Msgr Jsoé Luiz Villac |
Frage – Was ist der Grund für so viel Leiden in diesem Leben? Es ist gar nicht notwendig alle Arten von Übel im Einzelnen zu beschreiben, denen der Mensch in jedem Augenblick und zu jedem Anlass im Laufe seines Lebens ausgeliefert ist. Und am Ende das größte aller Leiden: der Tod! Wenn Gott barmherzig ist, warum hat er uns eine Welt so voller Turbulenzen, Leiden und Elend vorbereitet, und darüber hinaus mit einem so fatalen Ausklang? Das führt dazu, dass viele sich fragen: Gibt es überhaupt einen Gott?
Antwort – Gott existiert, Gott gibt es! Und weil er barmherzig und gut ist, wird er uns nach vielen Schmerzen (wenn sie mit Geduld getragen werden, wie es angebracht ist) einen unermesslich größeren Lohn schenken, und dazu noch einen ewigen! Ein ewiges Leben im Himmel ohne den geringsten Schatten von Leiden und im Überfluss eines vollständigsten Glücks, teilhabend an der vollkommenen Glückseligkeit Gottes selbst.
Diese Antwort, wenn sie auch wahr und richtig ist, erklärt jedoch nicht unserem ratlosen Ratsuchenden – der für so unzählige unserer Zeitgenossen spricht – wie das von ihm dargestellte so quälende Rätsel zu klären ist. Man muss ihm langsam, Schritt für Schritt zeigen, wie wir von der Voraussetzung, dass Gott existiert, zum außerordentlichen Schluss kommen: Gott bestimmt uns ein Leben in ewiger Glückseligkeit, nachdem wir das Tal der Leiden durchritten haben. Leiden, die manchmal unermesslich und äußerst schmerzhaft sind.
Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt bringt für das Leben der Menschen jeden Tag neue Erleichterungen mit sich, so dass in dieser „wunderbaren“ Welt der Technik das Leiden wie ein Auswuchs erscheint. Doch die Fata morgana des unaufhörlichen Fortschritts hat das Leiden nicht verdrängen können. Im Gegenteil, er schuf neue Quellen des Leidens und des Unmuts (man denke nur an den endlosen Verkehrsstaus...). Es ist also etwas, was von der Tätigkeit des Menschen selbst hervorgeht. Welche Schuld hat Gott an einem so ungeordneten „Fortschritt“, der gerade deshalb klar und deutlich vom sel. Papst Pius IX. verurteilt wurde in seiner Enzyklika „Quanta cura“ und in seinem „Syllabus“ (1864)?
Der Tod kam in die Welt durch die Sünde
Der himmlische und liebesvollste Plan Gottes war, vom Menschen eine Treueprüfung zu verlangen, und zwar in einem Garten der Freuden, wie es das irdische Paradies war. Der monumentale Irrtum Adam und Evas aber war, die übergroßen und heiligen Freuden des Paradieses, die Gott ihnen geschenkt hatte, mit dem Wahnsinnsakt einzutauschen, den die Schlange ihnen nahe legte: Von der verbotenen Frucht zu essen, um Gott gleich zu werden. „Ihr werdet sein wie Gott“ (Gen 3,5), versprach ihnen die Schlange.
Der Irrtum Adam und Evas war nicht nur ein Rechenfehler. Er beinhaltete einen Akt des Hochmuts und der Auflehnung gegen Gott, um sich ihm anzugleichen. Also gerade das Gegenteil des Beweisaktes der Treue und der Unterwerfung, den Gott von ihnen verlangte. Das verursachte eine tiefe Umwälzung in ihrem ganzen Sein als Geschöpfe Gottes: Die Unschuld ihrer Seelen war zerbrochen, die Unordnung der Triebe und der Leidenschaften drang in ihre Herzen ein, ihr Geist wurde trübe und ihr Wille wurde dem anziehenden Zauber der Sünde unterworfen. Und zur Strafe ihres Ungehorsams entzog Gott ihnen das außerordentliche Privileg, das Er ihnen gewährt hatte: In den Himmel eingeführt zu werden ohne die Zerreißprobe des Todes zu erleiden. Deshalb heißt es im Buch der Weisheit, „durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen“ (Weish 2, 24).
So sagte Gott zu Adam: „Du hast auf die Stimme deiner Frau gehört und vom Baume gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe; darum soll der Ackerboden verflucht sein um deinetwegen; mühsam sollst du dich von ihm nähren alle Tage deines Lebens! Dornen und Gestrüpp soll er dir sprießen, und Kraut des Feldes sollst du essen! Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot verzehren, bis du zum Ackerboden wiederkehrst, von dem du genommen bist. Denn Staub bist du, und zum Staube sollst du heimkehren“ (Gen 3, 17-19)
Damit ist erklärt wie und warum das Leiden und der Tod im Alltag des Menschen hineingetreten sind. Einige Fragen bleiben aber noch offen: 1. Diese Sünde war von Adam und Eva. Was haben wir damit zu tun? 2. Das Leiden, das wir auf Erden sehen, wenn wir es als Strafe betrachten, scheint es doch übermäßig groß zu sein. Wie verbindet sich das mit der Güte Gottes?
Die Sünde unserer Ureltern
In der Zeit, in der das Lehren der Grundwahrheiten des Glaubens noch Bestandteil des regulären Katechismus zur Vorbereitung auf die Erste heilige Kommunion war, wurde die Lehre der Erbsünde kurz aber ausreichend vorgetragen, damit die Kinder sie in ihren späteren Bildungsabschnitten weiter entwickeln konnten. Heute scheint die Lehre der Erbsünde in den Erinnerungen vieler Erwachsener versiegt zu sein. Sie wurde erstickt durch die zwangsläufige Verkündung falscher Prinzipien, wie die der neuen progressiven Theologie und der sogenannten Theologie der Befreiung. Dies zwingt uns, elementare Glaubenswahrheiten, die früher jedes Kind auswendig kannte, wieder in Erinnerung zu rufen („Auswendig lernen? Wie entsetzlich!“, ruft man heute aus).
Die Kirche lehrte jedoch immer, dass die Sünde Adam und Evas sich von Generation zu Generation übertragen hat und weiterhin unerbittlich weiter überträgt. Denn, da sie nun einmal die ursprüngliche Vollkommenheit verloren haben, konnten sie ihren Nachkommen nicht das weitergeben, was sie nicht mehr besaßen – die ihnen von Gott gegebene ursprüngliche Unschuld –, so wie verarmte Eltern ihren Kindern das Vermögen, das sie verloren haben, nicht mehr weitergeben können.
Deshalb erbte die ganze Menschheit den Schuldzustand, in den unsere ersten Eltern gefallen sind, und als dessen Folge der Himmel sich für sie und für uns verschloss. Dies ist zusammengefasst die Lehre der Erbsünde, ein Makel, mit dem alle Menschen geboren werden (mit Ausnahme der Jungfrau Maria, die durch ein von Gott besonders eingerichtetes Privileg ohne diesen Makel empfangen wurde, damit sich in ihrem jungfräulichen und makellosen Schoß Gott-Mensch bilden könnte).
Die Wiederherstellung durch das Leiden
Jesus Christus, als Gott und Mensch, war es, der auf seinen Schultern unsere Sünden getragen hat, indem er sich als Sühneopfer hingab. Mit dem Tod am Kreuz nach unendlichem Leiden erlöste er uns von unserer Erbschuld, versöhnte uns mit Gott und öffnete uns wieder den Himmel. Diese Früchte des Leidens und des Todes Unseres Herrn Jesus Christus kommen uns individuell in der heiligen Taufe zugute.
Durch sein Leiden und Tod kaufte uns also Unser Herr Jesus Christus von der Sünde los. Der hl. Apostel Paulus sagt, dass dieser Loskauf mit unseren persönlichen Leiden vervollständigt werden muss: „Das, was an Christi Drangsalen noch aussteht, will ich ergänzen an meinem Fleisch“ (Kor 1, 24). Und das ist der tiefste Grund, warum Gott das Leiden auf Erden zulässt, damit wir, indem wir es mit Geduld ertragen aus Liebe zu Gott, unsere Seele von allen Rückständen der Erbsünde reinigen. Doch nicht nur von den Folgen der Erbsünde, sondern auch von unseren eigenen persönlichen Sünden, die wir begangen haben, müssen wir gereinigt werden. Wir sprechen von den „Rückständen der Erbsünde“, weil die Taufe in uns die Schuld tilgt (was das Wesentliche ist), aber nicht die Neigung zum Bösen aufhebt – eine Folge der Erbsünde –, das in den sieben Hauptsünden besteht: Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit und Trägheit oder Überdruss.
Kein Verhältnis zwischen Strafe und Schuld?
Es bleibt uns noch ein Punkt zu beantworten, der vielleicht der heikelste in der Frage unseres Ratsuchenden zu sein scheint: Ist diese Flut von Leiden, die sich über uns ergießt, nicht unverhältnismäßig groß für die Sünden, die wir begehen? Diese armen Völker Afrikas, die auf ständiger Flucht sind, um sich vor dem Genozid zur retten, welche Sünden haben sie begangen, um solch großes Leiden auf sich nehmen zu müssen? Warum lässt Gott zu, dass es so viele Häresien gibt, die die Einheit der Kirche zerreißen?
Dies sind in Wahrheit sehr heikle Fragen, die aber beachtet werden sollten.
Kommen wir noch einmal zurück zur Erschaffung des Menschen. Gott wollte nicht ein Wesen schaffen, das keine Entscheidungsfreiheit besäße. Er gab ihm also die sogenannte Gabe der freien Entscheidung oder des freien Willens, d.h., die Fähigkeit frei nach eigenem Willen über sich selbst zu verfügen. Der Mensch ist ein rationales (mit Vernunft ausgestattetes) und freies Wesen, denn anderenfalls wäre er nicht verantwortlich für seine Taten und hätte keine Verdienste und keine Schuld. Gott wollte aber nicht, dass dem Menschen der Lohn der ewigen Seligkeit im Himmel ohne sein Dazutun (Verdienst) gewährt würde. Es geschah aber, dass, was wir schon wissen: Adam sündigte, und in Adam sündigte die ganze Menschheit, in dem oben schon erklärten Sinn.
So haben die Massaker in Afrika und so viele andere Gräueltaten in der Welt, wie auch die Häresien, ihre Ursache im Missbrauch des freien Willens der sündigen Menschheit. Um sie zu verhindern, müsste Gott den Menschen die Hände binden, was ihnen aber jeglichen Verdienst und Unverdienst nehmen würde, wie oben erklärt.
Hier ist also in einigen Zeilen das Thema gegeben. Dennoch ohne weitere wichtige Faktoren zu behandeln, wie zum Beispiel der Einfluss des Teufels auf die Menschen, der in der Heiligen Schrift „der Fürst dieser Welt“ (Joh 16, 11) genannt wird. Durch das Anschlagen der Saiten der Leidenschaften, verleitet er den Menschen zur Sünde und zur Ausführung alles Bösen.
Das Ende dieser Kommentare kann nichts anderes sein, als ein Aufruf das Leben ernst zu nehmen und dass wir es als eine Pflicht ansehen, uns nicht in unseren persönlichen Problemen zu verschließen, sondern im Maße unserer Möglichkeiten uns ganz dazu hingeben, dass das Gesetz Gottes, so wie es in den zehn Geboten ausgedrückt wird, von allen respektiert wird. Zunächst in uns selbst, dann in der Familie, im sozialen Unfeld, dem wir angehören, in unserem Ort, im Land und auf der ganzen Welt. Denn in einer Gesellschaft, die sich nach Gottes Willen aufbaut, funktioniert alles in bester Ordnung und das Maß des Leidens für jeden, wird das Geringste sein in diesem Tal der Tränen.
In unseren Kummer und Leiden ist es höchst ratsam bei der Jungfrau Maria Zuflucht zu suchen. Bitten wir sie, sie möge lindern, was nach Möglichkeit gelindert werden kann; sie möge uns Kraft geben den Kelch der Schmerzen zu trinken, wenn es nicht möglich ist, ihn zu entfernen. Sie möge an unserer Seite sein, als Mittlerin aller Gnaden!
Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Deepl-Übersetzer kostenlose Version von „A palavra do Sacerdote“ von Msgr. José Luiz Villac in „Catolicismo“, April 2008.
Die deutsche Fassung „Das Wort des Priesters“ in „Catolicismo“ April 2008 erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com
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