Donnerstag, 23. Januar 2020

Ein Brief des hl. Bernhard an die römische Kurie


Im 12. Jahrhundert schrieb der hl. Bernhard folgenden Brief an die Römische Kurie
An meine Hochwürdigen Priester,
den Herrn Bischöfen und Kardinälen der Römischen Kurie,
der Bruder Bernhard, Abt von Clairvaux,
Grüße und Gebete.


Alle haben wir das Recht, über Themen zu schreiben, die uns alle angehen. Ich fürchte mich also nicht, wegen Eingebildetheit oder übermäßiger Kühnheit gerügt zu werden, wenn ich jetzt tue, was ich tun werde; denn obwohl ich der elendste aller Gläubigen bin, so habe ich immer noch die Ehre der römischen Kurie in meinem Herzen. Auf diese Weise verzehre ich mich an Mitleid und es bedrückt mich die Traurigkeit, dass sogar das Leben mich belastet. Und das liegt daran, dass ich den Greuel im Hause Gottes gesehen habe. Da ich mich ohne ausreichende Macht fühle, um so viele und viele Übel zu heilen, habe ich keine andere Wahl, als diejenigen darauf hinzuweisen, die die Macht dazu haben. Wenn Sie es tun, umso besser; andernfalls hätte ich mein Gewissen entlastet, und Sie können keine gerechte Entschuldigung haben.
Ignorieren Sie nicht, dass Papst Innozenz [II.] von ruhmreicher und glücklicher Erinnerung, im Einvernehmen mit uns und der gesamten Römischen Kurie ein Urteil ausgesprochen hatte, mit dem er verfügte, dass die Wahl von Willhelm [zum Erzbischof von York] als rechtswidrig, und als wahre und gotteslästerliche Einmischung angesehen werden sollte, wenn der andere Willhelm, Dekan der Kirche [von York], nicht schwöre, dass sein Namensvetter unschuldig in allem ist, was ihm angelastet wurde. Sie wissen auch, dass diese Bestimmung weitaus milder als streng war: Willhelm selbst, der Angeklagte, hatte um diese Gnade gebeten.
Es hätte Gott gefallen, dass sich das, was im gegenseitigen Einvernehmen vereinbart worden war, erfüllt hätte! Hoffentlich wurde alles, was dagegen unternommen wurde, für null und nichtig erklärt! Was ist passiert? Der Dekan schwor überhaupt nicht, und doch setzte sich der andere auf dem Stuhl der Pestilenz. Ich wünschte, wir könnten noch einen Pinchas aufstehen sehen [Num. 25, 7], um mit dem Schwert in der Hand diesen Prostituierten zu schlagen! Wer würde es uns gewähren den heiligen Petrus selbst auf seinem Stuhl zu sehen, um die Bösen mit einem Wort aus seinem Mund auszurotten! Viele schreien aus tiefster Seele nach Euch und bitten von ganzem Herzen um die beispielhafte Bestrafung eines solchen Sakrilegs. Wenn Sie nicht sofort zu Hilfe kommen, kann ich Ihnen versichern, dass das Ärgernis aller Gläubigen umso schlimmer sein wird, je später die Abhilfe erfolgt. Ich befürchte, dass derselbe Apostolische Stuhl an Glaubwürdigkeit verlieren und sich selbst um sein Ansehen bringen wird, wenn er nicht die Hand auf diesen Rebellen legt, der seine Dekrete mit Füßen getreten hat, so dass es den anderen Angst einflößt und sie davon abhalten, einem solch schändlichen Beispiel zu folgen.
* * *
Aber was soll ich von den geheimen und wahrhaft finsteren Briefen sagen, die Wilhelm erhalten hat, wenn auch nicht von dem Fürsten der Finsternis, sondern von den Fürsten selbst, den Nachfolgern der Apostel? Sobald diese Nachricht die Ohren der Gottlosen erreichte, verspotteten sie die Dispositionen des Apostolischen Stuhls und lachten über die römische Kurie, die sich nach einer öffentlichen Verurteilung widersprach, indem sie insgeheim Briefe verschickten, die das Gegenteil befahlen.
Was soll ich noch hinzufügen? Wenn nach alldem Sie das Wissen um diesen  schwerwiegendsten Skandal nicht stört, der sowohl den Starken als auch den Vollkommenen widerfährt, vertraue ich den Schwachen und Einfachen; wenn Sie kein Mitleid mit den armen Äbten haben, die aus den entferntesten Gegenden der Erde nach Rom berufen wurden; wenn Ihnen der Ruin so vieler religiöser Häuser nicht bewegt, die unweigerlich unter der Gerichtsbarkeit dieses Unterdrückers zugrunde gehen werden; schließlich um zu schließen, mit dem ich hätte beginnen sollen, wenn Sie sich nicht einmal vom Eifer der Herrlichkeit Gottes belebt fühlen, — werden Sie Ihrer eigenen Schande gegenüber gleichgültig sein, die direkt aus der Schande hervorgeht, die auf die ganze Kirche fällt? Kann die Bosheit dieses Mannes so groß sein, dass sie sich Ihnen aufzwingen wird? Vielleicht werden Sie mir sagen: Was sollen wir tun, wenn er die Weihe bereits erhalten hat, wenn auch auf sakrilegischer Art? Ich antworte darauf, dass ich es für herrlicher halte den Magier Simon aus dem Luftraum herabzustürzen als ihn das Fliegen zu hindern. Auf der anderen Seite, in welcher Situation werden Sie alle gläubigen Ordensleute lassen, die aus Gewissensgründen glauben kein Sakrament von so mit Lepra befleckten Händen empfangen können? Ich neige dazu zu glauben, dass sie alle die Verbannung vorziehen, anstatt sich dem Tod zu ergeben. Vielmehr werden sie sich für ein Wanderleben außerhalb ihres Landes entscheiden, als dort zu wohnen und das Essen zu sich nehmen zu müssen, das den Götzen angeboten wird. Wenn also die römische Kurie sie zwingen würde, sich gegen ihr Gewissen zu wenden und vor Baal die Knie zu beugen, möge der gerechte Gott dafür Rechenschaft verlangen. Meinerseits zitiere ich Sie für sein Urteil vor dieser anderen himmlischen Kurie, die nicht mit Bestechungsgeldern korrumpiert werden kann.
Abschließend bittet Sie dieser Euer Diener, durch die inniggeliebten Barmherzigkeiten des Herrn, dass, wenn noch etwas Eifer für die göttlichen Herrlichkeit in Euren Seelen brennt, Ihr die Übel, die die Heilige Kirche quälen in Betracht ziehet, zumindest Ihr, die ihre Freunde seid, setzt alle Eure Bemühungen ein, um zu verhindern, dass ein solch verabscheuungswürdiger Vorfall bestätigt wird.
Bernhard

Übersetzung vom Portugiesischen in Catolicismo Nr. 241 von Januar 1971
Dortige Quelle: “Obras Completas del Doctor Melifluo, San Bernardo, Abad de Claraval”, trad. do Pe. Jaime Pons, S. J. — Ed. Rafael Casulleras, Barcelona, 1929 — vol. V, “Epistolario”, pp. 488-490, carta 236,].
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Kommetar
Luiz F Nadal
Wie wären heute der Ton und die Anpassungen des Briefes des feurigen Abtes von Clairvaux an Kardinal Parolin zu seinen Verhandlungen mit der chinesischen kommunistischen Regierung über die Verhältnisse der schismatischen patriotischen Kirche zur Kirche des Schweigens in China?

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