Hinsichtlich des Vorbereitungsdokument zur
Amazonas-Synode („Amazonien: neue Wege für die Kirche und für eine
ganzheitliche Ökologie“) geben wir hier ein Abschnitt des 3. Teils des Buches
„Revolution und Gegenrevolution“ von Plinio Corrêa de Oliveira wieder, den er
1977 der ursprünglichen Fassung von 1959 hinzufügt hat.
Bekanntlich sahen weder Marx noch
die Mehrheit seiner bekanntesten „orthodoxen“ oder „heterodoxen“ Anhänger in
der Diktatur des Proletariats die Endstufe des Revolutionsprozesses. Diese
mache lediglich den wesentlichsten, dynamischsten Aspekt der Weltrevolution
aus.
So wie in der Entwicklungsmythologie — welche das Denken Karl Marx’ und seiner Anhänger bestimmt — die Evolution in
der Abfolge der Jahrhunderte niemals enden würde, würde auch die Revolution
selbst kein Ende nehmen. Aus der I.
Revolution sind bereits zwei weitere hervorgegangen und die dritte wird
eine weitere gebären. So gehe es immer weiter...
Innerhalb der marxistischen
Perspektive ist es unmöglich vorauszusagen, wie eine Revolution Nr. XX oder Nr.
L aussehen würde. Es ist jedoch möglich vorauszusehen, wie die IV. Revolution aussehen wird. Die
Marxisten selbst haben diese Voraussage bereits gemacht:
Sie wird aus dem Zusammenbruch der
Diktatur des Proletariats infolge einer neuen Krise entstehen, bei welcher der
übersteigerte Staat seiner eigenen übermäßigen Vergrößerung (Hypertrophie) zum
Opfer fallen wird. Mit dem Verschwinden des Staates wird ein wissenschaftlich-kooperativer
Zustand anbrechen, in dem der Mensch nach Meinung der Kommunisten eine bisher
unvorstellbare Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit erreicht haben wird.
Wie soll das geschehen? Man fragt
sich unvermittelt, ob jene Stammesgesellschaft, die von den Strukturalisten
unserer Tage erträumt wird, nicht eine Antwort auf diese Frage weiß. Der
Strukturalismus sieht im Stammesleben eine zukunftsweisende Synthese zwischen
höchster individueller Freiheit und allgemein akzeptiertem Kollektivismus. In
dieser Synthese wird der Kollektivismus schließlich die Freiheit verschlingen.
Gemäß den Ideen des Kollektivismus verschmelzen die verschiedenen „Ich“ bzw.
Einzelpersonen mit ihrem Verstand, ihrem Willen und ihrem Gefühl, sowie mit den
entsprechenden charakteristischen, oft auch konfliktbeladenen Lebensweisen.
Dadurch sollen sich die Menschen in der Einheit des Stammes auflösen und eine
einheitliche Art des Denkens und Wollens, sowie ein gemeinsames Daseinsgefühl
hervorbringen.
Der Weg zu diesem „tribalen Zustand“ führt wohlgemerkt
über die Auslöschung der überkommenen, individuell ausgerichteten Normen des
Denkens, Wollens und Fühlens, die nach und nach einer immer kollektiveren Form
des Denkens, Entscheidens und Fühlens weichen müssen. Der Wandel wird sich demnach
vor allem auf diesem Gebiet abspielen.
Auf welche Weise soll dieser Wandel
geschehen? Im Naturvölkerstamm wird der Zusammenhalt unter seinen Mitgliedern vor allem
von einem gemeinsamen Denken und Fühlen garantiert, aus dem sich gemeinsame
Gewohnheiten und ein gemeinsames Wollen ergeben. Unter diesen Bedingungen
beschränkt sich die Vernunft des einzelnen auf kaum mehr als nichts. Mit anderen
Worten, sie beschränkt sich eben nur auf jene ursprünglichsten, elementarsten
Regungen, die ihr verkümmerter Zustand erlaubt. Ein sogenanntes „wildes Denken“ (19),
das eben nicht mehr eigenständig denkt, sondern sich nur dem Konkreten
zuzuwenden vermag. Das ist der Preis des kollektivistischen Aufgehens im Stamm.
Dem Schamanen fällt die Aufgabe zu, dieses kollektive Seelenleben auf
mystischer Ebene am Leben zu erhalten. Dies geschieht durch totemistische Kulthandlungen,
die sowohl voll verworrener „Botschaften“ sind, als auch „reich“ an Irrlichtern
aus der Welt der Transpsychologie und der Parapsychologie. Der Erwerb dieser
scheinbaren „Reichtümer“ soll der Ausgleich sein für die Verkümmerung der
Vernunft.
Die Vernunft, die früher von der
Denkfreiheit, vom Kartesianismus usw. übersteigert, von der Französischen Revolution
vergöttlicht und von der kommunistischen Denkschule bis zum äußersten
missbraucht wurde, verkümmert nun und ordnet sich schließlich als Sklavin dem
transpsychologischen und parapsychologischen Totemismus unter.
„Omnes dii gentium daemonia“, sagt die Heilige Schrift.(20)
Inwieweit ist der Katholik in der
Lage, in dieser strukturalistischen Sichtweise, welche die Magie als
Erkenntnisform verkündet, sowohl den trügerischen Glanz, als auch den zugleich
finsteren und lockenden, gefühlvollen und irren, gottlosen und fetischistisch
„leichtgläubigen“ Gesang zu durchschauen, mit dem der Herr der Finsternis aus
seinem ewigen Abgrund heraus jene Menschen an sich zieht, die Christus und
seine Kirche verleugnet haben?
Zu dieser Frage können und sollen
sich die Theologen äußern, und zwar die wenigen wahren Theologen, die noch an
Teufel und Hölle glauben. Vor allem aber die Wenigen unter diesen Wenigen, die
noch den Mut haben, zu sprechen, sowie bereit sind, Spott und Verfolgung der Medien
auf sich zu nehmen.
Quelle: Plinio
Corrêa de Oliveira „Revolution und Gegenrevolution“, TFP Deutschland, 2013, S. 177ff.
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