Das Bild stammt aus dem frühmittelalterlichen Evangeliar Ottos III. (980 – 1002) und wurde um 1000 n. Chr. Auf der Bodenseeinsel Reichenau gemalt.
Gezeigt
wird ein Gebäude, das ganz von Licht erfüllt ist (Goldgrund). Es hat die
Architektur eines antiken Palastes. Die Säulen tragen Kapitelle mit
Akanthusblättern. Bei der linken und rechten Säule sind die Akanthusblätter
geschlossen, bei der mittleren geöffnet. Mit der Epiphanie ist die Natur
erwacht. Im Tympanon ist ein Medaillon mit einem Schwan, Zeichen von Liebe und
Treue. Die Zahl drei spielt hier eine besondere Rolle: drei Könige, drei untere
Säulen, drei Türmchen darüber.
Die
Hl. Drei Könige gehen von links nach rechts auf Maria mit dem Kind zu und
bringen ihre Gaben. Besonders ihre Köpfe, aber auch die Farben ihrer Gewänder
individualisieren sie. So verraten ihre Bärte, das der erste König auch der
älteste ist. Die gebückte Haltung der Könige kontrastiert zur Haltung von Maria
und Kind, welche in der rechten Hälfte aufrecht sitzen. Maria zeigt sich als
sedes sapientiae auf einem altarartigen Thron. Ihre Füße stehen auf einem Schemel,
der sich wohl speziell auf Ps 99,5 bezieht: Erhebt den Herr unsern Gott, und
fallt nieder vor dem Schemel seiner Füße. Dieser Schemel ist auch
Kunstgeschichtlich interessant, da hier unzeitgemäß die Perspektive versucht
wird. Während Maria ihre rechte Hand ausgestreckt hat, um die Gäste willkommen
zu heißen und die Gaben in Empfang zu nehmen, segnet der Jesusknabe die Gold,
Weihrauch und Myrrhe bringenden Gäste. Ein nettes Detail ist die Art, wie die
Könige ihre Gaben darbringen: Der letzte König streckt sein Geschenk, die
Myrrhe, so weit vor, dass diese schon zwischen den Köpfen der beiden anderen
Könige zu sehen ist. Alois Epple
Quelle:
Der Fels, Titelbild Januar 2020.
Eichendorfer Str. 17, D-86916 Kaufering.
Redaktion: Hubert.Gindert@der–fels.de
© Nachdruck ist mit Quellenangabe gestattet.
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