Apparuit humanitas ac benigniitas Salvatoris nostri Jesu
Christi (Tit. 3,4)
Es erschien die Menschenliebe und die Güte unseres
Erlösers Jesus Christus.
Gott hat die Erlösung durch die Menschwerdung seines
Sohnes nicht vorrangig durch Macht und Wissen bewirkt, sondern vor allem durch
seine Güte (benignitas). Diese Güte hat Gott in der Geburt Jesu Christi
geoffenbart.
Das menschliche Bild im Christkind muss den Priester als
ein „anderer“ Christus immer wieder wachrütteln. Der Priester muss diese Güte
und Schlichtheit, aber auch Erhabenheit des Christkindes vorbildhaft immer
nachzuahmen versuchen.
Gott ist inkarnierter Logos! Gott ist Mensch geworden!
Das bedeutet, dass Gott das Diesseits zum Jenseits, die Natur zur Übernatur
hingeordnet hat. Dies ist keine Entwertung, sondern eine Aufwertung. All die
vielen Heiligen zeigen auf eine exemplarische Weise, wie der Sauerteig die Welt
„durchsäuern“, d.h. im Lichte des Glaubens neugestalten soll, wie Gottes Güte
und Menschenliebe sichtbar gemacht werden soll.
Es wird vom Geistlichen viel erwartet, dass er ein
Allround-Talent sei, dass er möglichst in allen Fächern und Disziplinen
bewandert sei. Der Priester soll möglichst nicht nur Theologe, sondern auch
Psychologe, Organisator, Manager, Finanzexperte usw. sein. Das aber ist nicht
entscheidend! Ohne eine weise Beschränkung und den Mut zu einer Einseitigkeit
gibt es ohnehin keine echte Bildung. Ein gereiftes Bildungswissen und ein
gesundes Urteilsvermögen sind tausendmal wichtiger als bloße Vielwisserei und
auf Knopfdruck abrufbares Faktenwissen.
Wenn wir aber das Christkind in der Krippe anblicken,
scheint die Menschenliebe und Güte noch viel wesentlicher für das Wirken und
die Fruchtbarkeit des Priesters zu sein, als buchstabenfixierte Härte.
Sicherlich ein hohes Ideal mit übermenschlichem Anspruch, aber dennoch
essentiell für die Authentizität des Priesterbildes.
Bitten wir das gnadenreiche Jesuskind um seine ungetrübte
Liebe zu den Menschen!
P. Dr. Jatzkowski, Rektor der Baronius-Akademie am ISPN
(Quelle: Institut st. Philipp Neri, Berlin 2013-3)
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