Mathias von Gersdorff
(in Junge Freiheit 3. Februar 2015
Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen
Bischofkonferenz, gab am 22. Januar der US-amerikanischen Zeitschrift der
Jesuiten America ein Interview, in welchem er seine Hoffnungen für
die Familiensynode im Oktober 2015 und seine Vision von Kirche schildert. In
Deutschland wurden vor allem die Passagen zu geschiedenen Wiederverheirateten
und Homosexuellen registriert. Die Süddeutsche Zeitung wählte für
ihren Bericht die Überschrift „Auch Homosexuelle gehören dazu“,
der Nordbayerische Kurier titelte: „Marx für Reformkurs bei
wiederverheirateten Geschiedenen“.
Diese Themen sind zur Zeit die wichtigsten für die
sogenannten Reformkatholiken, die eine Anpassung der Lehre der katholischen
Kirche an die Maxime der sexuellen Revolution der Achtundsechziger-Bewegung
anstreben, worüber diese Kolumne schon mehrmals berichtet hat
(beispielsweise hier).
Doch Kardinal Marx beschränkt sich im Interview
mit America keineswegs auf diese Themen, sondern präzisiert und
aktualisiert die üblichen Anschauungen des Reformkatholizismus. Damit stellt er
sich an die Spitze einer Bewegung, die spätestens seit dem Mißbrauchsskandal
vor fünf Jahren immer deutlicher und lauter in der Öffentlichkeit ihre
Ansichten vertritt: Die Kirche müsse ihre Strukturen drastisch schleifen, die
Kirche müsse sich demokratisieren, und das kirchliche Lehramt müsse sich dem
heutigen Lebensgefühl anpassen.
Kardinal Marx als Umstürzler
Der sogenannte „Fall Tebartz-van Elst“ im vergangenen
Jahr war ein neuer willkommener Anlaß für die liberalen Katholiken, für ihre
Agenda zu werben. Angeblich um in Zukunft „Limburger Verhältnisse“
auszuschließen, müsse nun auch über eine neue Definition des Bischofsamtes und
der kirchlichen Hierarchie schlechthin diskutiert werden.
In Wahrheit geht es um eine völlig neue Vision dessen,
was Kirche überhaupt ist. Dies wird im Interview von Kardinal Marx
mit America sehr deutlich. So sagt er: „Die Kirche kann der Welt
zeigen, daß sie nicht ein Instrument für sich selbst, sondern für die Einheit
der Nation und der Welt sein kann.“ Die Kirche dürfe keine narzistische Kirche,
keine Kirche der Furcht sein, so Marx.
Verständnis zeigt Kardinal Marx auch für homosexuelle
Partnerschaften, für „wilde Ehen“, für wiederverheiratete Geschiedene, für die
Forderungen, die Sakramentenlehre zu verändern. Für ihn sei sowieso nicht klar
definiert, was die katholische Kirche über Ehe und Familie lehrt.
Kirche in der Hand von Laien, als Ort der Begegnung, aber nicht als
Hüterin der Wahrheit
.... (lesen Sie den vollständigen Artikel hier)
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