Papst Bonifaz VIII. |
Eine heilige katholische apostolische Kirche müssen wir
im Gehorsam des Glaubens annehmen und festhalten. Und wir glauben diese fest und
bekennen sie schlicht, und außer ihr gibt es kein Heil und keine Vergebung der
Sünden. In ihr ist ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.
Zur Zeit der Sintflut gab es eine Arche Noahs, und diese
deutete im voraus hin auf die eine Kirche. Alles, was nicht in ihr war, wurde
vernichtet. Von dieser einen und einzigen Kirche also gibt es nur einen Leib
und ein Haupt, Christus nämlich und Christi Stellvertreter, Petrus und Petri
Nachfolger; sagt doch der Herr zu Petrus selbst: „Weide meine Schafe“ (Joh. 21,17).
„Meine“ sagt er, und meint das im allgemeinen, nicht nur im einzelnen diese
oder jene. Und daraus sieht man, dass er ihm alle anvertraut hat.
Sagen also die Griechen oder andere, sie seien Petrus und
dessen Nachfolgern nicht übergeben, so müssen sie auch bekennen, dass sie zu den
Schafen Christi nicht gehören; denn der Herr sagt bei Johannes: „Es gibt nur
eine Herde und einen Hirten“ (Joh. 10, 16).
Eike von Repgow, Sachenspiegel. Die Wolfenbüttler Bilderhandschrift . |
Dass dieser über zwei Schwerter
zu verfügen hat, ein geistliches und ein weltliches, das lehren uns die Worte
des Evangeliums (Lukas 22, 38). Denn als der Apostel sagte: „Siehe, hier sind zwei
Schwerter“, nämlich in der Kirche... da antwortete der Herr nicht: „Es ist zu
viel!“ sondern: „Es ist genug!“ Wer nun sagt, in des Petrus Hand sei das
weltliche Schwert nicht, der merkt nicht recht auf des Herrn Wort, der da sagt:
„Stecke dein Schwert in die Scheide!“ (Matth. 26, 52). Beide Schwerter hat die
Kirche in ihrer Gewalt, das geistliche und das weltliche. Dieses aber ist für
die Kirche zu führen, jenes von ihr. Jenes gehört dem Priester, dieses ist zu
führen von der Hand der Könige und Ritter, aber nur wenn und solange der Priester
es will.
Ein Schwert aber muss dem anderen untergeordnet sein; die weltliche
Macht muss sich der geistlichen fügen. Denn der Apostel sagt: „Es ist keine
Obrigkeit außer von Gott, wo aber Obrigkeit besteht, ist sie von Gott
verordnet“ (Römer 13, 1). Sie wäre aber nicht geordnet, wenn nicht ein
Schwert unter dem anderen stände und gleichsam als das niedere von der Hand
eines anderen nach oben gezogen würde. Dass aber die geistliche Macht an Würde
und Adel jede weltliche überragt, müssen wir um so freier bekennen, als
überhaupt das Geistliche mehr wert ist als das Weltliche. Das ersehen wir auch
deutlich aus dem Regiment in der Welt. Denn in Wahrheit: Die geistliche Macht
hat die weltliche einzusetzen und ist Richterin über sie, wenn sie nicht gut
ist. So bewahrheitet sich über die Kirche und die kirchliche Gewalt die
Voraussage des Propheten Jeremia: „Siehe, ich habe dich heute über Völker und
Reiche gesetzt“ (Jer. 1, 10) ...
Wenn also die weltliche Macht in die Irre geht, so wird
sie von der geistlichen gerichtet werden; irrt die geistliche auf einer
niederen Stufe, so wird sie gerichtet werden von der, die über ihr steht; irrt
aber die höchste, so wird sie allein von Gott gerichtet werden können, nicht aber
von einem Menschen, wie der Apostel bezeugt: „Der geistliche Mensch richtet
alles, er selbst aber wird von niemand gerichtet“ (1. Kor. 2, 15). Es ist
aber diese Macht, auch wenn sie einem Menschen gegeben ist und von einem
Menschen ausgeübt wird, keine menschliche, vielmehr eine göttliche, nach Gottes
Wort dem Petrus gegeben, ihm und seinen Nachfolgern von Christus selbst, den
Petrus, der feste Fels, bekannte, zu dem dann der Herr sagte: „Was du auf Erden
bindest. . .“ (Matth. 16, 19).
Wer sich also dieser von Gott so geordneten Gewalt
widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung... So erklären wir denn, dass alle
menschliche Kreatur bei Verlust ihrer Seelen Seligkeit untertan sein muss dem
Papst in Rom, und sagen es ihr und bestimmen es.
Bonifaz VIII., „Unam sanctam“, 13. November 1302
(Quelle: Lautemann/Schlenke, Geschichte in Quellen II –
Mittealter (1970), 786)
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