Sonntag, 30. Juni 2019

Die Amazonas-Synode im Dienst der neuheidnischen Agenda



Von José Antonio Ureta – 20. Juni 2019
  

Der Journalist Edward Pentin vom National Catholic Register bat mich freundlichst um meine ersten Eindrücke über das Instrumentum laboris für die nächste außerordentliche Versammlung der Bischofssynode, das gestern veröffentlicht wurde. Ich mache es gerne, als Leitartikel für dieses Observatorium.
Meiner Meinung nach bedeutet das Instrumentum laboris die Öffnung von Tür und Tor des Lehramts für Indigene- und Ökotheologie, zwei lateinamerikanische Derivate der Befreiungstheologie, deren Koryphäen nach dem Zerfall der UdSSR und dem Scheitern des „realen Sozialismus“ den indigenen Völkern und der Natur die historische Rolle der revolutionären Kraft in einer marxistischen Tonart zugeschrieben haben.
Genau wie die Befreiungstheologie nimmt auch das Instrumentum laboris als Grundlage seiner Erläuterungen nicht die Offenbarung Gottes aus der Bibel und der Überlieferung, sondern aus der Realität, der vermeintlichen „Unterdrückung“, der Amazonien unterworfen ist, das von einem einfachen geografischen und kulturellen Gebiet zu einem „privilegierten Gesprächspartner“, „theologischen Ort“, „epiphanischen Ort“(*) und „Quelle der Offenbarung Gottes“ mutiert wird (Nr. 12, 18 und 19).
Aus theologischer Sicht empfiehlt das Instrumentum laboris nicht nur den Unterricht einer Indigenen Theologie „in allen Bildungseinrichtungen“ im Hinblick auf „eine bessere und verständnisvollere indigene Spiritualität“, sondern auch „die indigenen Mythen, Symbole, Riten und Feste zu berücksichtigen“ (Nr. 98), wie im gesamten Dokument alle Postulate immer wieder wiederholen. Das heißt, da die „Samen des Wortes“ nicht nur im Glauben der Vorfahren der Ureinwohner vorhanden, sondern bereits „gewachsen sind und Früchte gebracht haben“ (Nr. 120), so soll die Kirche sich auf den „Dialog“ mit den Indigenen beschränken, anstatt sie durch die traditionelle Evangelisierung zu bekehren versuchen, weil „das aktive Subjekt der Inkulturation dieselben indigenen Völker ist“ (Nr. 122).
In diesem interkulturellen Dialog muss sich die Kirche auch mit den deutlich heidnischen und/oder pantheistischen Elementen solcher Überzeugungen wie „Glaube an Gott-Vater-Mutter Schöpfer“, „Ahnenkult“, „Gemeinschaft und Harmonie mit der Erde“ (Nr. 121) und der Verflechtung mit „den verschiedenen geistigen Kräften“ (Nr. 13) bereichern. Nicht einmal Quacksalberei (indigene Heilkunde) bleibt nur am Rande einer solchen „Bereicherung“. Dem Dokument zufolge „enthält der Reichtum der Flora und Fauna des Urwalds echte, lebende ´Arzneibücher‘ und unerforschte genetische Prinzipien“ (Nr. 86). In diesem Zusammenhang sind „indigene Rituale und Zeremonien für die integrale Gesundheit von wesentlicher Bedeutung, da sie die verschiedenen Zyklen des menschlichen Lebens und der Natur integrieren. Sie schaffen Harmonie und Balance zwischen Mensch und Kosmos. Sie schützen das Leben vor dem Übel, das sowohl von Menschen als auch von anderen Lebewesen verursacht werden kann. Sie helfen, Krankheiten zu heilen, die der Umwelt, dem menschlichen Leben und anderen Lebewesen schaden“ (Nr. 87).
Auf ekklesiologischer Ebene ist das Instrumentum laboris ein wahres Erdbeben für die hierarchische Struktur, die die Kirche aufgrund ihres göttlichen Mandats besitzt. Im Namen der „Inkarnation“ in die amazonische Kultur fordert das Dokument, „die Idee zu überdenken, dass die Ausübung der Gerichtsbarkeit (Regierungsgewalt) in allen Bereichen (sakramental, gerichtlich, administrativ) dauerhaft mit dem Sakrament der Weihe verbunden sein muss“ (Nr. 127). Es ist unvorstellbar, dass das Arbeitspapier einer Synode eine Glaubenslehre in Frage stellt, wie etwa die Distinktion in der Struktur der Kirche zwischen Klerus und Laien, bejaht seit dem Ersten Konzil von Nicäa und begründet auf dem wesentlichen Unterschied zwischen dem gemeinsamen Priestertum der Gläubigen und dem Ministerialpriestertum des Klerus, ausgestattet mit einer heiligen Macht, die ihre Wurzeln in der apostolischen Nachfolge hat. In diese Umwandlung des katholischen Priesters in etwas Ähnliches wie einen protestantischen Pastor fügt sich ein der Aufruf, die Pflicht zum Zölibat zu überdenken (Nr. 129 Abs. 2) und darüber hinaus die Frage zu beantworten, welche Art von „offiziellem Amt“ den Frauen übertragen werden kann (§ 3). Kardinal Joseph-Albert Malula von Zaire und Erzbischof Samuel Ruiz von Chiapas dürften sich im Grab vor Freude rühren, denn die Projekte, die sie umzusetzen versuchten (und schnell vom Heiligen Stuhl unterbrochen), werden jetzt in einer Synode vorgeschlagen und sollen, laut Organisatoren, mit universalem Charakter haben versehen werden.
Aus ökologischer Sicht steht das Instrumentum laboris für die Akzeptanz durch die Kirche der von den UN-Umweltkonferenzen geförderten Vergöttlichung der Natur.
In der Tat hieß es bereits 1972 in Stockholm in den offiziellen Aufzeichnungen, der Mensch habe die natürlichen Ressourcen in erster Linie wegen „einer bestimmten philosophischen Weltanschauung“ schlecht verwaltet. Während „pantheistische Theorien [...] Lebewesen als ein Teil der Gottheit zuschrieben [...] führten die Entdeckungen der Wissenschaft zu [...] einer Art Desakralisierung natürlicher Wesen“, die ihre beste Rechtfertigung „in jüdisch-christlichen Vorstellungen hatten, wonach Gott den Menschen nach seinem eigenen Bild geschaffen und ihm die Erde gegeben hätte, damit er sie unterwerfe“. Im Gegenteil, sagten die Vereinten Nationen, die Praktiken des Ahnenkultes „stellten ein Bollwerk für die Umwelt dar, da Bäume oder Wasserwege als Reinkarnation der Ahnen geschützt und verehrt wurden“ (Aspects éducatifs, sociaux et culturels des problèmes de l’environnement et questions d’information, ONU, Generalversammlung von Stockholm, 5. bis 6. Juni 1972, A / CONF.48.9, SS. 8 und 9).
In der Schlussrede der Öko92 in Rio de Janeiro erklärte UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali: „Für die Alten war der Nil ein ehrwürdiger Gott, so wie der Rhein, eine unendliche Quelle europäischer Mythen, oder der Amazonas-Urwald, Mutter aller Urwälder. Überall war die Natur der Wohnsitz von Gottheiten. Sie gaben dem Urwald, der Wüste, dem Berg eine Persönlichkeit, die Anbetung und Respekt erforderte. Die Erde hatte eine Seele. Sie wiederzuentdecken, wiederzubeleben, das ist das Wesen der [Regierungskonferenz] von Rio.“ (A / CONF.151 / 26, Vol.IV, S. 76).
Diese neu-heidnische Agenda der Vereinten Nationen wird jetzt von einer Synodalversammlung der katholischen Kirche erneut vorgeschlagen!
Das Instrumentum Laboris behauptet unter Berufung auf ein Dokument aus Bolivien, „der Urwald sei keine Wirtschaftsressource sondern ein oder mehrere Wesen, mit denen Beziehungen aufgebaut werden müssen“ (Nr. 23), und dass „das Leben der Amazonasgemeinschaften, die noch nicht vom Einfluss der westlichen Zivilisation [sic!] betroffen sind, spiegelt sich in Glauben und Riten über das Wirken der Geister, der Gottheit - auf vielfältige Weise benannt - mit und auf das Territorium, mit und in Bezug auf die Natur wider. Diese Weltanschauung spiegelt sich im ,Mantra‘ des Franziskus wider: ,Alles ist miteinander verbunden‘“ (Nr. 25).
Aus ökonomisch-sozialer Sicht ist das Instrumentum Laboris eine Lobschrift auf den Kommunismus, getarnt als „Kommunitarismus“. Und auf die schlimmste Form des Kommunismus, den Kollektivismus kleiner Gemeinschaften. Tatsächlich geht das Projekt des „Wohlergehens“ der Aborigines (sumak kawsay) laut dem Dokument davon aus, „dass es eine wechselseitige Kommunikation zwischen dem gesamten Kosmos gibt, in dem es weder Ausschließer noch Ausgeschlossene gibt“. Die Erläuterungsnote des Ausdrucks Indigen (Eingeborener) weist auf eine Erklärung mehrerer indigener Einheiten hin mit dem Titel „Der Schrei des Sumak Kawsay im Amazonien“, die besagt, dass dieser Ausdruck „ein älteres und aktuelleres WORT“ ist (in Großbuchstaben im Text, das heißt, eine göttliche Offenbarung), das „einen gemeinschaftlichen Lebensstil mit gleichem GEFÜHL, DENKEN und HANDELN“ vorschlägt (die Großbuchstaben sind im Original).
Dieser Satz erinnert uns an Plinio Corrêa de Oliveiras Enthüllung im Jahr 1976 des indigenen Stammesleben als noch radikaleres Stadium der anarchistischen Revolution: „Der Strukturalismus sieht im Stammesleben eine zukunftweisende Synthese zwischen höchster individueller Freiheit und allgemein akzeptiertem Kollektivismus. In dieser Synthese wird der Kollektivismus schließlich die Freiheit verschlingen. In einem solchen Kollektivismus lösen sich auf die verschiedenen ,Ich‘ bzw. Einzelpersonen mit ihrem Verstand, ihrem Willen und ihren entsprechenden charakteristischen, oft auch konfliktbeladenen Lebensweisen und verschmelzen in die kollektive Eigentümlichkeit des Stammes, der eine einheitliche Art Denkens und Wollens, sowie ein gemeinsames Daseinsgefühl hervorbringt“ (Revolution und Gegenrevolution, III. Teil, Kap. III, Nr. 2 „IV. Revolution und Tribalismus – eine Möglichkeit?”).
Was das Instrumentum laboris letztendlich vorschlägt, ist eine Einladung an die Menschheit, den letzten Schritt in Richtung des Abgrunds der antichristlichen Revolution zu tun: den Anarcho-Primitivismus des John Zerzan und des Terroristen Unabomber.
(*) Eine Epiphanie ist im allgemeinen Sprachgebrauch die unerwartete Erscheinung einer Gottheit, eine Offenbarung also, bzw. im weiteren Sinne ein (Erweckungs-) Moment von besonderer Tragweite.
Quelle: https://ipco.org.br/o-sinodo-a-servico-da-agenda-neopaga/#.XRHD_K_VIdU

José Antonio Ureta
Gebürtiger Chilene, Gründungsmitglied der „Fundación Roma“, einer der einflussreichsten chilenischen Organisationen für das Leben und die Familie; Forscher und Mitglied der „Société Française pour la Défense de la Tradition, Famille et Propriété“; Mitarbeiter der Zeitschrift „Catolicismo“ und des „Instituts Plinio Corrêa de Oliveira“, beide in Brasilien, und Autor des Buches: „Der Paradigmenwechsel von Papst Francisco: Kontinuität oder Bruch in der Mission der Kirche? Bericht über fünf Jahre seines Pontifikats.“


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