Dienstag, 17. September 2019

Die Synode der großen Brüche




von José Antonio Ureta
Die von den Organisatoren der Amazonas-Synode geträumte „neue Zivilisation“ lehnt die Stadt ab und bevorzugt den Dschungel; lehnt Politik ab und bevorzugt die Ökologie; lehnt das Recht ab und bevorzugt die primitive Situation der indigenen Stämme. Das Arbeitspapier für die Synode wurde von Kardinal Walter Brandmüller als „häretisch“ und „abtrünnig“ bezeichnet und dass es mit nicht verhandelbaren Punkten der traditionellen Lehre der Kirche bricht.
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Vom 6. bis 27. Oktober findet in Rom eine Sonderversammlung der Bischofssynode für die gesamte Amazonasregion statt. Die zu behandelnden Themen reichen vom Modell der wirtschaftlichen Entwicklung des Amazonasgebiets über das Zölibat der Priester bis hin zu ökologischen und pantheistisch geprägten Vorschlägen und ziehen daher die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, auch von Nichtkatholiken.
Offizielles Plakat für die Amazonassynode
Die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von Paul VI. eingerichtete Bischofssynode ist eine ständige beratende Institution, die vom Papst regelmäßig einberufen wird, um wichtige Fragen der Kirche zu erörtern. Es kann drei verschiedene Formen annehmen: Sie sind allgemein, wenn sie sich mit Angelegenheiten der Universalkirche befassen und Vertreter aller Bistümer der Welt zur Teilnahme aufgerufen werden. Solche Hauptversammlungen können wiederum als ordentlich oder außerordentlich eingestuft werden. Beispielsweise fanden im Oktober 2015 und Oktober 2016 Synodentreffen zum Thema Familie statt.
Der Papst kann aber auch Sonderversammlungen der Bischofssynode einberufen, um Angelegenheiten zu behandeln, die eine bestimmte Region betreffen, die aus einem Land (zum Beispiel aus den Niederlanden und dem Libanon) oder einem ganzen Kontinent (Johannes Paul II. hat eine Synode für jeden der fünf Kontinente einberufen zur Vorbereitung des Jubiläums des Jahres 2000) und können auch eine ganze Region betreffen, wie es 2010 bei der Sonderversammlung für den Nahen Osten geschah, die sich mit der tragischen Situation der Christen im Heiligen Land befasste, die von einer Ausrottung bedroht waren. Für die nächste Synode wurden Bischöfe aus neun Ländern berufen, deren Diözesen oder apostolische Verwaltungen sich im Amazonasbecken befinden.
Obwohl es sich um eine Sonderversammlung handelt, hat die diesjährige Oktober-Synode seit ihrer Einberufung und ersten Arbeiten eine universelle Dimension angenommen und wird von ihren Organisatoren als Vorbild für andere Regionen und sogar für die ganze Welt präsentiert. Schon der Titel des ersten vorbereitenden Dokuments ist in diesem Sinne beredt: „Amazonien: Neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie.“ Das Dokument selbst führt diesen universellen Charakter ausdrücklich an: „Die Überlegungen der Sondersynode gehen über den strikt kirchlichen Rahmen Amazonien hinaus, weil sie bedeutsam sind für die universelle Kirche und für die Zukunft des gesamten Planeten.“ Es beschränkt sich nicht nur auf die Erhaltung der Umwelt in ähnlichen Gebieten, sondern ist auch ein universelles Modell einer neuen Gesellschaft, die von der Lebensweise der Ureinwohner inspiriert ist und „in der Lage ist, mit den Strukturen zu brechen, die das Leben opfern und mit den Mentalitäten der Kolonisierung, um Netzwerke der Solidarität und Interkulturalität zu schaffen“ [1].
Auch aus kirchlicher Sicht wird die nächste Sonderversammlung einen universellen Charakter haben. Der Vizepräsident der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, brachte die Überzeugung zum Ausdruck, dass die Amazonassynode große Veränderungen für die Universalkirche mit sich bringen wird, und hofft, dass das Zölibat für Priester „durch andere priesterliche Lebensformen bereichert“ werde. Und Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen, erklärte auf der offiziellen Website der Deutschen Bischofskonferenz, dass die Synode zu einem „Bruch“ in der katholischen Kirche führen werde und ab Oktober „nichts mehr sein wird wie zuvor“ in Fragen wie der Sexualmoral, Pflichtzölibat, die Rolle der Frau in der Kirche, die hierarchische Struktur der Kirche und der sogenannte „Klerikalismus“ [2].


In der Tat beabsichtigen die Organisatoren und die Hauptsponsoren des Bischofstreffens, es als Plattform zu nutzen, um eine synkretistische Neue Kirche zu gründen - eine Mischung aus Christentum und einheimischem Heidentum -, die dem pantheistischen Kult der Mutter Erde, der Erhaltung des Urwaldes und die Förderung des Stammesgemeinschaft gewidmet ist, als Alternative zu unserer industrialisierten, verbraucherorientierten und angeblich räuberischen Umweltgesellschaft.
Auf der Grundlage der vorbereitenden Texte der Synode und der Erklärungen ihrer Organisatoren und Förderer werden wir auf den nächsten Seiten die Hauptbereiche angeben, in denen der „Bruch“, nach dem sich Bischof Overbeck sehnt, eintreten soll.
Theologischer Bruch
Der schwerwiegendste Bruch, der beabsichtigt ist, ist der theologische, dessen Ausgangspunkt der eigentliche Begriff von Offenbarung ist. Sowohl das vorbereitende Dokument, das an die katholischen Gemeinden des Amazonasbeckens geschickt wurde, als auch das Instrumentum laboris (Arbeitspapier), das aus den eingegangenen Antworten erstellt wurde, fördern die indigene Theologie [3], die nur einen Ersatz für die marxistisch inspirierte Befreiungstheologie darstellt.
Tatsächlich musste diese theologische Strömung ihren Diskurs nach der Veröffentlichung der Instruktion über einige Aspekte der Befreiungstheologie durch die Kongregation für die Glaubenslehre im Jahr 1984 reciceln; und auch als Folge des Zusammenbruchs des Sowjetimperiums. Aber sie veränderte ihren Diskurs, ohne die Grundprinzipien aufzugeben. Wie der ultraprogressive Theologe José María Vigil feststellte, „erschienen diejenigen, die als ‚neu aufkommende Themen‘ bezeichnet wurden: der Schwarze (eine unterdrückte Rasse), die Indianer (unterdrückte Kultur) und die Frauen (unterdrücktes Geschlecht)“. Zu diesen neuen Paradigmen sollte nach Ansicht des gleichen Autors die Ökotheologie hinzugefügt werden, da ja die Erde „auch ein armes, unterdrücktes und gnadenlos ausgebeutetes (Wesen) ist, die von dieser Unterdrückung befreit werden muss“ [4].
Nun, was die Befreiungstheologie und ihre Ablleger spezifisch haben, ist ein immanentistisches und historistisches Konzept der Offenbarung. Nach der katholischen Theologie ist Gott ein transzendentales Wesen für die Schöpfung, das der Mensch durch Betrachtung der natürlichen Ordnung erkennen kann, aber hauptsächlich durch die übernatürliche Offenbarung, die in der Heiligen Schrift und in der apostolischen Tradition enthalten ist. Die Befreiungstheologen haben im Gegenteil ein immanentistisches Konzept, nach dem Gott kein transzendentales Wesen sei, sondern eine Art Motor oder Kraft, die die Geschichte zur Fülle des „Königreichs“ treibt. Und dieses „Königreich“ identifizieren sie mit einer neuen Gesellschaft ohne „Entfremdungen“, in der vollkommene Gleichheit und völlige Freiheit vorherrschen. [5]
Reisanbau in Roraima

Der Farbton, der die alte Befreiungstheologie von der neuen indigenen Theologie trennt, ist der, dass, während die frühere „die soziale Klasse betont“ und sich „mit dem materiellen Teil des Menschen befasst“, die indigene Theologie „befasst sich mit dem spirituellen Teil des Volkes“, wie es der ecuadorianische Theologe der Etnie der Cañari, Pater Victor Zaruma, erklärte. [6] Und fügt hinzu: „Der Raum des Kampfes ist vor allem die Kultur und die Religion“. Dieser kulturelle und religiöse Kampf gegen die Entfremdung des europäischen „Kolonialismus“ beruht auf dem Gedanken, dass die verschiedenen Religionen das intime Streben des Menschen nach Vereinigung mit der Göttlichkeit darstellen und dass das Weltbild und die Mythologien der indigenen Völker „Samen des Wortes (Logos)“, die die Gegenwart des Geistes in ihrer Geschichte offenbaren.
Der mexikanische Priester Eleazar López, „Geburtshelfer“ der indianischen Theologie, erklärt, dass „diese Theologie das religiöse Denken der indigenen Völker vor ihrer Begegnung mit dem Christentum wiederherstellen möchte: Die indianische Theologie ist die Gesamtheit religiöser Erfahrungen und Kenntnisse der indigenen Völker, mit denen sie von Jahrtausenden bis heute ihre Glaubenserfahrung erklären im Kontext ihrer globalen Sicht der Welt und der Sicht, die andere von diesen Völkern haben. Die indigene Theologie ist daher eine Sammlung religiöser Praktiken und populärer theologischer Weisheiten, die die Angehörigen indigener Völker verwenden, um die neuen und alten Geheimnisse des Lebens zu erklären“ [7].
Dieser völlig heterodoxen indianischen Theologie folgend, basiert das Instrumentum laboris der nächsten Synode seine Grübeleien nicht auf der Offenbarung Gottes, die in der Bibel enthalten sind und in der Überlieferung, sondern auf der Realität der vermeintlichen „Unterdrückung“, der Amazonien ausgesetzt sein würde, das von gewöhnlicher geographischen und kulturelle Fläche zum „privilegierten Gesprächspartner“, zum „theologischen Ort“, zum „epiphanischen Ort“ und zur „Quelle der Offenbarung Gottes“ wird [8]. Es empfiehlt das Lehren der indigenen Theologie „in allen Bildungseinrichtungen“, um „ein besseres und breiteres Verständnis der indigenen Spiritualität“ zu erlangen und damit „ursprüngliche Mythen, Traditionen, Symbole, Riten und Feste berücksichtigt werden“ [9]. Darüber hinaus werden im gesamten Dokument alle Postulate wiederholt, nämlich dass die „Samen des Wortes“ nicht nur in den Vorfahren der Aborigines vorhanden sind, sondern bereits „gewachsen sind und Früchte tragen“ [10]. Daher soll die Kirche, anstatt der traditionellen Evangelisierung, die versucht, sie zu bekehren, sie sich auf den „Dialog“ mit ihnen beschränken, da „das aktive Subjekt der Inkulturation dieselben indigenen Völker sind“ [11]. In diesem interkulturellen Dialog muss auch die Kirche sich bereichern mit eindeutig heidnischen und/oder pantheistischen Elementen solcher Überzeugungen wie „Glaube an Gott-Vater-Mutter-Schöpfer“, den „Beziehungen zu den Vorfahren“, die „Gemeinschaft und Harmonie mit der Erde“ [12] und die Konnektivität mit „den verschiedenen spirituellen Kräften“ [13].
Das Instrumentum laboris bestätigt daher die Anzeige von Kardinal Javier Lozano Barragán, dem damaligen Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gesundheitspastoral: Laut der indigenen Theologie „gibt es in den indianschen Kulturen eine wahre Offenbarung“. Dieser schon verstorbene mexikanische Prälat wies, im März 2001 während der 5. Vollversammlung der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, auf die schwerwiegenden Folgen dieser falschen Prämisse hin: „Es gibt zwei Offenbarungen, die der [indigenen] Traditionen und die der Bibel. Zuerst ist die Geschichte der indigenen Völker, dann kommt die Bibel, um sie zu unterstützen. Indigene Traditionen haben Vorrang vor der Bibel. Diese Überlieferungen sind die andere Bibel, das Auslegungskriterium der christlichen Bibel. Traditionen sind die andere Offenbarung Gottes. Die Geschichte der indigenen Völker ist ihr altes Testament. […] Gottes Wort muss aus einem indigenen Kontext heraus gelesen werden. Die Bibel ist der Ort, an dem die Weisheit anderer Völker als der Indianer feststellen kann.“ Das Ergebnis ist laut dem mexikanischen Kardinal, dass „die Kirche erkennen muss, dass es verschiedene Formen der Erlösung gibt, dass der von ihr vorgeschlagene Weg nur einer von vielen ist. Das Christentum muss seinen Anspruch aufgeben, der einzige Weg zu sein, ohne dass es bedeutet, Jesus Christus aufzugeben“ [14].
So versteht sich dann die energische Aussage von Kardinal Walter Brandmüller auf der österreichischen Nachrichten-Website Kath.net: „Es muss nachdrücklich gesagt werden, dass das Instrumentum laboris der verbindlichen Lehre der Kirche in entscheidenden Punkten widerspricht, daher muss es als häretisches Dokument qualifiziert werden. Da die Realität der göttlichen Offenbarung hier in Frage gestellt oder missverstanden wird, sollte man auch von Abtrünnigkeit sprechen“ [15].
Philosophischer, anthropologischer und missionarischer Bruch
Foto: Valter Campanato/ABr

Der deutsche Priester Paulo Suess, Professor für Missiologie an der Fakultät Nossa Senhora da Assunção in São Paulo, Berater des indianischen Missionsrats (CIMI) und Mitglied des Vorbereitungsausschusses für die Amazonassynode, ist einer der Autoren des Vorbereitungsdokuments für letztere, das an die katholischen Gemeinden in der Region geschickt wurde. In seinen Schriften sagt der Theologe, dass die neue Missiologie den „kolonialistischen“ Charakter des traditionellen Evangelisierungsmodells ablehnt, das zum Beispiel durch das großartige Apostolat repräsentiert wird, welches der heilige Jesuitenmissionar José de Anchieta drurchgeführt hat. Pater Suess bekennt sich zu dem radikalsten „kulturellen Relativismus“, für den es keine universelle und objektive Wahrheit gibt, und erklärt, dass „alle Völker und sozialen Gruppen ein historisches Lebensprojekt haben“, das in ihrer jeweiligen Kultur kodifiziert ist und das ihre Identität definiert und eine „zweite Umwelt [Umgebung]“ schafft, außerhalb der „es keine Erlösung gibt“. Daher reduziert sich die Rolle des Missionars bei den Indianern darauf, den Kampf gegen die kulturelle Hegemonie der kolonialistischen Völker zu „begleiten“ und die Aborigines davon zu überzeugen, dass „der einzige Bruch, den das Evangelium vorschlägt, ein Bruch mit der Untreue zu ihrem eigenen Lebensprojekt ist.“


Es ist daher nicht verwunderlich, dass der CIMI auf seiner Website immer noch die Verteidigung der Yanomami-Indianer gegen Kindesmord aufrechterhält. Unter dem Titel „Möge jedes Volk die Fäden seiner Geschichte ziehen“ wurde diese Verteidigung sogar von der Anthropologin Rita Laura Segato in der Abgeordnetenkammer in Brasilia vorgestellt, die auf Grund des „Juristischen Pluralismus“ und unter dem Vorwand, dass der Erhalt „des Rechts der Völker auf Leben als Völker“ (d.h. „in der Radikalität ihrer Verschiedenheit und dem Recht, ihre eigene Geschichte aufzubauen“) Vorrang hat vor dem Recht des Einzelnen auf Leben. [16]
Dies läuft darauf hinaus, die indigenen Völker in ihre eigene Kultur einzusperren. Es ist eine hochgeschätzte Haltung der postmodernen Anthropologen, die dazu führt Amazonien in ein einen „menschlichen Zoo“ zu verwandeln, wie Präsident Jair Bolsonaro anprangerte. Es geht vor allem darum, den Eingeborenen den katholischen Glauben und die übernatürlichen Heilsmittel zu nehmen, aber auch die universellen Werte und den materiellen Fortschritt anderer Kulturen, insbesondere der christlichen Kultur.
In Übereinstimmung mit dem vorherigen, verwerfen die neuen Missionen jede Idee der Evangelisierung, indem sie sich darauf beschränken den Indigenen materielle Unterstützung geben und einen „interkulturellen Dialog“ mit ihnen fördern. Der italienische Missionar Pater Corrado Dalmolego [Bild], der verantwortlich für die Mission Catrimâni ist, die vom Consolata-Missionsinstitut im Gebiet der Yanomaindianer unterhalten wird, gab in einem Interview mit dem spanischen Portal Religión Digital bekannt, brüstete sich „eine Mission der Präsenz und des Dialogs“ zu leiten, „in der seit 60 Jahren niemand getauft wurde“. Im Gegenteil, „was das Herz stärkz und ermutigt“, sagt er, ist die Behauptung des Yanomami-Führers David Kopenawa zu hören, „die Catrimani-Mission hat ihre Sache gut gemacht, die den Yanomamis nicht geschadet, ihre Kultur nicht zerstört, den Schamanismus nicht verurteilt hat“ [17].
In diesem neo-missionarischen Kontext fordert das Instrumentum laboris „eine ‚Vertiefung des Inkulturationsprozesses‘ (Evangelii Gaudium, Nr. 126) und der Interkulturalität (vgl. Laudato Si, Nr. 63, 143 und 146), die mutige Vorschläge der Kirche im Amazonien verlangt‘“; zumal „die Evangelisierung Amazoniens eine Versuchsbank für Kirche und Gesellschaft ist“. [18] Die „Kirche mit amazonischem Gesicht“, die entstehen soll, will eine Kirche sein, „die eine monokulturelle, klerikalistische und zwangskoloniale Tradition hinter sich lässt“, die „die vielfältigen kulturellen Ausdrucksformen der Völker zu erkennen und ohne Angst anzunehmen weiß“, und „das Risiko“ zu vermeiden, „ein einziges Wort zu sagen oder eine Lösung mit universellem Wert vorzuschlagen“ (vgl. Octogesima Adveniens, 4; Evangelii Gaudium, 184).[19]
Instrumentum laboris fährt fort: Im religiösen Bereich ist bedeutet das, eine Haltung des „respektvollen Zuhörens“ einzunehmen, „die keine Glaubensformulierungen anderer kultureller Bezugspunkte auferlegt, die nicht ihrem vitalen Kontext entsprechen“ [20]. Weil „die Inkulturation des Glaubens ist weder ein Prozess von oben nach unten noch eine externe Auferlegung, sondern eine gegenseitige Bereicherung der Kulturen im Dialog (Interkulturalität). Die aktiven Subjekte der Inkulturation sind die indigenen Völker selbst“ [21]. Den alten Katechismus lässt man im Schrank stehen und beginnt „mit der Spiritualität, die die indigenen Völker im Kontakt mit der Natur und ihrer Kultur leben“, wobei man „die Sprache und den Sinn der Erzählungen der indigenen und der afro-nachkommenden Kulturen im Einklang mit der Natur“ im Einklang mit den Erzählungen der Bibel übernimmt“ [22].
Nach den Worten von Pater Suess ist nicht einmal diese „Einklang“ mit der Bibel sehr notwendig, da „jeder Versuch, das indigene religiöse Gedächtnis durch das Gedächtnis Israels zu ersetzen, einen neuen Versuch der Kolonialisierung darstellen würde“; auch ihre Geschichte, die als „Heilsgeschichte paradigmatisch ist, kann nicht die Geschichte irgendeines Volkes ersetzen, so wie man die historische Kultur Jesu nicht als Kulturmodell sehen kann, um sie vorrangig über alle anderen Kulturen durchzusetzen“ [23].
Vereinfacht ausgedrückt führt „Interkulturalität“ dazu, dass Missionare ihren Glauben und ihre christliche Verehrung aufgeben, um den Aberglauben und die götzendienerischen Rituale ihrer Dialogpartner zu übernehmen. Dies sagt der spanische Jesuit P. Bartomeu Meliá, der Leiter des indigenen Pastoralministeriums der paraguayischen Bischofskonferenz, während der Missionswoche 2013 offen aus: „Wir haben uns gefragt: Inwieweit können wir indigene Religionen praktizieren? Fast alle Religionen haben zwei wesentliche Elemente: Das ‚geoffenbarte Wort‘ hören und mit der Gemeinschaft kommunizieren (für indianer Tanz und Chicha [alkoholisches Getränk, zubereitet aus Mais]). […] Indigene Religionen scheinen uns seltsam, aber das beseitigt nicht die Herausforderung, an religiösen Räumen teilzunehmen; ja, man kann einheimische Religion praktizieren, ohne die eigene zu leugnen. Sie erweitert sogar unser Herz“ [24].
Kardinal Walter Brandmüller übertreibt es nicht, wenn er von „Abfall vom Glauben“ spricht…
Magisch-thaumaturgischer Bruch teuflischen Charakters

Das Vorbereitungsdokument für die Synode lobt nicht nur die Spiritualität und den Glauben der amazonischen Völker, die Quelle des „guten Lebens“ und des Respekts vor der Natur, sondern auch ihre religiösen Führer, die „weisen Ältesten, die entsprechend der verschiedenen Kulturen unter anderem Meister, Wayanga oder Schamane genannt werden, weil sie verantwortlich sind für die Harmonie der  Perssonen untereinander und mit dem Kosmos [25]. Und das Instrumentum laboris weist darauf hin, dass „der Reichtum an Flora und Fauna im Urwald echte ‚lebende Medizinbücher‘ und unerforschte genetische Prinzipien enthält“ [26], und dass in diesem Zusammenhang „indigene Rituale und Zeremonien für die ganzheitliche Gesundheit von wesentlicher Bedeutung sind, weil sie die verschiedenen Zyklen des menschlichen Lebens und der Natur berücksichtigen“.
Das Instrumentum laboris bekräftigt, dass diese indigenen Rituale „Mensch und Kosmos in Einklang und Gleichgewicht bringen. Sie schützen das Leben vor dem Bösen, das von Menschen oder von anderen Lebewesen verursacht werden kann. Sie helfen mit, Krankheiten zu heilen, an denen die Umwelt, das Leben von Menschen und das anderer Lebewesen leiden“ [27]. Deshalb „wird vorgeschlagen, die traditionelle Medizin, die Weisheit der Ältesten und die indigenen Rituale zu wertzuschätzen“ [28].
Laut Anthropologen ermöglichen diese indigenen Rituale es Schamanen und Heilern, freiwillig in veränderte Bewusstseinszustände einzutreten, in denen ihr Geist angeblich außerhalb des Körpers wandert, um mit anderen Wesen der übernatürlichen Welt zu interagieren (die die Flussuferbewohner Caruanas bezeichnen), um so das Gleichgewicht in einer Gemeinde oder im Körper eines Kranken wiederherzustellen.
Die Nähe dieser Rituale zur Hexerei wird vom Anthropologen Raymundo H. Maués hervorgehoben: „Der Pajé (oder Heiler), der in der Lage ist, Krankheiten zu heilen, hat auch die Macht, sie zu provozieren. Aus dieser grundsätzlichen Zweideutigkeit ergibt sich natürlich der Verdacht, der ihm häufig auffällt: Jeder Schamane sei potentiell auch ein Zauberer“ [29].
Es überrascht nicht, dass der französische Kapuziner-Missionar Claude d'Abbeville bereits Anfang des 17. Jahrhunderts den wahrscheinlich teuflischen Charakter dieser Geister betonte, die bei Heilungsritualen zum Einsatz kamen. Er beschreibt die Heiler als „Personen, derer sich der Teufel benutzt, um den Aberglauben der Indianer lebendig zu halten“, die „die Menschen glauben lassen, dass es für sie ausreicht, auf den kranken Teil zu blasen, um ihn zu heilen, [...] ihn abzusaugen und das Böse auszuspeien, um die Heilung anzudeuten.“ Tatsächlich „verstecken sie manchmal Stöcke, Eisenteile oder Knochen, und nachdem sie den kranken Teil abgesaugt haben, zeigen sie diese Gegenstände dem Opfer und geben vor, sie dort abgesaugt zu haben. So ist es häufig vors, das sie sich geheilt fühlen, aber durch Phantasie [die moderne Medizin würde es dem Placebo-Effekt zuschreiben] oder durch Aberglauben durch teuflische Künste [30].
Für den deutschen Missionar und Lehrer P. Karl Heinz Arenz SVD, einen ehemaligen Schüler von P. Suess, der im Amazonasgebiet lebt, ist jedoch nichts Übernatürliches an diesen Ritualen, nur eine magische Manipulation durch den Pajé, durch ununterbrochenem Fluss ungezähmter kosmischer Kräfte: „Die Magie wird als Grundlage des gesamten schamanischen Systems angenommen. Es basiert auf der kohärenten und organisierten Nutzung der ständigen Bewegungen der Natur zum Wohle der Gemeinschaft. Diese soziale Funktion der Magie hat eine tiefe spirituelle Konnotation, weil sie Rituale etabliert, die die natürliche Umgebung selbst transzendieren und sie in einen ‚Horizont des Mysteriums‘ stellen“ [31].
Genau in dieser sozialen Funktion der Wiederherstellung der kosmischen Ordnung in einer Gemeinschaft sieht der deutsche Professor und Missionar den Punkt der Konvergenz von „pajelança“ (Pajé-Wesen) mit dem Christentum. Nachdem Pater Arenz darauf bestetht, dass „der Begriff Magie nicht nur in einem abwertenden oder diskriminierenden Sinne verwendet werden kann“, weil „er darauf ziehlt die Ordnung der Schöpfung im Leben von Personen und Gruppen wiederherzustellen“, sagt er, „Jesus verfügte – gnädiglich - über Gebärden und magische Zeichen in jener Zeit, die er in den Dienst des Reichess stellte und so eine ‚gute Magie‘ anwendete, die das Leben fördert und Sinn spendet“(sic) [32].
Deshalb muss die Kirche „den therapeutischen Kern des evangelischen Projekts retten“ [33], der durch „das Beharren der Kirche auf bestimmte Konzepte von Moral und Doktrin, insbesondere in Bezug auf Sünde und Schuld, erstickt wurde.“ [34] Insbesondere ist es dringend geboten, den Dienst der therapeutischen Agenten, der Pajés, als treu dem Leben verpflichtend und die eine große Autonomie genießen sollen: „Als Schamanen sind sie nicht auf etablierte Strukturen und Konventionen angewiesen, um ihre Gabe zu legitimieren, sondern nur der ‚mystischen Gesellschaft‘ ihrer ‚Caruanas‘. Diese Tatsache macht sie von jeder Institution unabhängig“ [35].
Mit anderen Worten, für diese Aggiornati-Missionare muss die Kirche des Amazonas das Aussehen eines Heilers annehmen und darüber hinaus ihre eigenen Strukturen reformieren, um die Pajés mit angemessener Ministerialautonomie zu integrieren.

Ekklesiologischer und sakramentaler Bruch

Leonardo Boff
Die Anerkennung „neuer Ministerien“ mit „amazonischem Gesicht“ ist laut Vorbereitungsdokument und Instrumentum laboris in der Tat eines der Ziele der Synode. In der Presse wurde viel über die geplante Priesterweihe reifer Männer (viri probati) gesprochen, verheiratete Führer der Gemeinden, um an entlegenen Orten, an denen es keine regelmäßige Messe gibt, die Eucharistiefeier zu leiten. Die von den Neo-Missionaren erdachte Reform geht tatsächlich viel weiter: In Übereinstimmung mit der Befreiungstheologie behaupten sie, dass die gesamte Gemeinschaft Empfänger der Charismen des Heiligen Geistes ist, aus denen verschiedene, auch liturgische, Dienste hervorgehen, um die spirituellen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Gemeinschaft selbst würde wiederum den Auserwählten die von ihr geforderten Befugnisse verleihen. Laut indischer Theologie müssen solche Dienste, um echt zu sein, auf Stammesstrukturen basieren, weshalb sie auch Frauen einbeziehen müssen. Das Ergebnis dieser „neuen Ämter“ ist die Auflösung des hierarchischen Charakters der Kirche, der auf dem Sakrament der Priesterweihe gegründet ist.
Tatsächlich gibt es, wie der bekannte Mailänder Professor Vincenzo Del Giudice erklärt, in der Kirche einen großen Stellungsunterschied zwischen Geistlichen und Laien: „In ihr [der Kirche] gibt es Vorgesetzte und Untertanen, es gibt ein aktives und passives Element [bezüglich der Verwaltung und dem Empfang der Sakramente], Menschen, die regieren (ecclesia dominans) und Menschen, die gehorchen (ecclesia obediens), Menschen, die lehren (ecclesia docens) und andere, die lernen (ecclesia discens). Kurz gesagt, es gibt eine ‚erwählte‘ Klasse (Klerus), die die Aufgabe hat, die Gläubigen zu unterrichten und geistlich zu regieren und die Sakramente zu verwalten und anderseits die Klasse der Gläubigen, die als undifirenziert angesehen wird (einbezogen sind hier sowohl die Laien als auch Menschen, die dem Klerus angehören, d.h. alle, die das ‚Volk Gottes‘ bilden), die unterrichtet werden und durch die oben erläuterte Tätigkeit zur Heiligkeit geführt“ (c. und 948) (Lumen gentium, Nr. 28 und 29) [36].
Seit den Diskussionen auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil bis heute hat der fortschrittliche Flügel der Kirche Theorien entwickelt und viele Initiativen ergriffen, um diesen wesentlichen Unterschied zwischen Geistlichen und Laien zu verwischen. Im Hinblick auf die Feier der Eucharistie und sich um 40 Jahre Papst Franziskus vorangangen, hat sich Leonardo Boff (Bild oben) bereits in seinem Buch „Ekklesiogenese: Die Basisgemeinschaften erfinden die Kirche neu“ gefragt: „Natürlich muss jede organisierte Gemeinschaft ihre geweihten Amtsträger haben. Aber was wird eine Gemeinschaft tun, die ohne Schuld und für lange Zeit das eucharistische Amt, das Sakraments der Einheit und des Heils entbehren muss?“
Boffs Antwort lautet wie folgt: „Die Basisgemeinden zeigen uns, wie der Laie alles tun kann, was ein Priester pastoral tut. Er kann nur nicht konsekrieren und Sünden vergeben. ‚Die Leute fragen: Warum können wir die Eucharistie nicht feiern?‘ (C. Mesters). Wir kennen Gruppen, in denen der Gemeindevorsteher von ihrer (der Gemeinde) eigenen Ad-hoc-Delegation, in Vereinigung mit der Universalkirche, das Abendmahl des Herrn leitet“ [37]. Und er zitiert ein in der Zeitschrift Concilium veröffentlichtes Zeugnis aus den Vereinigten Staaten. Wie es nicht fehlen konnte, wird auch das Priestertum der Frauen beansprucht, im Namen des Grundsatzes, dass „die Stellung der Frauen in der Kirche muss die Entwicklung der Frauen in der Zivilgesellschaft begleiten“ [38].
Das Instrumentum laboris nimmt den von Boff begonnenen Weg auf und befürwortet, dass die Synode die Möglichkeit eines „light“ Priestertums untersucht, mit der Fähigkeit, die Messe zu feiern und Beichte zu hören, ohne jedoch richterliche oder pastorale Gewalt zu besitzen (was absolut im Widerspruch zur multisekularen Lehramtes der Kirche steht, wonach die dreifache priesterliche, richterliche und pastorale Gewalt, die Unser Herr Jesus Christus den Aposteln übertragen hat, die sie wiederum durch Handauflegen an ihre Nachfolger weitergaben, untrennbar ist). Ebenso schlägt das präsynodale Dokument vor, „die Art des offiziellen Amtes zu bestimmen, das Frauen übertragen werden kann, in Anbetracht der zentralen Rolle, die sie heute in der amazonischen Kirche ausübt“ [39]. Dies wird von allen progressiven Sektoren als Öffnung für die Priesterweihe von Frauen interpretiert, beginnend mit dem Diakonat, bis hin zum Priestertum und sogar zum Episkopat, wie es in protestantischen Sekten geschehen ist. Es ist offensichtlich das dis alles direkt der zweijahrtausend zurückliegende Lehre und Praxis der Kirche widerspricht, die Johannes Paul II. 1994 im Apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis über die Priesterweihe nur für Männer bekräftigte.
Aber damit Inkulturation authentisch sei, muss sie sich auch in liturgischen Feiern materialisieren, „um Ausdruck der religiösen Erfahrung selbst und der Gemeinschaftsbindung der feiernden Gemeinschaft zu sein“ und „ein Resonanzboden für die Kämpfe und Bestrebungen der Gemeinschaften“ im Hinblick auf ein „Land ohne Übel“ [40]. Daher „die Notwendigkeit eines Prozesses der Unterscheidung bezüglich der feierlichen Riten, Symbole und Stile der indigenen Kulturen im Kontakt mit der Natur, der im liturgischen und sakramentalen Ritual vorausgesetzt werden muss“, in dem insbesondere eine Anpassung des eucharistischen Rituals an ihren Kulturen gefordert wird.
Es fehlten nicht mutige Vorschläge, wie die des Jesuiten Francisco Saborda. Als Professor für Theologie an der Katholisch Päpstlichen Universität von Belo Horizonte und Autor mehrerer Bücher über die Sakramente war er einer der Hauptredner des Studienseminars der Vatikansynode am 25. und 27. Februar, an dem auch der zuständige vatikanische Autorität für die Bischofssynode, der italienische Kardinal Lorenzo Baldisseri teilnahm. In einem Gespräch mit dem Crux-Portal am Rande des Treffens sagte P. Saborda, dass ein Problem, das während der Synode auftreten könnte, die Möglichkeit sei, das bei der Weihe der Eucharistie verwendete Brot durch Yuca [Maniok] zu ersetzen, mit der Behauptung, dass sich das Brot „während der amazonischen Regenzeit in einem teigigen Brei verwandelt“, was bedeutet, dass „es kein Brot ist und wenn es kein Brot ist, ist es keine Eucharistie“. Er fügte hinzu, dass die Änderung des in der Eucharistie verwendeten Materials zwar „eine sehr komplexe Angelegenheit“ ist, er jedoch der Ansicht sei, dass dies von den Bischöfen vor Ort entschieden werden sollte und wahrscheinlich während der Diskussion im Oktober erwähnt wird [42].
Zu diesem ketzerischen Vorschlag erklärte Weihbischof Athanasius Schneider, von Astana, dass „das Feiern der Eucharistie mit Yuca würde bedeuten eine Art neue Religion einführen“ [43]. Der Subsekretär der Bischofssynode, Bischof Fábio Fabene, sagte nur, dass ein solcher Vorschlag in den vorbereitenden Dokumenten nicht enthalten ist, daher auch „kein Thema der nächsten Synode“ [44]. Aber nichts hindert das einige Teilnehmer, das Thema während der Versammlung doch zur Sprache zu bringen.
Bild Sehr symptomatisch ist der Kopfschmuck mit dem Kreuz…
Logo eines Akademischen Amazonas-Zirkel - Ein Kreuz am Indianer-Kopfschmuck
Zivilisatorischer Bruch
Bei der bevorstehenden Amazonassynode wurde die Soziallehre der Kirche ausgeklammert unter dem Vorwand der grundsätzlichen Bedeutung des Kampfes gegen den Treibhauseffekt und der Notwendigkeit, den Regenwald Amazoniens für die Sauerstoffproduktion zu erhalten, (eine These, die auch nicht von den besten Experten für Klimatologie und Umwelt bestätigt wird). Im Namen dieses Kampfes und des Grundsatzes der universellen Bestimmung von Gütern wird vorgeschlagen, das natürliche Recht der Nationen auf Souveränität und das natürliche Recht des Einzelnen auf Eigentum zu übertreten sowie Einschränkung der weiten Verbreitung von Privateigentum als Garantie der persönlichen Freiheit und der Autonomie der Familien gegenüber der Gemeinschaft.
Entgegen dem Willen der Synodenorganisatoren besteht die Lösung nicht darin, dieses riesige Territorium einigen wenigen indigenen Völkern zu überlassen, die einer Art globalistischer und superstaatlicher Regierung unterworfen sind, die das Subsidiaritätsprinzip und die Souveränität der Staaten, deren Territorium einen Teil des amazonischen Einzugsgebiets umfasst, nicht respektiert. Darüber hinaus widerspricht die Soziallehre der Kirche nicht der Entwicklung, sondern einer ausufernder „Entwicklungswut“ sowie dem „Rückwachstum“, der auf einem Misstrauen gegen den Menschen beruht, das von der Caritas in Veritate von Benedikt XVI. verurteilt wurde. Die Geschichte zeigt, dass Hochkulturen entstehen, wenn Gemeinschaften, die das Nomadenleben aufgeben, sich in stabilen Städten ansammeln, sich politisch unter einer Autorität organisieren und sich mit dem öffentlichen Recht regeln. Die von den Organisatoren der Synode erträumte „neue Zivilisation“, unter dem Motto des „Guten Lebens“ der indigenen Stämme, lehnt die Stadt ab, und bevorzugt den Wald, lehnt die Politik ab und bevorzugt die Ökologie, lehnt das Gesetz ab, und bevorzugt die De-facto-Situation der primitiven Stämme. [45]
Aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht ist das Instrumentum laboris eine Apologie des Kommunismus, getarnt als „Kommunitarismus“; und die schlimmste Form des Kommunismus, die des Kollektivismus kleiner Gemeinschaften. Tatsächlich geht das Projekt des „Guten Lebens“ der Aborigines (sumak kawsay) laut dem Dokument davon aus, dass es „eine Wechselbeziehung zwischen dem gesamten Kosmos gibt, in dem es keine Auszuschließenden oder Ausgeschlossenen gibt“. Die Erläuterung des Ausdrucks „indigen“ bezieht sich auf eine Aussage verschiedener indigener Einheiten mit dem Titel „Der Schrei des Sumak Kawsay in Amazonien“, in der es heißt, dass dieser Ausdruck „ein Wort ist [hervorgehoben im Text, d. h. eine göttliche Offenbarung] älter und aktuell“, welches „einen gemeinschaftlichen Lebensstil mit gleichem GEFÜHL, DENKEN und HANDELN“ anbietet (die Hervorhebungen stammen aus dem Original).
Dieser Satz erinnert uns an die Enthüllungen des indigenen Tribalismus durch Plinio Corrêa de Oliveira (Bild rechts) im Jahr 1976 als eine neue noch radikalere Etappe der anarchischen Revolution: „Der Strukturalismus sieht im Stammesleben eine illusorische Synthese zwischen dem Höhepunkt der individuellen Freiheit und des zulässigen Kollektivismus, in dem dieser letztendlich sämtliche Freiheiten verschlingt. In einem solchen Kollektivismus verschmelzen die verschiedenen ‚Ichs‘ oder die einzelnen Personen mit ihrer Intelligenz, ihrem Willen und ihrer Sensibilität und folglich verschmelzen sich ihre charakteristischen und widersprüchlichen Seinsarten in der kollektiven Persönlichkeit Stammes, die ein dichtes gemeinsames Denken, Wollen und Wesensstil erzeugt“ [46].
Letztendlich ein Bruch pantheistischer Art
Aus ökologischer Sicht steht das Instrumentum laboris für die Annahme von Seiten der Kirche der Vergöttlichung der Natur, wie sie von den Umweltkonferenzen der Vereinten Nationen gefördert wird.
In der Tat hieß es bereits 1972 in Stockholm in seinen offiziellen Aufzeichnungen, dass der Mensch die natürlichen Ressourcen schlecht verwaltet habe, hauptsächlich wegen „einer bestimmten philosophischen Auffassung der Welt“. Während die „pantheistischen Theorien […] lebenden Wesen einen Teil der Göttlichkeit zuschrieben […], führten die Entdeckungen der Wissenschaft […] zu einer Art Entweihung der natürlichen Wesen“, die ihre beste Rechtfertigung „aus jüdisch-christlichen Vorstellungen“ schöpfen, „wonach Gott den Menschen nach seinem Bild geschaffen und ihm die Erde zur Unterwerfung gegeben hätte“. Im Gegenteil, sagte die UNO, dass Praktiken des Ahnenkults „ein Bollwerk für die Umwelt darstellten, in dem Maße, in dem Bäume oder Wasserläufe als Reinkarnation der Vorfahren geschützt und verehrt wurden“ [47].
In der Abschlussrede der Eco92 in Rio de Janeiro erklärte UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali: „Für die Alten war der Nil ein ehrwürdiger Gott, wie auch der Rhein, die unendliche Quelle europäischer Mythen, oder der Amazonas-Dschungel, Mutter aller Dschungel. Überall war die Natur der Wohnsitz der Gottheiten. Sie gaben dem Dschungel, der Wüste, dem Berg eine Persönlichkeit, die Anbetung und Respekt auferlegte. Die Erde hatte eine Seele. Sie wiederzuentdecken, sie wiederzubeleben, ist das Wesen der Regierungskonferenz von Rio“ [48].
In einer sehr ähnlichen Sprache führt das Instrumentum laboris unter Berufung auf ein bolivianisches Dokument aus, dass „der Urwald keine zu erforschende Quelle ist, sondern ein oder mehrere Wesen, mit denen man in Beziehung treten kann“ [49]; und führt weiter aus, dass „das Leben der amazonischen Gemeinschaften, die noch nicht vom Zustrom der westlichen Zivilisation betroffen sind [sic!], sich widerspiegelt in dem Glauben und den Riten über das Wirken der Geister, der Göttlichkeit – mit verschiedenen Bezeichnungen - mit und auf dem Territorium, mit und in Bezug auf die Natur. Diese Weltanschauung spiegelt sich in Papst Franziskus ‚Mantra‘ wider: ‚Alles ist miteinander verbunden‘.“ [50]
Die neo-heidnische Agenda der UNO wird durch das Basisdokument einer Synodalversammlung der katholischen Kirche wieder aufgenommen! Vor diesem Hintergrund müssen wir mit den Worten von Kardinal Walter Brandmüller abschließen: „Das Instrumentum laboris für die Amazonas-Synode ist ein Angriff auf die Fundamente des Glaubens, der bis heute nicht für möglich gehalten wurde. Und deshalb muss es mit äußerster Entschlossenheit abgelehnt werden.“ 


Anmerkungen:
[1] Vorwort des „Instrumentum laboris“
[2] Siehe Frei Bento Domingues, O.P., „Es gibt gute Nachrichten“, 23.06.2019, auf der Webseite Wir sind Kirche, http://nsi-pt.blogspot.com/2019/06/p-info-cronicas-documento-detrabalho.html
[3] Vorbereitungsdokument, Nr. 15; Instrumentum laboris, Nr 98/d und 113.
[4] Schriften über Pluralismus – Cruzando la Teología de la liberación con la teología del pluralismo religioso, Libros Digitales Koinonia, 2012, p. 508-509.
[5] Julio Loredo, Teologia della Liberazione, S. 250 ff.
[6] Wakanmay (Heilige Stärkung): Perspectivas de teología índia – Una propuesta desde la cultura Cañari, Ed. Abya Yala, 2006, p. 155.
[7] Brief über die Apostolische Nuntiatur von Mexico an die Glaubenskongregation, 1992.
[8] Nr. 12, 18 u. 19.
[9] Nr. 98.
[10] Nr. 120.
[11] Nr. 122.
[12] Nr. 121.
[13] Nr. 13.
[14] http://www.inculturacion.net/phocadownload/Autores_invitados/Lozano,_La_teologia_india.pdf
[15] http://www.kath.net/news/68373.
[16] https://www.cimi.org.br/pub/publicacoes/1190056936_Rita%20Segato%20-%20INFANTICIDIO.pdf
[17] https://www.periodistadigital.com/religion/america/2018/12/20/corrado-dalmonego-los-indigenas-pueden-ayudar-a-la-iglesia-a-limpiarse-de-estructuras-obsoletas.shtml
[18] Instrumentum laboris, Nr.106.
[19] Nr. 110.
[20] Nr. 120.
[21] Nr. 122.
[22] Nr. 123.
[23] Evangelizar desde los proyectos históricos de los otros: Diez ensayos de misionología, Ed. Aya-Yala, Quito (Ecuador), 1995, p. 183.
[24] Boletim DIM, Nr. 70, ano XXVI, p. 32.
[25] Nr. 31.
[26] Nr. 86.
[27] Nr. 87.
[28] Nr. 89.
[29] Op. cit. p. 222, in ARENZ, São e salvo, p. 174.
[30] História da missão dos padres Capuchinhos na ilha do Maranhão e terras circunvizinhas, in ARENZ, K.H., São e salvo. p. 143.
[31] São e salvo: A pajelança da população ribeirinha do Baixo Amazonas como desafio para a evangelização, tese de doutorado, sob a direção do Pe. Paulo Suess, p. 135.
[32] Ibid, p. 211.
[33] Ibid.p. 19.
[34] Ibid. p. 56.
[35] Ibid. p. 260.
[36] Nozioni di Diritto Canonico, 12a edición, preparada con la colaboración del Prof. G. Catalano, Milán 1970, S. 89.
[37] Spanische Ausgabe von Sal Terrae, SS. 97-98.
[38] Ebda S. 134.
[39] Nr. 129.
[40] Nr. 125.
[41] Nr, 126.
[42] http://www.ihu.unisinos.br/78-noticias/587120-padres-casados-estarao-na-pauta-do-sinodo-da-amazonia-afirma-teologo
[43] Diane Montagne, Lifesitenews, “Proposal at Vatican to change Eucharist would create a ‘new religion’”.
[44] https://www.catholicnewsagency.com/news/eucharistic-yuca-off-the-table-at-amazon-synod-vatican-says-87471
[45] Cf. Guido Vignelli, Dall’“umanesimo integrale” all’“ecologia integrale”,  http://panamazonsynodwatch.info/it/2019/06/26/dallumanesimo-integrale-allecologia-integrale/
[46] Revolution und Ggegen-Revolution, Teil III, Kap. III, Ab. 2 „IV. Revolution und Tribalismus: eine Möglichkeit?”.
[47] Aspects éducatifs, sociaux et culturels des problèmes de l’environnement et questions d’information, ONU, Assembleia Geral de Estocolmo, 5-6 de junho de 1972, A / CONF.48.9, pp. 8 e 9.
[48] Ebda. A / CONF.151 / 26, vol.IV, p. 76.
[49] Nr. 23.
[50] Nr. 25.


Deutsche Fassung mit Hilfe von Google-Übersetzer aus dem Portugiesischen in Zeitschrift Catolicismo, Nr. 824, Agosto/2019.
Internet:
http://ipco.org.br/o-sinodo-das-grandes-rupturas/?utm_term=Ja+falam+ate+em+invadir+a+Amazonia%2C+%21fullname%3AFIRSTWORD%3AUCFIRST%21&utm_campaign=Fichario+ativo+IPCO&utm_source=e-goi&utm_medium=email
am 13. August 2019

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