Die Kirche zu Brou (Bourg-en-Bresse, Frankreich) war das letzte
Denkmal mittelalterlicher Kunst, der letzte Lichtstrahl der untergehenden gotischen
Baukunst, die sich nicht länger im Kampfe gegen das wiederkehrende Heidentum, gegen
die machtvoll hervorbrechende Renaissance halten konnte. Die Zeit der großen Dome
hatten sich ausgegeben mit dieser entzückenden Frühgeburt, die ein Meisterwerk in
ihrer Art bedeutet. Das Meisterwerk der Niedlichkeit, der gekünstelten Gefälligkeit.
Aus ihm sprach schon die zerstreute, flatterhafte Seele des 16. Jahrhunderts. Das
all zu helle Heiligtum vermochte nicht die zerstreute Seele zu sammeln.
Quelle: J. K. Huysmans, Die Kathedrale. Kurt Wolff Verlag
A.G., München, 1923
Tympanon im Hauptportal |
Lettner |
Chor |
Geschichte der Kirche (Quelle: Wikipedia)
Im Jahr 1504 starb der 24-jährige Herzog Philibert II. von
Savoyen, auch Philibert der Schöne genannt, an den Folgen eines Jagdunfalls. Seine
Frau, die gleichaltrige Margarete von Österreich, ließ daraufhin das kleine Kloster
in Brou zu einer großen Abtei und zu einer Grablege für Philibert ausbauen.
Kirche und Kloster wurden im 16. Jahrhundert errichtet (von
1513 bis 1532). Obwohl Margarete weit entfernt am Hof von Mechelen in den Niederlanden
residierte, kümmerte sie sich persönlich um den Bau und beschäftigte Baumeister,
Glaskünstler, Holzbildhauer und Steinmetze. Die Bauherrin ließ die Kirche im aktuellen
spätgotischen Stil errichten. Da damals bereits auch der antikisierende Stil der
Renaissance möglich gewesen wäre, hat man früher in dieser Stilwahl den Ausdruck
einer konservativen Haltung sehen wollen. In Wirklichkeit wurde der gotische Stil
damals jedoch im Gegensatz zum wiederentdeckten antiken Stil als der moderne angesehen.
Bei dem Werk übernahm man neueste zeitgenössische Weiterentwicklungen, wie sie in
den Niederlanden und Frankreich gepflegt wurden. Um alte, negative Werturteile zu
korrigieren, spricht man heute immer häufiger in solchen Fällen von Renaissancegotik.
Bilder: Von Jochen Jahnke aus der deutschsprachigen Wikipedia,
CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12221505
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