Freitag, 3. Juli 2015

Aufopferung im Tempel


Das Titelbild aus dem Speyerer Evangeliar, geschaffen im Auftrag Kaiser Heinrich III. (1017-1056), zeigt, laut Beschriftung
ACCIPIENS SYMEON PVERV(M) I(ESV)M IN MANIBUS
ET BENEDIX(IT) EV(M) ET DIXIT:
NVNC DIMITTIS SERV(V)M TVV(M) IN PACE

Der Raum hier ist der Tempel von Jerusalem, das Haus Gottes. Er hat einen Mittelturm mit drei Fenstern, wohl Symbol für die göttliche Dreifaltigkeit, seitlich davon je fünf Fenster. Die unteren Fenster haben die Form von Gesetzestafeln. So ist wohl anzunehmen, dass die „Fenster“ für die Zehn Gebote stehen. Das Tempelinnere ist gänzlich aus Gold. In der Mitte steht ein Opferaltar. Da alle Erstlinge Gott gehörten (Ex 13,2; Num 3,3), waren sie ihm zu opfern. Dies geschah durch ein Auslösungsopfer (Ex 34,20), z.B. in Form von zwei junge Tauben (Lk 2, 24). So steht rechts der Greis Simeon, um Christus zu opfern und links Maria, um für diesen als Opfer zwei Tauben auf den Altar zu legen.

Christus hat einen Kreuznimbus. Dies weist nicht nur auf seine Heiligkeit, sondern auch auf seinen Tod. Nur noch Maria hat einen Heiligenschein. Ihr Haupt ist von einem weißen Schleier umhüllt. Nach paulinischer Tradition, muss die Frau im Hause Gottes ihr Haupt bedecken.

Es stellt sich die Frage, wer die beiden Personen in Rücken Mariens sind? Nach dem Evangelium kann es sich nur um Joseph und die Prophetin Hanna handeln.

Alois Epple 

Der Fels – Titelbild von Heft Februar 2013

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