von Mathias von Gersdorff
Soll das Priestertum in der katholischen Kirche abgeschafft werden? Braucht die Kirche überhaupt Priester? Die Synodalversammlung hat diese Frage zur Diskussion zugelassen.
Auf die Frage, ob es eine „Diskussion“
über die Abschaffung des Priesteramtes geben soll, antworteten 1. Oktober 2021
95 Synodenteilnehmer mit „Ja“, 94 stimmten mit „Nein“. Weil die einfache
Mehrheit bei der Vollversammlung des Synodalen Weges genügt, kann diese Frage
beim "Synodalen Weg" offiziell diskutiert werden.
Nun könnte mancher behaupten: „Es ginge ja
bloß um das Diskutieren. (Fast) keiner in der Vollversammlung wird wohl
ernsthaft der Meinung sein, das Priesteramt könne man einfach so abschaffen. Zu
einer konkreten Forderung wird es wohl deshalb nicht kommen. Die Angelegenheit
kann man beruhigt beiseiteschieben.“
Wer so meint, hat den Vorfall nur
oberflächlich analysiert und vorschnell Schlüsse gezogen: Denn selbst wenn der
Synodale Weg schließlich nicht die Abschaffung des Priesteramts beschließt
(bzw. fordert, den die Vollversammlung kann einen solchen Entschluss nicht
fassen), so wird sehr ernsthaft die Konstruktion einer egalitären Kirche
erörtert, in welcher der Priester so gut wie keine Autorität besitzt.
Hier wurde schon oft gezeigt, dass das
Ziel der deutschen Kirchenrevolution die Einführung des Egalitarismus in die
Kirche ist.
Der Progressismus hasst die hierarchische
Verfassung der Kirche und alles, was damit zu tun hat: Sakralität, Schönheit,
Tradition.
Der Synodale Weg hat schon gezeigt, wie
wichtig ihm ist, egalitär zu sein: Beispielsweise ist die Sitzordnung in der
Versammlungshalle nach dem Anfangsbuchstaben des Namens festgelegt. Rang,
Funktion, Amt, Alter, Erfahrung spielen keine Rolle. Kein Parlament der Welt
ist so egalitär aufgestellt, wie der Synodale Weg in Deutschland.
So kann man sich nicht wundern, dass man
sich ernsthafte Gedanken über eine Kirche macht, in der der Priester nur noch
hinzutritt, um das nötigste auszurichten, etwa die Wandlungsworte bei der Messe
auszusprechen oder die Lossprechung bei der Beichte zu erteilen.
Der Priester wäre auf seine Kernfunktion
reduziert und die Tatsache, dass er in „persona Christi“ handelt, kaum noch
sichtbar.
Kann eine solche Kirche aber überhaupt
überleben? Wie soll eine solche Kirche sich strukturieren, wenn die Priester zu
einer rein funktionellen Rolle reduzieren werden? Was würde die Menschen in
dieser Kirche zusammenhalten? Woher käme so was wie ein „Gemeinschaftsgefühl“?
Eine Möglichkeit wäre, dass man das
interne Leben dieser Pseudo-Kirche rund um Personen ordnet, die einen gewissen
Charismatismus mitbringen. Menschen, die fähig sind, mit ihrer Persönlichkeit –
in guten oder im schlechten Sinne – andere zu beeinflussen und zu überzeugen.
So könnte man beispielsweise versuchen,
Persönlichkeiten wie Greta Thunberg als Sprachrohre des Heiligen Geistes zu
deklarieren. Solche Personen würden von Medien und medial geförderten Theologen
mit einer (scheinbaren) moralischen Autorität ausgestattet werden, die die
Lebenseinstellungen- und Weisen der Katholiken vorgeben.
Mit solchen Figuren könnte man versuchen,
dass es für die Katholiken wichtiger wird, „klimaneutral“ zu leben, als die 10
Geboten zu befolgen.
Gerade aus dem Milieu des Umweltaktivismus
ließen sich sowieso viele finden, die genug pseudo-geistige Energie und
Ausstrahlung besitzen, um mehr oder weniger als Schamanen zu wirken: Mit ihrem
bloßen Präsenz und Haltung und sehr wenigen Worten würden sie Lebensstile
präsentieren und intuitiv vorgeben, wie man zu leben hat.
Solche Pseudo-Propheten ließen sich für
alle Themen finden, die gerade in Mode sind: Gender, Diversität,
Cancel-Culture. Klima und Ökologie sowieso.
Sie allesamt würden eine Art Kolleg von
Pseudo-Päpsten bilden, die eher durch ihre Lebensauffassung Einfluss ausüben,
als durch dem, was sie verbal kommunizieren.
Auch Priester könnten selbstverständlich
eine solche schamanistische Rolle einnehmen, doch die Tatsache, dass sie
geweihte Menschen sind, würde dabei keine Rolle spielen. Denn es geht vielmehr
um die Vorgabe eines pseudo-spirituellen Lebensstils, der sich eher am
Buddhismus, am Pantheismus und an den Naturreligionen orientiert, als an der
katholischen Moraltheologie- und Askese.
Bild: © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner
Dieser Artikel erschien erstmals in http://mathias-von-gersdorff.blogspot.com/2021/10
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