Auf
der Nordseite der Deutschordenskirche in Frankfurt findet sich neben dem frisch
restaurierten Passionszyklus der Annenaltar, in dem vom Frankfurter Bildhauer
Caspar Weis gotische und neogotische Teilelemente zu einem harmonischen Ganzen
zusammenkomponiert wurden. Auch an diesem Altar konnte mit Hilfe des
Fördervereins eine Grundkonservierung und Restaurierung erfolgen, sodass er nun
in altem Glanz erstrahlt.
Das
Zentrum des Altars bilden die von Weis geschaffenen Figuren der Gottesmutter
mit Kind, das von der hl. Anna, seiner Großmutter in den Arm genommen werden
möchte. Auf den ersten Blick eine alltägliche Szene. Oft gehen kleine Kinder
mit offenen Armen auf ihre Großmütter zu, damit diese sie in den Arm nehmen.
Wer aber genau hinschaut erkennt ein Detail, das über den Alltag hinausweist:
Die
hl. Anna las gerade in einem Buch, das noch aufgeschlagen auf ihrem Schoss
liegt. Es handelt sich um die heilige Schrift. Und dieses Buch findet sich auch
in der zweiten Darstellung der hl. Anna, die Caspar Weis für diese Kirche
geschaffen hat. Im Hochaltar sehen wir sie als zweite Figur rechts neben dem
Altarkreuz, wie sie Maria als Kind die heilige Schrift erklärte. Indem Anna
ihre Tochter im Glauben Israels erzog, der sich aus der Offenbarung Gottes in
der heiligen Schrift speiste, legte sie das Glaubensfundament dafür, dass Maria
sich auf den Willen Gottes einlassen und so Christus aus ihr unsere
Menschennatur annehmen konnte. Und durch ihr eigenes Studium der heiligen
Schrift, konnte auch sie selbst Christus umfangen, ihn in die Arme schließen.
Für
viele ist der Juli eine Zeit des Urlaubs und der Entspannung. Und nicht wenige
werden diese Zeit nutzen, um ein gutes Buch zu lesen. Vielleicht könnte gerade
das Beispiel der hl. Anna ein Anlass sein, einmal wieder das beste aller Bücher
in die Hand zu nehmen, das Buch der Bücher. Denn in ihm möchte Gott zu uns
reden, ja in unser Leben treten. (P. Jörg Weinbach OT)
Quelle:
Deutschordenskirche Frankfurt, Gottesdienstordnung vom 01.07. bis 31.07.2017
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