Das ist das Anfangsbild des Kapitels über die „Freuden
Mariens“
im Stundenbuch von Papst Alexander VII.,
entstanden in Paris um 1440
(heute in der Vatikanischen Bibliothek in Rom)
In einer zentralperspektivisch angelegten, gotischen
Laube sitzt Maria mit ihrem Kind. Sie trägt einen Blauen Mantel, da nach Numeri
4,6 die Tücher, welche die heiligen Geräte in der Stiftshütte verhüllen, auch
diese Farbe haben und blau im Alten Testament die Kultfarbe der göttlichen
Offenbarung ist. Dem Kind wird von einem Engel eine Schüssel mit Früchten, wohl
Kirschen, gereicht. Die Kirsche gilt, wie der Apfel, als sündhafte
Paradiesfrucht. Wenn nun das Jesuskind eine Kirsche nimmt, so bedeutet dies,
dass es die Sünden der Welt auf sich nimmt. Gegenüber der Früchteschale steht
auf der Balustrade ein Blumentopf. Um welche Blumen es sich handelt, lässt sich
nicht erkennen. So wären Maiglöckchen ein Attribut für Christus, den es als
„salus mundi“ bezeichnet. Dementsprechend stehen die Blumen, wie die
Geretteten, rechts von Maria mit Kind. Der Garten ist von einer Mauer
umschlossen: ein „hortus conclusus“. Dies ist ein Mariensymbol und bezieht sich
auf das „Hohelied“ 4,12 wo es heißt: „Ein verschlossener Garten ist meine
Schwester Braut.“ Auch der Turm in der Mauer ist ein Symbol für Maria, welche
in der Lauretanischen Litanei als „starker Turm Davids“ angerufen wird. Ob der
Baum gegenüber von diesem Turm als ein Symbol oder nur als kompositorisches
Gegengewicht gilt, kann nicht beurteilt werden. Sicher ist hingegen, dass die
drei Bäume hinter der mittleren Mauer an die Dreieinigkeit erinnern sollen.
A.E.
Titelbild DER FELS Mai 2014
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