Montag, 22. Juni 2020

Thomas Morus (1478 – 1535)



Hans Holbein der Jüngere (1497 oder 1498 – 1543), einer der bedeutendsten Renaissance-Maler, porträtierte 1527 Thomas Morus, welcher damals noch nicht königlicher Lordkanzler war. Morus hatte damals schon mehrere Streitschriften wider Luther und andere, sog. Reformatoren, verfasst, was ihm den Titel „Defensor fidei“ einbrachte.
Holbein malt hier Thomas Morus als Bruststück im Viertelprofil. Er blickt nicht direkt aus dem Bild heraus. Seine Pupillen sind parallel gemalt, so dass sein Blick nichts fixiert sondern nach innen gerichtet ist. Die Lippen liegen schweigend aufeinander, was dem Dargestellten Ernst gibt.
Morus trägt ein Barett, unter dem längere, dunkle Haare herausschauen. Er trägt einen Talar mit Pelzkragen über dem eine große Amtskette liegt. Diese edle Kleidung weisen Thomas Morus als gebildeten wohlhabenden, bürgerlichen Mann aus, der ein hohes Amt „bekleidet“.
Ist der Maler beim Darzustellenden an dessen Aussehen und teils an dessen Kleidung gebunden, so ist er frei bei der Gestaltung des Hintergrundes. Holbein wählt hier einen grünen, faltenreichen Vorhang. Die Falten laufen von rechts oben nach links unten. Die Falten des Talars haben die Richtung von links oben nach rechts unten. Diese beiden entgegengesetzten Richtungen geben dem Bild Spannung. Mit der Farbe grün wählt Holbein keine Primärfarbe (gelb, rot, blau), welche zum Braun des Pelzes und Schwarz des Baretts zu stark kontrastiert hätten. Der Vorhang ist etwas zurückgerafft und gibt einen Blick in einen gräulich-hellen Hintergrund frei, was dem Bild etwas Weite gibt.
Alois Äpple

Quelle: Der Fels, Titelbild Juni 2018.
Eichendorfer Str. 17, D-86916 Kaufering.
Redaktion: Hubert.Gindert@der–fels.de

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