José Benlliure Gil (1926) Eigentum des Franziskanerordens (Valencia) |
„Der
Speisesaal zeigt die Armut des kleinen KLosters. An zwei langen parallelen
Tischen findet die kleine Anzahl von Ordensleuten Platz. Der Pater Guardian präsidiert;
der als Letzter angekommene, betet noch; alle warten geduldig auf die karge
Mahlzeit; das Licht fällt seitwärts durch die offenen Fenster im Dachgewölbe.
Die häusliche Anwesenheit der Katze unter einem Tisch erhöht das Warten, bis
sie an der Reihe ist.“
So
beschreibt Pater Ángel Martín Fernández dieses Gemälde von José Benlliure,
einem der 74 Gemälde, aus denen die Serie über das Leben von hl. Franziskus von
Assisi besteht, in einem Werkverzeichnis.
* * *
Ich
benutze dieses ausdrucksvolle Gemälde, um eine alte „Legende“ aus dem
dreizehnten Jahrhundert zu erzählen, die nun wieder aktuell wird: „Das Brot des
hl. Franziskus“.
Während
des strengen Winters 1224 wurden einige Franziskaner von einem heftigen
Schneesturm in ihr kleines Kloster abgesperrt mitten im Montella-Wald unweit
von Neapel, das kurz zuvor vom hl. Franziskus selbst gegründet worden war.
Den
armen Brüdern, die im Inneren des Gebäudes gefangen und von jeglichem Kontakt
mit der Außenwelt isoliert waren, ging die Nahrung aus. Sie waren hungrig und
ängstlich, weil außer den Banditen, die sich im Wald versteckten, heulte ein
Rudel Wölfe in der Umgebung. Die Brüder beteten inbrünstig und baten den Himmel
um Hilfe.
Irgendwann
rief jemand von Außen das Kloster an. Als sie das schwere Tor öffneten, fanden
sie niemanden, nur einen mit einer Lilie bestickten Sack, dem Symbol der
französischen Krone, voller Brot.
Der
Legende nach befand sich der hl. Franziskus zu dieser Zeit am Hofe des
französischen Königs und durch göttliche Eingebung hatte er die Not seiner
Brüder in Montella erkannt, und bat König Ludwig VIII. um einen Sack Brot, um
ihnen zu helfen. Dieser Sack hatte das Tor des Klosters auf wunderartiger Weise
erreicht, vielleicht getragen von einem Engel.
Der
Sack überlebte die Jahrhunderte als Altartuch. Später wurde es in mehrere
Stücke geschnitten, um es als Reliquie an andere Klöster zu verteilen. Im Jahr
1730 zerstörte ein Erdbeben das Kloster, das kurz darauf wieder aufgebaut
wurde. Derzeit ist nur die Hälfte des Stoffbeutels in einem wunderschönen Schrein
in der Kapelle ausgestellt.
Nun
hat eine Gruppe von Forschern aus Dänemark, Italien und den Niederlanden eine
Kohlenstoffanalyse 14 durchgeführt, um herauszufinden, was an der Legende wahr
ist, und das Ergebnis wurde in der Zeitschrift Radiocarbon veröffentlicht.
Nach
der Analyse stammt das Stück Stoff aus den Jahren 1220 bis 1295 und enthielt
darüber hinaus höchstwahrscheinlich Brot.
* * *
Biographie
des Malers
José
Benlliure Gil (Valencia, 1855-1937) begann seine Lehre wie die anderen Brüder
bei seinem Vater, dem Maler Juan Antonio Benlliure Tomás, der in seinem
Familienhaus eine Malakademie unterhielt. Zusammen mit seinem jüngsten Bruder Mariano
ist er der bekannteste Künstler der Familie. In seiner letzten Ära illustriert
er literarische Texte. So fertigte er 1926 sechsundsechzig Gouachen (von denen
eine hier erwähnt wurde) für das Buch „San Francisco de Asís“, das der
Franziskanerorden von Valencia zum siebten Jahrhundert des Todes des heiligen
Gründers herausgab.
Quelle:
Übersetzung aus dem Spanischen in der Monatsschrift „El pan de los pobres“,
Februar 2018, Pinceladas, Sociedad de San Vicente de Paúl, Bilbao, Spanien.
©
Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.
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