Freitag, 10. April 2020

Die Dornenkrönung




Es handelt sich hier um eine Tafel aus dem Melker Altar, um 1502 vom  Augsburger Jörg Breu (um 1475-1537) gemalt. Man kann seinen Malstil als expressionistische Spätgotik ansprechen. Der Fußboden steigt steil an und ist nackt, zeigt keine Plattenstruktur; ebenso die Wände, welche nur Fensteröffnungen haben. Es fehlt jeder Einrichtungsgegenstand. Dadurch wird der einzwängende Charakter der Architektur betont und die Personen gewinnen so an Monumentalität. Ihre Physiognomie wird übertrieben plastisch herausgearbeitet. Sie wirken wie Karikaturen. Die zwei sich kreuzenden Diagonalen der Stäbe sind die Bewegungslinien der Komposition. Sie sind die Durchmesser einer Kreises, welcher die Köpfe der Schergen verbindet. Eine weitere Kompositionslinie ist die Mittelachse, besonders hervorgehoben durch einen Knecht, welcher mit einem Stuhl schlägt. Das Bild lebt auch aus dem Kontrast zwischen Christus und den Schergen. Aus den überzeichneten Gesichtern der Schergen spricht Spott, Hass und Gleichgültigkeit, aus dem Gesicht Christi Ergebenheit in den Willen des Vaters. Die Schergen knien, springen, recken sich auf, Christus sitzt, ruhig den Schmerz ertragend. Die Schergen sind wie Narren, Höflinge, Knechte gekleidet, Christus ist nackt; er hat einen Lendenschurz an und einen Königsmantel umgehängt. Die Knechte haben die unterschiedlichste Kleidung, vom bloßen Hemd, bis zur höfischen Tracht – es leuchtet ein, dass sich Faschingstreiben bei der heiligen Messe verbietet. AE.

Quelle: Der Fels, Titelbild März 2014.
Eichendorfer Str. 17, D-86916 Kaufering.
Redaktion: Hubert.Gindert@der–fels.de

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