Weihbischof
Athanasius Schneider
Am
4. Oktober 2019, dem Fest des hl. Franziskus von Assisi, in Anwesenheit von
Papst Franziskus und anderer hoher kirchlicher Würdenträger, fand in den
Vatikanischen Gärten eine Zeremonie mit eindeutig religiösem Charakter statt
[Foto oben], wie der Vatikanische Pressesaal in einer Mitteilung am gleichen
Tag erklärte: „Während der Gebetszeremonie, zum Abschluss des Programms der
Initiative ,Zeit der Schöpfung‘, die
von Papst Franziskus vor kurzem gefördert wurde, wurde ein Baum von Assisi als
Symbol der ganzheitlichen Ökologie gepflanzt, um die Amazonas-Synode dem hl.
Franziskus zu weihen zum nächsten 40. Jahrestag der päpstlichen Vetkündigung
des Poverello von Assisi als Schutzpatron der Ökologieliebhaber. Am Ende der Feier
betete der Papst das Vaterunser. Vertreter der indigenen Völker des Amazonas,
Franziskaner und verschiedene Vertreter der Kirche nahmen an der Zeremonie
teil.“
Was
diese Aussage verbarg, war die Tatsache, dass es während dieser Gebetszeremonie
religiöse Riten der heidnischen Religionen der südamerikanischen Ureinwohner
gab. Es gab Gesten und Worte, die den mythologischen Figuren der
Ureinwohner-Religion einen religiösen Kult ausdrückten; vor allem wurden vor
zwei nackten schwangeren Frauenfiguren, die Fruchtbarkeit repräsentieren
sollten, Prosternationen durchgeführt. Es wurde auch ein religiöser Tanz um
diese Figuren aufgeführt, bei dem eine schamanengekleidete Frau Rasseln
schwenkte, die die heidnischen Fruchtbarkeitsgötter symbolisieren. Die
Verwendung von „Maracas“ oder Rasseln durch Schamanen bedeutet in den indigenen
Kulten des Amazonas die Stimme der Geister und wird verwendet, um Hilfe von der
Kraft der Tiere und Geister anzufordern. Maracas sind eines der mächtigsten
magischen Instrumente für diese Völker. Der Kopf der „Maraca“ ist ein Kürbis,
wobei dieser mit dem Stiel die fruchtbare Verbindung der männlichen Welt
(Stiel) mit der weiblichen Welt (Kürbis) darstellt. Genau diese „Maracas“
wurden bei der „Gebetszeremonie“ am 4. Oktober verwendet.
Die
Statuen der nackten schwangeren Frauen wurden dann kurz im Petersdom vor dem
Petersgrab wieder in Anwesenheit des Papstes und dann während der gesamten
Amazonas-Synode in der Kirche Santa Maria Traspontina aufgestellt [Foto
oben] und in der Via della Conciliazione, wo regelmäßig Gebete abgehalten
wurden, und das in einer Kirche mit Tabernakel und eucharistischer Gegenwart
Christi. Darüber hinaus wurde die Figur der nackten schwangeren Frau am 19.
Oktober in einem von den Teilnehmern der Synode organisierten Kreuzweges
mitgetragen.
In
den ersten Tagen nach diesen Zeremonien vermied es der Vatikan, die genaue
Bedeutung der beiden nackten schwangeren weiblichen Figuren zu erwähnen. Erst
nachdem solche Figuren am 21. Oktober aus der Kirche Santa Maria in Traspontina
entfernt und in den Tiber geworfen worden waren, kündigte Papst Franziskus 25.
Oktober selbst am an, sie sollten Pachamama symbolisieren: „Ich möchte ein Wort
über die Pachamama-Statuen sagen, die aus der Kirche in Traspontina entfernt
und in den Tiber geworfen worden sind. Sie waren dort ohne götzendienerische
Absichten. Dies geschah zum ersten Mal in Rom und ich entschuldige mich als
Bischof der Diözese für die Menschen, die von dieser Geste verletzt wurden.“
Der
Jesuitenpater Fernando López, einer der Organisatoren der Verehrung von
Pachamama-Statuen im Vatikan, sagte, dass sie auf einem Kunsthandwerksmarkt in
Manaus im brasilianischen Amazonas gekauft worden sind. Er fügte hinzu, dass
Pachamama für uns alle einen Sinn macht und dass wir „den Tanz des Lebens zu
Ehren von Mutter Erde“ weitermachen müssen.
Zu
erklären, dass all diese Akte der Verehrung von Pachamama-Statuen, die in
Kirchen während einer Gebetszeremonie stattfanden, keine Akte der Verehrung
oder Religion waren, sondern lediglich ein Ausdruck harmloser und trivialer
Kultur und Folklore, bedeutet, die Beweise zu verneinen und sich der Realität
zu entziehen.
Angesichts
der ernsten Tatsache, dass solche zweifelhaften religiösen Handlungen der
Verehrung - die offensichtlich zumindest dem Aberglauben und dem Götzendienst
nahe stehen – einige Kardinäle, Bischöfe, Priester und viele Laien öffentlich
protestierten, von denen einige sogar Papst Franziskus zur Umkehr und
Wiedergutmachungshandlungen aufriefen. Leider werden diese mutigen Stimmen auch
von guten Katholiken kritisiert, oft mit der Begründung, dass dies einen
persönlichen Angriff auf Papst Franziskus bedeuten würde. Solche Überlegungen
erinnern an die Geschichte des Kaisers neue Kleider. Andere halten den Kult der
Pachamama-Statuen für harmlos und vergleichen diese Angelegenheit mit dem
Streit um die sogenannten chinesischen Riten („Akkomodationsstreit“ genannt) im
17. und 18. Jahrhundert. Diejenigen, die solches Behaupten, haben weder sachliche
Kenntnisse über die Bedeutung von Pachamama für indigene Völker und über die
weltweite Propaganda der neuen „Gaia- oder Mutter-Erde-Religion“ in unserer
Zeit, noch eine genaue Kenntnis des historischen Problems der chinesischen
Riten und deren Lösung im zwanzigsten Jahrhundert.
Die
Tatsache, dass das Phänomen „Pachamama“ eine eindeutig religiöse Konnotation
hat, belegt seine Definition bereits in den allgemein zugänglichen und am
häufigsten konsultierten Informationsquellen wie Wikipedia, in der es heißt:
„Pachamama (Aussprache: Patschamamma) oder Pacha Mama (aus dem Quechua und
Aymara: Mutter Erde, Mutter Welt, Mutter Kosmos), ist die höchste Gottheit der
indigenen Völker der Zentralanden. Mehrere Autoren betrachten Pachamama als
eine Gottheit, die mit der Erde, der Fruchtbarkeit einer Mutter und der
Weiblichkeit verbunden ist. Pacha-Mama könnte nach dem Konzept, das sie unter
den Indianern hat, als „großes Land, Leiterin und Erhalterin des Lebens“
übersetzt werden. Die Erde als Erzeugerin des Lebens wird dann als Symbol der
Fruchtbarkeit angenommen.“
Wer
sich mit der globalen Umweltbewegung beschäftigt hat, hat den Begriff Gaia
zweifellos schon gehört. Gaia ist eine Wiederbelebung des Heidentums, das das
Christentum ablehnt und es als seinen größten Feind und christlichen Glauben
als einziges Hindernis für eine globale Religion ansieht, die sich auf die
Verehrung von Gaia und die Vereinigung aller Lebensformen konzentriert, der
Göttin „Mutter Erde“ oder „Pachamama“. Eine raffinierte Mischung aus
Wissenschaft, Heidentum, östlicher Mystik und Feminismus hat diesen heidnischen
Kult zu einer wachsenden Bedrohung für die christliche Kirche gemacht. Die
Verehrung von „Mutter Erde“, „Gaia“ oder “Pachamama“ steht im Mittelpunkt der
heutigen globalen Umweltpolitik.
Die
Generalversammlung der Vereinten Nationen
erklärte im Jahr 2009 den 22. April zum internationalen „Tag der Mutter
Erde“. An diesem Tag gab der bolivianische Präsident Evo Morales (Bild oben: Mitte), ein selbstbekennender
Pachamama-Anbeter, diese Erklärung vor der UN-Generalversammlung ab: „Pachamama
- die 'Mutter Erde' von Quechua - ist eine fundamentale Gottheit der
einheimischen Weltanschauung, basierend auf einem totalen Respekt vor der
Natur. Die Erde gehört nicht uns, sondern wir gehören der Erde.“
Die
Tatsache, dass der Ausdruck „Mutter Erde“ oder „Pachamama“ kein harmloser
kultureller Name ist, sondern religiöse Züge aufweist, belegt zum Beispiel auch
das 2002 von der UNESCO veröffentlichte Lehrerhandbuch mit dem bedeutsamen
Titel „Leitfaden für den Pachamama Lehrer“. In diesem Handbuch heißt es unter
anderem: „Stell dir vor, Mutter Erde nimmt eine physische Form an und stell dir
vor, wie es wäre, sie zu treffen. Wie würde sie aussehen? Worüber würdest du
mit ihr reden? Was wären ihr Hauptanliegen und ihre Fragen? Wie würdest du
antworten? Wo könntest du sie [Mutter Erde] treffen? Stell dir einen Ort vor,
an dem du sie treffen könntest.“ Ein Ort, an dem man zum Beispiel „Mutter Erde“
oder „Pachamama“ treffen könnte, dargestellt als nackte schwangere Frauen in
Holzfiguren, waren die Gebetszeremonie im Vatikanischen Gärten am 4. Oktober
2019, der Petersdom, der Kreuzweg am 19. Oktober, und die Marienkirche in
Traspontina, Rom.
Bischof
José Luíz Azcona, (Bild links) emeritierter Bischof der Amazonas-Prälatur Marajó, lehnte
die Absurdität und Unhaltbarkeit der These, der Pachamama-Kult im Vatikan sei
bedeutungslos, überzeugend ab. Er ist ein Kenner der Religionen und Bräuche der
Amazonas-Indianer, unter denen er über 30 Jahre gelebt und sie evangelisiert
hat. In einem offenen Brief vom 1. November 2019 wies Bischof Azcona darauf
hin, dass die Verehrung Pachamamas im Vatikan besonders die „Kleinen“ der
Kirche empörte - und insbesondere die konvertierten Amazonas-Indianer, die den
katholischen Glauben intensiv lebten. Sie wurden durch ihren katholischen
Glaubenssinn verwirrt und zutiefst verletzt. Die Aussage von Erzbischof Azcona
ist erschütternd: „Aber genau diese Geste [der Pachamama-Verehrung] war für
Millionen Katholiken weltweit ein Ärgernis (aber kein Pharisäisches). Besonders
für die Armen, die Kleinen, für die Unwissenden, die Schwachen, die offenbar „Sensus
Fidei“ (Glaubenssinn) besitzen, der von Papst Franziskus so gerecht und
dauerhaft verteidigt wird, wurden in ihrem völlig hilflosen Gewissen heftig
geschlagenen, völlig schutzlos angesichts solcher religiösen Gewalt. Vor allem
die Armen, die Einfachen, die Schwachen und die Ungeschützten des Amazonas
waren am stärksten von diesem götzendienerischen Aufprall betroffen. Sie
fühlten im tiefsten, zumindest im brasilianischen Amazonasgebiet, diesen
Angriff gegen den christlichen Glauben, gegen ihre kirchliche Überzeugung, dass
die einzige Königin des Amazonas die Muttergottes, Unsere Liebe Frau von Nazaré,
die Mutter des Schöpfers und Erlösers, ist. Keine andere Mutter, keine andere
Anden-Pachamama oder von wo auch immer und auch keine Yemanja (eine Götzin des
afro-brasilianischen Kultes)!“
Bischof
José Luíz Azcona verwies auch auf die verheerenden Auswirkungen der
öffentlichen Kulthandlungen von Pachamama im Vatikan auf gläubige Protestanten:
„Für die evangelischen und pfingstlichen Brüder hatte dieser Skandal
verheerende Auswirkungen. Entsetzt haben sie Szenen von wahrem Götzendienst
miterlebt, und zwischen Erstaunen und Verblüffung sich immer mehr bestätigt fühlen
in ihrem Irrglauben, ein Katholik sei ein Götzenanbeter. Nicht mehr Vereherer von
Heiligen, Joseph, Maria, sondern von wahren Dämonen. Auf diese Weise wurde der
ökumenisch-interreligiöse Dialog mit menschlich irreparablen Konsequenzen und
schwerwiegenden ökumenischen Komplikationen für diejenigen erschüttert, die das
Geheimnis der Kirche auch für die Pfingstler als das ,universale Sakrament der
Erlösung‘ (Lumen Gentium) verstehen wollen.“
Bischof
Azcona stellte zutreffend fest, dass die Idee und Symbolik von „Mutter Erde“,
„Gaia“ und auch „Pachamama“, wie sie heute weit verbreitet sind, geistig und
religiös nicht von dem Phänomen der vielen historischen heidnischen Gottheiten
getrennt werden können: „Erinnern wir uns an die unzähligen Muttererden Götzen,
die der Pachamama als Göttinnen der Fruchtbarkeit, in biblischen Kulturen und
Religionen aller Zeiten vorausgingen und begleiteten, zwei von ihnen im biblischem
Unfeld. Im Alten Testament ist Astarte (Asherà) die Göttin der Fruchtbarkeit,
der sinnlichen Liebe in nackter Darstellung. […] Im Neuen Testament, in der
Apostelgeschichte 19, 23-40; 20,1 ist Artemis von Ephesus ,die Große‘, die Göttin
der Fruchtbarkeit, die dargestellt wird mit halbem Körper voller Brüste. Sie fasst
das zusammen, was mit der Statue von Mutter Erde ,Pachamama‘ gemeint ist.
Der
Vergleich der vatikanischen Verehrung von Pachamama mit dem historischen Streit
der chinesischen Riten ist sachlich nicht haltbar. Chinesische Rituale
beinhalteten Kulthandlungen nach dem Vorbild von Konfuzius, einer historischen
Person, die als großer Nationalheld und Denker der chinesischen Kultur verehrt
wurde. Darüber hinaus war es eine Verehrung der verstorbenen Vorfahren. In
beiden Fällen wurden vor den Porträts dieser historischen Menschen
Kulthandlungen wie Verbeugen oder Anzünden von Kerzen durchgeführt. Da diese
Riten im 17. und 18. Jahrhundert noch mit den abergläubischen Vorstellungen des
Konfuzianismus als Religion verbunden waren, verbot die Kirche ihnen strikt, um
jeglichen Anschein von Aberglauben und Götzendienst zu vermeiden. Im
zwanzigsten Jahrhundert waren konfuzianische Verehrungshandlungen rein ziviler
Natur und fanden an nicht-heiligen und nicht-religiösen Orten statt. Darüber
hinaus wurden die Bildnisse der Ahnen von den Katholiken ohne die übliche
Inschrift „Sitz der Seele“ verehrt, wie es bei den chinesischen Heiden üblich
war. Nachdem der Anschein von Aberglauben und Götzendienst nicht mehr gegeben
war, erlaubte der Heilige Stuhl den chinesischen Riten im Jahr 1939 durch eine Instruktion
der Kongregation Propaganda Fide, jedoch unter folgenden Bedingungen: Es ist
zulässig, sich nur vor einem Bild von Konfuzius zu verbeugen, das auf zivilen
Stätten gezeigt wird, und wenn ein Ärgernis befürchtet wird, muss die richtige
Absicht der Katholiken öffentlich erklärt werden. Darüber hinaus heißt es in
der Instruktion, dass Katholiken nur rein zivile Gesten der Verehrung machen
dürfen und, falls erforderlich, ihre Absicht erklären können, um jegliche
Fehlinterpretation dieser Handlungen zu beseitigen. Gleiches gilt für die
Verehrung von Ahnenporträts. Darüber hinaus erlaubte die katholische Kirche die
Verwendung nur des eindeutigen göttlichen Namens, d.h. „Herr des Himmels“ und
untersagte andere mehrdeutige chinesische göttliche Namen, wie „Himmel“ oder „Höchste
Gottheit“ oder „Höchster Kaiser“, ein Verbot, das nicht durch die Instruktion
von 1939 aufgehoben wurde.
Der
wesentliche Unterschied zwischen Pachamama-Anbetungsriten und sogenannten
chinesischen Riten besteht darin, dass Pachamama eine Konstruktion heidnischer
Mythologien ist, das heißt, dass ein reiner Mythos oder ein unbelebtes und
unpersönliches Konglomerat von Materie wie der Erde angebetet wird.
Diejenigen,
die behaupten, der Kult von Pachamama sei harmlos und nicht religiös, sondern
nur kulturell, würden am besten durch ein Gebet an Pachamama unterrichtet, das
im Rahmen der Amazonas-Synode von der Fondazione Missio, dem Organ der
italienischen Bischofskonferenz, veröffentlicht wurde: „Pachamama, gute Mutter,
sei uns günstig! Sei uns günstig! Lass den Samen gut schmecken, dass nichts
Schlimmes passiert, dass der Frost sie nicht schädigt, dass gutes Essen
entsteht. Wir bitten dich: Gib uns alles! Sei uns günstig! Sei uns günstig! “
Die
Pachamama Verehrung, die während der Amazonas-Synode im Vatikan praktiziert
wurde, ist eine Form des götzendienerischen Aberglaubens, da sie Gesten
enthält, die in ihrer ursprünglichen Form die Anbetung von „Mutter Erde“ als
Gottheit oder der Form nichtgötzendienerischen Aberglaubens implizieren. Denn
dieser Kult von Pachamama drückt den Glauben an die Erde aus, als ob es ein
lebendiges und persönliches Wesen wäre; deshalb ist es ein Synkretismus, der
irreführende Elemente in die christliche Anbetung einbringt, die schließlich
immer auf den wahren Gott gerichtet sein müssen.
In
einem Artikel, der am 23. Oktober 2019 auf der Website von Infocatolica
(www.infocatolica.com) veröffentlicht wurde, entlarvt der Missionar im
kolumbianischen Amazonasgebiet, P. Nelson Medina, OP, (Bild links) den Betrug des angeblich
harmlosen Kultes von Pachamama mit entsprechender Aussage: „Ich muss sagen,
dass das Bild, das nach Rom gebracht wurde, nicht für das kolumbianische
Amazonasgebiet repräsentativ ist, und ich glaube, dass es nirgendwo im
Amazonasgebiet gibt. Die Figur repräsentiert nichts ,Ursprüngliches‘ der
amazonischen Kultur. Solche Bilder an diesen heiligen Ort zu bringen, kann nur
heißen, dass sie eine religiöse Bedeutung haben, da sie sonst in einer
Kunstgalerie oder einem Museum für ethnische oder amazonische Geschichte
ausgestellt würden. Man könnte sagen, dass das Bild Fruchtbarkeit, Frau oder
Leben darstellt. Aber dann ist die Frage, betet unser Glaube Fruchtbarkeit,
Leben oder Frau als solche an? Wenn dieses Bild keinen Kultcharakter hat, warum
sollte es dann auf den Altar gestellt werden, auf dem das einzige und genugtuende
Opfer Christi vorhanden ist? Ist das nicht nur die unerhört öffentliche
Verletzung des Ersten Gebotes des göttlichen Gesetzes?
Vertreter
des Vatikans nutzten auch den heiligen John Henry Newman, um mit seiner Hilfe
den Pachamama-Kult zu legitimieren. Dieser Vergleich ist jedoch übertrieben und
sachlich ungenau, wie Pater Nelson Medina überzeugend darlegte, indem er darauf
hinwies, dass John Henry Newman sich auf einige in sich relativ neutrale
Handlungen oder Objekte bezog, dessen Bedeutung umgewandelt und in der Kirche verwendet
werden können. Die für die Amazonas-Synode benutzten Bilder haben nichts von
dieser Neutralität: „Das ,Leben‘ zu feiern, ohne Gott, den einzigen Schöpfer,
anzubeten, ist einfach nur Heidentum. Und gegen heidnische Götzen, sei es das
goldene Kalb oder das Geld der Kaufleute im Tempel von Jerusalem, sind feste
und klare Handlungen erforderlich ... die bis in den Tiber reichen können.“
Zu
allen Zeiten und auch durch die Instruktion über die chinesischen Riten von
1939 folgte die katholische Kirche in getreuer Nachahmung des Verhaltens der
Apostel gewissenhaft in Worten und Taten, um jeglichen Schatten von
Götzendienst (idolatria) und Aberglauben (superstitio) zu vermeiden, sowie
nicht den geringsten Anschein davon zu geben (siehe auch St. Thomas von Aquin,
Summa theol., IIa IIae, q 93, a.1).
Der
italienische Jurist und Lebensrechtler Gianfranco Amato (siehe seinen Aufsatz
in La Verità vom 14. November 2019), der sich mit dem vatikanischen Kult von
Pachamama befasst, fasst dies wie folgt zusammen:
„Pachamama
als Ikone der indigenen Kultur des Amazonas darzustellen, bedeutet nicht nur,
die Realität zu verzerren, sondern auch die Vielfalt der wahren Kulturen des
Amazonas zu leugnen und zu demütigen, um eine indigene theologische Vision
aufzustellen um rein ideologische und politische Ziele durchzusetzen.
„Der
mexikanische Präsident López Obrador (Bild unten) führte zu Ehren der
Pachamama-Götzin ein Ritual durch, um die Genehmigung für den Bau der Maya-Eisenbahn
im Südosten Mexikos zu beantragen. Hugo Chávez, Nicolas Maduro, Cristina
Fernández de Kirchner, Andrés Manuel Lopez Obrador, Evo Morales und Daniel
Ortega sind nur einige Staatsoberhäupter, die offiziell an Kulten zu Ehren von
Mutter Erde teilgenommen haben. Daher handelt es sich nicht nur um eine rein
peruanische religiöse Tatsache, sondern es handelt sich um eine echte
politische Tatsache, die in eine präzise politische Agenda eingebettet ist, die
pantheistisches Denken fördert. Es schließt die christliche Idee eines
transzendenten Gottes in Bezug auf die Schöpfung aus und stellt die Würde der
Erde über die Würde der menschlichen Person. Eine kopernikanische
Kulturrevolution wird versucht: den Anthropozentrismus der Moderne mit einem
ökologischen „Geozentrismus“ zu überwinden. Die Erde, nicht der Mensch, sollte
nun im Zentrum des Kosmos stehen, und dass geht schon so weit, dass wir
Vorträge gehört haben, in denen die Einschränkung der Menschenrechte zugunsten
der „Rechte“ der Erde thematisiert wurde.
„Pachamama
ist eine theologische Täuschung für Christen. Wie wir gesehen haben, ist es ein
heidnischer Inkagötze. Die Bilder, die ihn aus theologischer Sicht repräsentieren
sollen, sind ganz einfach Götzen (Idole). Die Tatsache, dass ein Theologe, ein
Priester, ein Bischof, ein Kardinal, ein Papst oder ein einfacher Gläubiger
diese scheinbar unbestreitbare Tatsache nicht erkennen kann, scheint wirklich
verstörend und völlig unverständlich. Wir könnten sagen, dass wir vor einer
neuen Bewusstseinsfinsternis stehen, diesmal nicht im Bereich des
Lebensgesetzes, sondern im Bereich des ersten und wichtigsten Gebotes: der
Rechte Gottes. Daraus ergibt sich der erschwerende Umstand, dass nicht nur das
Bewusstsein eines Volkes, sondern auch das Bewusstsein der Kirche selbst durch
diesen Pachamama-Kult verdunkelt wird. Angesichts der göttlichen Offenbarung,
die in Gottes Wort, in der Kirchentradition und im Lehramt enthalten ist, ist
die Frage sehr einfach: Götzenbilder für den Gottesdienst zu schaffen, ist eine
sehr schwere Sünde. Sich vor Götzen zu verneigen ist Götzendienst. Ihnen
Geschenke und Opfer darzubringen, sie im Triumph zu tragen, sie auf einen Thron
zu setzen, sie zu krönen und für sie Weihrauch zu verbrennen, ist ein absolut
unmoralischer, offenkundiger Götzendienst. Sie auf Altäre oder in geweihte
Kirchen zu stellen, um sie anzubeten, ist eine wahre und klare Entweihung
heiliger Stätte.“
„Die
Anbetung von Pachamama ist eine Täuschung in Bezug auf das Verständnis von
Toleranz. Die Sensibilität der Gläubigen scheint verletzt, wenn sie das finstere
Schauspiel der in katholischen Kirchen verehrten Idole erleben. Es ist eine
zutiefst unangenehme Tatsache, die eine strenge Verurteilung erfordert. Dies
ist kein Mangel an Respekt oder Toleranz gegenüber Menschen, die sich zu einer
anderen Religion bekennen. Wir respektieren die religiösen Überzeugungen aller,
aber es geht darum, dem Götzendienst in den katholischen Kirchen und an Orten,
die durch die Anwesenheit von Götzen entweiht wurden, Toleranz aufzuzwingen.
Dies ist nicht akzeptabel. All dies zu tolerieren bedeutet Komplizen der Entweihung
zu sein. Aus diesem Grund ist die in der römischen Kirche Santa Maria in
Traspontina kühn ausgeführte Geste des „Idoloklasmus“ (Zerstörung von Idolen) ein
Ausdruck des edelsten Glaubens. Dies ist kein Thema der Verleumdung, sondern es
verdient ein Kompliment.“
„Die
Anbetung von Pachamama ist eine Täuschung der Inkulturation. Das Prinzip der
Inkulturation ist die Verkündigung des Evangeliums, die von allen Völkern aller
Kulturen akzeptiert werden kann. Die Dynamik der Evangelisierung führt zu einem
allmählichen Prozess der Kulturtransformation, der das Wort Gottes umfasst und
durch die Bewahrung des Guten, die Reinigung des Bösen, das in ihm enthalten
ist, und eine dynamische Entwicklung des Glaubens in das Herz derselben Kultur
eindringt, die alles erneuern kann. Ohne Berücksichtigung des
Kontrastkriteriums können wir nicht von Inkulturation sprechen. Natürlich ist
die Evangelisierung ein notwendiger Kontrast zu den gravierenden unmoralischen
Aspekten der Kulturen, die sie erreichen will, und verlangt natürlich den
Verzicht auf den Götzendienst.“
Die
Pachamama-Saga ist ein genaues Röntgenbild des inneren Zustands der Kirche in
diesem dramatischen Moment der Geschichte und erinnert an die wahrhaft
prophetischen Worte von Prof. Joseph Ratzinger in seinem Aufsatz „Die neuen
Heiden und die Kirche“, der erstmals in der Zeitschrift „Hochland“
veröffentlicht wurde (Oktober 1958). Die folgenden schockierenden Worte von
Joseph Ratzinger können mit Sicherheit als eine Art aktueller Kommentar zum
Ereignis des vom Vatikan geleiteten Pachamama-Kultes gelesen werden: „Das
Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst, und gerade das ist das
Kennzeichnende sowohl der Kirche von heute wie auch des neuen Heidentums, dass
es sich um ein Heidentum in der Kirche handelt und um eine Kirche, in deren
Herzen das Heidentum lebt.“
Die
folgenden feurigen Worte aus dem Herzen von Bischof José Luís Azcona, einem
Missionar aus dem Amazonasgebiet und würdigen Nachfolger der Apostel, werden weiterhin
in der Geschichte leuchten: „Einer der beschämendsten Aspekte dieser
götzendienerischen Geste [im Vatikan] war die Zerschlagung des einfachen Gewissens
der ,Kleinen‘ durch dieses Ärgernis.“
Angesichts
der unbestreitbaren objektiven Schwere der Kulthandlungen von Pachamama im
Vatikan mit ihren klaren pseudoreligiösen Implikationen und ihrer
Instrumentalisierung durch die Propaganda der globalistischen Weltreligion „Mutter
Erde“ kann man von der Unschuld dieser Handlungen sprechen oder Zuflucht suchen
im Alibi der „chinesischen Riten“? Das würde bedeuten, das Unhaltbare zu
verteidigen.
In
der Zeit der großen Verwirrung der kirchlichen Lehre und Pastoral in der
arianischen Krise im vierten Jahrhundert war der heilige Hilarius von Poitiers
(Bild rechts), der Athanasius des Westens, überzeugt, dass dieser Zustand nicht
stillschweigend oder durch Verharmlosung der Situation akzeptiert werden durfte.
Diese Worte, die im Folgenden zitiert werden, sind für den Vatikan-Skandal um
die Verehrung Pachamamas äußerst aktuell und zutreffend: „Das Schweigen würde
von nun an nicht mehr Zurückhaltung, sondern Trägheit heißen“ (Contra Const. 1
).
Allen
in der Kirche unserer Zeit, die die Kulthandlungen von Pachamama im Vatikan
nicht verharmlost oder schweigend akzeptiert, sondern ihre warnende Stimme
erhoben haben, gebührt Dankbarkeit und Anerkennung, zuallererst denen, die
durch übernatürlichen Glaubenssinn bewegt wurden und durch diese Taten ihre
wahre Liebe und Achtung zum Papst und zu ihrer Mutter, die heilige katholische
Kirche, zum Ausdruck btachten.
18.
November 2019
+
Athanasius Schneider,
Weihbischof
der Erzdiözese Santa Maria in Astana
Übersetzung
aus dem Portugiesischen mi Hilfe von Google-Übersetzer in
vom
22. November 2019
©
Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.
In
signierten Artikeln veröffentlichte Meinungen und Konzepte liegen in der
alleinigen Verantwortung der Autoren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen