Ein Kind ist uns geboren,
ein Sohn ist uns geschenkt;
auf seinen Schultern
ruhet die Weltherrschaft.
Sein Name ist:
Künder des großen Ratschlusses.
„Gott musste uns nicht erlösen, aber er wollte es.“
Adam hatte mit seinem Sündenfall das Paradies der Natur
und der Gnade verloren. Nicht nur für sich und seine Lebensgefährtin Eva,
sondern für uns alle. Arm und traurig musste er darum das Paradies verlassen.
Satan, Tod und Sünde mit all ihren Folgen wurden nun seine und seiner
Nachkommen ständige Weggenossen. Aber noch einen anderen Begleiter hatte er an
seiner Seite: die große, heiße Sehnsucht nach dem Erlöser. Und dieses große
Heimweh hat den Menschen nie mehr verlassen.
Auch Gott, der Vater, hatte Heimweh nach seinen verirrten
Kindern. Eine große Sehnsucht nach den Menschen. Er wollte sie wieder zu sich
emporziehen und an sein Vaterherz drücken. Der himmlische Vater wollte in den
Seelen seiner Kinder wieder das Paradies der Gnade zum Blühen bringen. Er sehnte
sich danach, ihnen alles Verlorene in seiner Vatergüte wiederzugeben: Gnade,
Friede, Freude, Seligkeit und den Himmel. „Gott musste uns nicht erlösen, aber
er wollte es. Und nur er konnte es“ (HI. Augustinus).
Doch die Menschen sollten ihre ganze Ohnmacht zutiefst
spüren. Sie sollten einsehen: wir können uns nicht selbst erlösen, Gott muss
sich zu uns herablassen. Und wahrlich: „Dadurch hat sich die Liebe Gottes an
uns geoffenbart, dass er seinen eingeborenen Sohn in die Welt sandte, damit wir
durch ihn leben. Darin besteht also die Liebe: nicht dass wir Gott zuerst
geliebt haben, sondern dass er uns liebte und seinen Sohn als Sühnopfer für
unsere Sünden gesandt hat (1 Joh 4,9-10).
Aber viele hundert Jahre mussten noch vergehen, bis sich
Gottes Verheißung erfüllte. Viele Prüfungen kamen über das israelitische Volk.
Immer größer wurde die Sehnsucht der Welt nach dem Erlöser. Je näher die Zeit
des Messias kam, umso deutlicher verkündeten die Propheten seine Geburt zu
Bethlehem.
Unser Erlöser kommt als Kind?
Wenn Gottes Sohn im ewigen Ratschluss der Liebe seines
Vaters schon Mensch werden wollte und sollte, hätte er dann kraft seiner
Allmacht nicht gleich im reifen Mannesalter erscheinen und auftreten können?
Warum tat er das nicht?
Pater Peter Lippert, SJ, gibt hierauf eine tiefinnerliche
Antwort: „Da Gott ein Mensch werden wollte, um unter uns zu wohnen, da wollte
er auch die ganze Entwicklung eines Menschenwesens durchmachen und mit dem
Kindsein beginnen. Seine Kindheit war ihm ebenso wichtig wie sein Mannestum,
die Unmündigkeit so bedeutungsvoll wie die Reife, das erste unsichere Tasten
seiner Kinderhändchen war ihm so wertvoll und leistungsfähig wie die
Hilflosigkeit dieser selben Hände, da sie an das Holz des Kreuzes genagelt
wurden.“
Warum aber wollte Gott mit dem Kindsein beginnen? Warum
ist Gott ein Kind geworden? Diese Frage wird uns durch das ganze Büchlein
begleiten.
Warum ist Gott ein Kind geworden?
Allein nur wegen der armen und einfachen Hirten, oder der
demütigen Weisen aus dem Morgenland? Damit sie das sichere Zeichen der wahren
Ankunft des Messias und den Beginn ihrer Erlösung erkennen konnten? Gewiss,
diese Menschen guten Willens freuten sich über das kleine Gotteskind in der
Krippe so sehr, dass die Hirten buchstäblich zu ihm „eilten“ und die Weisen des
Morgenlandes sogar gefahrvolle und kostspielige Expeditionen riskierten um es
zu suchen. Sie alle huldigten dem kindgewordenen Erlöser, brachten ihm
Geschenke und beteten ihn an. Am liebsten hätten sie wohl dieses kleine
Geschöpfchen aus der Krippe genommen um es an ihre glühenden Herzen zu drücken
und mit Küssen und Liebkosungen zu verehren. Eine solche Herzensfreude,
erfüllte sie! Wir können das nachempfinden, wenn wir die Berichte der
Evangelien und die zugehörigen Stellen des Alten Testaments lesen und
betrachten.
Quelle: „Göttliches Kind, ich bete Dich an“,
Pfarrer A. M. Weigl. Verlag St. Grignionhaus, Altötting, 1983
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