Montag, 6. Januar 2020

Anbetung der Könige




Lk 1,23: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“
Da man den Maler namentlich nicht kennt, erhielt er einen Kunstnamen: Meister des kleinen Diptychons des Bargello. Damit ist auch gesagt, dass dieses Bild im Florentiner Nationalmuseum, im Palazzo dei Bargello, hängt.
Datieren lässt es sich auf das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts: Es gibt noch einen goldenen und noch keinen naturalistischen Himmel-Hintergrund. Die Gesichtszüge sind weich und ebenso der üppige Faltenwurf. So spricht man hier vom „weichen Stil“ der Hochgotik.
Maria sitzt erhöht auf einem Thron mit Baldachin darüber. Eine Hebamme schiebt ihr ein Kissen in den Rücken, ein nettes, profanes Detail. Sie selber ist Thron ihres Kindes. Sie ist sedes sapientiae (Sitz der Weisheit). Einen Baldachin, auch „Himmel“ genannt, trägt man heute noch bei der Fronleichnamsprozession „über Christus“! Rechts unten, in der Ecke, sieht man den, entsprechend seiner Bedeutung in dieser Szene, recht kleinen Joseph.
Drei Könige kommen zu seinem Pflegekind. Mt 2,11 „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm.“ Ein alter König hat seine Krone vor den Knaben gelegt, sein Geschenk schon Maria überreicht und küsst dem Jesuskind den Fuß, Zeichen höchster Verehrung. Ein folgender, etwas jüngerer König ist gerade dabei, sich die Krone abzunehmen, vor das Kind zu knien und ihm sein Geschenk zu überreichen und ein dritter, jugendlicher König, der noch steht, beginnt gerade, seine Krone abzulegen. Die drei Könige, die drei Lebensalter symbolisierend, unterscheiden sich also in ihrem Alter, ihrer Bewegung und in ihren Geschenken. Ps 72,10.11: „Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben. Alle Könige müssen ihm huldigen, alle Völker ihm dienen.“
Im Hintergrund sieht man die drei Diener der Könige. Ihnen fehlt die Aufmerksamkeit für die Offenbarung Gottes. Ein Diener ist auf seinem Pferd eingeschlafen, da er schon einen langen, beschwerlichen Weg hinter sich hat. Ein weiterer Diener ist von seinem Pferd abgestiegen und versucht es im Zaum zu halten. Der dritte Diener sitzt noch auf seinem Ross und will, wohl mit seiner Peitsche, das Pferd bändigen. So hat diese profane Hintergrundszene keine Beziehung zur andächtigen Gottesverehrung im Vordergrund. Alois Epple

Quelle: Der Fels, Titelbild Januar 2019.
Eichendorfer Str. 17, D-86916 Kaufering.
Redaktion: Hubert.Gindert@der–fels.de

Keine Kommentare: