Wie der Adler sich in die
Lüfte erhebt, so steht Christus glorreich von den Toten auf und fährt zum
Himmel empor. Das Adlerpult von Sankt Afra (England 1870) ruht auf achteckigem
Sockel, der den ersten Tag der neuen Schöpfung nach den sieben Wochentagen der ersten
Schöpfung versinnbildlicht. Dieser verjüngt sich zu einem vierseitigen Pfeiler, in dessen Nischen die vier Evangelisten Gottes Wort in die Himmelsrichtungen
verkünden. Auf dem kugelförmigen Welt und Kosmos symbolisierenden Abschluss breitet der Adler seine Schwingen aus: ein Bild für Christus, den siegreichen
König, der durch Seinen Opfertod das ewige Leben erwirbt. Ihm ähnlich sind
alle, die den alten Menschen in der Taufe und dann in der Erneuerung durch das
Bußsakrament begraben. Sie haben teil an der Auferstehung des Herrn.
Wie der Adler seine Jungen
beschirmt, so hütet Gott Sein Volk und schenkt ihm Sein Wort. Der Adler ist
aber nicht nur ein Bild Gottes, der Sein Volk rettet, und ein Bild Christi, der
diese Rettung vollendet. Er ist auch das Attribut des Evangelisten Johannes,
dessen Evangelienprolog am Ende jeder Messe auf der Seite des Altares gebetet
wird, auf dem nun auch der Adler mit scharfem Auge die Höhe und Tiefe des
Geheimnisses des fleischgewordenen Wortes schaut. Der Jünger, der unter dem
Kreuz stand und als erster am Grab war, ist rein und stark genug, gleich dem
Adler in die Sonne zu schauen. Er sieht und verkündet der Kirche die
Herrlichkeit des Auferstandenen „voll der Gnade und Wahrheit — plenum gratiae
et Veritatis“.
Probst Gerald Gösche
Institut St. Philipp Neri, Gesellschaft apostolischen Lebens päpstlichen Rechts
Graunstraße 31, l3355 Berlin
Ostern 2016
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