BILDQUELLE: Vatikanische Nachrichten (https://www.vaticannews.va/)
Wie ist die Situation auf der Welt zu Beginn des Jahres 2024? Ein umfassendes Bild skizzierte Papst Franziskus in seiner Rede am 8. Januar vor den Botschaftern beim Heiligen Stuhl, die zu Beginn des Jahres zur traditionellen Audienz versammelt waren.
Es gibt einen ersten Punkt, der hervorgehoben werden muss. Papst Franziskus
zitiert normalerweise nicht Pius XII. Diesmal tat er dies zweimal in derselben
Rede und bezog sich dabei auf die berühmte Radiobotschaft an die ganze Welt von
Pius XII. vom 24 Dezember 1944, in der der Papst die Grundlagen einer neuen
internationalen Ordnung vortrug und wichtige Vorstellungen erläuterte, wie den
Unterschied zwischen „Volk“ und „Masse“, die die Degeneration der Demokratie
darstellt. Eine Ansprache von Pius XII., die es verdient, im Hinblick auf die
Europawahlen im Juni 2024 noch einmal gelesen zu werden.
Der hervorstechende Punkt der Rede von Papst Franziskus war jedoch die
Aussage, dass er neben der von ihm wiederholt angeprangerten Realität eines
„Weltkriegs in Raten“ auch die Gefahr eines „realen, sich globalisierenden
Konflikts“ sieht. Gemeint ist die Gefahr einer nuklearen Hekatombe, die noch
nie so groß war wie in den letzten Jahren.
„Ich sehe keinen Grund, warum wir keine Atomwaffen einsetzen sollten“,
sagte kürzlich der russische Politikwissenschaftler Aleksander Dugin. In einem
Artikel, der am 6. Januar, zwei Tage vor der Rede von Papst Franziskus, in The
Spectator veröffentlicht wurde, schreibt Edward Stawiarski, der Dugin
persönlich traf, dass er die Invasion der Ukraine als einen „Heiligen Krieg“
gegen den „Satanismus“ des Westens betrachtet: „Es ist ein wichtiges Ereignis,
vielleicht das größte in der Geschichte.“ Laut Dugin „befinden wir uns in einer
Situation, in der entweder die Ukraine in Zukunft nicht mehr existiert und Teil
von Süd- und Westrusslands wird, oder es wird kein Russland mehr geben.“ Das
Russland von heute wird es nicht geben. Das Problem ist, dass es noch eine
dritte Möglichkeit gibt, bei der es niemanden geben wird. Weder Russland noch
die Ukraine, noch die Menschheit noch der Westen. Mit anderen Worten: die
nukleare Option.“
Stawiarski schreibt: „Dugin warnt ausdrücklich davor, dass es dumm sei, die
Gründe Russlands für einen Krieg lächerlich zu machen. „Eschatologie ist in
unseren Köpfen präsent und beeinflusst unsere Entscheidungen“, sagt er. „Sie
können darüber lachen, aber Sie sollten bedenken, dass Sie über Menschen mit
Atomwaffen lachen.“ „Ich verstehe nicht, warum wir sie nicht einsetzen sollten
oder warum Putin zögern würde, sie einzusetzen, wenn Russland zu scheitern
beginnt.“
Es ist schwer zu sagen, inwieweit Dugin die „Stimme“ von Wladimir Putin
ist. Allerdings gilt er in manchen Kreisen der sogenannten „identitären“
Rechten als „Meister des Denkens“. In diesen Kreisen geht der Hass auf den
Westen mit der Begeisterung für Putins Russland einher, das als einzige Bastion
traditioneller Werte in einer korrupten Welt gilt. Dugin deutet an, dass ein
Atomkrieg keine Gewinner oder Verlierer haben würde, er sieht aber im globalen
Konflikt eine Chance für die Menschheit. Dem „Great Reset“ des Westens stellt er
einem russischen nuklearen „Great Reset“ entgegen, der durch von Null wieder
anfangende Situation den Kräften der gnostischen Tradition ermöglichen würde,
wie der Phönix aus dem Chaos wieder aufzusteigen.
Wenn Dugins Vision „eschatologisch“ ist, fehlt in der Rede von Papst
Franziskus genau die „Theologie der Geschichte“, die den einzig möglichen
Schlüssel zum Verständnis der Ereignisse unserer Zeit darstellt. Papst
Franziskus hat wiederholt den „Pelagianismus“ kritisiert, die Häresie, wonach
der Mensch nur auf seine eigene Kraft vertraut und nicht mit der Hilfe der
Gnade zählt. Aber die übernatürliche Kraft der Gnade taucht in der Rede von
Papst Franziskus vom 8. Januar nicht auf, auch nicht, wenn er die
Leihmutterschaft verurteilt und wie die italienische Premierministerin Giorgia
Meloni meint, dass sie zu einem universellen Verbrechen wird, oder wenn er die
„ideologische Kolonisierung“ der Gendertheorie angreift, in einer Perspektive,
die auch allein auf der Grundlage des Naturrechts geteilt werden kann. Ein Naturgesetz,
das auch schwer verletzt wurde durch ein von Franziskus selbst unterzeichnetes
Dokument, wie das am 18. Dezember 2023 vom Dikasterium der Glaubenslehre
veröffentlichte Deklaration „Fiducia supplicans“.
Der Mangel an übernatürlicher Perspektive des Papstes tritt jedoch am
deutlichsten zutage, wenn er Hunger, Ausbeutung und die Klimakrise als die
Hauptursachen des drohenden Planetenkrieges sieht, ohne jemals über Sünde zu
sprechen, das heißt, über die Übertretung des göttlichen und natürlichen Gesetzes,
die die Päpste Benedikt XV. und Pius XII. als Hauptursache für den Ersten und
Zweiten Weltkrieg angaben.
Papst Franziskus weihte am 25. März 2022 Russland und die Ukraine dem
Unbefleckten Herzen Mariens, scheint aber zu ignorieren, dass Unsere Liebe Frau
gerade in Fatima im Jahr 1917 sagte, dass Kriege eine Folge der Sünden der
Menschen seien und dass nur die Bekehrung der Menschen sie hätten verhindern
können. Eine einzelne Sünde ist an sich schon schwerwiegender als ein
Atomkrieg, denn der geistige Tod einer Seele ist ein schlimmeres Unglück als
jeder physische Tod. Der Papst und die Bischöfe haben die Pflicht, eine im
Hedonismus versunkene Welt an diese elementaren Wahrheiten des katholischen
Glaubens zu erinnern.
Die Folgen der Sünde sind nicht nur individueller, sondern auch sozialer
Natur, denn die Gesellschaft hat ihre Grundlage in der objektiven Ordnung
moralischer Werte. In diesem Sinne, wie Pius XII. in seiner ersten Enzyklika Summi Pontificatus vom 20. Oktober 1939
erklärte, sind die Distanzierung von Jesus Christus und die Missachtung des
Naturrechts, die Ursache der Kriege und des Zerfalls der Gesellschaft.
Internationale Konflikte finden ihre einzige Lösung im göttlichen Erlöser der
Menschheit. In der von Papst Franziskus zitierten Ansprache erinnerte Pius XII.
daran mit Worten die Papst Franziskus nicht erwähnte: „Lux in tenebris lucet et tenebrae eam non comprehenderunt“ (Jo 1,5):
Das Licht scheint in der Dunkelheit und
die Dunkelheit hat es nicht willkommen geheißen. (…) Die Wiege des Retters
der Welt, des Wiederherstellers der Menschenwürde in ihrer ganzen Fülle, ist
der Punkt, der durch das Bündnis aller Menschen guten Willens gekennzeichnet
ist. Dort wird der armen Welt, zerrissen durch Zwietracht, gespalten durch
Selbstsucht, vergiftet durch Hass, Licht geschenkt, die Liebe wiederhergestellt
und sie wird in herzlicher Harmonie auf das gemeinsame Ziel zugehen dürfen, um
endlich die Heilung ihrer Wunden im Frieden Christi zu finden.“
Aus dem italienischen „Papa
Francesco e il conflitto globale nel
2024” in
https://www.corrispondenzaromana.it/papa-francesco-e-il-conflitto-globale-nel-2024/
Übersetzung ins Deutsche hier von diesem Blog www.r-cr.blogspot.com
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