Juan Antonio Montes
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Die
Amazonas-Synode oder „Amazonisierung“ der Kirche?
Bischof Remigius tauft Chlodwig, den Frankenönig |
Stellen Sie sich die Konsequenzen für die Zivilisation und den Fortschritt der Welt vor, wenn der Heilige Remigius dem Frankenkönig Chlodwig gesagt hätte: „Es ist nicht nötig, die Götter zu verbrennen, die Du anbetest, weil sie unvergessliche Werte der ursprünglichen Kultur Deines Volkes darstellen.“
Oder
wenn der heilige Bonifatius, der Apostel dessen, was Deutschland werden sollte,
die Eiche, die die Germanen verehrten, nicht vor ihren Augen gefällt hätte,
weil er meinte, dass sich darin unbekannte Kräfte im Einklang mit der Natur
befanden, die respektiert werden sollten.
Schlimmer
noch: Stellen Sie sich vor, die Heiligen Petrus und Paulus hätten bei ihrer Ankunft
in Rom gesagt, dass die Götter Manes, Lares und Penates kulturelle Werte der
Vorfahren darstellen, die nicht verloren gehen sollten.
Hätten
die ersten Apostel dies nach ihrem Vorbild ebenso getan, dann hätten die
Missionare, die später mit Hernán Cortéz nach Mexico gefahren sind, anstatt von
der Pyramide der Menschenopfer das Blut abzuwaschen, in den vorgefundenen kriegerischen
Indianern einige hochgradig wiederherstellbare Aspekte des „Samen des Wortes“
gefunden gemeint zu haben.
Francisco Pizarro |
Pizarros
Gefährten hätten ihrerseits gedacht, dass die Inkas ihre Bräuche nicht aufgeben
sollten und statt das Evangelium zu empfangen, sollten sie selbst von den
Indianern unterrichtet werden, die erfüllt von angeborener Weisheit waren.
Wäre
das alles passiert, hätte es weder Zivilisation noch Christentum gegeben. Heute
wären wir nomadische Völker, die in Rückständigkeit, Barbarei und
multisäkularer Stagnation versunken sind.
Tatsächlich
ist diese Hypothese so absurd, dass es kaum vorstellbar ist, ob dies möglich
wäre.
Das
„Instrumentum Laboris“ (IL) für die Amazonas-Synode, hält jedoch Positionen,
die den oben dargestellten sehr ähnlich sind.
Das
gesamte Dokument ist von einer veralteten Vision von Rousseaus „edlem Wilden“
imprägniert. Es sieht die Indianer im Allgemeinen und die Amazonasstämme im
Besonderen als von der Korruption des Westens verschonte Völker, von denen wir
lernen müssen, anstatt sie zu belehren.
Lesen
wir einige Aussagen des Dokuments:
Zur
Evangelisierung heißt es: „Die ursprünglichen Völker Amazoniens haben uns viel
zu lehren. Wir erkennen an, dass sie seit Tausenden von Jahren um Land, Wasser
und Wald gehütet und sie sogar bis heute bewahrt haben, damit die gesamte Menschheit
sich an den unentgeltlichen Gaben der Schöpfung Gottes erfreuen kann. Die neuen
Wege der Evangelisierung müssen im Dialog mit diesen überlieferten Weisheiten
der Ahnen, in denen sich die Samen des Gotteswortes manifestieren, entwickeln
werden.“ (IL 29)
Der
Stammeskommunitarismus in Gemeinschaft mit der Umwelt ist die Art von
Zivilisation, nach der das IL zu streben scheint: „Das Leben der von der
westlichen Zivilisation noch nicht beeinflussten amazonischen Gemeinschaften
spiegelt sich in dem Glauben und in den Riten wider, mit denen sie das Wirken der
Geister und der auf viele verschiedene Weisen angerufenen Gottheit in und mit
Territorium sowie in und mit der Natur wahrnehmen. Diese Kosmovision wird im ,Mantra‘
von Papst Franziskus aufgenommen: „Alles ist miteinander verbunden“ (IL 25). Man
beachte, dass die „Gottheit auf viele verschiedene Weisen angerufen“ wird, sich
auf die allgemeine pantheistische Vision jener Stämme bezieht, für die Gott mit
allen sichtbaren Dingen und mit der Erde im Einklang gesehen wird. Pazifische
Stämme (West-Südamerika) nennen diese göttliche Erde „Pachamama“ (lese:
Patschamamma).
Für
die Redakteure des IL ist diese Realität jedoch gekennzeichnet durch „die
ursprüngliche Vielfalt des Amazonasgebiets — biologisch, religiös und kulturell —, (und) lässt ein neues Pfingsten erahnen“, „Amazonien steht als Paradigma, als
eine Hoffnung für die Welt“. (IL 37)
Wenn
Bewunderung für das Leben der Amazonas-Stämme „ein neues Pfingsten“ bedeutet,
sind Zivilisation und Fortschritt natürlich der „alte Mann“, von dem der
heilige Paulus spricht, von dem wir uns befreien müssen: „Das Phänomen beschleunigter
Verstädterung, die Ausdehnung der Agrarindustrie und sogar der Missbrauch von
Naturgütern, für den die amazonischen Völker selbst verantwortlich sind, kommen
zu den oben bereits erwähnten schlimmen Missständen noch hinzu.“ (IL 31)
Man
beachte, dass das Dokument Urbanisierung und Landwirtschaft mit den „Missständen“
des Missbrauchs von Naturgütern auf eine Stufe stellt. Dies erweckt den
Eindruck, dass alles enden muss, da „die Ausbeutung der Natur und der
amazonischen Völker eine Krise der Hoffnung provoziert“. (IL 32)
Die
euphorische Begeisterung der IL-Redakteure für diese Art des Stammeslebens
veranlasst sie, es als Lehre für die Kirche und die Welt zu präsentieren: „Sie
(die Synode) ist eine großartige Gelegenheit für die Kirche, Gottes inkarnierte
und aktive Gegenwart zu entdecken, und zwar in den diversen Erscheinungsformen
der Schöpfung; in der Spiritualität der ursprünglichen Völker; in
Ausdrucksformen der Volksreligiosität; in den verschiedenen Volksorganisationen,
die sich den Mega-Projekten widersetzen; aber auch im Entwurf einer produktiven,
nachhaltigen und solidarischen Wirtschaft im Einklang mit der Natur.“ (IL 33)
Die
im Arbeitsdokument der Synode verwendeten Ausdrücke stellen jedes „Mega-Projekt“
ohne Unterschied als schlecht dar und loben „populäre Organisationen, die sich
ihnen widersetzen“, als ein Beispiel, das nachgeahmt werden soll. Diese
Verurteilung von Bergbauinvestitionen, die Ressourcen auf industrielle und
lukrative Weise nutzen, steht unter anderem im Einklang mit den Reden der
extremen Linken des Kontinents.
Das
Arbeitsdokument interpretiert das göttliche Mandat „Geht hin und macht alle Völker zu Jüngern“ (Mt 28,19) in einem „Dialog“-Schlüssel. Man muss „andere Wege anerkennen, die ebenfalls versuchen,
das unerschöpfliche Geheimnis Gottes zu entschlüsseln. Eine Offenheit, die dem
anderen gegenüber nicht aufrichtig ist, sowie eine narzisstische Einstellung,
die das Heil ausschließlich dem eigenen Credo zugesteht, wirken sich zerstörerisch
auf Glaubensbekenntnis selbst aus.“ (IL 39)
Mit
anderen Worten, die Offenbarung und die Botschaft der Erlösung, die uns unser
göttlicher Erlöser lehrte, ist nur eine der vielen Möglichkeiten, „das unerschöpfliche
Geheimnis Gottes zu entschlüsseln“. Ihm in einer „narzisstischen“ — man lese katholischen — Einstellung beizuwohnen, bedeutet „das eigene Credo zu zerstören“, das heißt,
den Katholizismus. Dies ist eine völlige Umkehrung des gesamten Verständnisses
von Mission, die die Kirche während zwanzig Jahrhunderten betrieben hat.
In
diesem Artikel fehlt zwar der Platz, um die verschiedenen Vorschläge des
Arbeitsdokuments hier wiederzugeben, aber es reichte aus, um zu zeigen, dass
alle dieser Jahrhundertealten Früchte der Zivilisation und des Fortschritts
untergraben und uns in eine Situation zurückversetzen kann, wie sie oben im Einführungskommentar
vorgestellt worden war:
„Verbrenne
nicht, was du angebetet“, hochmütiger Sigamber. Lasst uns lieber Dialog führen.
Quelle
des englischen Originals (22.07.2019) :
©
Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.
In
signierten Artikeln veröffentlichte Meinungen und Konzepte liegen in der
alleinigen Verantwortung der Autoren.
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* Juan Antonio Montes
In
Santiago, Chile, geboren, ist Präsident der Stiftung für Kulturwissenschaften
in Rom (Fundación Roma) und Direktor der chilenischen Kampagne Aktion-Familie
(Acción Familia). Schon in jungen Jahren widmete er sich der Verteidigung der
christlichen Zivilisation in den Reihen der Fiducia-TFP-Bewegung (Tradition,
Familie und Eigentum). Später spezialisierte er sich auf das Studium des
Denkens und Handelns des brasilianischen Professors Plinio Corrêa de Oliveira
und war mehrere Jahre einer der Direktoren der TFP seines Landes. Er ist Autor
mehrerer Bücher, darunter „Desde la Teología de la Liberación a la Teología
ecofeminista“ (Von der Befreiungstheologie zur ökofeministischen Theologie). Er
betreibt die Credo-Chile-Nachrichtenseite, mit wöchentlichen Radiokommentaren,
die von Sendern in seinem Land ausgestrahlt werden.
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