von John Horvat
Doch niemand denkt an die
moralischen Implikationen des Projekts. Das Metaversum wird den Seelen schaden.
Tragischerweise sehen die Menschen keinen Grund, Gott und die Moral in eine
technologische Erfindung einzubeziehen, die scheinbar außerhalb der privaten
Sphäre der Religion liegt. Das Schlimmste ist, dass die Geistlichen keine
Anzeichen dafür zeigen, dass sie das Problem erkennen. Es erscheint nicht
einmal auf ihrem Radar.
Das Problem ist jedoch
vorhanden. Das Metaversum ist ein metaphysischer Angriff auf die Weltanschauung
der Kirche. Es verwischt die Natur eines von Gott geschaffenen Universums. Es
ermöglicht unmoralische Handlungen, die Gott zutiefst beleidigen.
Ein Prozess der Phantasie und Zerstörung
Das Metaversum muss im
Zusammenhang mit dem kontinuierlichen Bemühen der Moderne verstanden werden,
den Menschen und nicht Gott in den Mittelpunkt aller Dinge zu stellen.
In der Tat ist die Moderne
davon besessen, sich neue Welten ohne Gott vorzustellen. Die Aufklärung führte
Wege ein, um die Realität durch die Entwicklung neuer Technologien,
Philosophien und Lebensstile bis an ihre Grenzen auszudehnen.
Die Neuzeit hat die Verherrlichung
des Individuums eingeleitet. Die Gesellschaft wurde zu einer Ansammlung von
Personen, dem Hobbes’schen „Sandhaufen von Individuen“, in dem sich jeder von
seinem eigenen Interesse leiten lässt und durch eine strenge Rechtsordnung seines
Leviathans in Ordnung gehalten wird.
So neigte der moderne
Individualismus dazu, die äußeren Strukturen - Tradition, Sitte oder
Gemeinschaft - zu zerstören, die das Eigeninteresse verhinderten. Er zerstörte
viele moralische Mechanismen, die die Ausübung der Tugend in der Gemeinschaft
erleichterten. Er schuf eine schnelllebige Ordnung, in der der Mensch im
Mittelpunkt steht und Religion zur Privatsache degradiert wird.
Die Postmoderne zerrüttet die Gesellschaft
Die Ordnung der Moderne wurde
durch die Postmoderne der sechziger Jahre erschüttert, die vorschlug, die Einbildungskraft
zu befreien und alle moralischen Einschränkungen zu beseitigen. Die Postmoderne
trieb den Individualismus durch den Einsatz neuer Technologien, Philosophien
und Lebensstile auf die Spitze. Die Gesellschaft wurde durch psychedelische
Drogen, Rockmusik und die sexuelle Revolution auf den Kopf gestellt.
Mit der gleichen Logik, mit
der die Moderne den Eigennutz vergötterte, macht der postmoderne Individualist
das „Recht“ auf Selbstbefriedigung zum einzigen absoluten Recht - selbst wenn
ein solches Verhalten selbstzerstörerisch wirkt. Der postmoderne Individualist
versucht, jene inneren Strukturen - Logik, Identität oder Einheit - die die
sofortige Befriedigung verhindern, zu zerstören. Die „dekonstruierenden“ Narrativen
der Postmoderne isolieren die Menschen noch mehr und treiben sie dazu, sich
ihre eigene Realität außerhalb von Gott und seiner Moral zu schaffen.
Dennoch waren die Moderne und
die Postmoderne immer noch irgendwie in einer äußeren Realität verankert, der
die Menschen nicht völlig entkommen konnten. Es gab physische und ontologische
Grenzen, die die Phantasie in Schach hielten. Ein Mensch konnte sich als etwas
ausgeben, was er nicht war, aber der Wunsch änderte nichts an der Realität. Außerdem
waren seine Vorstellungen nicht für alle um ihn herum sichtbar.
Eintritt in eine neue Phase der Realitätswahrnehmung
Die Einführung des
Metaversums verändert nun diese Schwierigkeit, die Realität zu verändern. Sie
ist Teil dessen, was viele Futuristen als vierte industrielle Revolution
bezeichnen.
Nach der Moderne und der
Postmoderne ist der nächste Schritt in diesem Prozess die Selbstvorstellung
außerhalb der Realität. Die Hindernisse, die sich dem in den Weg stellen, sind
die gegenwärtige Art und Weise, die Natur, die Existenz und das Sein wahrzunehmen.
Diese nächste Welle von
Innovation und Technologie wird es dem Einzelnen ermöglichen, in eine von ihm
selbst geschaffene Welt einzutauchen. Die Menschen werden zu Avataren, d. h. zu
Cyber-Repräsentationen von Männern, Frauen, Tieren oder Dingen, die in der
Cybersphäre „leben“. Sie werden in der Lage sein, überall zu sein, wo sie
wollen - sei es auf dem Mond, auf dem Dach von Gebäuden oder „auf einem Feld
voller Einhörner“. Diese Plattform kann von Außerirdischen, Engeln, Dämonen
oder allem, was der Fantasie entspricht, bewohnt werden.
Die Menschen werden
übermenschliche Dinge tun, deren Handlungen scheinbar keine Konsequenzen haben
werden. Das ändert zwar nichts am Bestehenden, aber es erzeugt die mächtige
Lüge, dass die eigenen Vorstellungen realer sind als die Wirklichkeit.
Diese riesige virtuelle
Plattform ist viel mehr als nur eine Erweiterung des Internets, das es den
Menschen ermöglicht, in das World Wide
Web zu schauen. Diese Phase wird „das Internet verkörpern, indem sie die
Menschen in die Mitte des Internets stellt“. In diesem neuen Bereich regiert
die Phantasie. (AdÜ: erinnern Sie sich an „Alle Macht der Phantasie“ von
1968?...)
Keine Science-Fiction
Dieses Projekt ist keine
Science-Fiction mehr. Es wird in etablierten Medien wie dem Wall Street Journal diskutiert. Alle
Unternehmen der sozialen Medien bereiten sich darauf vor. Mark Zuckerberg hat Facebook gerade umbenannt und nennt es
jetzt Meta. Er wird 10 Milliarden
Dollar investieren und 10.000 neue Mitarbeiter einstellen, um diese neue Welt
aufzubauen.
„Das Metaversum wird die
größte Revolution der Computerplattformen sein, die die Welt je gesehen hat -
größer als die mobile Revolution, größer als die Web-Revolution“, sagt Marc
Whitten von Unity Software in einem
Artikel des Wall Street Journal.
Er schlägt ein
dreidimensionales Paralleluniversum aus virtueller und erweiterter Realität
vor, in dem sich digitale Avatare in unbegrenzter Zahl treffen werden. Die
Menschen werden mit speziellen Brillen und sogar fortschrittlichen haptischen (Tast)Geräten
ausgestattet, die es ihnen ermöglichen, entfernte Dinge in Echtzeit zu fühlen
und zu berühren. Sie können sogar die reale Welt mit der imaginären Welt
vermischen.
Daren Tsui, Geschäftsführer
von Together Labs Inc. sagt: „Das
Avatar-Erlebnis wird sich so real anfühlen, dass man kaum einen Unterschied
zwischen einem virtuellen und einem realen Treffen feststellen kann. Und die
virtuelle Erfahrung wird besser sein.“
Eine Welt der Illusion ohne Konsequenzen schaffen
Es gibt drei große Probleme
mit dem Metaversum.
Das erste besteht darin, dass
es die Menschen ermutigt, sich von der Realität zu lösen, indem es eine
wahnhafte Welt ohne Konsequenzen oder Bedeutung schafft. Es steht den Menschen
frei, sich über die Natur hinwegzusetzen und unmögliche Dinge zu tun, wie z. B.
auf dem Mond zu spazieren oder ein Baseballspiel vom Pitcher's Mound aus zu
verfolgen. Die absurdesten Dinge werden in einer von der Realität losgelösten
Vorstellungswelt möglich.
Die Menschen sind nicht mehr
an die Zeit gebunden und können in die Vergangenheit oder Zukunft reisen, wie
sie es sich vorstellen. Selbst der Tod wird durch Avatare und Algorithmen
überwunden, die scheinbar verstorbene Verwandte oder historische Figuren
zurückbringen, mit denen man sich unterhalten und interagieren kann.
Es steht den Menschen frei,
anderen (die es gibt oder vielleicht gar nicht gibt) etwas anzutun oder ihnen
sogar die Arme abzuschneiden, ohne dass dies Konsequenzen hat. Jede noch so
makabre Fantasie kann im Metaversum zur Realität werden. Damit eröffnen sich
dunkle und unheimliche Räume, die sündige Handlungen oder deren Simulationen
ermöglichen.
Eine solch einsame Welt, die
von der Realität und der Natur der Dinge abgekoppelt ist, kann die ungezügelten
Leidenschaften nähren, die jede moralische Zurückhaltung hassen. Ein solcher
Raum kann sich schnell von Alice im Wunderland in ein Irrenhaus verwandeln. Die
frenetische Unmäßigkeit des heutigen Internets und der sozialen Medien
verursacht bereits psychologische und soziale Probleme. Wie viel exponentieller
werden die Fähigkeiten des Metaversums sein, die Menschen in ihren Rasereien
und Depressionen zu ertränken?
Die Zerstörung der Identität
Der zweite Grund, sich über
das Metaversum Sorgen zu machen, ist, dass es Identität mit Wahlfreiheit
gleichsetzt. Das postmoderne Paradigma erlaubt es einer Person bereits, sich
selbst als etwas anderes zu identifizieren. Diese Identifikation existiert
jedoch nur in der Vorstellung der getäuschten Person. Die Öffentlichkeit kann
die Illusion im Allgemeinen wahrnehmen.
Das Metaversum verändert
jedoch diese Wahrnehmung. Die Person wird zum perfekten Modell für das, was
gewünscht wird und nicht sein kann. Die Person muss kein Mensch sein, sondern
kann ein Tier, eine Pflanze oder ein Ding sein. Eine Person muss nicht ein
einzelnes Wesen sein, sondern eine Kakophonie von Wesen ohne Einheit in dieser
Welt der Fantasie.
Diese Lüge der Identifizierung
des Selbst mit der Freiheit wird durch das Metaversum ermöglicht. Der
existenzialistische Philosoph Jean-Paul Sartre schrieb, „der Mensch ist Freiheit“,
was den Menschen im Wesentlichen grenzenlos macht. In seinem Buch Das Sein und das Nichts sagte Sartre: „Freiheit ist nichts anderes als eine Wahl,
die sich ihre eigenen Möglichkeiten schafft“.
Das Metaversum ist die
Verwirklichung dieser verzerrten Vorstellung von Freiheit, die sich gegen die
kontingenten Grenzen der menschlichen Natur auflehnt. Es versucht, die
Individuen zu den Göttern ihrer Fantasie zu machen.
Die Demolierung der Metaphysik
Der gefährlichste Aspekt des
Metaversums ist jedoch seine Zerstörung der metaphysischen Vision des Lebens,
die die Seele zum Schöpfer führt.
Jeder Mensch, sogar Kinder,
beschäftigt sich mit Metaphysik. Die menschliche Natur und insbesondere die
Seele verlangen nach einem rationalen Verständnis des Selbst und des
Universums. Eine klassische Definition der Metaphysik ist daher eine
philosophische Suche nach den letzten Prinzipien und Ursachen. Wer sich mit
Metaphysik befasst, sucht nach der Natur der Dinge, die es gibt, und fügt sie
in eine kohärente Vision ein.
Eine wahre Sicht der Dinge
macht die endliche und kontingente Natur jedes Menschen schmerzlich deutlich.
Durch das Verständnis der Schöpfungsentwürfe erkennen die Menschen jedoch, dass
das Ziel der Existenz über die physischen und sozialen Grenzen hinausgeht. Sie
verfolgen diesen Weg zum Schöpfer, der sich in der Natur widerspiegelt. Dieser Prozess
verleiht dem Leben Sinn und Zweck, da die Seelen auf ihr endgültiges Ziel in
Gott zustreben.
Die transhumane Revolution
Die Philosophien, die das
Metaversum prägen, stehen im Gegensatz zu dieser klassischen metaphysischen
Vision. Es wird nicht versucht, die Natur der Dinge zu verstehen, sondern nur
die grenzenlose Erfahrung von Zufallsereignissen. Dieses „transhumane“ Weltbild
begreift die Menschheit als einen Prozess, der sich ständig weiterentwickelt.
Der „Great Reset“-Ingenieur Klaus Schwab beschreibt diese nächste Phase als die
kommende „Verschmelzung der digitalen, biologischen und physischen Welt“.
Die Idee des Metaversums
deckt sich mit der Sichtweise des New York Times-Bestsellerautors Yuval Noah
Harari. Er schreibt häufig über diese Themen und stellt sich offen eine Zukunft
ohne Seele, freien Willen, ein einheitliches Selbst oder Gott vor. Seine Welt
ist eine algorithmische Welt der zufälligen Erfahrungen, in der man das ist,
was man sein wird. Seiner Meinung nach gibt es keine Religionen, sondern nur
mächtige Fiktionen, wie das Metaversum, in dem die Menschen „ganze virtuelle
Welten mit Höllen und Himmeln erschaffen werden“.
Der Autor ist nicht der
einzige, der an diese beängstigende Zukunft glaubt. Er spricht für eine
fortschrittliche Klasse von Wissenschaftlern, Geschäftsleuten und Akademikern
aus dem Big Data und Silicon Valley, die alle mit der Aufgabe betraut sind, die
menschliche Natur und Realität durch Kunstgriffe wie das Metaversum zu
verändern. Sie machen keinen Hehl aus ihrer Ablehnung von Gottes Schöpfung und
moralischer Ordnung.
Die Notwendigkeit der Ablehnung
Dies sind dringende Bedenken
angesichts des kommenden Metaversums. Nicht alle seine Anwendungen werden die
volle Dosis dieser zerstörerischen Pläne für die Menschheit enthalten. Die
allgemeine Richtung führt jedoch zu einer schönen neuen Welt ohne Gott. Diese
Schlussfolgerungen stammen nicht aus Verschwörungstheorien, sondern werden von
den Befürwortern des Metaversums offen dargelegt.
Das Metaversum muss also
abgelehnt werden, weil seine Weltanschauung im Widerspruch zu der der katholischen
Kirche steht. Es ist bedauerlich, dass etwas so Großes am Horizont auftauchen
kann und die Seelenhirten so wenig dazu zu sagen haben. In der heutigen
gottlosen Gesellschaft wird der Abfall von der Glaubenspraxis viel mehr durch
technologische Erfindungen wie diese verursacht als durch abstrakte theologische
Streitigkeiten.
Ebenso bedauerlich ist, dass
die Menschen nicht sehen wollen, wohin das führen wird. Die Geschichte zeigt,
dass, wenn Menschen ihren Leidenschaften freien Lauf lassen, dies letztlich in
nihilistischer Verzweiflung endet. Die überwältigende, maßlose Erfahrung des
metaversen Vergnügens wird schließlich die intensiveren Empfindungen des
existenzialistischen Schmerzes verlangen. So wird der Verfallsprozess der
Moderne seinen vollen Lauf nehmen: Vom Eigennutz zur Selbstbefriedigung, von
der Selbstvorstellung zur Selbstvernichtung.
In der Tat muss eine Welt,
die von Wahnvorstellungen, Absurdität und der Verleugnung des Seins beherrscht
wird, in der Sinn und Zweck ausgelöscht sind und bizarre Fantasieregeln
herrschen, mit einem anderen Namen bezeichnet werden. Die weltlichen Visionäre
des Metaversums entwerfen eine virtuelle Hölle auf Erden.
Aus dem Englischen übersetzt
mit Deepl.com/Translator (kostenlose Version) in
https://www.returntoorder.org/2021/11/will-the-metaverse-create-a-virtual-hell-on-earth/
eingesehen am 9.12.2021
Diese deutsche Fassung „Wird das Metaversum eine virtuelle Hölle auf Erden schaffen?“ erschien erstmals in www.r-gr.blogspot.com
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Photo Credit: © ipopba – stock.adobe.com
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