»Putin ist
nicht irgendeine Person innerhalb des russischen kommunistischen Systems. In
den 1980er Jahren „erkannte“ er, oder jemand machte ihm „klar“, dass der
Kommunismus zerfiel. Dann begann er, die „assets“ - Bereiche der
wirtschaftlichen, produktiven und finanziellen Struktur der Sowjetunion - in
den Händen einiger weniger, ihm sehr nahestehender Personen zu konzentrieren,
die alle mit dem KGB verbunden waren.«
Zur Invasion der Ukraine durch Putins Russland gewährte uns der Präsident der italienischen TFP und Autor des Buches „Befreiungstheologie - Ein Rettungsboot für die Armen“, Julio Loredo de Izcue [Bild rechts], über unseren Mitarbeiter Frederico de Abranches Viotti ein Interview. Loredo de Izcue ist ein Wissenschaftler für internationale Politik und kennt Russland sehr gut. Unser Interviewpartner stellt den Lesern der Zeitschrift Catolicismo das aktuelle Panorama in einem historischen Kontext vor, der verstanden werden sollte, um eine falsche Einschätzung der Geschehnisse im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu vermeiden, an dem andere Nationen beteiligt sind.
* * *
Zunächst würden wir gerne wissen, wie Sie
diesen historischen Moment, den Einmarsch der Russen in die Ukraine, erlebt
haben.
Als ersten
Punkt muss man verstehen, dass die meisten Russen die Demokratie nicht so
verstehen, wie wir hier im Westen. Sie mögen es, von starken Menschen geführt
zu werden, ja sie verehren sogar Figuren wie Stalin.
Und was ist mit Putin?
Als Mitglied der Kommunistischen Partei der Sowjetunion bekleidete Wladimir Wladimirowitsch Putin einen Posten beim KGB in Dresden (Deutschland). Wir sollten uns daran erinnern, dass der KGB nicht nur der sowjetische Geheimdienst war, sondern auch die repressive Struktur, die die Sowjetunion regierte. In der Tat war dieser Lebensabschnitt des derzeitigen russischen Staatschefs sehr undurchsichtig, was sogar so weit ging, dass er mit der (deutschen) Terroristengruppe Rote Armee Fraktion in Verbindung gebracht wurde. Plötzlich wird er 1990 nach Moskau gerufen, um im Rang eines Oberstleutnants die stellvertretende Leitung des KGB zu übernehmen. Putin ist nicht irgendwer innerhalb des russischen kommunistischen Systems. In den 1980er Jahren „erkannte“ er, oder jemand machte ihm „klar“, dass der Kommunismus in einem Zerfallprozess geraten war. Dann begann er, Vermögenswerte - Bereiche der wirtschaftlichen produktiven und finanziellen Struktur der Sowjetunion - in den Händen einiger ihm sehr nahestehender Personen zu konzentrieren, die alle mit dem KGB verbunden waren. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und der Auflösung der Sowjetunion 1991 fiel Russland in ein völliges Chaos. Es zerfiel in mehrere Länder, und intern fand ein sehr ungeordneter Prozess der Privatisierung statt. Zu dieser Zeit hielt Wladimir Putin, der zum Chef des FSB, der neuen Bezeichnung für den KGB, ernannt wurde, viele der Zügel der wirtschaftlichen Macht und der Geheimdienststruktur in der Hand.
Wann und wie fand dieser Wiederaufbau der ehemaligen UdSSR statt?
Putin hat
eine steile politische Karriere hinterlegt. 1992 wurde er Stadtrat von St.
Petersburg, 1999 Ministerpräsident unter Jelzin, 2000 stieg er zum Präsidenten
auf. Ich erinnere mich an ein Interview mit dem berühmten russischen
Dissidenten Vladimir Bukovskij im Jahr 2002, in dem er mir sagte, ich solle
Wladimir Putin nicht aus den Augen verlieren, denn er sei es, der die
Sowjetunion unter einem anderen Namen wiederherstellen werde. Er war zwei
aufeinanderfolgende Amtszeiten lang Präsident. Da die Verfassung ihm keine
dritte Amtszeit erlaubte, ernannte er einen „zwielichtigen“, Medwedew, zu
seinem Premierminister. Dann wurde er erneut Präsident, reformierte die
Verfassung der Russischen Föderation und wurde Präsident auf Lebenszeit.
Könnten Sie uns diese Putin-Politik etwas
näher erläutern?
Putin hat
die Macht zurückerobert und in den Händen der Regierung konzentriert und eine
sehr kleine Gruppe von Oligarchen geschaffen. Jeder, der außerhalb dieses engen
Kreises noch etwas Macht besaß, wurde eliminiert oder inhaftiert, wie im Fall
von Michail Chodorkowski, dem Eigentümer des größten russischen Ölkonzerns
Yukos. Putin hat ihn liquidiert und seine Ölgesellschaft übernommen. Nach und
nach baute er das interne Machtgefüge der ehemaligen Sowjetunion wieder auf, so
wie es der Dissident Vladimir Bukovskij vorausgesagt hatte. Anschließend
unternahm er eine Reihe von Invasionen und gründete Marionettenrepubliken wie
Ossetien und Abchasien. Anschließend fiel er in Georgien und Tschetschenien
ein. Die Krim wurde später im Jahr 2014 eingenommen, ebenso wie Sebastopol. Er
schuf Doneskt und Lugansk, und so weiter. Jetzt fällt er in die Ukraine ein und
bedroht die baltischen Länder.Ein Kind wird von einem Soldaten
aus einem von den russischen Invasoren
angegriffenen Gebiet in Kiew evakuiert.
Welche Gründe macht er für sein Verhalten
geltend?
Russland ist nicht das Land, das wir uns vorstellen, denn in diesem ganzen Apparat wird viel geblufft. Während der jüngsten Invasion in der Ukraine fielen die europäischen Aktienmärkte zum Beispiel um drei, vier Prozentpunkte, was enorm ist. Die Moskauer Börse ist sogar schon um mehr als 40 Punkte gefallen... Ich meine, Russland ist nichts. Außerdem ist die militärische Macht Russlands selbst sehr fragwürdig, wie sich in diesen Tagen zeigt. Der russischen Wirtschaft geht es sehr schlecht. Die Produktion kommt nicht in Gang. Ohne die Hilfe Chinas und des Westens, die russische Produkte wie Gas und Öl kaufen, wäre die russische Wirtschaft in einer noch kritischeren Lage. Es ist sinnlos zu sagen, dass Russland das größte Land der Welt ist oder dass es über unendlich viele natürliche Ressourcen verfügt, denn das Problem ist, wie man sie nutzen kann. Verlässt man die Achse Moskau-St. Petersburg, also die Großstädte, fällt man bereits in das wahre Russland, was erstaunlich ist. Es ist also ein Erfordernis der Selbstbestätigung der russischen Macht selbst, das Putin dazu bringt, so zu verfahren, wie er es getan hat.
Könnten Sie eine Frage ansprechen, die
viele Brasilianer und sicherlich auch die Leser des Catolicismo bewegt hat, nämlich die Frage, wie die Macht Putins im
heutigen Russland zu verstehen ist?
Die
russischen Kommunisten sind im Gegensatz zu den französischen Revolutionären
von 1789 sehr pragmatisch. Dies beruht auf dem marxistischen Wahrheitsbegriff,
der von Marx selbst in seinem Buch Thesen
über Feuerbach gut erläutert wird, in dem er feststellt, dass Wahrheit das
ist, was getan wird, nicht das, was gedacht wird. Wenn also das, was ich tue,
zu dem führt, was ich will, ist das die Wahrheit. Lenin hat diese Theorie
bereits angewandt. Während die französischen Revolutionäre von 1789 die
königlichen Paläste zerstörten, bewahrten die russischen Revolutionäre von 1917
die kaiserlichen Paläste der Zaren, denn sie traten in die Fußstapfen der Zaren
und wandelten mit ihnen. Sie wussten sehr wohl, dass sie diese Aura der
autokratischen Macht der Zaren erben mussten. Lenin ging so weit, dass er jedem
verbot, den Winterpalast, das heutige Eremitage-Museum - übrigens ein fabelhaftes
Museum - anzurühren, weil man dieses Symbol der zaristischen Macht aus
religiöser Pflicht heraus erhalten musste.
Ohne die Hilfe Chinas und des Westens, die russische Produkte wie Gas und Öl kaufen, wäre die russische Wirtschaft in einer noch kritischeren Lage.
Gibt es weitere Beispiele in anderen
Bereichen der russischen Gesellschaft und Institutionen?
Als die
russische Wirtschaft unter Lenins kompletter kommunistischer Enteignungspolitik
zusammenbrach, stellte er sofort das Privateigentum und das freie
Unternehmertum wieder her (1921), indem er die NEP (Neue Ökonomische Politik)
einführte. Man könnte sich sogar fragen, wie ein Kommunist, der das
Privateigentum grundsätzlich ablehnt, es wiederherstellen könnte. Der Grund
dafür war, dass er erkannte, dass die neu entstandene Sowjetunion ohne
Produktion zusammenbrechen würde. Für sie ist das kein Widerspruch. Bald darauf
erkannte Stalin, dass Russland in einem nicht allzu fernen Krieg - dem Zweiten
Weltkrieg - würde kämpfen müssen, und dass es stark und versorgt sein musste.
Stalin schaffte die Abtreibung ab und schaffte die Scheidung praktisch ab,
öffnete die Kirchen wieder, die Lenin geschlossen hatte, rief orthodoxe
Priester aus Sibirien zurück, die in Konzentrationslager verbannt waren, berief
zwei Synoden ein und stellte das Moskauer Patriarchat wieder her. War dieser
Mann gut? Nein. Er diente den Interessen der Sowjetunion.
Hat Stalin in Bezug auf die Familienwerte
viel mehr getan als Putin?
Zweifelsohne
viel mehr! Es ist gut, sich daran zu erinnern, denn es gibt viele Leute, die
sagen, dass Putin gut ist. Aus diesem Grund wird Stalin in Russland als
Heiliger verehrt. Wenn man russisch-orthodoxe Kirchen besucht, stößt man
manchmal auf Ikonen von Stalin mit Heiligenschein. Für die Russen muss
derjenige, der das heilige Russland regiert, ein Heiliger sein. Es ist sehr
wichtig zu verstehen, wie die russische Mentalität funktioniert. Putin scheint genau
so zu verfahren. So ist er beispielsweise gegen Homosexualität, die jedoch in
slawischen Ländern üblich ist. In der Tat ist Homosexualität frei, was heute in
Russland nicht erlaubt ist, ist homosexuelle Propaganda für Minderjährige.
Ist die Unmoral heute in Russland wie
überall im Westen, oder wird sie in gewissem Maße unterdrückt?
Genau wie
überall sonst auch. Wenn man zum Beispiel nachmittags und abends den
Newski-Prospekt, die Hauptstraße von St. Petersburg, entlanggeht, ist es unmöglich,
nicht buchstäblich alle zwei Meter von einer Prostituierten oder einem „Mädchen“
angesprochen zu werden, das einem Karten mit Einladungen zu den unmoralischen
Nachtclubs reicht.
Aber gibt es Anzeichen für eine Umkehr in
Russland?
Ich sehe
keinen Schimmer von einem Wiederaufleben eines christlichen Russlands, das die
Familie gegen die Lawine der Unmoral und des westlichen Liberalismus
verteidigen wird. Es macht keinen Sinn zu sagen, dass man für Russland ist,
weil man gegen Liberale ist.
Sind die russischen Traditionen noch
erhalten? Erinnern Sie sich an einen von ihnen?
In Sankt
Petersburg befindet sich die Basilika St. Peter und Paul im Zentrum der
gleichnamigen Festung. Alle russischen Zaren seit Peter dem Großen sind dort
begraben. Sie hat einen sehr schönen Glockenturm, der von St. Michael, dem
Schutzpatron der Stadt, gekrönt wird. Punkt zwölf Uhr mittags dröhnt die Kanone
der Festung, gefolgt vom Glockenspiel des Glockenturms, das die Kaiserhymne
Russlands spielt... All dies, um die Idee des Reiches aller Russen zu
vermitteln.
Wie funktionieren Religion und religiöse
Praktiken in Russland?
Dies ist
ein weiterer Punkt, der deutlich gemacht werden muss. In Russland gibt es drei
Arten von Religionen. Die eine ist die Staatsreligion, nämlich die autokephale
orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats, die von Stalin wiederhergestellt
wurde. Deshalb pflegte Vladimir Bukovskij zu sagen, man solle nicht orthodoxe
Kirche, sondern stalinistische Kirche sagen. Bis in die 1990er Jahre benötigte
man ein KGB-Dokument, um zum Priester der russischen O.K. geweiht zu werden.
Der gegenwärtige Patriarch von Moskau, Kyrill, war ein KGB-Agent mit dem
Decknamen „továrisch Michailov“, ebenso wie der vorherige Patriarch, Alexis, „továrisch
Drozdov“. Es ist alles KGB, denn Kirche und Staat sind vereint. Sowjetunion,
Kommunismus, kommunistische Partei und orthodoxe Kirche sind ein und dasselbe.
Es gibt eine zweite Ebene offizieller Religionen: Hebräertum, Islam und
Buddhismus. Nicht zu vergessen der sibirische Schamanismus. Auf der dritten
Ebene befinden sich die anderen Religionen, die kaum geduldet, ja sogar
verfolgt werden.Kyrill, Patriarch von Moskau,
war ein KGB-Agent.
Welche Vorstellung hat der Russe von
Religion?
Eigentlich
ein territoriales Konzept. Ich hatte dort in Russland einmal eine Diskussion
mit einem Theologen des Moskauer Patriarchats, der sagte, für sie sei es
wichtig, Russe zu sein, auf dem kanonischen und heiligen Territorium Russlands
geboren zu sein. Die Taufe ist für sie fast zweitrangig, eine Art Stempel, den
die Kirche aufdrucken lässt, aber das Wesentliche ist, dass sie Russen sind.
Andere Religionen werden nur wenig toleriert. Katholische Kirchen dürfen zum
Beispiel keine Kirchenfassaden haben. Die einzige die eine Kirchenfassade aufweist
ist die Katharinenkathedrale am Newski-Prospekt in St. Petersburg, die von der
damaligen Zarin Katharina der „Großen“ errichtet wurde. Die Moskauer Kathedrale
trägt zwar diesen Namen, ist aber eigentlich die Kirche der Polen. Alle anderen
Kirchen müssen hinter unscheinbaren Fassaden versteckt sein.
Kann man in Russland ein katholisches
Apostolat ausüben - zum Beispiel in der Öffentlichkeit beten?
Auf keinen
Fall, und wenn Sie das tun, kommen Sie wegen Bekehrungseifer ins Gefängnis...
Ich zitiere eine Tatsache. Im Garten vor der Moskauer Kathedrale ließ der
ehemalige Moskauer Bischof Tadeusz Kondrusiewicz einen Spielplatz für Kinder
anlegen. Das Moskauer Patriarchat legte sofort offiziell Protest ein, mit der
Begründung, dass mit orthodoxen Kindern Missionierung betrieben wurde, da
einige von ihnen dort zum Spielen hineingingen... Das ist der Grad der „Freiheit“,
den die katholische Kirche in Russland heute genießt. Vor zwei Jahren hat Putin
ein neues Gesetz erlassen, das die Freiheit der inoffiziellen Religionen weiter
einschränkt. Die Situation der katholischen Kirche, die bereits sehr
eingeschränkt ist, kann sich also noch weiter verschlechtern, was die Frage der
von der Gottesmutter in Fatima angekündigten Bekehrung Russlands mit sich
bringt.
Russland wurde von der Gottesmutter in
Fatima zweimal erwähnt, kurz bevor es dem Kommunismus verfiel.
Wann immer
ich schreibe oder spreche, versuche ich, diesen Punkt zu betonen, der
vielleicht der wichtigste von allen ist, den ich bisher in diesem Interview
behandelt habe. Die Muttergottes hat sehr deutlich gesagt, dass Russland seine
Irrtümer in der ganzen Welt verbreiten wird, das heißt, es wird eine Strafe für
die Menschheit sein. Sie sagte, es werde Kriege und Verfolgungen geben, der
Papst werde viel zu leiden haben, aber am Ende werde ihr Unbeflecktes Herz
triumphieren, Russland werde sich bekehren, und der Welt werde eine Zeit des
Friedens zuteil werden.
Könnten Sie ein Wort zur Ukraine sagen?
Historisch
gesehen ist Russland aus der Ukraine hervorgegangen und nicht umgekehrt. Der
erste, der zum Katholizismus konvertierte, war der heilige Wladimir von Kiew,
Fürst von Kiew aus der Rurik-Dynastie. Er herrschte über die Rus', die später
zu Russland wurde. Jahrhundertelang wurde Russland von Kiew aus regiert. Moskau
kam später, St. Petersburg noch später. Das ursprüngliche katholische Russland
ist also das Fürstentum Kiew, die „Kievskaja Rus“ (Rus' von Kiew) genannt
wurde.
Ist es schwierig, Putin mit Hitler zu
vergleichen?
Im 20.
Jahrhundert wurde eine Reihe von falschen Alternativen vorgestellt. So geriet
Italien Anfang der 1920er Jahre in das so genannte Biennio Rosso, in dem die
Kommunisten beinahe die Macht ergriffen hätten. Und was war die Alternative?
Sie hatten die Wahl zwischen der Volkspartei, katholisch, aber fortschrittlich,
und der faschistischen Partei, antikommunistisch, aber nicht katholisch. Eine
falsche Alternative, die der gegenwärtigen Situation sehr ähnlich ist, die uns
zwischen Putins Globalismus und dem Globalismus des Westens einordnet. Als
guter Politiker verstand Mussolini, dass er mit der katholischen Kirche
regieren musste, so wie Stalin verstand, dass er mit der orthodoxen Kirche
regieren musste. Mit den Lateranverträgen schloss er 1929 Frieden mit der
Kirche. Viele Katholiken, darunter auch Kardinäle, unterstützten den
Faschismus, weil sie in ihm die Alternative zum kommunistischen Chaos sahen.
Genau das Gleiche geschah mit Hitler. Nach der Weimarer Republik herrschte ein
wahres soziales Chaos. Zu diesem Zeitpunkt trat Hitler mit der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) an die Öffentlichkeit,
die übrigens denselben Namen trägt wie die PT (Arbeiterpartei) in Brasilien.
Ohne die Unterstützung der Katholiken konnte er jedoch nicht Premierminister
werden. Aus diesem Grund schloss er ein Bündnis mit Franz von Papen, dem
Vorsitzenden der katholischen Partei. Er gewann die Wahlen und wurde
demokratisch zum Bundeskanzler gewählt. Dann präsentierte er sich als der
Wiederhersteller der christlichen Zivilisation. Es gab Katholiken, die ihn
unterstützten. Gott sei Dank war es eine Minderheit. Sehr wichtige
Persönlichkeiten wie die Kardinäle von Galen und von Faulhaber haben dies
verhindert. Im Gegenteil, Kardinal Innitzer von Wien war ein Befürworter des
Nationalsozialismus. Hitler präsentierte sich nicht als Revolutionär, sondern
als „Restaurator“ der Vergangenheit. Er hat das Reich wiederhergestellt. Eine
der ersten Maßnahmen war das Verbot von Pornographie, Homosexualität und
unmoralischer Propaganda sowie die Förderung der Familie. Warum war das so?
Weil er wusste, dass dies die Bevölkerung ihn darin unterstützen würde.
Nach der Weimarer Republik herrschte in Deutschland
ein wahres soziales Chaos. In diesem Moment trat Hitler mit der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) hervor.
Wie lassen sich diese Ereignisse auf die
heutige Zeit übertragen, insbesondere auf das Verhältnis zwischen Putin und dem
freizügigen Westen?
Diese
Ereignisse ähneln denen unserer heutigen Zeit, in der wir an einem Scheideweg
stehen, dessen Entscheidung grundlegend falsch ist. Unsere Antwort muss lauten:
„Weder auf der einen noch auf der anderen Seite, wir gehören zur Heiligen
Römisch-Katholischen Kirche!“ Was es an LGBT, Abtreibung, Homosexualität und
Unmoral im Westen gibt, ist ein Krebsgeschwür. Bei der Krebsbekämpfung wird der
Krebs entweder durch eine Operation an der Wurzel entfernt oder es wird eine
Chemotherapie durchgeführt, ohne den Patienten zu töten. Ob es uns gefällt oder
nicht, das, was heute im Westen an Gutem übrig geblieben ist, stammt aus der
christlichen Zivilisation. Es geht darum, sie wiederherzustellen. Daher ist die
Putin-Revolution eine falsche Alternative. Dasselbe gilt für die katholische
Kirche, in deren Schoß der Progressivismus zu einem bestimmten Zeitpunkt
ausbrach, der die Negation der Kirche ist. Ich versuche nicht, den
Progressismus zu bekämpfen, indem ich die katholische Kirche abschaffe, aber
ich muss den Progressismus bekämpfen, um die Kirche zu retten.
Gibt es zwei Globalismen in der falschen
Alternative, die geschaffen wurde?
Wir haben
den Globalismus des „Panslawismus“ von Alexander Dugin, Putins Denker, Schüler
von Julius Evola, italienischer Okkultist und Gnostiker. Auf der anderen Seite
haben wir den Globalismus von George Soros. Diese beiden Globalismen, die beide
schrecklich sind, berühren sich gegenseitig. Für katholische Leser ist es
vielleicht neu, aber einer von Putins wichtigsten Beratern ist Henry Kissinger,
einer der Väter des Globalismus. Putin behauptet, er sei ein
Globalisierungsgegner, aber er marschiert in ein unabhängiges Land ein. Wir
sollten uns daran erinnern, dass 1991, als die Ukraine ihre Unabhängigkeit
wiedererlangte, 92,5 % der Ukrainer für diese Unabhängigkeit stimmten. Wie kann
ich sagen, dass ich Nationalist und Antiglobalist bin, wenn ich ein Land nach
dem anderen übernehme?
Möchten Sie unseren Lesern noch etwas
sagen?
Prof. Plinio Corrêa de Oliveira
zur Zeit des „Legionário“
Ich nutze
diese Gelegenheit, um in die 1930er Jahre in Brasilien zurückzugehen. Schon
damals war Prof. Plinio Corrêa de Oliveira sehr klar, und es wäre sehr
interessant, seine Artikel aus den 30er Jahren zu lesen. Er schrieb in der
Wochenzeitschrift Legionário und
bekräftigte in seinen Analysen über Faschismus und Nationalsozialismus, dass „Katholiken
Anti-Nazis, Anti-Kommunisten, Anti-Liberal, Anti-Sozialisten, Anti-Faschisten
sein sollten, eben weil sie Katholiken sind“. Er hat diese Dichotomie nie
akzeptiert. Wenn Sie mich zwischen AIDS und Leberkrebs fragen würden, was ich
wählen würde, würde ich antworten: - Ich will Gesundheit! Und Gesundheit heißt
die Heilige Römisch-Katholische Kirche. Ich wiederhole etwas, was ich auf einer
Konferenz in Moskau gesagt habe. Russland ist ein Geheimnis, denn es ist das einzige
Land, das in der Fatima-Botschaft der Muttergottes zweimal erwähnt wird. Einmal
als Geißel der Menschheit und dann wieder als das Land, dessen Bekehrung die
Ära des Triumphes des Unbefleckten Herzens Mariens einleiten wird. Wenn wir
also von Russland sprechen, müssen wir uns vorher fragen, ob wir es als Geißel
oder als Bekehrer bezeichnen wollen.
Und wie stellen Sie sich ein bekehrtes
Russland vor?
Die
Bekehrung - ich habe das in Moskau gesagt, es ist also keine geheime, private
Sache - besteht darin, den entgegengesetzten Weg einzuschlagen und der wahren
Religion zu folgen, die die katholische Religion ist. Das ist der springende
Punkt. Im weltlichen Bereich bedeutet Bekehrung, den Weg zu verlassen, den die
Gottesmutter die „Irrtümer Russlands“ genannt hat, nämlich den Kommunismus.
Solange es keine Ablehnung der kommunistischen Periode gibt, kann man nicht von
einer Bekehrung Russlands sprechen.
Gibt es Anzeichen dafür, dass Russland auf
dem Weg zu dieser Umstellung ist?
Offen
gesagt, ich sehe keine der beiden Konversionen. Deshalb müssen wir in dieser
Frage sehr vorsichtig sein und dürfen uns nicht auf eine falsche Alternative
versteifen. Das geschah bereits in den 1930er Jahren. Und das geschieht jetzt.
Diese Kritik am Vorgehen Russlands bedeutet nicht, dass die schlechten Seiten
des Westens unterstützt werden. Ganz im Gegenteil! Beten wir zur Jungfrau von
Fatima, dass ihr Versprechen so bald wie möglich erfüllt wird. Ich nutze diese
Gelegenheit, um die geschätzten Leser des Katholizismus zu grüßen.
Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Deepl-Übersetzer (kostenlose Version) von „Da Rússia dos Tzares ao período comunista, seu demonronamento e ressurgimento metamorfoseado“ in https://www.abim.inf.br/da-russia-dos-tzares-ao-periodo-comunista-seu-desmoronamento-e-ressurgimento-metamorfoseado
vom 9. April 2022
Ursprüngliche Quelle: Zeitschrift CATOLICISMO, Nr. 856, APRIL/2022
Diese deutsche Fassung „Vom Russland der Zaren bis zur kommunistischen Periode, seinem Zusammenbruch und dem verwandelten Wiederaufleben“ erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com
© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.
Bilder aus der Quelle „ABIM“ übernommen.
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