Dienstag, 20. April 2021

Eine Ökumene, die spaltet und ausschließt

Plakat der Kampagne der Brüderlichkeit (Brasilien) 2021


Paulo Henrique Américo de Araújo

 Die Kluft zwischen der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens (CNBB) und der nationalen öffentlichen Meinung hat sich während der Brüderlichkeitskampagne 2021 noch weiter vergrößert. Die CNBB besteht darauf, die progressiv-linke Agenda zu unterstützen, während ein großer Teil der Brasilianer ihre Position beibehält, die im Wesentlichen das Gegenteil ist.

Mit dem Thema „Brüderlichkeit und Dialog: Ein Kompromiss der Liebe“ bewirkte die diesjährige ökumenische Brüderlichkeitskampagne Spaltung, Opposition, Uneinigkeit, ganz im Gegenteil zu dem, was man Brüderlichkeit nennen könnte. Vorhersehbares Ergebnis für eine progressive Ökumene, die durch die altmodische „Befreiungstheologie“ verzerrt wird.

Auf der Grund der von Laienkatholiken eingeleiteten Warnung, zu der auch die vom Institut Plinio Corrêa de Oliveira geförderte Petition [1] gehört, waren die Verantwortlichen der Brüderlichkeitskampagne gezwungen, sich zu verteidigen, da sie befürchteten, dass die Geldsammlung für eine solche Kampagne durch die Massenhafte Ablehnung der Katholiken ernsthaft beeinträchtigt würde. Ähnliches war bereits 2018 geschehen, angesichts der Beschwerde, dass das gesammelte Geld für Institutionen bestimmt war, die gegen die Lehren der Kirche verstießen. [2]

In diesem Artikel werden wir die Diskussion über das Schicksal von Spenden beiseite lassen, um die Kontroverse und die Zwietracht zu betrachten, die von jenen ausgelöst werden, die annehmen, durch die diesjährigen Kampagne Dialog und Brüderlichkeit zu fördern.

Abtreibung und Feminismus

Nach Beschwerden katholischer Bewegungen sagte die lutherische „Pastorin“ Romi Bencke - Generalsekretärin des Nationalen Rates der christlichen Kirchen (CONIC) und eine der Verantwortlichen für den Grundtext der Brüderlichkeitskampagne 2021 -, sie fühle sich von „Extremisten bedroht, die auf Internetkanälen durch ihre Sendungen Hassreden verbreiten“. [3] Sie erklärt aber nicht, was sie unter „Hassreden“ versteht, außerdem scheint sie zu vergessen, dass sie eine Studie unterzeichnet und veröffentlicht hat, in der Maßnahmen zur Legalisierung von Abtreibungen aufgeführt werden und angreift, was sie als einen der großen Feinde des Feminismus in den USA ansieht: das „Patriarchat“. [4]

Wie kann man verhindern, dass der Grundtext der Brüderlichkeitskampagne bei Katholiken Bestürzung und Empörung hervorruft, wenn eine Feministin, die die Abtreibung verteidigt, an der Ausarbeitung der Kampagne teilgenommen hat? Sollten Katholiken diese Position zugunsten der Abtreibung im Text ignorieren? Ist es „Hassrede“ eine so berechtigte Empörung zu äußern?

In derselben Studie, die 2019 veröffentlicht wurde, nahm Frau Romi Bencke eine wenig „dialogfreundliche“ Haltung selbst gegenüber der CNBB ein: „Wir haben wichtige Hindernisse identifiziert, nicht nur im Bereich der Gesetzgebung, sondern auch im religiösen Bereich. Im Jahr 2020 wird das Thema der Brüderlichkeitskampagne der römisch-katholischen Kirche für das Leben sein.“ [5] Sie verbarg in diesem Text nicht ihre „Hassrede“ und unterstellte, dass Ansichten wie die der CNBB Teil eines „Kriegs gegen Frauen“ sei. [6]

Welche Veränderungen könnte es gegeben haben, um den aktuellen „ökumenischen Dialog“ der Pastorin zu generieren?


Befreiungstheologie in ihren marxistischen Ursprüngen

Der Grundtext der Kampagne besagt, dass Frieden eine Folge „der Änderung aller ungleichen Strukturen wie Rassismus, wirtschaftlicher Ungleichheit und aller Formen von Diskriminierung ist, die Konflikte und Gewalt erzeugen“ (Nr. 7). Aus diesem Grund sollte „Bekehrung“ Christen dazu veranlassen, „Einstellungen des Entgegenkommens und der Übernahme von Verpflichtungen gegenüber verletzte und verwundbare, arme und ausgeschlossene Menschen“ sein (Nr. 12) und „alle Formen von Intoleranz, Rassismus, Gewalt und Vorurteilen“ überwinden (Nr. 14). Wie kann man hier nicht die alte und abgedroschene marxistische Ideologie des Klassenkampfes zwischen Unterdrückern und Unterdrückten sehen?

Der Basistext der Kampagne deutet eine Annäherung an die „Befreiungstheologie“, Kommunisten, Sozialisten und dergleichen an. Die ideologische Ausrichtung des Textes wurde von Bischof Pedro Stringhini, Vorsitzender der Regional-Süd der CNBB, eindeutig aufgedeckt: „Es ist klar, dass [der Text] ideologisch ist, wenn er von den Armen spricht, gegen Ungleichheiten und zugunsten der Ideologie, ist er ideologisch“. [7]

Sollen die Katholiken eine solche Annäherung ohne Weiteres akzeptieren? Kann jemand als „religiöser Fundamentalist“ eingestuft werden, der diese Form des ideologischen Dialogs ablehnt? Wie kann man Zwietracht vermeiden, wenn der Grundtext selbst zumindest implizit zum Festhalten an kontroversen Ideologien wie der „Befreiungstheologie“ zwingt?

Nachdem das Zentrum Don Bosco in einem Video im Internet über die Unvereinbarkeit der Brüderlichkeitskampagne 2021 mit der katholischen Lehre berichtet hatte, erlitt es einen heftigen Angriff [8] von Pater Juarez de Castro. In einer Predigt schloss er jegliche Möglichkeit eine „Dialogs“ aus und wies darauf hin, dass alle, die das Video geteilt hatten, „Sünde begangen“ haben. Merkwürdige Intoleranz zur Verteidigung des umstrittenen Textes ...


Nur die legitime Ökumene - das heißt, dass jeder sich an der Wahrheit anschließt, die durch die beständige Lehre der Heiligen Katholischen Kirche gelehrt wird - kann so viele Meinungsverschiedenheiten und Konfrontationen verhindern. Jeder andere Weg ist in der Tat ein Irrweg [Kathedrale von La Plata, Argentinien].

Bischöfe geteilt inmitten der Teilung

Die Brüderlichkeitskampagne verursachte auch Risse im bischöflichen Milieu. Der Bischof von Formosa (GO), D. Adair José Guimarães, zensierte den Grundtext und empfahl: „Hören wir nicht auf Dinge, die nichts mit unserem Glauben zu tun haben. All diese Verwirrung mit der Brüderlichkeitskampagne […] vergiss das! […] Wer aus der Bahn gerät, der Heiligen Schrift, der Tradition und der gewöhnlichen Lehre der Kirche nicht folgt, stößt mit dem Kopf gegen die Wand.“ [9]

D. Fernando Guimarães, Militär-Erzbischof von Brasilien, erklärte in einem öffentlichen Brief an D. Walmor Oliveira de Azevedo, Vorsitzender der CNBB: „Die Evangelisierung der Gläubigen jedoch ist jederzeit und noch mehr in einer besonderen Zeit, wie es die katholische Fastenzeit ist, kein Ort, um über kontroverse Themen zu sprechen, die der authentischen Lehre unserer Kirche widersprechen.“ [10]

Der Erzbischof von Juiz de Fora, D. Gil Antônio Moreira, wies die Kirchen seiner Erzdiözese an, den Grundtext der Brüderlichkeitskampagne nicht zu verwenden. In einer Erklärung argumentierte er: „In diesem Jahr gab es einen schwerwiegenden Fehler in Bezug auf den Grundtext, der ernsthafte Kontroversen ausgelöst hat, weil zweifelhafte Konzepte der Soziallehre und der christlichen Moral präsentiert wurden, und die Autorin ist eine Anhängerin moralischer Strömungen, die von der Katholischen Kirche nicht akzeptiert werden“. [11]

Auf der anderen Seite des ,Dialogs‘ steht der oben erwähnte D. Pedro Stringhini: „Wer gegen die Brüderlichkeitskampagne spricht, ist ein teuflischer Katholik, er ist ein Katholik, der die Armen nicht mag“. [12] Es ist angebracht zu fragen, ob D. Stringhini „teuflische Katholiken“ in den Personen von D. Adair José, D. Fernando Guimarães und D. Gil Antônio Moreira sieht. Was auch immer seine Antwort sein mag, der Schlussfolgerung entgeht nichts: Die Brüderlichkeitskampagne hat auch Spaltungen unter den Obrigkeiten der Kirche ausgelöst.

Angesichts des Aufruhrs war die CNBB gezwungen, eine Stellungnahme herauszugeben, in der sie teilweise Probleme im Basistext einsieht. Mit der Ökumene als Rechtfertigung heißt es in der Note: „Es hantelt […] sich nicht um ein Text im Stil wie er von der CNBB-Kommission erstellt worden wäre. […] Er muss so verstanden werden, wie er in den Brüderlichkeitskampagnen war, die auf ökumenische Weise durchgeführt wurden.“ [13]

Vernachlässigte katholische Lehre

In dieser ganzen Polemik gilt der schwerwiegendste Bruch, der durch die Kampagne verursacht wurde, dem eigenen Lehramt der katholischen Kirche. Um dies zu bestätigen, lese man einfach das Dokument Einige Anmerkungen bezüglich der Gesetzesvorschläge zur Nicht-Diskriminierung homosexueller Personen“, das 1992 von der Kongregation für die Glaubenslehre herausgegeben wurde: „Die ,sexuelle Orientierung‘ stellt keine Eigenschaft dar, die im Bezug auf die Nichtdiskriminierung mit Merkmalen wie Rasse, ethnischer Herkunft, usw. vergleichbar wäre. Im Unterschied zu diesen ist die homosexuelle Orientierung eine objektive Unordnung und gibt in moralischer Hinsicht Anlass zur Sorge. Es gibt Bereiche, in denen es keine ungerechte Diskriminierung ist, die sexuelle Veranlagung in Betracht zu ziehen, wie z.B. bei der Zuweisung von Kindern zur Adoption oder bei der Auswahl von Pflegeeltern, der Einstellung von Sportlehrern, oder im Militärdienst“ (Nr. 10). [14]

Nach Angaben der Kongregation für die Glaubenslehre besteht daher kein Recht auf Homosexualität; und eine solche Tendenz kann nicht als Grundlage für Rechtsansprüche dienen. Im Gegensatz dazu heißt es in den oben genannten Richtlinien im Grundtext der Brüderlichkeitskampagne jedoch: „Eine andere soziale Gruppe, die unter den Folgen einer strukturierten Politik in Bezug auf Gewalt und die Schaffung von Feinden leidet, ist die LGBTQI+-Bevölkerung“ (Nr. 68). Auch laut Basistext sind die Morde an dieser Bevölkerungsgruppe „die Auswirkungen von Hassreden, religiösem Fundamentalismus und Stimmen gegen die Anerkennung der Rechte von LGBTQI+-Bevölkerungen“.

Angesichts des von der Kongregation für die Glaubenslehre herausgegebenen Dokuments kann es sein, dass die katholische Kirche in Brasilien „religiösen Fundamentalismus“ praktiziert oder fördert? Wie kann die Zustimmung des Textes der Brüderlichkeitskampagne durch die CNBB mit der Einhaltung der Normen der Kongregation in Einklang gebracht werden?

Verwirrung und Zwietracht waren in dieser Kampagne der Ökumenischen Bruderschaft unverkennbar. Alles im Namen verzerrter Konzepte von Dialog und Brüderlichkeit. Nur eine legitime Ökumene - das heißt, dass jeder an der Wahrheit festhält, die durch die beständige Lehre der Heiligen Katholischen Kirche gelehrt wird - kann so viele Meinungsverschiedenheiten und Konfrontationen verhindern. Jeder andere Weg ist in der Tat ein Irrweg.

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Anmerkungen:

1. https://campanhas.ipco.org.br/eu-nao-contribuo-com-a-campanha-da-fraternidade-ecumenica-da-cnbb-cf-2021

2. https://www.acidigital.com/noticias/bernardo-kuster-cnbb-financiou-instituicoes-contrarias-ao-ensinamento-da-igreja-92282?fbclid=IwAR1gGp_AhF6pzmqtPDuDmVCkwhUdGKrtLtlj1XBFA83RROhStsGE7bCDc-0#.YDf85j1UOCM.facebook

3. https://www.metropoles.com/brasil/pastora-que-coordena-a-campanha-da-fraternidade-teme-cruzada-santa

4. Cfr. Laicidade e direito ao aborto: intersecções e conexões entre o debate feminista secular e feminista religioso. Texto completo em: https://www.cfemea.org.br/images/stories/publicacoes/laicidade_direito_aborto.pdf

5. Idem, Laicidade e direito ao aborto, pág. 18.

6. Na pág. 18 do estudo, a pastora equivoca-se ao dizer que a CNBB publicou o livro “Homem e mulher: Deus os criou”. Na realidade, a obra foi publicada em 2011 pela Editora Artpress, sem o concurso da CNBB.

7. Cfr. site Brasil de Fato: https://www.brasildefato.com.br/2021/02/17/campanha-da-cnbb-critica-necropolitica-e-e-atacada-por-catolicos-conservadores

8. https://www.youtube.com/watch?v=YldBrEe-tXc

9. Idem site Brasil de Fato: Campanha da CNBB critica…

10. Idem site Brasil de Fato: Campanha da CNBB critica…

11. Rádio Itatiaia, radioitatiaiajf.com.br › campanha-da-fraternidade-causa…

12. Idem site Brasil de Fato: Campanha da CNBB critica…

13. https://www.cnbb.org.br/presidencia-da-cnbb-divulga-nota-sobre-a-campanha-da-fraternidade-ecumenica-2021/

14. https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_19920724_homosexual-persons_po.html

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Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in https://www.abim.inf.br/ecumenismo-que-divide-e-exclui/

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Diese deutsche Fassung von „Eine Ökumene, die spaltet und ausschließt“ erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com

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