Die
Abbildung stammt aus dem Codex aureus Epternacensis, ein Evangeliar, entstanden
in der Benediktinerabtei Echternach um 1030. Es ist ein Höhepunkt der
ottonischen frühromanischen Buchmalerei.
Hier
sind drei Bibelstellen schriftlich und bildlich zu sehen: Die obere Darstellung
zitiert Apg 1,11. Im Bild sieht man zwei Männer in weißen Gewändern (Apg 1,10) sowie
Christus mit erhobenen Händen (Lk 24,51). Dieser fährt von einem Berg aus in
den Himmel. Dieser Ort der Himmelfahrt lässt sich aus Mt 28,16 herleiten.
Danach bestellt Jesus die elf Jünger „auf den Berg“ und gibt ihnen den Missionsbefehl.
Während die Anzahl der elf Jünger (es ist nicht eindeutig auszumachen, ob hier nicht
zwölf Jünger dargestellt sind) auch aus dieser Bibelstelle hervorgeht, ist die Anwesenheit
von Maria, welche hier noch vor Petrus zu sehen ist, nicht biblisch. Christus
fährt hier in „die“ Himmel auf, symbolisch wiedergegeben durch mehrere verschiedenfarbige
Halbkreise. Christus wurde, nach 2 Kor 12,2 in den „dritten Himmel“ und damit,
nach dieser Darstellung, in das Zentrum des Himmels, entrückt.
Das
mittlere Bild zeigt die Aussendung des Hl. Geistes und die übersetzte Textzeile
beschreibt: „Traurig waren die Jünger und saßen zusammen im Tempel. Vom Geist
empfangen sie plötzlich die Kenntnis der Sprachen“. Interessant sind hier die
Abweichungen von herkömmlichen Pfingstdarstellungen: Ist in Apg 1,14 erwähnt,
dass die Jünger mit Maria in einmütigem Gebet verharrten, so fehlt sie hier.
Ihren zentralen Platz nimmt Petrus ein. Weiter zählt man hier elf Apostel, wie
sie in Apg 1,13 aufgezählt sind. Da an Pfingsten jedoch schon die Wahl des
Matthias erfolgt war, müssten es an Pfingsten wieder zwölf Apostel gewesen sein.
Die
dritte Darstellung versteht sich nur durch den beigefügten Text. Hier steht,
dass sich 120 zu den Aposteln gesellten und von den Gaben des Geistes erfüllt
waren (vgl. Apg 1,15). Die acht hier zu sehenden Männer sind also deren Stellvertreter.
Wie wenig in ottonischer Zeit individualisiert wurde, zeigt sich am Kopf des
Jüngers mit schwarzem Haar und gleichfarbigem Spitzbart. Sein Kopf erscheint
hier gleich viermal. Alois Epple
Quelle:
Der Fels, Titelbild Mai 2018.
Eichendorfer Str. 17, D-86916 Kaufering.
Redaktion: Hubert.Gindert@der–fels.de
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