Weihbischof Athanasius Schneider
Diese Stellungnahme wurde
erstmals
auf der österreichischen Nachrichtenseite
Kath.net veröffentlicht am
17.7.2019
In seinem Interview mit dem
ORF vom 14. Juli 2019 sagte Bischof Erwin Kräutler, es sei "beinahe ein
Skandal", dass in vielen Gemeinden Amazoniens die Eucharistie kaum
gefeiert wird. Diese Sprechweise an sich ist schon unklar und eindeutig
tendenziös. Niemand hat ein Recht auf die Eucharistie. Das Sakrament der
Eucharistie ist die Gabe Gottes schlechthin. Von einem Skandal in den
katholischen Gemeinden kann man sprechen, wenn dort der Glaube verleugnet und
nicht gelebt wird, wenn dort Gott beleidigt wird durch die Verachtung Seiner
Gebote, durch grobe Sünden gegen die Nächstenliebe, durch Götzendienst, Schamanismus
und dergleichen. Von einem Skandal in einer katholischen Gemeinde kann man
sprechen, wenn dort nicht genügend gebetet wird. Das wäre ein wahrer Skandal.
Man müsste eher von einem
Skandal sprechen, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass in den letzten
Jahrzehnten in Amazonien offensichtlich keine intensive Berufungspastoral durchgeführt wurde und zwar gemäß der bewährten zweitausendjährigen Erfahrung der
Kirche, nämlich durch inständige Gebete, geistige Opfer, heiligmäßiges
Lebensvorbild von Missionaren. Eines der wirksamstes Mittel zur Weckung von
soliden Priesterberufungen auch in Amazonien sind Missionare, die ein Leben als
wahre Männer des Gebets, als wahre Apostel führen, d.h. durch ein Leben der
liebe- und opfervollen Ganzhingabe an Christus und an die Rettung der
unsterblichen Seelen.
Das, was Bischof Erwin
Kräutler und viele seiner klerikalen Gesinnungsgenossen fordern, sind eher Priesterkarikaturen in der Gestalt von Entwicklungshelfern, NGO-Mitarbeitern,
sozialistischen Gewerkschaftler und selbsternannte Umweltspezialisten. Darin aber besteht
nicht die Sendung Jesu Christi, des Menschgewordenen Gottes, der gekommen ist,
um Sein Leben am Kreuze hinzugeben, damit alle Menschen vom größten Übel erlöst
werden, nämlich der Sünde, und damit alle Menschen das göttliche und
übernatürliche Leben haben, und es in Fülle haben (vgl. Joh. 10, 10).
Der Trick mit der
Dramatisierung des „eucharistischen Hungers“ oder des Mangels an
Eucharistiefeiern hält nicht stand, weil der Empfang der Eucharistie an sich
nicht heilsnotwendig ist, jedoch aber der Glaube, das Gebet, ein Leben nach den
Geboten Gottes.
Wenn Katholiken lange Zeit
aufgrund von Priestermangel keine hl. Kommunion empfangen können, dann soll man
sie anleiten, die geistige Kommunion zu pflegen, die eine große geistige Kraft
und Wirkung hat. Die Wüstenväter z.B. haben jahrelang ohne Eucharistie gelebt
und sind zu einer großen Christusverbundenheit gelangt. Meine Eltern und ich
selber konnten in der Sowjetunion jahrelang keine hl. Kommunion empfangen. Wir
haben aber immer die geistige Kommunion gepflegt, die uns große geistige Kraft
und Trost gab. Wenn dann ein Priester kam, und wir beichten, am Messopfer
teilnehmen und sakramental die hl. Kommunion empfangen konnten, dann war es ein
wirkliches Fest und wir haben es ganz tief und freudig erlebt, wie kostbar die
Gabe des Priestertums und der Eucharistie ist.
Man sollte in Amazonien ein
gut organisiertes System aufbauen mit wandernden Priestermissionaren, die an
den einzelnen Orten, wenn auch nur mehrmals im Jahr, jeweils ein wahres
geistiges Fest mit guten Beichten und würdig gefeierten hl. Messen halten
sollten und den Katholiken Jesus im Tabernakel zur Anbetung lassen, und diese
anleiten Stunden eucharistischer Anbetung zu halten und den Rosenkranz zu beten,
in der Intention um gute einheimische ehelose Priester und gute christliche
Familien zu erflehen. Dann wird Gott zweifellos ihnen diese Gnade schenken. Man
sollte auch einen weltweiten Aufruf machen, um Priester einzuladen, nach
Amazonien zu kommen, um den Menschen dort seelsorglich beizustehen. Man kann ja
auch verheiratete Diakone weihen oder in Ausnahmefällen Akolythen beauftragen, die das Allerheiligste aussetzen könnten und
Gebete leiten.
Einmalig bleibt in der Kirchengeschichte
das Beispiel der japanischen Katholiken, die in einem Zeitraum von mehr als
zweihundert Jahren den katholischen Glauben ohne Priester bewahrt haben. Heute
hat Japan genügend eigene einheimische Priester, natürlich ehelose. Obwohl die
heidnische Kultur Japans ein eheloses Priestertum damals ablehnte, haben die
japanischen Katholiken das ehelose Priestertum für so groß gehalten, dass es
ein Erkennungszeichen der Katholiken wurde. Nachdem nämlich zu ihnen wieder
christliche Missionare im 19. Jahrhundert kamen, unter ihnen auch verheiratete
protestantische Prediger, haben sie diese aus diesem Grund abgelehnt. Als aber
dann katholischen Priester kamen und die japanischen Katholiken sie gefragt
haben ob sie verheiratet sind, und diese es verneint haben, wurde sie als
Priester der wahren Kirche Jesu Christi von diesen Gläubigen angenommen. Die
Kirche hätte im 19. Jahrhundert z.B. dieselben Argumente vorbringen können, wie
es heute die Amazonasynode tun wird, um einheimische verheiratete Priester zu
weihen, weil ja auch damals viele Gemeinden in einigen Missionsgegenden nur ein
paar Mal im Jahr den Besuch eines Priesters haben konnten.
Die Priesterehe wurde in der
Ostkirche im 7. Jahrhundert legalisiert nicht wegen Priestermangel, es gab
damals gerade in Konstantinopel einen Überschuss von Priestern, sondern wegen
dem Nachgeben der menschlichen Schwäche, wegen dem Abrücken von der
apostolischen Regel des geschlechtlich enthaltsamen Lebens derjenigen, die im
Bischofs- und Priesteramt Jesus Christus, den Ewigen Hohepriester des Neuen
Bundes nachnahmen und im Weihesakrament in der Person Christi des Hauptes
handeln. Das war damals in der griechischen Kirche eine regionale Lösung einer
Ortskirche, die die römischen Päpste aber nicht anerkannten. Es handelte sich
dabei um ein Abrücken von und eine Untreue gegenüber der fordernden Nachfolge
Christi, die die Apostel in der vollständigen geschlechtlichen Enthaltsamkeit
nach ihrer Berufung bis zu ihrem Tod gelebt haben. Der Apostel Petrus hat diese
Lebensweise nämlich klar bekannt und bestätigt: „Wir haben alles verlassen:
auch Frau und Kinder“ (Mt. 19, 27).
Das geschlechtlich
enthaltsame Priestertum haben alle Väter der Kirche im Bischofs- und
Priesteramt gelebt. Auch wenn einige verheiratet waren (wie z.B. der hl.
Hilarius), so haben sie erwiesenermaßen nach dem Empfang der Bischofs- bzw.
Priesterweihe geschlechtlich enthaltsam gelebt und keine Kinder mehr gezeugt,
weil sie die apostolische Regel der priesterlichen und bischöflichen
Enthaltsamkeit kannten und respektierten.
Die römische Kirche hat diese
apostolische Norm treu weitergeben und sie stets verteidigt bis in unsere Tage,
mit einer Ausnahme, die sie den Ostkirchen bei den Unionsverhandlungen mit dem
Apostolischen Stuhl seit dem Unionskonzil von Lyon und Florenz gewährte durch
das Zugeständnis eines verheirateten Priestertum um der Einheit willen.
Die Einführung eines
verheirateten Priestertums in Amazonien würde keine wahren Apostel, sondern
eher eine neue Priesterkategorie mit einer Art Dynastie hervorbringen, wobei
man die Tatsache berücksichtigen sollte, dass die einheimische Kultur der
amazonischen Völker noch nicht zur tragenden und bewährten Reife ganzer
christlicher Generationen kam, die ganz vom Geist des Evangeliums
durchdrungenen wäre.
Die germanischen Völker z.B.
haben nach der anfänglichen systematischen Evangelisierung durch den hl.
Bonifatius auch noch einige Jahrhunderte gebraucht, bevor sie dazu fähig waren,
dass aus ihnen ein zahlreicher bewährter eheloser einheimischer Klerus hervorging.
Ohne Zweifel gab es in
Amazonien im 19. und in 20. Jahrhundert heroische und heiligmäßige Missionare:
Bischöfe, Priester, Ordensschwestern. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich
allerdings einige Missionare in Amazonien vom wahren Geist Jesu Christi, der
Apostel und der heiligen Missionare abgewandt und sich dem Geist dieser Welt
zugewandt. Sie predigen nicht mehr mit voller Überzeugung den einzigen Erlöser
Jesus Christus und bemühen sich nicht genügend, Sein übernatürliches Leben der
Gnade an die Menschen in Amazonien zu vermitteln, um sie somit zum ewigen
Leben, sie in den Himmel führen, und das unter dem Einsatz des eigenen Lebens.
Es geschah oft das Gegenteil. Unter Missbrauch des Namens Jesu, unter
Missbrauch des heiligen Bischofs- und Priesteramtes haben Missionare und sogar
Bischöfe den Menschen in Amazonien vorwiegend ein Evangelium des irdischen
Lebens, ein Evangelium des Bauches und nicht ein Evangelium des Kreuzes, ein
Evangelium der Anbetung der Natur, des Waldes, des Wassers, des Sonne, ein
Evangelium der Anbetung dieses so kurzen irdischen materiellen Lebens
gepredigt, wobei die Menschen auch dort im Grunde nach den Quellen des
göttlichen ewigen Lebens dürsten. So eine Missionierung Amazoniens bedeutet
einen Verrat des wahren Evangeliums und dieser Verrat wurde in den vergangenen
Jahrzehnten in weiten Teilen jener Region betrieben. Man möchte jetzt den
Verrat der wahren übernatürlichen Evangelisierung im Geist der Jesu und der
Apostel noch durch eine Bischofssynode auf Weltebene legitimieren.
Amazonien braucht dringend
wahre heilige Missionare nach dem Geist und dem Lebensbeispiel der großen
Missionare der Kirchengeschichte, wie der hl. Bonifatius, der großen
lateinamerikanischen Missionsheiligen, wie z.B. des hl. Turibio de Mogrovejo,
des hl. José Anchieta und vieler anderer mehr.
Bischof Kräutler begründet in
seinem Interview die Priesterweihe von Frauen zu Feier der Eucharistie mit
deren „Einfühlungsvermögen“. Hier handelt es sich offenkundig um ein anderes
Verständnis von Kirche und Eucharistie, ein anderes Verständnis von Priestertum
und Diakonatsamt.
„Einfühlungsvermögen“ ist
kein tragendes theologisches Kriterium, sondern der Wille Gottes. Die Kirche
Gottes ist nicht ein Konzern, eine Partei, ein Club, eine menschliche Einrichtung,
wo an erster Stelle menschliche Effizienz und Einfühlungsvermögen stehen, wenn
auch solche Eigenschaften durchaus nützlich sind. Die Kriterien für das Amt der
Apostel und deren Nachfolger im Bischofsamt und untergeordnet im Priesteramt
und dann auch im Diakonatsamt müssen dieselben sein, die Christus uns vorgab und
die dir Kirche immer bewahrt hat: es sind zunächst Männer, und dann müssen sie
eine sittliche und charakterliche Eignung haben. Sie müssen Männer des Glaubens
sein, voll des Hl. Geistes, bereit in Ehelosigkeit zu leben, Männer, die das
Gebet und die Verkündigung der Lehre Christi an die erste Stelle setzen,
Männer, die bereit sind wahre Hirten zu sein, und ihr Leben hinzugeben für die
Rettung der unsterblichen Seelen, der ihnen anvertrauten Menschen. Männer die
wahre Väter aller Gläubigen sind, und nicht einer begrenzten persönlichen
Familiendynastie. Männer, die wahre Bräutigame der Braut Christi, der Kirche
sind und deshalb als solche Väter und Bräutigame ehelos sind.
Der hl. Irenäus bezeugt die
Einheit des Glaubens und der Disziplin der Kirche schon im 2. Jahrhundert bei
allen Völkern, auch wenn die bekehrten Katholiken damals aus so
unterschiedlichen und teils gegensätzlichen Kulturen kamen: „Die Kirche
bewahrt, obwohl sie über die ganze Welt zerstreut ist, sorgfältig den Glauben
der Apostel, als ob sie in einem einzigen Haus wohnte; auf dieselbe Weise
glaubt sie an diese Wahrheiten, als ob sie nur eine Seele und dasselbe Herz
hätte; in voller Übereinstimmung verkündigt, lehrt und überliefert sie diese
Wahrheiten, als ob sie nur einen Mund hätte. Es gibt verschiedene Sprachen auf
der Welt, aber die Kraft der Überlieferung ist einzig und dieselbe: Die in
Germanien gegründeten Kirchen glauben und überliefern nicht anders als die in Spanien
oder bei den Kelten, die im Orient oder in Ägypten, die in Libyen oder in der
Mitte der Welt“ (Adversus haereses 1,10,1-2).
Viele der ersten neu
bekehrten katholischen Gemeinden in den germanischen Völkern in der Zeit der
Völkerwanderung (4. – 6. Jahrhundert) hatten vielleicht auch nur ein paar Mal
im Jahr die Möglichkeit an der hl. Messe teilzunehmen und die hl. Kommunion zu
empfangen. Nach einigen Generationen aber, sind aus diesen germanischen
Gemeinden Generationen von ehelosen und im allgemeinen vorbildlichen Priestern
hervorgegangen.
Die Verfechter eines
verheirateten amazonischen Klerus unter Verwendung des Tricks der elegant
formulierten Losung „bewährten Männer“ („viri probati“) halten die amazonischen
Völker im Grunde für minderwertig, indem sie ihnen von vornherein die Fähigkeit
absprechen, der Kirche aus ihrer Mitte ehelos lebende Priester zu schenken. Im
Laufe von zweitausend Jahren waren alle Völker und selbst Barbaren dazu fähig,
mit Hilfe der Gnade Christi ihre eigenen Söhne zu einem ehelosen Priestertum
nach dem Vorbild Jesu Christi zu erziehen. Die Forderungen nach verheirateten
Priester für die amazonischen Völker, die ausgerechnet Kleriker europäischer
Abstammung vorbringen, verbirgt in sich einen verkappten Rassismus. Zugespitzt
formuliert könnte es so klingen: „Wir Europäer, d.h. wir Weiße, sind zu einem
ehelosen Priestertum schon fähig. Für Euch Amazonier ist das aber eine Nummer
zu groß!“.
Es geht den Verfechtern eines
verheirateten amazonischen Klerus, die eigentlich fast alle europäischer und
nicht indigener Abstammung sind, letztlich nicht um das wahre geistige Wohl der
amazonischen Gläubigen, sondern um das Durchsetzen ihrer eigenen ideologischen
Agenda, die darin besteht, einen verheirateten Klerus auch in Europa und dann
in der ganzen lateinischen Kirche zu haben. Denn alle wissen es, dass es nach
der Einführung eines zunächst regional begrenzten verheirateten Klerus im
Amazonien, durch den Dominoeffekt innerhalb einer relativ kurzen Zeit einen
regulären verheirateten Klerus des römischen Ritus auch in anderen Teilen der
Welt geben wird. Dadurch wird das apostolische Erbgut eines ehelos lebenden
Priestertums nach dem ausdrücklichen Lebensvorbild Jesu Christi und Seiner
Apostel in der ganzen Kirche vernichtet.
Einige Katholiken, die
sicherlich nicht die Mehrheit der warten Gläubigen repräsentieren, sondern
Funktionäre einer reichen kirchlichen Bürokratie sind und klerikale
Machtpositionen in der Kirche errungen haben, wollen weltlich lebende Menschen
mit einem verheirateten Priestertum anlocken, mit einem Priestertum ohne Opfer,
ohne Selbsthingabe, ohne übernatürliche brennende Gottesliebe.
Was die Kirche tun sollte,
damit die Gläubigen Priester haben, hat der Herr selber gesagt: „Bittet den
Herrn der Ernte, dass Er Arbeiter in Seine Ernte sende“ (Mt. 9, 38). Es gibt
kein besseres und wirkungsvolleres Mittel als dies. Wenn es eines gäbe, hätte
es uns der Herr gesagt.
Um verheiratete Kandidaten
zur Priesterweihe zu haben, dazu braucht es keiner besonderen Gebetseinsätze.
Es wird immer bis ans Ende der Zeit wenige Arbeiter im Weinberg des Herrn
geben. In einer Zeit, in der es viele Priester gab, sprach der heilige Papst
Gregor der Große diese bedenkenswerte Worte: „Siehe, die Welt ist voll von
Priestern, aber doch findet man in der Ernte des Herrn selten Arbeiter“ (In Ev.
hom., 34). Gott bewirkt Sein Werk der Gnade und der Rettung der Seelen für das
ewige Leben immer durch Opfer und oft durch wenige und nicht durch eine große
Menge. In diesem Sinne sagte der hl. Gregor von Nazianz, dass Gott keinen
Gefallen an Zahlen habe (vgl. Or. 42, 7).
Bischof Erwin Kräutler fragt
dann im Interview: „Was können wir als Kirche tun, damit diese Leute
Eucharistie feiern können?“ Das Gemeindeleben funktioniere wunderschön, „aber es fehlt am Zentrum“. Die Antwort darauf ist diese: Das Zentrum
ist Christus, die Wahrheit, die Er lehrte, das Beispiel, das Er gab. Der
Tabernakel ist das wahre Zentrum der Kirche hier auf Erde und einer jeden
Ortsgemeinde. Hat eine katholische Gemeinde in Amazonien den Tabernakel, und
das haben ja fast alle, dann hat sie das Zentrum, dann fehlt ihr letztlich
nichts, weil sie Gott selber in ihrer Mitte hat, Gott mit Fleisch und Blut
gegenwärtig in ihrer Mitte!
Damit die Katholiken in
Amazonien eigene und nach Möglichkeit zahlreiche Priester haben, muss man sie
um die Tabernakel versammeln. Dort sollen die katholischen Mütter und Kinder
innige Gebete an Gott, den den Spender aller Gaben, richten um gute, ehelose
und apostolisch gesinnte einheimische Priester. Man soll eine Kette von
eucharistischen Anbetungen in ganz Amazionien starten. Solch eine
eucharistische Anbetungskette der einfachen Gläubigen mit ihren Bischöfen und
mit wenn auch wenigen Priestern, wird zweifellos in der von Gott bestimmten
Zeit den Völkern Amazoniens Priester nach dem Herzen Jesu schenken. Die
amazonischen Völker soll man nicht für eigene dekadente, in Europa fabrizierte,
Ideologien und theologische Häresien ausnutzen.
Weite Teile des
Arbeitsdokuments (Instrumentum laboris) der Amazonassynode und die Forderungen
jener Kleriker schmücken mit Losungen wie „bewährte Männer“, „eucharistischer
Hunger“, „weibliches Einfühlungsvermögen“ das Bild Christi des Königs,
gleichsam wie mit kostbaren Steinen, um so leichter Priesterehe und Frauenordination
durchzusetzen. Die wahren Katholiken Amazoniens und anderer Teiler der Welt
werden aber darin das Bild des Fuchses erkennen und es nicht für das Bild Jesu
Christi des Königs halten. Weite Teile des Instrumentum laboris und die
revolutionären Forderungen Bischof Erwin Kräutlers und seiner klerikalen
Gesinnungsgenossen stellen in der Tat eine Geisteshaltung dar, die sehr an die
Gnosis und den Naturalismus erinnert, die schon früh in die Kirche eindringen
wollte, wie es der hl. Irenäus von Lyon aus dem 2. Jahrhundert bezeugt: „Das
sind nun ihre Lehrmeinungen, die weder die Propheten verkündeten, noch der Herr
lehrte, noch die Apostel überlieferten, die sie besser zu verstehen sich rühmen
als alle anderen, die niemals gelehrt, nirgends in der Schrift enthalten sind,
und die sie doch vorlesen. Indem sie, wie man so sagt, aus Sand Seile flechten,
suchen sie ihren Lehren die Parabeln des Herrn, die Aussprüche der Propheten
oder die Worte der Apostel anzupassen, damit ihr Hirngespinst nicht ohne
Zeugnisse bleibe. Aber die Ordnung und den Zusammenhang der Schriften
übertreten sie und lösen nach Kräften die Glieder der Wahrheit auf. Sie
versetzen und stellen um, verändern völlig den Sinn und täuschen viele durch
ihre trügerische Zusammenstellung der Reden des Herrn. Gleichwie wenn jemand an
dem von einem weisen Künstler aus bunten Steinen schön zusammengestellten Bilde
eines Königs die zugrunde liegende menschliche Gestalt auflösen, die Steine
versetzen und umändern, die Gestalt eines Hundes oder Fuchses machen und dazu
noch schlecht ausführen wollte und behaupten, das sei jenes schöne Bild des
Königs, das der weise Künstler fertigte, um so durch sein Steingebilde die
Unerfahrenen in Irrtum zu führen, die keine Ahnung von der wirklichen Gestalt
eines Königs haben, und ihnen einzureden, die stinkende Figur des Fuchses sei
das schöne Bild des Königs — auf genau dieselbe Weise flicken auch diese
Märchen zusammen, reißen dann Reden, Worte und Parabeln aus ihrem Zusammenhang
und wollen diese Worte des Herrn ihren Fabeln anpassen“ (Adversus haereses 1,
8, 1).
Es ist offenkundig, dass der
Inhalt weiter Teile des Instrumentum laboris, die Forderungen Bischof Erwin
Kräutlers und seiner klerikalen Gesinnungsgenossen eigentlich eine neue
christliche Konfession wollen, die dann vielleicht „Amazonisch-katholische
Kirche“ heißen wird, die aber letztlich eine Sekte wird im Vergleich zu der
wahren einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Diese ging und
geht sicher durch alle Zeiten, immer dieselbe bleibend in der unbedingten Treue
zur Reinheit des Glaubens und des großen unabänderlichen Erbgutes der Apostel
in der Liturgie und der Disziplin der Kirche. Die Katholiken unserer Zeit
werden solch einer „Amazonisch-katholischen“ Sekte, die Naturanbetung pflegen
und Frauenpriestertum haben wird, die Worte zurufen, die der hl. Augustinus
einst den donatistischen Sektanten sagte: „Die Kirche die auf der ganzen Welt
ist, ist in ihren Urteilen der Wahrheit sicher!“ (securus iudicat orbis terrarum:
Contra epistolam Parmeniani 3, 3).
Der Nachfolger Petri, der
Papst, hat eine ihm von Gott streng aufgetragene Pflicht als Inhaber der
Kathedra der Wahrheit (cathedra veritatis), die Wahrheit des katholischen
Glaubens, der göttlichen Verfassung der Kirche, der von Christus gestifteten Ordnung
der Sakramente und des apostolischen Erbgutes priesterlicher Ehelosigkeit in
ihrer Reinheit und Unversehrtheit zu bewahren und an seinen Nachfolger und die
nächste Generation weiterzugeben. Er darf die offenkundig gnostisch und
naturalistisch geprägten Inhalte einiger Teile des Instrumentum laboris sowie
die Abschaffung der apostolischen Pflicht der priesterlichen Ehelosigkeit (die
zunächst regional ist und dann naturgemäß schrittweise universal wird) durch
sein Schweigen oder durch ein zweideutiges Verhalten nicht im geringsten
unterstützen. Selbst wenn der Papst das in der kommen Amazonassynode tun würde,
dann würde er seine Pflicht als Nachfolger Petri und Stellvertreter Christi
schwer verletzen und kurzzeitig eine geistige Sonnenfinsternis in der Kirche
verursachen. Aber diese kurze Eklipse wird Christus, die unbesiegbare Sonne der
Wahrheit, wieder erhellen, in dem Er Seiner Kirche erneut heilige, mutige und
treue Päpste schenken wird, denn die Pforten der Hölle können den Felsen Petri
nicht überwältigen (vgl. Mt. 16, 18) und das Gebet Christi für Petrus und seine
Nachfolger ist unfehlbar, dass sie nämlich nach ihrer Bekehrung, die Brüder im
Glauben wieder stärken werden (vgl. Lk. 22, 32).
Die Wahrheit, die der hl.
Irenäus formuliert hat, bleibt auch in der Zeit einer zeitweiligen geistigen
Sonnenfinsternis in der Kirche – wie es die unsere Zeit durch die
unbegreifliche Zulassung Gottes ist – bestehen: „Denn in der römischen Kirche
ist immer die apostolische Tradition bewahrt seitens der Gläubigen, die überall
sind“ (Adversus haereses 3, 3, 2).
+ Athanasius Schneider, Weihbischof der Erzdiözese der Heiligen Maria in Astana
Quelle
des italienischen Originals vom 19.7.2019 in
https://panamazonsynodwatch.info/it/2019/07/19/mons-schneider-risponde-alle-richieste-del-vescovo-krautler-e-dellinstrumentum-laboris-sul-sinodo-sullamazzonia/
erstmals in in Kath.net, 17-07-19
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