Donnerstag, 6. Januar 2022

Die hl. Drei Könige

 

Das Bild stammt aus dem frühmittelalterlichen Evangeliar Ottos III. (980 – 1002) und wurde um 1000 n. Chr. Auf der Bodenseeinsel Reichenau gemalt.

Gezeigt wird ein Gebäude, das ganz von Licht erfüllt ist (Goldgrund). Es hat die Architektur eines antiken Palastes. Die Säulen tragen Kapitelle mit Akanthusblättern. Bei der linken und rechten Säule sind die Akanthusblätter geschlossen, bei der mittleren geöffnet. Mit der Epiphanie ist die Natur erwacht. Im Tympanon ist ein Medaillon mit einem Schwan, Zeichen von Liebe und Treue. Die Zahl drei spielt hier eine besondere Rolle: drei Könige, drei untere Säulen, drei Türmchen darüber.

Die Hl. Drei Könige gehen von links nach rechts auf Maria mit dem Kind zu und bringen ihre Gaben. Besonders ihre Köpfe, aber auch die Farben ihrer Gewänder individualisieren sie. So verraten ihre Bärte, das der erste König auch der älteste ist. Die gebückte Haltung der Könige kontrastiert zur Haltung von Maria und Kind, welche in der rechten Hälfte aufrecht sitzen. Maria zeigt sich als sedes sapientiae auf einem altarartigen Thron. Ihre Füße stehen auf einem Schemel, der sich wohl speziell auf Ps 99,5 bezieht: Erhebt den Herr unsern Gott, und fallt nieder vor dem Schemel seiner Füße. Dieser Schemel ist auch Kunstgeschichtlich interessant, da hier unzeitgemäß die Perspektive versucht wird. Während Maria ihre rechte Hand ausgestreckt hat, um die Gäste willkommen zu heißen und die Gaben in Empfang zu nehmen, segnet der Jesusknabe die Gold, Weihrauch und Myrrhe bringenden Gäste. Ein nettes Detail ist die Art, wie die Könige ihre Gaben darbringen: Der letzte König streckt sein Geschenk, die Myrrhe, so weit vor, dass diese schon zwischen den Köpfen der beiden anderen Könige zu sehen ist. Alois Epple

Quelle: Der Fels, Titelbild Januar 2020.
Eichendorfer Str. 17, D-86916 Kaufering.
Redaktion: Hubert.Gindert@der–fels.de

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