... schließt die
Weiterführung des Kampfes keinesfalls aus
Als die
französische Regierung die Vertreibung der Ordensleute beschloss, waren 1903
die Kartäuser dran. P. Michel Baglin, Prior der „Grande Chartreuse“, schrieb am
12. April 1903 an Herrn Emile Combes (Ratspräsident der Nation) folgenden
Brief:
„Die Frist, die nach Ansicht der Agenten Ihrer Regierung
unseren Aufenthalt in der Grande Chartreuse fixiert , naht sich dem Ende
zu.
Nun, als erstes, haben Sie das Recht zur Kenntnis zu
nehmen, dass wir den Posten der Buße und Fürbitte, auf dem es der Vorsehung
gefallen hat, uns einzusetzen, nicht verlassen werden.
Unsere Mission ist
es, hier für unser geliebtes Land zu leiden und zu beten; nur Gewalt allein
wird das Gebet auf unseren Lippen zum verstummen bringen.
Leider muss man in unruhigen Tagen, in denen die Willkür
herrscht, die traurigsten Möglichkeiten voraussehen.
Und da es trotz der Gerechtigkeit unserer Forderungen
möglich ist, dass ein Gewaltstreich uns plötzlich auflösen, und sogar
aus unserem Vaterland vertreiben wird, möchte ich Ihnen schon heute sagen, dass
ich Ihnen in meinem persönlichen Namen
und im Namen meiner Mitbrüder die verschiedenen, eines Regierungschefs gar
nicht würdigen Prozesse, die Sie gegen uns eingesetzt haben, vergebe.
Zu anderen Zeiten verachtete der Ostrazismus nicht wie
heute die loyal scheinenden Waffen!
Ich würde jedoch glauben, eine Pflicht der christlichen Nächstenliebe zu verfehlen, wenn ich
der Vergebung, die ich Ihnen erteile, gleichzeitig nicht einen hilfreichen Rat und eine ernste Mahnung hinzufüge.
Meine zweifache
Eigenschaft als Priester und Ordensmann ermächtigt mich unmissverständlich,
Ihnen das eine und das andere anzubieten, um Sie daran zu hindern, wenn in Ihnen noch eine Spur
Klugheit vorhanden ist, diesen ekelhaften und nutzlosen Krieg gegen
die Kirche Gottes weiter zu führen.
Also, auf Ihre dringende Aufforderung hin und auf die
Entstehung eines Dokuments, dessen offenkundige Falschheit Sie, so scheint es,
nicht ignorieren können, hat eine
französische Kammer den Orden verurteilt, in dem Unser Herr mich als Chef
eingesetzt hat.
Ich kann dieses
ungerechte Urteil nicht akzeptieren. Ich akzeptiere es nicht; und trotz meiner
aufrichtigen Verzeihung bitte ich um eine Revision gemäß meinem Recht und
meiner Pflicht durch das unfehlbare Tribunal dessen, der unser souveräner
Richter ist!
Infolgedessen — achten Sie ganz besonders auf meine
Worte, Herr Ratspräsident, und beeilen Sie sich nicht, zu lächeln oder mich für
einen Geist eines anderen Zeitalters zu halten — werden Sie mit mir vor diesem Gericht
Gottes erscheinen.
Dort gibt es keine Erpressung, keine Redekünstelei, keine
Tribüneneffekte, keine parlamentarische Manöver, keine falsche Dokumente und
keine nachsichtige Mehrheit, aber ein
ruhiger, gerechter und mächtiger Richter und ein Urteil, gegen das weder Sie
noch ich Berufung einreichen können!
Bis bald, Herr
Ratspräsident. Ich bin nicht mehr so jung und Sie sind schon mit einem Fuß im
Grab.
Machen Sie sich bereit, denn die Konfrontation, die ich
Ihnen ankündige, wird Ihnen unerwartete Emotionen bereiten.
Und für diese
feierliche Stunde setzen Sie eher auf eine aufrichtige Bekehrung und eine
ernsthafte Buße als auf die Fähigkeiten und Sophismen, die Ihnen Ihre
vorübergehenden triumphalen Erfolge herbeiführen.
Und da es meine
Pflicht ist, das Böse mit Gutem zu vergelten, werde ich beten, oder besser
gesagt, werden wir, die Kartäuser, deren Tod
Sie verordnet haben, weiterhin zum Gott der Barmherzigkeit,
den Sie in seinen Dienern so seltsam verfolgen, beten, damit er uns die Reue und die
Gnade der heilsamen Wiedergutmachung gewähre.
Ich verbleibe, Herr Ratspräsident, als Ihr demütiger
Diener.
F. Michel
Anmerkung: Der Wortlaut dieses monumentalen Briefes wurde
in der französischen katholischen Zeitschrift „La Croix“ am 5. August 1927
veröffentlicht. Titel, erste Zeilen und die Hervorhebungen sind von diesem
Blog. Der Artikel in „La Croix“ berichtet weiter in spannender Weise über die
Ereignisse, die dieser Brief zur Folge hatte.
Freie Übersetzung aus dem Französischen in
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