Dienstag, 6. August 2024

Deutschland verdummt:

43% der Drittklässler in Berlin
erreichen nicht den Mindeststandard

Maximilian Klieber
31. Juli 2024

Das Leistungsniveau der Berliner Drittklässler hat einen historischen Tiefpunkt erreicht, wie der aktuelle Vera-Vergleichstest zeigt. Besonders schlecht schnitten auch die Achtklässler an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen ab.

Fast die Hälfte der Drittklässler erreicht den Mindeststandard in Lesen und Rechnen nicht

Große Probleme zeigen sich auch bei den Achtklässlern. Geplante Maßnahmen umfassen die Einrichtung von Fachleitungsstellen für Deutsch und Mathematik. Zudem wird eine bessere Steuerung der Lehrkräfte gefordert, um sicherzustellen, dass bedürftige Schulen die besten Lehrer bekommen.

Die Vergleichsarbeiten, bekannt als Vera-Tests, wurden im vergangenen Schuljahr durchgeführt und zeigen ernüchternde Ergebnisse: 43 Prozent der Drittklässler erreichten im Lesen und Hörverständnis nicht einmal den Mindeststandard, in Mathematik blieben sogar 46 Prozent unter den Mindestanforderungen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Niveau weiter verschlechtert.

Startchancen-Programm und Reaktionen der Bildungssenatorin

Noch schlechter stehen die Achtklässler an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen da: 74 Prozent scheiterten im Mathematiktest, 62 Prozent im Lesen. In Rechtschreibung fielen die Ergebnisse etwas besser aus, jedoch erreichte knapp ein Drittel (30 Prozent) nicht das Mindestniveau. Nur wenige Schüler zeigten Leistungen im oberen Kompetenzbereich.

Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) bezeichnete die Ergebnisse als “nicht akzeptabel” und setzt auf Reformen wie verstärktes Lesetraining. Die AfD sprach von einem “katastrophalen Versagen des Berliner Schulsystems”, während die Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg die Ergebnisse als “unüberhörbares Alarmzeichen” bezeichneten.

Gymnasiasten schneiden besser ab

An den Gymnasien fielen die Ergebnisse besser aus, obwohl auch hier bis zu jeder fünfte Schüler an einfachsten Aufgaben scheiterte. Im Bereich “Zahl” erreichten 13 Prozent der Achtklässler die Mindeststandards nicht, im Bereich “Daten und Zufall” waren es 21 Prozent. 12 Prozent verfehlten das Mindestniveau im Lesen, nur ein Prozent in der Rechtschreibung.

Maßnahmen und Kritik am vorherigen Senat

Bildungssenatorin Günther-Wünsch kritisierte das Handeln ihrer Vorgängerinnen aus der SPD und betonte, dass es nicht ausreiche, wie bisher immer mehr Ressourcen ins System zu geben. Sie setzt auf die Umsetzung ihrer Qualitätsstrategie, die regelmäßiges Lesen in allen Fächern vorsieht, nicht nur im Deutschunterricht. Zudem sollen an Grundschulen Fachleitungsstellen für Deutsch und Mathematik eingerichtet werden. Die ersten 72 Stellen für die 360 öffentlichen Grundschulen sind bereits ausgeschrieben, weitere sollen folgen.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Franziska Brychcy, forderte, dass diese Fachleitungen schnell an allen Grundschulen eingeführt werden müssten. Zudem müsse der Senat verstärkt steuern, um die besten Lehrkräfte an die bedürftigsten Schulen zu bringen. Marianne Burkert-Eulitz, Sprecherin der Grünen-Fraktion für Bildung, warf der Senatorin vor, mit ihrer Verweigerung, Lehrkräfte zu steuern, die Grundschulen entscheidend geschwächt zu haben.

Die AfD lobte die Bildungssenatorin für viele ihrer Maßnahmen, erneuerte jedoch die Forderung nach “Deutsch-Garantie-Klassen”, in die nur Kinder mit guten Deutschkenntnissen aufgenommen werden sollen.

Fokus auf Kernkompetenzen Lesen und Rechnen

Andreas Schulz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg, sieht das schlechte Abschneiden als “riesige Hypothek für den Wohlstand der Zukunft”. Er fordert, dass sich die Schulen auf die Kernkompetenzen Lesen und Rechnen konzentrieren und die Lehrer von Verwaltungsaufgaben entlastet werden.

Ursachenforschung und Vergleichsstudie

Die Vergleichsstudie Vera nennt keine spezifischen Gründe für das schlechte Abschneiden. Die Bildungsverwaltung teilte mit, dass die aktuelle Erhebung nun ausgewertet werde. Linken-Politikerin Brychcy sieht die Corona-Pandemie und die Integration von mehr als zehntausend Geflüchteten aus der Ukraine in Berliner Schulen als Gründe für die Leistungsprobleme der Schülerinnen und Schüler. Zudem gebe es einen “nie dagewesenen Lehrkräfte- und Schulplatzmangel”.

Die Vera-Tests (Vera 3 und Vera 8) sind bundesweite Vergleichsarbeiten, an denen sich alle Bundesländer beteiligen. Laut dem Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg fehlen Grundschülern, die den Mindeststandard nicht erreichen, grundlegende Kenntnisse, um einen erfolgreichen Übergang in weiterführende Schulen zu gewährleisten.

Wir dürfen nicht erwarten, dass die Politiker sich mit dieser Katastrophe von sich aus auseinandersetzen. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie heute unseren Appell „Aktionsplan gegen die Verwahrlosung der Kindheit“ unterschreiben:

  

Quelle: https://www.aktion-kig.eu

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