern, ist der Priester das Abbild und Zeichen Christi selbst, der zusammenruft, der von Sünden losspricht, der das Opfer des Bundes vollzieht.

Fünftens: Ein weiteres Argument für das dem Mann vorbehaltene Amt des Priesters ist die lückenlose Überlieferung. Christus hat in seinem Leben eine zahlreiche Gefolgschaft gehabt, Männer und Frauen. Er hat in die Gruppe der zwölf von ihm erwählten Apostel keine Frauen einbezogen, auch nicht seine eigene Mutter. Seine Apostel waren allesamt Männer. Sie selbst haben nicht die Entscheidung getroffen, Frauen zu Priestern zu weihen. In der Frage des Priestertums richtet sich die Kirche nach dem Vorbild Jesu. Der letzte Abend seines irdischen Lebens diente der Einsetzung einer Feier, die wir Eucharistie nennen. Diese Feier wird ausdrücklich den Zwölfen aufgetragen. Das Verhalten Jesu und seiner Apostel erklärt sich nicht aus den Zeit- und Umweltverhältnissen. Weder Opportunitätsgründe noch soziologisch-kulturelle Bedingungen haben sie gezwungen oder veranlasst, Frauen nicht zum Dienst anzunehmen. In der Umwelt des jungen Christentums hatten mehrere heidnische Kulte Priesterinnen. Jesus hätte sich ihnen anpassen und dadurch vielleicht Sympathien gewinnen können. Die Behauptung, die Vorurteile seiner Zeit hätten Jesus abgehalten, Frauen in die Gruppe der Zwölf aufzunehmen, ist unhaltbar. Eine derartige Haltung passt nicht zu Jesus. Jesus schreckte vor Unklugheiten nicht zurück, wenn es ihm erforderlich schien. Man denke an sein Verhalten gegenüber dem Sabbatgebot. Christus hat mit vielen Vorurteilen gebrochen. Er setzte sich über seine Zeit hinweg, wenn es ihm notwendig schien. Die behauptete Zeitabhängigkeit Jesu liegt nicht vor. Sie deckt sich in keiner Weise mit seinem sonstigen herausfordernden Verhalten gerade gegenüber Frauen: Er zieht mit ihnen umher; er lässt sich berühren von ihnen und salben; er tröstet sie; er beruft sie zu Zeuginnen seiner Kreuzigung und seines leeren Grabes. Er setzt sich über seine Zeit hinweg. Die Kirchenväter stellen seit dem 3. Jahrhundert Maria als ein Beispiel für den Willen Christi in der Frage der Weihefähigkeit der Frau dar. Christus hat seine Mutter nicht mit dem apostolischen Amt betraut. Als die Apostel ihr Kollegium ergänzten, beriefen sie nicht Maria, sondern Matthias. Maria hat nie priesterliche Macht für sich gefordert. Der wörtliche Rat aus ihrem Munde lautete: „Tut, was er euch sagt.“ Die kirchliche Überlieferung steht seit zweitausend Jahren unverbrüchlich zu der ausschließlichen Weihefähigkeit von Personen des männlichen Geschlechtes. Niemals ist die Kirche der Auffassung gewesen, dass Frauen gültig die Priesterweihe empfangen können. Die Überlieferung der Kirche ist eindeutig und einmütig, sie ist auch verbindlich. Die Kirche hat zweitausend Jahre lang gleichsam unter einem Zwang gestanden, nämlich unter der Leitung des Heiligen Geistes. Unter diesem Einfluss hat sie so gehandelt, wie sie gehandelt hat, dass sie immer nur Männer zu Priestern geweiht hat.

Die Einschränkung der Weihe auf den Mann ist nicht aus der Herrschsucht geboren, sie bedeutet keine Zurücksetzung der Frau, sie ist Ausdruck der Verschiedenheit von Mann und Frau. Die Eigenart des männlichen und des weiblichen Wesens, die heute in unseliger Verblendung geleugnet wird, diese Eigenart hat zur Folge, dass Mann und Frau verschiedene Aufgaben haben. Die Frau bleibt ermächtigt und verpflichtet zu dem durch das allgemeine Priestertum übertragenen Dienst. Wenn Paulus schreibt, in Christus gebe es kein Unterscheiden mehr zwischen Mann und Frau, dann bezeichnet er damit die Wirkung der Taufe. Alle, die in der Taufgnade sind, können uneingeschränkt als gleich angesehen werden. Das Amtspriestertum dagegen ist Gegenstand der Berufung. Sie stellt kein mit der weltlichen Person verankertes Recht dar. Die Verschiedenheit der Aufgaben in der Kirche bedeutet keine Rangverschiedenheit im Reiche Gottes. Über die Innigkeit der Gottesgemeinschaft entscheidet nicht die amtliche Gewalt, sondern ausschließlich die opferbereite Liebe. Das Wertvollste im Reich Gottes ist nicht die amtliche Vollmacht, sondern das göttliche Leben, das Christusleben. Die Kirche hat Rang und Würde der Mütter in unüberbietbarer Weise herausgestellt. Seitdem Christus Maria seine „liebe Mutter“ nannte, ist der Muttername geheiligt. Seit das Evangelium an den Anfang die Worte stellte: „Maria, aus der geboren wurde Jesus mit dem Beinamen Christus“, ist die Mutterwürde eine Frohbotschaft geworden. Die christlichen Mütter üben in ihren Familien einen tiefen, einen unersetzlichen Einfluss aus. Der unvergessene Bischof Dyba von Fulda hat einmal gesagt: „Ich persönlich glaube, dass Christus aus Liebe zu den Kindern die Frau nicht ins Priesteramt berufen hat“ – aus Liebe zu den Kindern. Die Kirche eröffnet für Frauen neben der Mutterschaft einen bis dahin beispiellosen Selbststand als Jungfrau, als Witwe, als geweihte Frau, die dem Zugriff des Mannes entzogen ist. Frauen haben in der Geschichte der Kirche häufig einen entscheidenden Beitrag geleistet und bedeutsame Werke vollbracht. Denken Sie an Katharina von Siena und an Margareta Maria Alacoque. Der Vorbehalt der sakramentalen Weihe für Angehörige des männlichen Geschlechtes ist ein Bestandteil der kirchlichen Glaubenslehre – darüber werde ich, so Gott will, am kommenden Sonntag sprechen. Wer daran rüttelt, verfehlt sich gegen die Offenbarung Gottes. Die Beschäftigung mit Unmöglichem ist nutzlos und sinnlos. Der gläubige Christ, die gläubige Frau soll sich darauf konzentrieren, mit dem Priester für den Aufbau des Reiches Gottes zu arbeiten.
Amen.

Predigt von Professor May am 20.10.2019

Dr. Georg May, em. Professor für Kirchenrecht, kirchliche Rechtsgeschichte und Staatskirchenrecht, ist seit 1951 Priester. Kompromisslos in der reinen Lehre, und doch leicht verständlich, verkündet und erläutert er in seinen Predigten den katholischen Glauben. Sonntag für Sonntag fesselt er seine Zuhörer, die er in der Treue zum Glauben und in der Liebe zur Lehre der Kirche zu festigen versteht.

Donnerstag, 9. Juni 2022

Der Modernismus und nicht der Ultramontanismus, ist die „Synthese aller Irrlehren“!


Das Bild zeigt die Ankunft von Papst Pius IX. zur Eröffnung des Ersten Vatikanischen Konzils (8. Dezember 1869 bis 18. Dezember 1870).

von José Antonio Ureta
28. Januar 2022

      In amerikanischen traditionalistischen Kreisen wird es Mode, den „Ultramontanismus“ für all die Übel verantwortlich zu machen, die den heutigen Katholizismus betreffen. Angeblich drängt Papst Franziskus der Kirche wegen der Aktionen der Ultramontanen während des Ersten Vatikanischen Konzils eine revolutionäre Agenda auf. Kritiker geben zu, dass die Ultramontanen die traditionelle Kirchenlehre über die Unfehlbarkeit des Papstes und die universelle Gerichtsbarkeit in ein Dogma verwandelt haben. Sie behaupten jedoch fälschlicherweise, dass Ultramontane den Gehorsam der Gläubigen gegenüber dem Papst in Unterwürfigkeit verunstaltet haben, indem sie seine Person in eine Aura übertriebener Ehrwürdigkeit gehüllt haben. Diese Entwicklung führte angeblich zu einer Zentralisierung und einem daraus folgenden Machtmissbrauch in der Kirche. Um eine Ultramontan-geförderte „Papolatrie“ zu vermeiden, schlagen einige Autoren vor, das Papsttum bezüglich der Ernennung von Bischöfen und der Ausübung der Lehrgewalt des Papstes im Hinblick auf das erste Jahrtausend vor dem heiligen Gregor VII. zu überdenken.(1)

      Diese Anschuldigung erschien kürzlich in dem Artikel von Stuart Chessman mit dem Titel „Ultramontanism: Its Life and Death“ (Ultramontanismus: sein Leben und Tod), der zuerst im Blog der Society of St. Hugh of Cluny in vier Teilen(2) und später als einzelner Text im Blog von Rorate Caeli veröffentlicht wurde.(3)

      Laut dem Autor führte ein „Geist des Ersten Vatikanischen Konzils“ dazu, dass die dogmatischen Definitionen dieses Konzils weit über die durch ihren Text gesetzten Grenzen hinaus interpretiert wurden. Damit wurde ein „ultramontanes Regime“ eingeleitet, in dem „alle Autorität in Fragen des Glaubens, der Organisation und der Liturgie im Vatikan zentralisiert“ und „der Gehorsam gegenüber der kirchlichen Autorität zu einer zentralen Position im katholischen Glauben erhoben“ wurde, mit entsprechendem Rückgang bischöflicher Autorität. Ein Bischof der anti-unfehlbarkeits- Minderheitsströmung kommentierte ironisch: „Ich ging als Bischof hinein und kam als Mesner heraus.“

      Der Lateranvertrag und die Gründung des Vatikanstaates sowie neue Kommunikationstechnologien haben angeblich die Bedeutung dieses „ultramontanen“ Elements im Leben der Kirche erhöht. Das hatte einige Vorteile – „es wurde eine große Einheitlichkeit des Glaubens und der Praxis erreicht“ –, aber auch gravierende Nachteile, vor allem die Bürokratisierung der Kirche und ihre unvermeidliche Folge: mittelmäßige Manager-Bischöfe, die aufhörten, „geistliche Führer“ zu sein, die in der Lage waren, die Welt zu bekehren. Diese „Verteidigungsstrategie“, „die auf blockartige Einheit, zentralisierte Kontrolle und absolute Unterordnung unter Vorgesetzte abzielte“, führte zu „einer Wiederbelebung des progressiven Katholizismus“. Letzteres wäre „als [ein Gefühl der] Frustration über die schüchterne ‚bürgerliche‘ Natur des ultramontanistischen katholischen Zeugnisses und die übermäßige Konformität der Kirche mit dieser Welt“ und als Reaktion auf „Einschränkungen des katholischen Diskurses“ entstanden.



     Laut Mr. Chessmans Schilderung verbündete sich der „Ultramontanismus“ später mit „internen fortschrittlichen Kräften“, die sich im Zweiten Vatikanischen Konzil bildeten. Er geht so weit zu sagen: „Die Führung des Konzils und seine anschließende Umsetzung waren wirklich der größte Triumph des Ultramontanismus“. Die von Paul VI. auferlegten revolutionären Veränderungen stießen auf wenig Widerstand, denn „die Bräuche und Traditionen der Kirche hatten wahrscheinlich in weiten Teilen der katholischen Welt ihren Einfluss verloren durch das ultramontane Verständnis von Autoritätsgehorsam und Einhaltung gesetzlicher Regeln als Quelle ihrer Legitimität.”

      Aufgrund des Wachstums der progressiven Strömung – die Geschichte geht weiter – gelang es den Ultramontanen nicht, die Autorität des römischen Papstes nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und insbesondere nach der Ablehnung von Humanae vitae zu festigen. Johannes Paul II. unternahm jedoch eine „neo-ultramontane Erweckung“, die die päpstliche Unfehlbarkeit betonte und den Papst in eine „Art weltweiten geistlichen Fürsprecher“ verwandelte. Innenpolitisch jedoch, und insbesondere unter Benedikt XVI., „funktionierte der Vatikan zunehmend als bloßes Verwaltungszentrum“, was die Bürokratisierung der Kirche noch weiter trieb und sie in eine „Senkgrube von Karrierismus, Inkompetenz und finanzieller Korruption“ verwandelte.

      Die Wahl von Papst Franziskus bedeutete „ein erneutes Bekenntnis zur progressiven Agenda der 1960er Jahre zusammen mit einer radikalen Wiederbelebung des ultramontanen Autoritarismus“. Mit „der Sprache und den Techniken des Ultramontanismus“ stellt der argentinische Papst „die Einheit der Kirche und die Unantastbarkeit des Konzils als absolute Werte“ auf, um Traditionalisten zum Schweigen zu bringen und zu unterdrücken. Daher „kann das Regime von Franziskus wirklich als totalitärer Ultramontanismus bezeichnet werden!“

      Kurz gesagt, für solche traditionalistischen Kreise resultieren alle Übel, unter denen die Kirche jetzt leidet, von Ultramontanisten, deren großer Fehler darin bestand, „spirituelle Ziele durch die Anwendung von Organisationstechniken zu erreichen“. Paradoxerweise erreichte der Ultramontanismus letztendlich das Gegenteil seines Ziels: „Eine Reihe von Richtlinien, die die Lehre der Kirche vor inneren Feinden schützen und ihre Unabhängigkeit von weltlicher Kontrolle bewahren sollten, hat stattdessen die größte Glaubenskrise in der Geschichte der Kirche mit ermöglicht ihre erbärmlichste Unterwerfung unter die ‚zeitliche Macht‘ – nicht die der Monarchen wie in der Vergangenheit, sondern die der Medien, Banken, NGOs, Universitäten und zunehmend ‚demokratische‘ Regierungen (einschließlich China!)“.

      Aus dem Obigen könnte man fast sagen, dass der „mysteriöse Prozess der Selbstzerstörung“ der Kirche aufgrund des Eindringens des „Rauch des Satans“, von dem Paul VI. sprach, dank des Ultramontanismus entstanden ist, sich entwickelt hat und seinen Höhepunkt erreichte, als neue Synthese aller Übel! Was könnte der Ausweg aus dieser Krise sein? Der Autor sagt, „der Weg aus der ultramontanen/progressiven Sackgasse“ erfordere einen anti-ultramontanen Traditionalismus, weil er nicht „auf der Autorität des Klerus“ stehe, sondern „auf dem individuellen Einsatz der Laien“ zur „Fülle des Katholischen Tradition“ mit gebührendem Respekt vor „der Gewissensfreiheit des einzelnen Gläubigen“.

      Allerdings leidet Mr. Chessmans intellektuelle Konstruktion an zwei großen Mängeln. Erstens schreibt er den Ursprung der gegenwärtigen Glaubenskrise rein natürlichen Faktoren zu – der Art und Weise, wie die päpstliche Macht strukturiert und ausgeübt wird. Die Wahrheit ist, dass sie von einer moralischen und religiösen Krise herrührte, die seit der Renaissance und dem Protestantismus im ganzen Westen eskalierte, wie Prof. Plinio Corrêa de Oliveira in Revolution und Gegen-Revolution scharf analysierte.(4) Zweitens ist Mr. Chessmans Theorie unhistorisch.

      In den letzten Artikeln habe ich mich kurz mit dem Irrtum befasst, der darin besteht, der ultramontanen Strömung und einem sogenannten „Geist des Vatikanischen Konzils“ die Ausweitung der päpstlichen Lehr- und Disziplinargewalt über die Grenzen der dogmatischen Konstitution Pastor Aeternus hinaus zuzuschreiben. Im ersten Artikel(5) habe ich gezeigt, wie der Spitzenvertreter des Ultramontanismus, Kardinal Louis-Edouard Pie, ein vollkommen ausgewogenes und nicht absolutistisches Konzept der päpstlichen Monarchie hatte und ein großer Befürworter von Provinzvollversammlungen war. Im zweiten Artikel(6) habe ich gezeigt, dass Papst Leo XIII. – glaubenstreu in der Lehre, aber liberal in der Politik – derjenige war, der anfing zu fordern, dass Laienkatholiken seinem „Ralliement“ bedingungslos beitreten und so Frankreichs republikanisches und freimaurerisches Regime unterstützen.

      Ich zeigte, dass diejenigen, die die Auferlegung des bedingungslosen Gehorsams in politischen Angelegenheiten begrüßten, Vertreter der liberalen Strömung waren, die sich den dogmatischen Definitionen des Vatikanischen Konzils widersetzt hatten. Einer dieser liberalen Prälaten, Kardinal Lavigerie, ging so weit zu sagen: „Die einzige Heils- und Lebensregel in der Kirche steht beim Papst, beim lebendigen Papst. Wer auch immer er sein mag“. Ich habe weiter gezeigt, dass die Vertreter des Ultramontanismus diejenigen waren, die sich dieser missbräuchlichen Ausweitung der päpstlichen Autorität und des Gehorsams über ihre definierten Grenzen hinaus widersetzten. Sie waren sich dieser Grenzen so bewusst, dass einer von ihnen noch im 19. Jahrhundert die Frage nach der theologischen Möglichkeit eines häretischen Papstes aufwarf.

       Der hl. Papst Pius X. war ein ultramontaner Papst und ein großer Bewunderer von Kardinal Pie. Die Schriften des französischen Prälaten inspirierten ihn, „Instaurare omnia in Christo“ als Leitspruch seines Pontifikats zu wählen. Sicher, der hl. Pius X. forderte vollen Gehorsam in Glaubensfragen und war sehr entschieden darin, Häresien anzuprangern und zu unterdrücken. Er exkommunizierte modernistische Führer und führte den antimodernistischen Eid ein. Er hat jedoch niemals die päpstliche Autorität missbraucht oder versucht, einheitliches Denken in Angelegenheiten durchzusetzen, in denen Katholiken das Recht haben, sich eine persönliche Meinung zu bilden. Er entschuldigte sogar die Scotton-Brüder, Besitzer einer antimodernistischen Zeitung, für ihren Eifer gegen Kardinal Ferrari, den Erzbischof von Mailand. Er sagte, sie hätten exzessive Sprache verwendet, weil „sie zur Selbstverteidigung dieselben Waffen benutzen, mit denen sie geschlagen wurden“.(7)

      Unter dem Applaus der liberalen Strömung forderten später nicht-ultramontane Päpste von den Gläubigen, ihrer Agenda der strikten Beschwichtigung revolutionärer politischer Mächte Folge zu leisten. Das begann mit Benedikt XV. In seiner ersten Enzyklika (Ad beatissimi apostolorum) brachte er diejenigen zum Schweigen, die das vorbehaltlose Festhalten an den Lehren der Kirche und ihre Gültigkeit in der Gesellschaft verteidigten, und bezeichnete sie als „Integristen“. Er tat dies, „um Zwietracht und Streit jeglicher Art unter den Katholiken zu unterdrücken und zu verhindern, dass neue entstehen, damit alle in Denken und Handeln vereint sein können“.

      Um das zu erreichen, mussten sich alle nach dem Heiligen Stuhl ausrichten:

      Wenn eine legitime Autorität einmal einen klaren Befehl gegeben hat, möge niemand diesen Befehl übertreten, denn er empfiehlt sich ihm nicht zufällig, aber jeder unterwerfe seine eigene Meinung der Autorität seines Vorgesetzten und gehorche ihm aus Gewissensgründen. Nochmals, kein Privatmann, sei es in Büchern oder in der Presse oder in öffentlichen Reden, nehme die Stellung eines maßgeblichen Lehrers in der Kirche ein. Alle wissen, wem die Lehrautorität der Kirche von Gott gegeben wurde: Er hat also ein vollkommenes Recht zu sprechen, wie er will und wann er es für angebracht hält. Die Pflicht anderer besteht darin, ihm ehrfürchtig zuzuhören, wenn er spricht, und auszuführen, was er sagt.(8)

Kardinal Louis  Billot

      Abweichende Meinungen waren in anderen Angelegenheiten als Glauben und Moral zulässig, wie zum Beispiel katholisches politisches Laienhandeln oder journalistische Herangehensweise an die Moderne, sofern der Papst nicht seine eigene abgegeben hat: „In Bezug auf Angelegenheiten, in denen ohne Schaden für den Glauben oder die Disziplin – in Ermangelung von jede autoritative Intervention des Apostolischen Stuhls –gibt es Raum für abweichende Meinungen, es ist eindeutig das Recht eines jeden, seine eigene Meinung zu äußern und zu verteidigen“.(9) Eine praktische Anwendung dieser Einschränkung der Debatte war die Platzierung der Zeitung der Scotton-Brüder, deren Meinungsfreiheit Pius X. verteidigt hatte, unter der strengen Kontrolle des Bischofs von Vicenza.(10)

      Sein Nachfolger Pius XI. – der derselben nicht-ultramontanen Strömung angehörte – ging sogar so weit, die Abonnenten der monarchistischen Zeitung Action Française wegen der agnostischen Ansichten ihres Direktors Charles Maurras zu exkommunizieren.(11) (Es wäre, als würde Papst Franziskus Breitbart exkommunizieren oder Fox News-Leser für die Unterstützung der Anti-Einwanderungspolitik).

      Derselbe nicht-ultramontane Pius XI. billigte das Abkommen zwischen den liberalen mexikanischen Bischöfen und der freimaurerischen Regierung, das vom US-Botschafter ausgehandelt worden war, wodurch die (anti-kommunistischen) Cristeros unter Druck gesetzt wurden, ihre Waffen niederzulegen. Bekanntlich hat die Regierung das Abkommen nicht eingehalten, Tausende von katholischen Kämpfern hingerichtet und die meisten antiklerikalen Gesetze der Regierung aufrechterhalten.(13)

      Innerhalb der Kirche zentralisierte Pius XI. das Laienapostolat weltweit in der Katholischen Aktion, einer Organisation, die von liberalen und säkularen Neigungen infiltriert war. Er gab ihr Vorrang vor allen traditionellen und autonomen Laienapostolatbewegungen wie den Dritten Orden, den Marianischen Sodalitäten und dem Gebetsapostolat.

      Papst Pius XII. war eine Figur voller Kontraste. Bevor Pater Augustin Bea, S.J. (später zum Kardinal ernannt) sein Beichtvater wurde, hatte er eine traditionelle Position inne, die der der Erben des Ultramontanismus nahe kam. Er verurteilte aufkommende progressive Irrtümer, insbesondere in der Liturgie. Später, inspiriert von P. Bea und mit Hilfe des damaligen Paters Bugnini revolutionierte derselbe Pius XII. die liturgischen Riten der Karwoche und ermöglichte die Verwendung der historisch-kritischen Methode (protestantischen Ursprungs) für Bibelstudien.

      Derjenige, der vor der Gefahr einer „Instrumentalisierung“ des Lehramtes warnte, war kein Anti-Ultramontaner Liberaler, sondern eine führende Persönlichkeit der römischen Schule (der Hochburg dessen, was vom Ultramontanismus in der Wissenschaft übrig geblieben war). In einem Artikel, der am 10. Februar 1942 im L’Osservatore Romano veröffentlicht wurde, prangerte Msgr. Pietro Parente „die seltsame Gleichsetzung der Tradition (Quelle der Offenbarung) mit dem lebendigen Lehramt der Kirche (Hüter und Ausleger des göttlichen Wortes) an“.(14) Wenn Tradition und Lehramt gleich sind, hört die Tradition auf, Verwahrer des Glaubens zu sein und ändert sich je nach Lehre des amtierenden Papstes.

      All dies beweist, dass es historisch falsch ist, den Ultramontanismus für die Fehler verantwortlich zu machen, die Tradition mit dem lebendigen Lehramt zu identifizieren und einheitliches Denken in undogmatischen Angelegenheiten aufzuzwingen. Es war die liberal-progressive Strömung, die es getan hat. Im Gegensatz zu dem, was Mr. Chessman sagt, weigern sich diejenigen, die behaupteten, die Erben des Ultramontanismus zu sein, den Versuchen, sie zu zwingen, die liberale Politik des Papstes der ausgestreckten Hand zur Welt während dieser ganzen Zeit zu akzeptieren.

      Der Zentralismus und Autoritarismus, die jetzt dem Ultramontanismus angelastet werden, waren keine Frucht des Vatikanischen Konzils oder seines sogenannten „Geistes“. Sie waren die Frucht des Liberalismus, der in die Kirche eingedrungen war. Wie Plinio Corrêa de Oliveira erklärt: „Der Liberalismus ist nicht an Freiheit für das Gute interessiert. Er ist einzig und allein an der Freiheit des Bösen interessiert. Wenn er an der Macht ist, schränkt er leicht und sogar freudig die Freiheit des Guten so weit wie möglich ein. Aber in vielerlei Hinsicht schützt, begünstigt und fördert es die Freiheit des Bösen“.(15)

      So wie die Liberalen der Französischen Revolution „die Bastille“ anprangerten, aber den Terror einführten, sobald sie an der Macht waren, prangerten katholische Liberale und Modernisten den angeblichen Autoritarismus des sel. Pius IX. (Bild links) und des hl. Pius X. an. Sobald sie aber die höchsten Posten in der Kirche erreichten, legten sie ihrer weltumspannenden Agenda strengen Gehorsam auf, selbst in rein politischen Angelegenheiten, die nicht den Glauben und die Moral betrafen.

      Eine weitere historische Ungenauigkeit von Mr. Chessman ist die angebliche Allianz zwischen Ultramontanismus und Progressivismus beim Zweiten Vatikanischen Konzil. Giuseppe Angelo Roncalli war kein Ultramontaner, sondern in seiner Jugend ein Sympathisant der Moderne. Bei der Eröffnung des Konzils verärgerte Johannes XXIII. die „Untergangspropheten“, womit die Ultramontanen gemeint waren. Alle Historiker dieses Konzils geben zu, dass es einen Zusammenstoß zwischen der progressiven und der konservativen Minderheit gegeben hat, wobei erstere es allmählich geschafft haben, die große gemäßigte Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen. Die Handvoll Prälaten mit ultramontanem Geist, die im Coetus Internationalis Patrum versammelt waren, waren diejenigen, die am meisten daran gearbeitet haben, traditionelle Wahrheiten im Gegensatz zu modernistischen Neuheiten in die Texte des Konzils aufzunehmen.

      Der sel. Pius IX. muss sich in seinem Grab umgedreht haben, als das Zweite Vatikanische Konzil die Einführung einer „dualen“ obersten Autorität in der Kirche genehmigte, die in der Theorie der Kollegialität impliziert ist. Wie kann jemand behaupten, dass „die Verwaltung des Konzils und seine anschließende Umsetzung wirklich der größte Triumph des Ultramontanismus“ waren?

      Es besteht kein Zweifel, dass das Pontifikat von Johannes Paul II. ein erster Versuch war, den Neuerungen des Konzils eine gemäßigte Interpretation im Sinne dessen zu geben, was später als „Hermeneutik der Kontinuität“ bezeichnet wurde. Seine Unterstützer verteidigten diese gemäßigte Position vor allem, indem sie sich auf das Medienimage des römischen Papstes beriefen (Fr. Chad Ripperger nannte es „Magisterialismus“).(16) Es macht jedoch keinen Sinn, diese moderate Offensive als „ultramontane Wiederbelebung“ zu bezeichnen. Johannes Paul II. ist der Autor von Ut unum sint. Diese Enzyklika wollte „einen Weg finden, den Primat auszuüben, der zwar keineswegs auf das Wesentliche seiner Sendung verzichtet, aber dennoch offen für eine neue Situation ist“, indem er sich bemüht, „den ökumenischen Bestrebungen der Mehrheit der christlichen Gemeinschaften gerecht zu werden“.(17) Dieser Ehrgeiz war genau das Gegenteil dessen, was die Ultramontanen beim Ersten Vatikanischen Konzil erreichten: das Dogma des päpstlichen Jurisdiktionsprimats – das häretische und schismatische christliche Gemeinschaften ablehnen.

      Einer der Fehler in Mr. Chessmans Artikel besteht darin, – wie erwähnt – den Ursprung der gegenwärtigen Glaubenskrise einem rein natürlichen Faktor zuzuschreiben – der bürokratischen und zentralisierten Ausübung der päpstlichen Autorität. Die zunehmende Zentralisierung der päpstlichen Macht in den Händen nicht-ultramontaner und sogar anti-ultramontaner Päpste (Leo XIII, Benedikt XV, Pius XI und die Konzilspäpste) ist nicht der Grund, warum sich die Glaubenskrise im späten 19. und im gesamten 20. Jahrhundert verbreitete. Die Krise entstand und wurde verschärft durch das Eindringen der verfaulenden liberalen Miasmen der Welt in die katholische Kirche. Die Mentalität der Moderne wurde aus der antichristlichen Revolution geboren und begann, das kulturelle, intellektuelle und politische Leben des Westens von der Renaissance an zu dominieren. Die Kirche wurde unter Druck gesetzt, sich an die neu entstehende Welt anzupassen, hauptsächlich seit dem 19. Jahrhundert. „Es geht nicht darum, zwischen den Grundsätzen von 1789 und den Dogmen der katholischen Religion zu wählen“, rief Herzog Albert de Broglie, einer der Führer des liberalen katholischen Blocks, „sondern darum, Prinzipien und Dogmen zu reinigen und dafür zu sorgen, das beide Seite an Seite gehen. Es geht nicht darum, sich im Duell gegenüberzustehen, sondern Frieden zu schließen“.(18)

      Eine solche Infiltration revolutionärer Irrtümer in die Kirche erreichte ihren Höhepunkt mit der Moderne, die bekennt, dass sich die Dogmen des Glaubens an die sich entwickelnde religiöse Erfahrung der Menschheit anpassen müssen und dass sich der Kultus gemäß den Gebräuchen und Bräuchen jeder Epoche weiterentwickeln sollte. Der sel. Pius IX. und der hl. Pius X. verurteilten ausdrücklich jeden Versuch, die Kirche mit modernen Irrtümern zu versöhnen. Sie forderten die Katholiken auf, sich mutig dem zu stellen, was der hl. Pius X. „die Synthese aller Häresien“ nannte. Diese Opposition machte sie zu Modellen eines ultramontanen Papsttums. Ihre Nachfolger waren jedoch weniger energisch und sogar versöhnlich. Mit Johannes XXIII. und der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde die ultramontane, antiliberale Position des Kampfes gegen die Moderne und ihre Irrtümer offiziell aufgegeben und durch eine Haltung des wohlwollenden Dialogs und der Unterwerfung unter die moderne Welt ersetzt.

      Wie die Modernisten des 20. Jahrhunderts versucht Papst Franziskus offen, die Kirche „anthropologischen und kulturellen Veränderungen“ anzupassen. Ihm zufolge rechtfertigt der göttliche Impuls im Fortschritt der Menschheit die heutigen Veränderungen. Er führt diese Impulse und neuen Dynamiken im menschlichen Handeln auf göttliches Handeln zurück: „Gott offenbart sich in der historischen Offenbarung, in der Geschichte.... Gott ist in der Geschichte, in den Prozessen“,(19) behauptet er. Eugenio Scalfari, der agnostische Gründer von La Repubblica, hatte recht, als er seinen Artikel über Laudato Si betitelte: „Francis, the Pope-Prophet Who Meets Modernity.“ (Franziskus, der Prophet-Papst, der die Moderne trifft) (20) Der Applaus der Führer der Moderne für die Äußerungen und Initiativen des gegenwärtigen Papstes bestätigt diese Einschätzung.

      Der derzeitige Papst und einige seiner Vorgänger haben die päpstliche Autorität missbraucht, um die modernistische Agenda der Versöhnung der Kirche mit der revolutionären Welt voranzutreiben. Das macht sie nicht zu ultramontanen Päpsten. Auch die karriereorientierten Prälaten, die ihre Diözesen als mittelmäßige Staatsdiener leiteten und das Eindringen modernistischer Irrtümer unter die Gläubigen ignorierten – Irrtümer, mit denen sie sympathisierten – waren auch keine Ultramontanen. Die Kleriker und Gläubigen, die sich für modernistische Irrtümer einsetzten, taten dies nicht aufgrund einer falschen Vorstellung von Gehorsam. Sie taten es, weil sie vom liberalen und revolutionären Geist der Welt durchdrungen waren.

      Während dieses langen Glaubensabfalls bemühte sich eine kleine ultramontane Minderheit von Klerikern und Laien, das Eindringen der Häresie zu bekämpfen und die traditionellen Lehren der Kirche zu verteidigen. Wenn einige von ihnen nicht mehr taten oder sogar vor dem Kampf zurückschreckten, so geschah dies aus Feigheit und nicht aus übertriebener ultramontaner Ehrfurcht vor dem Papsttum.


Ultramontaner haben die hierarchische Ordnung
im Universum,  in der Gesellschaft und in der Kirche
immer bewundert  und respektiert, insbesondere
im Papsttum, der höchsten Autorität auf Erden.

      Den Ultramontanismus für die gegenwärtige Krise der Kirche verantwortlich zu machen und die grundlegende Rolle des Modernismus in seiner Entstehung und seinem Weg zum Paroxysmus zu ignorieren, ist wie einen Damm dafür verantwortlich zu machen, dass er einer Flut nicht standhalten kann, während er sich vom schäumenden und aufgewühlten Wasser entlastet, das ihn überflutet hat.

      Ultramontane haben immer die hierarchische Ordnung im Universum, in der Gesellschaft und in der Kirche bewundert und respektiert, besonders im Papsttum, der höchsten Autorität auf Erden. Dieselbe Liebe für die hierarchische Ordnung führte sie dazu, den Schöpfer und Souveränen Herrn der Welt und den göttlichen Gründer der Kirche zu verehren und ihm zu gehorchen. Sie lehnen daher jeden Irrtum oder jede Übertretung des göttlichen Gesetzes ab, weil man „Gott mehr gehorchen muss als den Menschen“. Aufgrund ihrer wohlgeordneten Liebe zum Prinzip der Autorität sind diejenigen, die das Papsttum am meisten lieben, auch besser darauf vorbereitet, jeder Abweichung von der Tradition standhaft, aber auch respektvoll, Widerstand zu leisten. Niemand hatte eine leidenschaftlichere Liebe zum Papsttum als der heilige Apostel Paulus, der „nach Jerusalem hinaufzog, um Kephas zu begegnen“ (Gal. 1,18) und vierzehn Jahre später dorthin zurückkehrte, um das Evangelium zu erklären, das er den Heiden predigte… „um zu sehen, ob ich etwa ins Leere liefe oder gelaufen sei.“ (Gal. 2:2). Niemand war jedoch fester als der hl. Paulus darin, „[Petrus] ins Angesicht zu widerstehen, weil er im Unrecht war“.(Gal. 2,11)

      Kurzfristig könnte der Vorschlag, das Papsttum zu „verkleinern“, um Missbrauch zu vermeiden, die Gewissensprobleme lindern, die von einer Reihe von Päpsten geschaffen wurden, die die Selbstzerstörung der Kirche vorangetrieben haben. Auf lange Sicht würde es jedoch den Selbstzerstörern der Kirche helfen, die darauf aus sind, den Felsen, auf dem sie errichtet wurde, zu zerstören oder zumindest zu schwächen. Paradoxerweise schlagen sowohl Ultraprogressive als auch neue „anti-ultramontane Traditionalisten“ vor, den Papst nicht mehr „Stellvertreter Christi“ zu nennen, wie es der Herausgeber des Crisis Magazine tat. Er behauptete, dieser Titel biete sich für eine übermäßige Verehrung an, wenn er nur auf den Papst angewendet werde, während er auch für alle Bischöfe gelten könne.

      Paradoxerweise erschien im Blog einer Gesellschaft, die zu Ehren des hl. Hugo von Cluny gegründet wurde, ein Artikel, der den „ultramontanen Totalitarismus“ anprangerte. Er war der große Berater der heiligen Päpste Leo IX., Nicolas II. und besonders des großen hl. Gregor VII. Letzterer, sein cluniazensischer Mitbruder, erhob die päpstliche Autorität zu einem Höhepunkt. Mit der Gregorianischen Reform stellte er die innere Disziplin der Kirche wieder her. In Bezug auf die Einsetzung von Bischöfen und Äbten bekräftigte er siegreich die päpstliche Oberhoheit über die zivile Autorität. Der hl. Hugo war mit dem hl. Gregor VII. bei der berühmten Episode in Canossa, die revolutionäre Historiker als Ausgangspunkt des Ultramontanismus betrachten.

      Die gegenwärtige Eklipse des Papsttums ist wahrscheinlich die dramatischste in der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche. Die Krise verlangt von uns, unsere Liebe zu dieser heiligsten aller irdischen Institutionen zu verstärken. Jesus Christus errichtete es als Schlussstein seiner Kirche und stattete es mit der Macht der Schlüssel aus, der gewaltigsten und heiligsten Macht, die Himmel und Erde verbindet.

      Die undiplomatische Haltung des Legaten des hl. Leo IX. verärgerte die Griechen und begünstigte das Östliche Schisma. Der skandalöse Lebensstil der Renaissance-Päpste verärgerte die Deutschen und begünstigte Luthers Häresie. Heute dürfen die offensichtlich falschen Lehren und die ungeheuer unpastoralen Handlungen von Papst Franziskus bei seinen Opfern keine emotionale Wut hervorrufen. Während Katholiken zu Recht doktrinäre Vorbehalte gegen einen eigensinnigen Throninhaber des hl. Petrus hegen und sich dagegen wehren können, dürfen sie niemals Vorbehalten gegenüber dem Papsttum selbst nachgeben. Diese sind immer illegitim.

      Machen wir es den französischen Monarchisten während der Restauration nach, die trotz der liberalen Politik Ludwigs XVIII. – die Bonapartisten und Republikaner bevorzugte und Thronverteidiger verfolgte – riefen: „Vive le roi, quand même!“ mit anderen Worten: „Trotz allem, es lebe der König!“

Aus dem Porugiesischen übersetzt mit Hilfe von Deepl-Übersetzer (kostenlose Version) in
https://www.abim.inf.br/o-modernismo-nao-o-ultramontanismo-e-a-sintese-de-todas-as-heresias/

Veröffentlicht am 7. Februar 2022

Diese deutsche Fassung „Der Modernismus und nicht der Ultramontanismus, ist die „Synthese aller Irrlehren“!“ erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

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Fußnoten

     1. Eric Sammons, “Rethinking the Papacy,” Crisis Magazine, Sept. 28, 2021, //www.crisismagazine.com/2021/rethinking-the-papacy.

     2. Stuart Chessman, “Ultramontanism: Its Life and Death” (in four parts), The Society of St. Hugh of Cluny, Dec. 20, 23, 27, 31, 2021, //sthughofcluny.org/2021/12/ultramontanism-sts-life-and-death-part-i.html; //sthughofcluny.org/2021/12/ultramontanism-its-life-and-death-part-ii-1958-2013.html; //sthughofcluny.org/2021/12/ultramontanism-its-life-and-death-part-iii-2013-present.html; //sthughofcluny.org/2021/12/ultramontanism-its-life-and-death-concluding-thoughts.html.

     3. Stuart Chessman, “Ultramontanism: Its Life and Death,” Rorate Caeli, Jan. 7, 2022, //rorate-caeli.blogspot.com/2022/01/ultramontanism-its-life-and-death.html.

     4. Plinio Corrêa de Oliveira, Revolution and Counter-Revolution, 3rd ed. (Spring Grove, Penn.: The American Society for the Defense of Tradition, Family, and Property, 1993), //tfp.org/revolution-and-counter-revolution/.

     5. José Antonio Ureta, “Understanding True Ultramontanism,” OnePeterFive, Oct. 12, 2021, //onepeterfive.com/understanding-true-ultramontanism/.

     6. José Antonio Ureta, “Leo XIII: The First Liberal Pope Who Went Beyond His Authority,” OnePeterFive, Oct. 19, 2021, //onepeterfive.com/leo-xiii-first-liberal-pope-who-went-beyond-his-authority/.

     7. Romana beatificationis et canonizationis servi Dei Papae Pii X disquisitio circa quasdam obiectiones modum agendi servi Dei respicientes in modernismi debellationem, redatta dal cardinale Ferdinando Antonelli (Typis poliglottis Vaticanis, 1950), 178, in Roberto de Mattei, “Modernismo e antimodernismo nell’epoca di Pio X”, in Don Orione negli anni del modernismo, 60.

     8. Benedict XV, encyclical Ad beatissimi apostolorum, Nov. 1, 1914, no. 22, //www.vatican.va/content/benedict-xv/en/encyclicals/documents/hf_ben-xv_enc_01111914_ad-beatissimi-apostolorum.html.

     9. Ibid., no. 23.

     10. Giovanni Vian, “Il modernismo durante il pontificato di Benedetto XV, tra riabilitaziioni e condanne,” n. 23, accessed Jan. 20, 2022, //iris.unive.it/retrieve/handle/10278/3691556/113213/Il%20modernismo%20durante%20il%20pontificato%20di%20Benedetto%20XV%20-%20testo%20atti%20Bologna.pdf.

     11. “Taming the Action – II The Decree,” Rorate Caeli, Jan. 21, 2012, //rorate-caeli.blogspot.com/2012/01/taming-action-ii-decree.html.

     12. See Peter J. Bernardi, S.J., “Louis Cardinal Billot, S.J. (1846–1931): Thomist, Anti-Modernist, Integralist,” Journal of Jesuit Studies, 8, 4 (2021): 585-616, doi: //doi.org/10.1163/22141332-08040004.

     13. See Brian Van Hove, S.J., “Blood-Drenched Altars,” EWTN, accessed Jan. 20, 2022, //www.ewtn.com/catholicism/library/blooddrenched-altars-4082.

     14. Pietro Parente, “Supr. S. Congr. S. Officii Decretum 4 febr. 1942—Annotationes,” Periodica de Re Morali, Canonica, Liturgica 31 (Feb. 1942): 187 [originally published as “Nuove tendenze teologiche,” L’Osservatore Romano, Feb. 9–10, 1942.

     15. Corrêa de Oliveira, Revolution and Counter-Revolution, 52.

     16. Chad Ripperger, “Operative Points of View,” Christian Order (March 2001), //christianorder.com/features/feature_2001-03.html.

     17. John Paul II, encyclical Ut Unum Sint (May 25, 1995), no. 95, //www.vatican.va/content/john-paul-ii/en/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_25051995_ut-unum-sint.html.

     18. Albert de Broglie, Questions de religion et d’histoire (Paris: Michel Lévy Frères, 1860), 2:199, //play.google.com/books/reader?id=9JUTIdKex-QC&pg=GBS.PA199&hl=en.

     19. Antonio Spadaro, S.J., “A Big Heart Open to God: An Interview With Pope Francis,” America, Sept. 30, 2013, //www.americamagazine.org/faith/2013/09/30/big-heart-open-god-interview-pope-francis.

     20. Eugenio Scalfari, “Francesco, papa profeta che incontra la modernità,” La Repubblica, Jul. 1, 2015, //www.repubblica.it/cultura/2015/07/01/news/francesco_papa_profeta_che_incontra_la_modernita_-118048516/.