Freitag, 14. Februar 2020

Das Gebet



Eine „Große“ rezitiert das Morgengebet mit einer Gruppe von Kindern vor Beginn der Klasse. Kühle, feuchte Luft tritt durch das Fenster ein, dessen beide Flügel weit geöffnet sind. Wir hören die Spatzen in den Zweigen der Platane auf dem Pausenhof zwitschern. Die Kleineren sind mit unschuldiger Inbrunst oder ab und zu auch abgelenkt dabei.
Ein rührendes Detail: dies ist eines der letzten Gemälde von Jean Geoffroy, das er wenige Monate vor seinem Tod geschaffen hat. Es bezeugt seinen starken Glauben, von dem er sich nie getrennt hatte.
Um den vollen Sinn dieses Gemälde zu verstehen, ist es interessant sich die Umstände der Szene vorzustellen. Die Ordensfrau, die für Grundschulbildung im Dorf zuständig war, wurde wie Tausende andere aufgrund der antikatholischen Gesetze in Frankreich verjagt. Am Morgen danach fragten die Schulkinder den neuen Lehrer: „Herr Lehrer, sie haben mit uns noch nicht gebetet; die Schwester begann immer damit...“. Können wir uns ein Jahrhundert später mit dem Ergebnis dieser laizistischen Religion wirklich zufrieden geben?
Aus dem Kalender „366 Tage mit Maria“ der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“ Januar 2018

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