Dienstag, 27. Oktober 2020

Anbetung der Geschöpfe, statt des Schöpfers

Mutter-Erde-Kult in den Vatikanischen Gärten (2019)

Als nun die neue Wissenschaft mit ihrem linearen und mechanistischen Weltbild all diese natürliche Schönheit zu zerstören drohte und hierauf die Künstler mit einer Rückkehr zu den großen Kreisläufen der Natur reagierten, wuchsen allerdings die Schwierigkeiten, die Sonderstellung des Menschen in der Welt noch angemessen zu würdigen. Das wurde in Kauf genommen. Daß in der heutigen ökologischen Bewegung die Sonderstellung des Menschen gegenüber der Natur übersehen wird, macht den Kern ihres Romantizismus aus. Wieder verkehrt sich, was eigentlich ganz unschuldig begann, - nämlich das Aufmerksamwerden der Wissenschaft auf die Übernutzung unseres Planeten und der Wunsch, den eingespielten Prozeß verschwenderischen Mißbrauchs aufzuhalten und umzukehren, - zu einer neuen Religion. Die Mutter Erde, Gaia, wurde zur neuen Gottheit. Das Heil liegt in der unberührten Natur. Nicht im überlieferten Glauben und der Bibel, sondern im Kosmos, nicht in angeblich überholten Liturgien und Bankrotten Kirchen, sondern allein in der Natur, könne man Gott unmittelbar begegnen. Eigentlich sei Gott in uns. Unsere Erfahrungen und Gefühle, das sei Gott. Wir suchen Gott nicht in einer Kirche, sondern in unseren Genen.

Genau diese Verwechselung der Welt mit dem Herrn der Welt, diese Anbetung der Geschöpfe statt des Schöpfers, war der erste Sündenfall. Jeder Christ oder Jude, sollte man meinen, müßte sofort hellhörig werden und es bemerken. Statt dessen habe ich noch die Rede eines Pfarrers im Ohr, der – als vielumworbener Redner und Autor in Sachen Umwelt, der auf jeder ökologischen Weltkonferenz anzutreffen ist – einem hochkarätigen Publikum genau diese Verwechslung von Gott und Natur eintrichterte.

Die altneue Mutter-Erde-Religion wird von der feministischen Theorie gestützt, nach der die Welt einstmals Priesterinnen im Dienst weiblicher Gottheiten regiert worden sei. Aggressive Nord- und Bergvölker hätten dieses goldene Zeitalter dann zum Einsturz gebracht und ihre Männer- und Himmelsgötter Zeus und Yahwe an die Stelle der friedvollen Göttinnen gesetzt. So seien die Geringschätzung der Natur und die kriegslüsternen imperialistischen Kulturen in die Welt gekommen, die seitdem die Geschichte beherrscht hätten. Um diese Entwicklung zu korrigieren, drängen feministische Theolog(innen)en auf eine Rückkehr zum Kult der Mutter-Erde-Gottheiten.

Auch sei eine neue Prüfung der alten Heilpraktiken fällig, die die Christen als Hexerei verworfen und verdammt hätten. Warum haben die Christen sie Verdammt? Weil sie der Lehre Christi und der Apostel zuwiderlaufen? Weil sie insgeheim die etablierte Moral und den Glauben gefährden? Oder weil die alten Männer, die in der Kirche das Sagen haben, Angst haben, daß ihnen die Dinge aus dem Ruder laufen! Derartige Erklärungen sind so oft vorgebracht worden, daß sie heute in jedem Hörsaal widerspruchslos hingenommen werden.

 

Quelle: Michael Müller – aus seinem Buch: „Stets war es der Hund, der starb . . .“ - MM Verlag – Aachen, 2. Aulage 1999. Beitrag von William Park: „Lichtscheue Ideen“, S. 55ff.

 

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