Im Jahre 1765 malte der in
Kempten geborene, in Rom ausgebildete und zeitweise in Memmingen wohnende Franz
Georg Hermann (1692-1768) für die evang. Martinskirche in Steinheim bei
Memmingen diese „Himmelfahrt Christi“.
Nach Lk 24,50-53 erhob
Christus bei seiner Himmelfahrt seine Hände und die Apostel beteten ihn an.
Nach der Apg 1,9 entzog ihn eine Wolke ihren Blicken. Diese drei Aussagen sind
auf dem Bild zu sehen: A) Christus erhebt seine Hände. Eine ähnliche Haltung
(Orantenhaltung) nimmt heute noch der Priester ein, wenn er während der hl.
Messe die Präsidialgebete spricht. B) Die Apostel beten ihn teils kniend, teils
stehend an. Hierbei zeigt der Maler mehrere Gebetshaltungen: beim Apostel im
linken Vordergrund zum Gebet verschränkte Hände, gefalteten Hände bei
vermutlich Jakobus, der in der Mitte kniet, die Orantenhaltung des stehenden
Apostels Johannes rechts und das Sich-an-die-Brust-schlagen beim rechts im
Vordergrund knienden Apostel, vermutlich Petrus. Die letzten drei Apostel
erlebten auch die Verklärung Christi. C) Christus fährt in eine Wolke hinein.
Diese Wolke beginnt sich schon unter dem linken Knie von Christus zu schließen.
Das Bild ist sehr ansprechend
komponiert: Die Köpfe der Hintergrundapostel reihen sich an einer gedachten
Horizontalen auf. Dieser steht eine Vertikale gegenüber, welche von dem
Vordergrund knienden, bärtigen Apostel ausgeht und über seine erhobenen Arme
und gefalteten Hände zu Christus hinaufführt. Im hl. Johannes wiederholt der
Maler fast die Arm- und Gesichtshaltung von Christus. Vielleicht will der Maler
mit der Ähnlichkeit des Lieblingsjüngers die besondere Nähe des Apostels zu
Jesus hervorheben.
Im Bild kann man zwölf
Apostel zählen. Da Judas aus dem Apostelkreis bei der „Himmelfahrt“ schon
ausgeschieden war und nach der Apostelgeschichte Matthias erst danach gewählt wurde,
kann man darin einen Hinweis auf die zwölf Apostel als Intuition sehen. AE
(Titelbild DER FELS Mai 2016)
Redaktion: Eichendroffstr.
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