Montag, 20. November 2017

Es geht um die Wahrheit


- Ökumene mit der Brechstange hilft nicht weiter
Warum ist es so schwierig, das Ziel der Ökumene „Auf dass alle Eins seien“ zu erreichen? Weil es um die Wahrheit geht! Die Wahrheit ist, dass Katholiken und Protestanten kein gleiches Verständnis der Eucharistie und der Dienstämter haben. Jedem, der seinen Katechismus kennt, ist das auch klar. Ein wirkliches Problem ist die religiöse Unwissenheit. Eine wahrhaftige Ökumene übertüncht diese Unterschiede nicht, sondern stellt sich ihnen. Ökumenische „Ungeduld“, Kritik auf dem Ökumenischen Kirchentag in München über das langsame Tempo des ökumenischen Fortschritts (Bundestagspräsident Norbert Lammert) helfen nicht weiter. Die Forderungen des Wuppertaler Bibelwissenschaftlers Thomas Söding „Die Katholiken müssen die Evangelische Kirche anerkennen, einschließlich der Ämter, und die Protestanten müssen die Sakramente anerkennen, einschließlich der Ordination“ (Konradsblatt 21-2010, S. 5), bringen, vorbei an der Wahrheit, allenfalls eine Wischiwaschiökumene.
Nun versuchen zeitgeisthörige Ökumeniker die Wahrheit auszuhebeln, in dem sie an den konfessionsverschiedenen Ehen ansetzen. Das Verständnis, das hier vorgeschützt wird, lautet: „Wenn die Ehe ein Sakrament sei und Kirche vollziehe, verlange sie Gemeinschaft in der Eucharistie. Das gelte auch für die konfessionsverschiedene Ehe“ (Konradsblatt 21-2010, S. 5). Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst unterstützte diese Position in einer Diskussion, wobei er sich beeilte, anzufügen, dass er hier „als Mitchrist“ und nicht als Bischof spreche. Gebhard Fürst, Bischof der katholischen Kirche, vereinigt also in sich die Doppelnatur eines „Mitchristen und eines Bischofs“.
Der Ökumenetheologe Otto-Herman Pesch und Weihbischof Hans­Jochen Jaschke (Hamburg) stellten in München heraus, dass nach Kirchenrecht niemand beim Kommunionempfang abgewiesen werden dürfe und verbanden damit die Aufforderung an konfessionsverschiedene Eheleuten, am Herrenmahl der jeweils anderen Konfession teilzunehmen. Hier fordert also ein Bischof zum religiösen Ungehorsam auf. Der ZdK-Präsident Alois Glück verlangte auf dem Abschlussgottesdienst des Ökumenischen Kirchentags mit Blick auf die konfessionsverschiedenen Ehen unter großem Applaus (!): „Wir brauchen hier dringend eine Lösung. Das klingt nach Brechstangenökumene. Und weil es in der katholischen Kirche in Deutschland ohnehin nahezu folgenlos bleibt, feiert der Pfarrer Walter H. von der Sankt-Georgs-Gemeinde in Bad Pyrmont das Fronleichnamsfest zusammen mit seiner Kollegin Bettina B. von der Oesdorfer Petrigemeinde. Er trägt die Monstranz voraus, hinter dem Baldachin schreitet die Pfarrerin mit der Bibel in der Hand. In der Dialogpredigt mit der Pastorin stellt Pfarrer Walter H. fest: „Der Baum der Ökumene hat in Bad Pyrmont Wurzeln geschlagen, dieser Baum kann nicht mehr entwurzelt werden. Auch nicht durch reaktionäre Angriffe von denen, die die Zeichen der Zeit nicht sehen und nicht wollen, dass sich etwas ändert.“
Eigentlich geht es doch bei der Ökumene um die Wahrheit und nicht um die „herzensgute“ Gleichmacherei tatsächlicher Unterschiede. Die Brechstangen-Ökumeniker betrügen sich selbst. Es geht natürlich um mehr. Die Behauptung, die Wahrheit zu haben, ist in einer Zeit des Relativismus für die säkulare Gesellschaft eine unerträgliche Herausforderung. Und die bei den Repräsentanten dieser so beschriebenen Ökumene wollen nicht quer zur modernen Gesellschaft stehen. Indem sie die vorhandenen Unterschiede für unwesentlich erklären, opfern sie den Wahrheitsanspruch nicht nur zwischen den Kirchen, sondern auch gegenüber der Welt. Damit können alle Seiten gut leben. Nur die Einheit, die Christus im Abendmahlsaal gewollt hat, ist damit nicht erreicht. Darauf käme es aber an!
Hubert Gindert

Der Fels, August/September 2010, auf den Prüfstand
Eichendorfer Str. 17, D-86916 Kaufering.

Redaktion: Hubert.Gindert@der–fels.de

Keine Kommentare: