Donnerstag, 25. Januar 2018

„Donum Scientiae“ — Die Gabe der Wissenschaft


Die e Personifikation der Wissenschaft hält in der Rechten ein akademisches Zepter und eine Schriftrolle, in der Linken ein Füllhorn mit Schriftrollen, Winkel, Zirkel, Kompass, Lorbeerzweig und Lot (Sinnbild für Genauigkeit und Exaktheit). Dies will sagen, dass die an den Universitäten gelehrten Wissenschaften in einem Füllhorn gesammelt sind, welches über die Menschen, zu ihrem Nutzen, ausgeschüttet werden kann. Vordergründig zeigt sich hier also die Wissenschaft als eine Gabe des Hl. Geistes zum Nutzen und Segen für die Menschheit.
Im Wort Wissenschaft steckt das Wort „Wissen“. Diese Gabe des Hl. Geistes richtet sich also gegen die Unwissenheit. Die Bedeutung geht jedoch noch tiefer: Im KKK 1831 wird als fünfte Gabe des Hl. Geistes das Wort „Wissenschaft“, durch das Wort „Erkenntnis“ wiedergegeben. So verstanden gibt diese Geistesgabe dem Menschen die richtige Erkenntnis, die nötige Einsicht, Gutes von Bösem zu unterscheiden. Nach dem hl. Bonaventura entspricht dieser Gabe die Vater-unser-Bitte „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“. Die richtige Erkenntnis führt nämlich zum richtigen Glauben und dieser leitet in die Ergebenheit, dass Gott alles richtig macht und sich deshalb daraus der Wunsch ergibt, dass das Richtige überall - im Himmel und auf Erden - seine Verwirklichung finde. Auch beim hl. Thomas von Aquin ist die Gabe der Wissenschaft die vom Glauben erleuchtete Vernunft, bzw. das richtige Erkennen durch die Vernunft, welches zur Beurteilung des Göttlichen erleuchtet ist. Der Glaube an die Existenz Gottes ist nicht vernunftwidrig, sondern kann durch diese Geistesgabe erkannt werden. Der Hl. Geist sorgt also für die Erkenntnis, dass sich Glaube und Vernunft nicht widersprechen.
Auf dem Sockel, zu Füßen der Personifikation der Wissenschaft, liegen Attribute des römischen Gottes Merkur. Es handelt sich um einen Caduceus (Merkurstab), einen Flügelhelm und einen prall gefüllten Geldbeutel. Diese Attribute weisen darauf hin, dass Merkur der Gott des Handels, der Reisenden und der Kaufleute war. Warum aber muss dann, wie es im unteren Text heißt, „Mercurii Wissenschafft vor der Zeit ist hoch gestiegen, Der Göttlich Wissenheit muss er doch unterligen“? Wie sieht der Gegensatz zwischen Merkur und der Gabe der Wissenschaft aus? Zu Merkurs Tätigkeit als Bote gehörte Klugheit, Beredsamkeit, Schnelligkeit, List und Verschmitztheit. So war Merkur auch der Gott der Redner. In diesem Sinne ist wohl Merkur hier zu sehen. Er steht hier für Rhetorik und Sophismus. Die Sophisten beanspruchten, jede Position argumentativ und dem Anschein nach logisch zwingend begründen zu können. Es kommt ihnen nicht darauf an, ob die Position absolut wahr ist. Wichtig ist nur, dass die Begründungen bzw. Folgerungen logisch sind. Demgegenüber sucht die Wissenschaft, als Gabe des Hl. Geistes, die Wahrheit durch alles, was dem Menschen durch Gott vorgegeben ist, führt zur Erkenntnis des wahren Gottes.
Auf dem Sockel zeigt sich in einem Wappenschild das Symbol des Planeten Merkur. (Dieses Symbol steht übrigens heute für Transgender.)
Noch ein Hinweis auf die Komposition: Das ganze Bild ist achsensymmetrisch angelegt. Bestimmend ist die Mittelsenkrechte, in welcher die Personifikation steht. Über ihrem Kopf sieht man sogar noch eine Vase, womit die Mittelsenkrechte überbetont wird. Diese Kompositionslinie teilt den Stich in zwei gegensätzliche Hälften: Im Hintergrund findet sich links die Natur mit Baum, Sträuchern und Wolken und rechts ein von Menschen geschaffenes, rissiges Monument aus Stein. Im Vordergrund findet sich links eine Art Balustrade mit geschwungenem Handlauf und rechts eine rechteckige Tafel, auf welcher in Geheimschrift steht: „Die Gabe der Wissenschaft“. A.E.

(Titelbild DER FELS August 2015)
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HubertGindert@der-fels.de


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