Ist es übertrieben, von Kirchenspaltung zu
sprechen?
Mathias von Gersdorff
Mancher könnte meinen, die für den 10. Mai
geplanten Segnungen seien zwar nicht in Ordnung. Doch gleich von
Kirchenspaltung zu sprechen, sei übertrieben. Das sei nicht die Absicht der
segnenden Priester. Wir schauen uns heute deshalb an, was sie selber schreiben,
welche Ansichten sie haben, was sie anstreben.
Die Pressestelle des Bistums Essen hat auf
der Internetseite des Bistums am 3. Mai 2021 einen Bericht über eine Tagung
veröffentlicht, in der es genau um das Thema „Segnungen für
gleichgeschlechtliche Paare“ ging. Dabei muss man wissen, dass der Bischof von
Essen, Franz-Josef Overbeck, einer der liberalsten Bischöfe Deutschlands ist.
Gleich nach der Veröffentlichung des Responsum (der Entscheidung) der
Glaubenskongregation gegen eine Segnung homosexueller Partnerschaften, gab er
bekannt, nichts gegen die Segnungen unternehmen zu wollen. Ich zitiere aus dem Bericht (in Kursiv).
„Allerdings fand sich unter den
rund 100 Teilnehmenden der Tagung [organisiert vom Bistum Essen selbst]
niemand, der die dringende Notwendigkeit dieser Segensfeiern in Frage gestellt
hätte.“
Das bedeutet: Für sie ist es ausgemachte
Sache, dass sie gegen den Vatikan, gegen den Papst und inzwischen auch gegen
den Vorsitzenden der (deutschen) Bischofskonferenz revoltieren werden. Sie
geben überhaupt kein Hinweis, auch nur darüber nachzudenken, ob sie im Irrtum
sind. Was die Weltkirche denkt, ist ihnen egal.
„Derzeit entwickeln einige
Bistümer gemeinsam eine Handreichung zum Thema, die auch einen Vorschlag für
den Ablauf einer Segensfeier enthalten wird.“
Die Gestaltung von Segensfeiern obliegt
ausschließlich dem Apostolischen Stuhl. Da dieser sowieso Segnungen von
Homosexuellen verboten hat, werden sie selber solche „Feiern“ entwerfen – ein
weiterer Akt des Ungehorsams.
„Konkret erwartet Teuber (ein Teilnehmer der Tagung), dass die
Kirche ihr verklemmtes Sprechen über Sexualität überwindet und ein liebendes homosexuelles
Paar offiziell statt heimlich segnet: „Vor Gott werden Segnende Rechenschaft
ablegen – nicht vor der Glaubenskongregation in Rom.““
Eindeutig werden die Autorität und die
Hierarchie der Kirche abgelehnt. Dadurch werden nicht nur essentielle Elemente
der katholischen Kirche abgelehnt, sie machen sich selber zu einer Autorität,
die der Auffassung ist, sie können eben solche Segnungen erfinden.
„Unterstützung für seine Forderung
erhielt Teuber von sämtlichen Theologinnen und Theologen der Tagung. Der
Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann aus Erfurt plädierte dafür, eine
vollständige, festliche Liturgie zu entwickeln mit Wortverkündigung,
Segensgebet, Fürbitten und Ringtausch; denn der Ring habe im westlichen
Kulturkreis einen hohen symbolischen Wert“.
Man will diese Pseudo-Segnungen so
ähnlich wie möglich wie Trauungen gestalten. Dadurch wird noch klarer, dass man
praktizierte Homosexualität und entsprechende Partnerschaften ausdrücklich
gutheißt. Dass das im Widerspruch zur katholischen Moral steht, muss nicht
näher erläutert werden.
„Segensfeiern sind Hochformen
christlicher Liturgie, vergleichbar mit der Taufe – und ein „Lackmustest“
dafür, wie ernst es der Kirche mit ihrem neuen Blick auf gleichgeschlechtliche
Partnerschaften sei, sagte Kranemann.“
Hier fordert man direkt die Preisgabe der
katholischen Sexualmoral. Die Weltkirche soll nun die Vorgaben dieser deutschen
Theologen folgen. Eine Arroganz und Präpotenz zum fremd schämen.
„Wir denken immer noch, es gebe
eine Art katholischer Sexualwissenschaft, so Stephan Goertz, Moraltheologe aus
Mainz.“
Damit steht er mit beiden Beinen außerhalb
der katholischen Kirche. Zumal die Sexualmoral kein isoliertes Kapitel
innerhalb der gesamten Moral der Kirche ist. Sie entspringt direkt dem Menschenbild.
„Wie es jetzt weitergeht? Im
Plenum der Tagung mangelte es nicht an Vorschlägen: Hartnäckig dran bleiben und
mitreden, Texte schreiben, Tagungen veranstalten. Die Bischöfe darauf
verpflichten, sich an der Diskussion zu beteiligen. An einem gemeinsam
verabredeten Sonntag in allen Kirchen über Sex predigen. Sich am strategischen
Vorgehen der „Fridays for Future“-Bewegung und ihren Formaten etwas abgucken.
Und seine Solidarität öffentlich zeigen, damit die, die den Segen anbieten,
keine Repressalien befürchten müssen.“
Hier wird erneut deutlich, dass man sich
in Kampfstimmung befindet und eine Agenda ausführt. Dafür sollen besonders
provokante Aktionsformen verwendet werden. Auf diese Weise soll eine neue Moral
durchgesetzt werden – vom Bistum Essen aus.
Fazit: Sind diese Positionen
repräsentativ, so besteht kein Zweifel, dass die Gründung einer neuen
nicht-katholischen Kirche angestrebt wird, die weder mit Rom noch mit der
Weltkirche verbunden ist.
Frankfurt, den 6. Mai 2021.
Zum Video: https://youtu.be/PXczHBgF9CQ
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