Der Anblick der Kathedrale von Santiago de Compostela ist
seit dem Mittelalter für Millionen von Wallfahrern die Erfüllung ihrer
Sehnsucht. In diesem Augenblick sind die Strapazen einer langen Fußwallfahrt
vergessen. In der Kathedrale ruhen der Überlieferung zufolge die Gebeine des
Apostels Jakobus des Älteren. Sie wurden schon im achten Jahrhundert vor den
anstürmenden Moslems aus Jerusalem nach Nordwestspanien in Sicherheit gebracht.
In den folgenden Jahrhunderten überfluteten die Moslems fast ganz Spanien und
drängten die Christen bis an die Nordküste zurück. Da das Meer weitere
Fluchtwege versperrte, sammelten sich die Christen zur Gegenwehr. Dabei
erwarteten sie die entscheidende Hilfe von „ihrem“ heiligen Apostel Santiago,
Sankt Jakobus, der ja gewissermaßen noch als Toter vor den Moslems nach Spanien
flüchten musste. Die Spanier erinnerten sich auch noch, das Spanien früher ein
blühendes christliches Land war, vor allem das Andalusien des Isidor von
Sevilla um 600. Von daher wuchs ihr Wunsch nach Rück-Eroberung, nach
Re-conquista, die erst 1492 mit dem Sieg in Granada ihren Abschluss fand. Die
Jakobsmuschel, das ursprüngliche Trinkgefäß der Wanderer, wurde zum Kennzeichen
des Pilgerweges. Im Spätmittelalter wurde die Muschel als Symbol für die innige
Verbindung zwischen Christus und der Kirche gedeutet. Die Trennung der beiden
Muschelschalen bedingt den Tod des Muscheltieres. Eine Trennung der Kirche von
Christus wäre der Verlust des ewigen Lebens. Der Festtag des Apostels Jakobus
ist der 25. Juli. EW
Titelbild DER FELS Juli 2016 - Redaktion: Eichendroffstr. 17, D-86916 Kaufering
HubertGindert@der-fels.de
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