Julio Loredo De
Izcue
Die
Ernennung von P. Pedro Barreto Jimeno, Erzbischof von Huancayo, Peru, zum
Kardinal im Mai 2018 war eine große Überraschung. Einige verglichen es mit
einer kleinen Atombombe. In der Tat hatte Peru immer nur einen Kardinal,
nämlich am Primatsitz von Lima, der Hauptstadt des Landes, die als solche zu
einem Bezugspunkt für die Kirche auf nationaler Ebene war. Andere Bischofssitze
wie Arequipa, Trujillo und Cusco hätten diese Ehre aufgrund ihrer historischen
und kulturellen Bedeutung anstreben können. Bei allem Respekt gegenüber seinen
Bürgern sicherlich nicht der von Huancayo.
Zu
dieser Zeit galt der Umzug als einer der kirchlichen Tsunamis, die dem
gegenwärtigen Papst so am Herzen liegen. Jemand ging weiter und wies darauf
hin, dass Barreto ein Jesuitenkollege und Anhänger der Befreiungstheologie ist,
die, nachdem sie von den beiden vorhergehenden Päpsten verurteilt worden war,
unter Franziskus eine große Rückkehr erlebte. Gut Informierte erinnerten sich
auch daran, dass beide Freunde waren, seit Barreto in den 1980er Jahren an
Exerzitien in Buenos Aires teilnahm, die von Pater Jorge María Bergoglio,
damals Provinzial des Jesuitenordens in Argentinien, gehalten wurden. Die
Tatsache, dass Barretos Mutter in Flores, im selben Viertel wie Bergoglio,
geboren wurde, erleichterte die Freundschaft.
Rückblickend
scheint die Ernennung von Erzbischof Barreto heute Teil eines recht gut
strukturierten Strategieplans zu sein.
In
der Tat tritt Kardinal Barreto als einer der Hauptsprecher der
Pan-Amazonas-Synode auf. Seine jüngsten Äußerungen als Reaktion auf die Kritik
der Kardinäle Walter Brandmüller und Gerhard Müller haben ihn aus den Wäldern
des Amazonas als eine Art Kontrapunkt zu konservativen Stimmen ins Zentrum der
Aufmerksamkeit der Welt katapultiert: Kardinal gegen Kardinal, mit dem Vorteil,
Peruaner zu sein und daher fähig sich den Problemen, mit denen sich die Synode
befassen wird, so nahe wie möglich zu bringen.
Der
erste, der die Ernennung von P. Barreto begrüßte, war Pater Gustavo Gutiérrez,
Gründer der Befreiungstheologie. Genau derjenige, der erklärte, Lateinamerika
müsse sich, auf den Spuren des Marxismus, dem Sozialismus zuwenden. „Msgr.
Barretos Ernennung zum Kardinal ist eine großartige Nachricht für die
peruanische Kirche“, erklärte Gutiérrez. „Er ist eine Person, die sich den
Hauptproblemen unseres Landes fest verschrieben hat. Wir müssen Papst
Franziskus danken.“ Für diejenigen, die mit liberationistischem Jargon vertraut
sind, ist der Sinn dieses „Verschriebenseins“ nur allzu klar.
P. Jorge Álvarez Calderón |
Erzbischof
Barreto erwiderte das Kompliment, indem er die Heilige Messe zu Ehren des
neunzigsten Geburtstages von Pater Gutiérrez in der Basilika des
Allerheiligsten Rosenkranzes des Dominikanerklosters in Lima feierte. Die
Predigt hielt Pater Jorge Álvarez Calderón, eine weitere historische
Persönlichkeit der Befreiungstheologie, Gründer des ONIS (Nationales Büro für
Soziale Information), das die kommunistische Diktatur von General Juan Velasco
Alvarado unterstützte.
Vom
alten Sozialismus hielt Kardinal Barreto ein soziales und politisches
Engagement aufrecht, das sich in der Unterstützung der Ansprüche der
peruanischen Linken niederschlägt. Er hat eine spezielle Pastoral für
Menschenwürde ins Leben gerufen, die mit den Roten Muqui, einer Bewegung gegen
den Bergbau in Peru, verbunden ist. Indem sie das Recht auf Privateigentum und
freie Initiative verweigern, fungieren die „Minenräumer“ in der Praxis als
subversive Linke und widersetzen sich selbst mit Gewalt allen Bemühungen, in
Peru Bodenschätze zu gewinnen. „Rechts und links in Peru definieren sich nun
durch ihre jeweiligen Positionen in Bezug auf das Bergbauproblem“, erklärte der
damalige Präsident Pedro Pablo Kuschinsky.
Sogar
die alte kommunistische Linke mit Verbindungen zum Leuchtenden Pfad-Terrorismus
hat im Kampf gegen den Bergbau eine Goldmine gefunden (vergeben sie mir das
Wortspiel). „Antiminenarbeiter“ haben zahlreiche Gewalttaten begangen und sogar
bewaffnete Zusammenstöße mit der Polizei mit Todesopfern und Verletzten
verursacht.
Diese
Bewegung hat indirekte, aber allzu klare Unterstützung von Papst Franziskus
erhalten, der in seiner Rede in Madre de Dios in Peru den „Neo-Extraktivismus“
(Erzsförderung) zweifelsohne als eines der Hauptübel unserer Zeit, insbesondere
im Amazonasgebiet, verurteilte.
Der
Unterstützung der Linken durch Kardinal Barreto kommt seinen häufigen
Äußerungen noch hinzu, dass er Mitte-Rechts-Parteien verurteilt. In Peru gilt
er als politisch denkender Prälat.
Genau
wie viele Befreiungstheologen und -aktivisten hat Kardinal Barreto der Farbe
Rot, die Farbe Grün der Flagge der radikalen indigenen Ökologie hinzugefügt.
Seine
indigene Militanz, die auf seinen Erfahrungen in indigenen Gebieten während des
Studiums bei den Jesuiten in Lima beruht, begann 2001, als er zum Bischof von
Jaen im peruanischen Amazonasgebiet ernannt wurde. Im Kontakt mit den Indianern
hatte er - nach seinen eigenen Worten – „eine wahre Bekehrung“, die ihn als „der
Bischof, der von den Eingeborenen bekehrt wurde“ bekannt machte. Was traf ihn
so tief bis zur "Bekehrung"? Er selber erklärt:
„Ich
habe bei den Indern eine große Sorge um Wasser und Tiere vernommen. Ich war
beeindruckt von ihrem Gemeinschaftsgefühl, ohne dass es einer Polizei bedurfte.
Ich war auch beeindruckt von ihrer Nüchternheit. Die Indianer leben für den Tag
und machen auch für die nächste Woche keine Pläne. Ein weiterer Punkt ist ihre
egalitäre Lebensweise. Es gibt keine Unterschiede. Ich habe viel von ihnen
gelernt und lerne weiter. Ihre Kultur, ihre Weisheit zeigten eine Transzendenz,
die für mich Gott war.“ Er schließt damit, dass die Kirche die Indianer nicht
evangelisieren, sondern von ihnen lernen sollte: „Es sind die Indianer, die uns
so viele Dinge lehren müssen.“ Die Lektionen, die wir von Amazonas-Indianern lernen,
werden einen Drang nach einer tiefgreifenden Reform in der Kirche auslösen:
„Wir müssen auf jeden Fall die Reform der Kirche unterstützen. Jetzt oder nie!“
Wenn
es auch immer riskant ist, Verschwörungstheorien aufzustellen, müssen wir uns trotzdem
fragen, ob eine Stimme, die von der Autorität eines Kardinals abgedeckt wird,
genau das war, was die Amazonas-Synode und die indigenistische Agenda
brauchten.
Quelle
des englischen Originals am 24.07.2019:
©
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