Mittwoch, 24. Januar 2018

Die Kirche zu Brou


Die Kirche zu Brou (Bourg-en-Bresse, Frankreich) war das letzte Denkmal mittelalterlicher Kunst, der letzte Lichtstrahl der untergehenden gotischen Baukunst, die sich nicht länger im Kampfe gegen das wiederkehrende Heidentum, gegen die machtvoll hervorbrechende Renaissance halten konnte. Die Zeit der großen Dome hatten sich ausgegeben mit dieser entzückenden Frühgeburt, die ein Meisterwerk in ihrer Art bedeutet. Das Meisterwerk der Niedlichkeit, der gekünstelten Gefälligkeit. Aus ihm sprach schon die zerstreute, flatterhafte Seele des 16. Jahrhunderts. Das all zu helle Heiligtum vermochte nicht die zerstreute Seele zu sammeln.

Quelle: J. K. Huysmans, Die Kathedrale. Kurt Wolff Verlag A.G., München, 1923

Tympanon im Hauptportal

Lettner
Chor


Geschichte der Kirche (Quelle: Wikipedia)
Im Jahr 1504 starb der 24-jährige Herzog Philibert II. von Savoyen, auch Philibert der Schöne genannt, an den Folgen eines Jagdunfalls. Seine Frau, die gleichaltrige Margarete von Österreich, ließ daraufhin das kleine Kloster in Brou zu einer großen Abtei und zu einer Grablege für Philibert ausbauen.
Kirche und Kloster wurden im 16. Jahrhundert errichtet (von 1513 bis 1532). Obwohl Margarete weit entfernt am Hof von Mechelen in den Niederlanden residierte, kümmerte sie sich persönlich um den Bau und beschäftigte Baumeister, Glaskünstler, Holzbildhauer und Steinmetze. Die Bauherrin ließ die Kirche im aktuellen spätgotischen Stil errichten. Da damals bereits auch der antikisierende Stil der Renaissance möglich gewesen wäre, hat man früher in dieser Stilwahl den Ausdruck einer konservativen Haltung sehen wollen. In Wirklichkeit wurde der gotische Stil damals jedoch im Gegensatz zum wiederentdeckten antiken Stil als der moderne angesehen. Bei dem Werk übernahm man neueste zeitgenössische Weiterentwicklungen, wie sie in den Niederlanden und Frankreich gepflegt wurden. Um alte, negative Werturteile zu korrigieren, spricht man heute immer häufiger in solchen Fällen von Renaissancegotik.


Bilder: Von Jochen Jahnke aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12221505

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