Was muss der Mensch in Gottes Augen wert sein, dass er sich
entschloss, selber ein Mensch zu werden! Der unermessliche Gott hat sich so
klein gemacht, dass er in unsere enge Welt eingehen konnte. Gottes eingeborener
Sohn, durch den die Schöpfung geworden ist und der durch seine Kraft trägt,
hüllt sich in unser Fleisch.
Der allen Vöglein Nahrung schenkt,
Wird durch ein wenig Milch getränkt.
(Weihnachtshymnus)
In der Hilflosigkeit eines Menschenkindleins kam Gottes Sohn
auf die Erde nieder und ließ sich ein Bettlein auf Heu und Stroh in einem
Futterbarren für Tiere herrichten.
Wie kann man diesen Erweis höchster Liebe Gottes überdenken,
ohne zutiefst ergriffen zu werden! Freilich, wenn das Denken von Morgen bis
Abend erfüllt ist von den Kassenbüchern des Gewinns, von den Magazinen der
Sinnlichkeit, von den Romanen des Flirts, von Kino und Tanz…, dann hat man kein
Auge mehr für die unfassbare Liebe Gottes, wie die Krippe von Bethlehem sie uns
kündet; dann läuft man Gefahr, auch am Heiligen Abend nur an den gedeckten
Weihnachtstisch zu denken mit den mehr oder weniger kostbaren Gaben. Man
vergisst, dass alle Christgeschenke und aller Besitz nur „Kehricht“ sind
gegenüber der Liebe, die das Gotteskind auf die Erde brachte. Wie kann man doch
über all den Tand das wahre Weihnachtsgeschenk vergessen: den eingeborenen
Gottessohn, die menschgewordene Liebe des Vaters!
Es geht uns nicht um bunten Traum
Von Kinderlust und Lichterbaum;
Wir bitten, blick uns an
Und lass uns schau’n dein Angesicht,
Drin jedermann, was ihm gebricht,
Gar leicht verschmerzen kann.
Quelle: Alphons Maria Rathgeber, „Kirch und Leben“ – Ein
Buch von der Schönheit und Segenskraft der Kirche. Verlag Albert Pröpster,
Kempten im Allgäu, 1956.
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