von Mathias von Gersdorff
Einer der wichtigsten Akzente im Pontifikat von Papst
Franziskus ist die Ehe- und Familienpastoral. Um die Anforderungen unserer Zeit
zu analysieren und zu besprechen, berief er eine „kleine“ Bischofsversammlung
ein, die im Oktober 2014 stattfand. Diese Synode sollte eine „große“
Familiensynode vorbereiten, die im Oktober 2015 durchgeführt wird.
Wie hier schon im vergangenen September
beschrieben, werden beide Familiensynoden vom Linkskatholizismus als willkommene
Anlässe genutzt, wieder aktiv für ihre revolutionäre „Vision“ von Kirche und
Lehramt zu werben.
Speerspitze des deutschen Links- oder Reformkatholizismus
ist die Bewegung „Wir sind Kirche“. Seit etwa 20 Jahren kämpft sie für eine
egalitäre Kirche und dient einer liberalen Auffassung von Moral: Schleifung der
Unterschiede zwischen Laien und Priestern, Abschaffung des Zölibats, Akzeptanz
außerehelicher Sexualität, Akzeptanz der Wiederheirat nach Scheidung,
Verständnis für Abtreibung usw.
Pastorale Zukunftsmodelle ohne Tabus |
„Wir sind Kirche“ ist ideologisch auf dem neuesten Stand
Somit propagiert „Wir sind Kirche“ innerhalb des
Katholizismus sämtliche Positionen, die im säkularen Bereich diverse
Organisationen und Aktivisten der sexuellen Revolution im Geiste der
1968er-Bewegung vertreten.
Wegen der durch Kardinal Kasper neu entflammten
Diskussion über eine mögliche kirchliche Neubewertung von wiederverheirateten
geschiedenen Katholiken, kamen alle Themen von „Wir sind Kirche“ auf den Tisch.
Lange Zeit war von dieser sogenannten „Basisbewegung“ kaum etwas zu hören. In
gewisser Weise hat Kardinal Kasper sie wieder aus der Versenkung geholt.
„Wir sind Kirche“ Deutschland will Mess-Simulationen wie in Österreich |
Trotz ihrer Inaktivität ist „Wir sind Kirche“ ideologisch
nicht in der Zeit stehengeblieben. Sie haben im Arbeitspapier „Texte und
Arbeitshilfen zur Familien-Synode 2014-2015“ komplett die Entwicklungen der
sexuellen Revolution der letzten Jahre übernommen.
Progressisten wollen alle Ebenen unterwandern
So treten sie heute für eine positive Bewertung der
Homosexualität und von homosexuellen Partnerschaften ein, sie fordern eine
positive Bewertung für das „breite Spektrum sexueller Beziehungen
unterschiedlicher Intensität und Ausdrucksformen“, sie fordern die Akzeptanz
von künstlichen Verhütungsmitteln usw. Diese Forderungen finden sich in einem
Positionspapier mit dem Namen „Sexualität als lebenspendende Kraft“, was schon
vieles über die Gesinnung der Autoren sagt.
Auch ihre Auffassung von Familie unterscheidet sich kaum
noch von jener der Gender-Ideologen: „Ehrlich bemühte Christinnen und Christen in
Sachen Familie und Partnerschaften finden sich in unterschiedlichen Lebens? und
Familienformen: gut gelebte Ehen mit und ohne Kinder, gescheiterte Ehen und
Partnerschaften, gelingende zweite Ehen, alleinerziehende Mütter und
Väter, Patchwork?Familien, homosexuelle Partnerschaften mit und ohne
Kinder, Singles in familienähnlichen Netzwerken…“
„Wir sind Kirche“ beschränkt sich aber nicht bloß darauf,
Forderungen zu stellen und Arbeitspapiere zu redigieren. Sie will in allen
Ebenen aktiv werden, um eine revolutionäre Kirche einzurichten. Eine Liste mit
fast zwanzig „Aktionsmöglichkeiten vor Ort“ erklärt den Anhängern, wie sie die
Ansichten der Bewegung bekannt machen können. Ein „Synoden-Fahrplan“ erläutert
die wichtigsten Etappen bis zur Synode und koordiniert die bundesweiten
Aktivitäten, um die größtmögliche Wirkung zu erreichen.
Die Hirten jagen den Wolf nicht fort
Kurz: „Wir sind Kirche“ hat eine regelrechte Kampagne
organisiert mit dem Ziel, die sexuelle Revolution in der Familiensynode 2015 in
die katholische Kirche einzuführen.
Diese Bewegung steht in Deutschland natürlich nicht
alleine da. Eine Schar von subventionierten Theologen leistet die
intellektuelle Vorarbeit, um die katholische Ehe- und Sexualmoral zu
demontieren. Sie publizieren in renommierten Verlagen wie Herder oder Patmos
(eine Auswahl hier). In ihren Schriften werden so gut wie alle Thesen der
sexuellen Revolution in theologischer Sprache wiedergegeben, inklusive der
letzten Ausprägungen der Gender-Ideologie. Die Aktivisten von „Wir sind Kirche“
brauchen diese Bücher nur zu lesen, um genügend Argumente für ihren
Propagandafeldzug zu sammeln. Kurz: In Deutschland existiert eine gut geölte
Maschinerie zur Zerstörung essentieller Bereiche des katholischen Lehramtes.
Fast unnötig zu sagen, dass wenige im deutschen Episkopat
den unverschämten Forderungen von „Wir sind Kirche“ widersprechen. Viele
unterstützen sogar die Implementierung von Kardinal Kaspers Vorstellungen zur
Familienpastoral. Dass diese schon mehrmals widerlegt wurden, unter anderem
durch Kardinal Ratzinger, als er noch Glaubenspräfekt war, spielt keine Rolle.
Auf Biegen und Brechen wollen die Progressisten die katholische Kirche dem
modernen Zeitgeist anpassen. Diese Situation ist natürlich nicht neu. Neu ist
allerdings die Entschlossenheit, mit der man die katholische Ehe- und
Sexualmoral über Bord werfen will.
Glaubenstreue Katholiken aus Polen, Kroatien und Afrika
stützen uns
Dass in Deutschland die katholische Kirche nicht schon
längst einen Sonderweg eingeschlagen hat, ist maßgeblich in Deutschland
lebenden Gläubigen aus Kroatien, Polen oder Afrika zu verdanken. Ohne diese
Katholiken würde vielerorts, vor allem in Großstädten, überhaupt kein
Glaubensleben mehr existieren. Zudem werden sie immer aktiver und mischen sich
inzwischen auch in kirchenpolitische Angelegenheiten ein. Der hierzulande noch
herrschende Laien- und Rätekatholizismus von Reformkatholiken, der in den
entscheidenden Ämtern sitzt und über großzügige finanzielle Mittel verfügt,
bekommt allmählich Konkurrenz.
Hoffnung für die katholische Kirche in Deutschland kommt
aus Ländern und Regionen, in denen der Glaube noch nicht so stark verdunstet
wie bei uns: Polen, Asien, Afrika. Von dort sowie aus den USA kam bei der
Familiensynode im Oktober 2014 der größte Widerstand gegen die Demontage der
Ehe- und Sexualmoral. Treibende Kraft war ein Teil des deutschen Episkopats,
der sich den Thesen Kardinal Kaspers anschloss.
Aber Hoffnung kommt auch von deutschen Katholiken selbst.
Lange Zeit haben sie es zugelassen, dass sich der linksliberale moderne Geist in
der Kirche ausbreitet. Doch auch diese Katholiken werden aktiver und
organisieren sich.
Mariens Herz wird triumphieren
Wie diese Auseinandersetzung ausgehen wird, ist noch
ungewiss. Eines ist sicher: Die katholische Kirche in Deutschland geht
turbulenten Zeiten entgegen. „Doch am Ende wird mein Unbeflecktes Herz
triumphieren“ hat die Gottesmutter in Fatima versprochen. O Maria, ohne Sünde
empfangen, bitte für uns, die wir zu Dir unsere Zuflucht nehmen!
Aus „Junge Freiheit“ vom 20.01.2015
2 Kommentare:
Resultat der Infragestellung der traditionellen Familie: Erschreckende Zunahme von Depressionen auch bei Kindern und Jugendlichen.
[siehe „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ in: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 4. erweiterte Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2014: ISBN 978-3-9814303-9-4]
So wird es sein!
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