Am 13. Juli 1917 teilte die
Muttergottes den drei Seherkindern von Fatima eine Botschaft mit, die sie
niemanden offenbaren sollten. Als die Kinder gleich nach der Erscheinung
gefragt wurden, was Maria ihnen gesagt hat, sagten sie, es sei ein Geheimnis.
Man wusste also gleich, dass die Botschaft der Muttergottes ein Geheimnis
enthielt.
Auf diese Weise wollte Maria
eindeutig die Aufmerksamkeit der Welt auf etwas ganz wichtiges richten, dessen
Inhalt nur dann öffentlich gemacht, wann es die Vorsehung für angebracht halten
würde.
Dies erwirkte eine mysteriöse
Aura um die Erscheinungen in Fatima und des Geheimnisses selbst, die sich im
Laufe der Jahre und Jahrzehnte erweiterte und so die Wichtigkeit ihres Inhalts
hervorhob.
Die ersten zwei Teile des
Geheimnisses veröffentlichte Sr. Lucia, auf Geheiß der Muttergottes, in ihren
dritten Erinnerungen am 31. August 1941. Am 3. Januar 1944 schrieb Sr. Lucia
den dritten Teil des Geheimnisses nieder, auf Bitten des Bischofs von Leiria
und mit der Erlaubnis der Muttergottes. Das Schreiben wurde in einem
versiegelten Umschlag dem Bischof über einen Boten ausgehändigt, mit der
Anmerkung, es dürfe nicht vor dem Jahr 1960 veröffentlicht werden. Bischof José
Alves Correia da Silva steckte den von Sr. Lucia geschickten Umschlag in einen
weiteren, der ebenfalls versiegelt und im Tresor der Kurie eingeschlossen
wurde.
Anfang 1957 bat die
Kongregation des Heiligen Offiziums, heute Glaubenskongregation genannt, dass
das Dokument nach Rom geschickt werden sollte. Zu diesem Zweck wurde es der
Apostolischen Nuntiatur in Lissabon übergeben, von wo es der Nuntius Msgr.
Fernando Cento dem Vatikan überbrachte, wo es am 4. April 1957 im Geheimarchiv
des Heiligen Offiziums aufgenommen wurde.
Am 17 August 1959 verlangte
Papst Johannes XXIII das Dokument zu sehen und erhielt es aus der Hand eines
Kommissars des Heiligen Offiziums. Einige Tage später wurde es zum ersten Mal
vom Papst geöffnet und mit Hilfe eines Dolmetschers des Staats-Sekretariats
gelesen. Der Papst entschloss sich, es nicht zu veröffentlichen und gab es dem
Heiligen Offizium zurück.
Diese Entscheidung des
Papstes verursachte, wie vorherzusehen, eine große Enttäuschung in der ganzen
Welt und gab Anlass zu besonnenen aber auch zu den unpassendsten Vermutungen
über den Inhalt des Geheimnisses.
Die Nachfolgenden Päpste,
Paul VI. und Anfangs auch Johannes Paul II folgten und bestätigten die
Entscheidung Johannes XXIII.
Als Johannes Paul II am 13.
Mai 2000 in Fatima war, verkündete er, dass das dritte Geheimnis veröffentlicht
werde, mit einem entsprechenden Kommentar der Glaubenskongregation. Dies
geschah am 26 Juni desselben Jahres.
In einer feierlichen Sitzung
unter der Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger wurde im Pressesaal des
Vatikans den am Heiligen Stuhl akkreditierten Journalisten der Text des dritten
Geheimnisses vorgelesen und von dort über die ganze Welt verbreitet.
Bei dieser Gelegenheit gab
man den wichtigsten Vatikanexperten die Möglichkeit, Fragen zur Deutung des
Textes zu stellen.
Eine dieser Fragen behandelte
gerade den Grund, der den Heiligen Stuhl dazu verleitete, das dritte Geheimnis
1960, entgegen den Erwartungen der ganzen Welt, nicht zu veröffentlichen. Die
Antwort Kardinal Ratzingers ist äußerst aufschlussreich über die ernsthaften Gründe,
die den Heiligen Stuhl zur damaligen Entscheidung führten.
Dr. Antonio A. Borelli Machado |
Diese wichtige Information
wollten wir unseren Leser nicht vorenthalten. Dazu baten wir (*) einen renommierten
Experten des Themas, Herrn Antonio Augusto Borelli Machado, dem Autor eines
Weltbestsellers über die Erscheinungen von Fatima, um ein Interview, in dem er
mit Klarheit über die großen Probleme, die die Kirche und die Welt in den
letzten hundert Jahren, seit der Erscheinung von Fátima, bekümmerten
Wenn es auch Meinungsverschiedenheiten
unter Experten gibt, ob nun der vom Vatikan veröffentlichte Text dem kompletten
Text des dritten Geheimnisses entspricht oder nicht, geben wir den Text wieder,
so wie er dargebracht wurde, ohne andere Meinungen darüber zu berücksichtigen.
Die Redaktion des Catolicismo
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„Kardinal Ratzinger gibt zu, dass die Veröffentlichung
des Geheimnisses
von Fátima 1960, wichtige politische
Vorhaben des Heiligen Stuhls gestört
hätten...
Welche Vorhaben waren das?“
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Catolicismo – 1960 erreichte die Erwartung, dass das dritte Geheimnis
von Fatima veröffentlicht würde, einen Höhepunkt. Doch die Veröffentlichung
fand nicht statt, was große Enttäuschung hervorrief. Erst 40 Jahre später, am
Schluss des Millenniums, veröffentlichte ihn der Heilige Stuhl. Während der
Vorstellung stellten Journalisten Fragen über den Grund dieser Verzögerung.
Welche war die Erklärung von Kardinal Ratzinger, der der Sitzung vorstand?
Antonio Borelli Machado – Als am 26 Juni 2000 dieser Teil des
Geheimnisses veröffentlicht wurde, entschloss sich der Heilige Stuhl, dies mit großem
publizistischen Aufwand zu machen, unter Ausführung der Glaubenskongregation.
Die im Vatikan akkreditierten Journalisten wurden eingeladen daran
teilzunehmen. Den Anwesenden wurde ein Exemplar der Broschüre Die Botschaft von Fatima mit dem Text
des Geheimnisses überreicht. Die Sitzung wurde geleitet von Kardinal Ratzinger
mit der Teilnahme von Msgr. Bertone, Sekretär der Kongregation, und des
Direktors der Sala Stampa des Heiligen Stuhls, Navarro Vals. Fernsehsender aus
aller Welt übertrugen die Sitzung life. Nach der Vorstellung von Kardinal
Ratzinger und Msgr, Bertone, öffnete der Pressesprecher des Vatikans das Wort
für Fragen der Journalisten. Drei der gestellten Fragen behandelten das Thema
über die Gründe der Päpste, die Veröffentlichung 40 Jahre lang nach dem
vorgesehenen Termin zu verzögern. Die am besten formulierte Frage war die des
Schriftsteller und Vatikanexperten Gian
Franco Svidercoschi (Bild), ehemaliger Vize-Direktor des „Osservatore Romano“. Seine Frage (entnommen
aus dem vom Presseamt freigegebenen Videoaufnahme der Sitzung) war folgende:
„Emminenz: Ich erlaube mir über das Warum der Verzögerung, dieser
verlängerten Vorsicht der Kirche von 1960 bis heute. Sie habe in gewisser
Hinsicht schon geantwortet, indem Sie von Evolution der Geschichte sprachen. [...]
Da ist auch die Beschreibung von Msgr. Bertone über die verschiedenen
Entscheidungen der Päpste im Zuge der veränderten politisch-historischen
Situationen. Doch ich Frage Sie: zahlte
die Kirche nicht ein zu hohen Preis für dieses lange Schweigen, dieses lange
Schweigen über das Geheimnis? Beinhaltet letztendlich der dritte Teil des
Geheimnisses nicht auf den schon im zweiten Teil hingewiesenen weiß gekleideten
Bischof? Ist der dritte Teil nicht lediglich eine Folge von dem, was in den
vorherigen Teilen schon gesagt wurde? Dieses (im dritten Teil beschriebene)
Martyrium 1960 vorhanden? Gibt es nicht eine andere Art, von Seiten der Kirche,
nicht nur bezüglich Fatima, Stellung zu nehmen zu Privatoffenbarungen – die
nicht das depositum fidei berühren – und so eine ganze Reihe von Instrumentalisierungen und Skandale hätte vermeiden
können, die gerade wegen dieses Schweigens aufkamen, das so lange andauerte?
Danke“.
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„Im 2. Vatikanischen Konzil waren einflussreiche Konzilsväter
beseelt einen Ralliement der Kirche mit der modernen Welt zu fördern
– ganz im Sinn des von Leo XIII damals empfohlenen Ralliement“
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Dazu antwortete Kardinal
Ratzinger ohne zu zögern:
„Es ist sicher, dass die Entscheidung der drei Päpste, das Geheimnis
nicht zu veröffentlichen – weil auch der jetzige Papst [Johannes Paul II] es
1981 nicht veröffentlichen wollte – keine dogmatische Entscheidung war, sondern
eine Vorsichtsmaßnahme. Und man kann immer über den Vorsichtscharakter einer
Entscheidung diskutieren, ob man politisch nicht eine andere Entscheidung hätte
vorziehen sollen. Deshalb soll man diese Haltung der Päpste nicht
dogmatisieren. Dennoch, wenn ich es rückblickend betrachte, würde ich sagen: sicher habe wir einen Preis bezahlt, wegen
der Spekulationen, die wir in den letzten Jahrzehnten vernommen haben. Doch
andererseits meine ich, dass es angebracht war, einen Moment abzuwarten, damit
wir eine Rückschau haben können. 1960
waren wir noch an der Schwelle des Konzils, diese große Hoffnung, ein neues
positives Verhältnis zwischen die Welt und die Kirche zu erreichen, und auch
ein wenig die verschlossenen Türen zum Kommunismus zu öffnen. Das Gleiche noch
zur Zeit Papst Paul VI: wir waren noch sozusagen in der Zeit der Verdauung des
Konzils, mit so vielen Problemen, dass dieser Text [das dritte Geheimnis] nicht seine richtige Platzierung bekommen
hätte. Ebenso gleich nach dem Attentat [auf Johannes Paul II]: in diesem
Moment mit dieser Botschaft herauszukommen, hätte meines Erachtens nicht das
ausreichende Verständnis gebracht. Ich denke, ohne diese Entscheidung zu
dogmatisieren, dass es, alles in allem, gut war, ein wenig das Ende des
Jahrhunderts abzuwarten, um einen umfassenderen Blick zu bekommen, und das
wahre Imperativ und die richtigen Hinweise dieser Vision [der Botschaft] zu
verstehen.“
Catolicismo – Kardinal Ratzinger gibt also zu, dass die
Veröffentlichung des Geheimnisses 1960 wichtige politische Schritte des
Heiligen Stuhls stören würde... Welche waren diese Ziele, die gestört würden
durch die Veröffentlichung des dritten Geheimnisses in diesem Zeitpunkt des 20.
Jahrhunderts?
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„Da die Kirchenmänner entschlossen waren,
unter jeden Preis die Annäherung zur modernen
Welt zu erreichen, mussten sie sich für die
Nichtveröffentlichung des Geheimnisses entscheiden“
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Antonio Borelli Machado – Drei politische und religiöse Ziele
ersten Ranges bestimmten das Leben der Kirche in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts wurden von Kardinal Ratzinger in seiner Antwort erwähnt:
1. Der ralliement* der Kirche mit der modernen Welt: „diese große Hoffnung eines neuen
positiven Verhältnisses zwischen Welt und Kirche zu erreichen“;
* Zusammenschluss, Anschluss
2. Die Ostpolitik des Vatikans, d. h. der ralliement der Kirche mit dem Kommunismus: Die Hoffnung „die
verschlossenen Türen des Kommunismus ein wenig zu öffnen“;
3) Die Durchsetzung der
Richtlinien des Konzils, die dieses doppelte ralliement fördern sollten, und die die Ursache so „vieler
Probleme“ der „Verdauung“ der konziliaren Neuerungen
durch die katholische Welt waren.
Catolicismo – in wie fern ist das dritte Geheimnis mit diesen Zielen nicht
vereinbar?
Antonio Borelli Machado – Das dritte Geheimnis besteht aus einer
Vision, in der ein „ein Engel mit einem Feuerschwert“ erscheint. Das Schwert „sprühte
Funken und Flammen gingen von ihm aus, als sollten sie die Welt anzünden“.
Nun, eine Welt, die Gott auf diese Art strafen will, ist eine Welt die die
Abneigung Gottes verursacht... Es war bestimmt nicht eine Welt die „diese
große Hoffung eines neuen positiven Verhältnisses zwischen Welt und Kirche zu
erreichen“ erlaubte. Die Veröffentlichung des dritten Geheimnisses 1960
wäre ein Schritt in die Gegenrichtung des ralliement
der Kirche mit der modernen Welt.
Ich benutze hier den Ausdruck
ralliement in Beziehung der bekannten
Politik Leos XIII. gegenüber laizistischen Staaten, die im Zuge der
Französischen Revolution überall in der ausgerufen wurden. Ganz besonders die
laizistische Republik, wie sie in Frankreich etabliert wurde. Wie man weiß,
bedauerte dieser Papst in seinem Alter, das Scheitern seiner Hoffnung in diese
Richtung.*
* Über die Politik des ralliement Leos XIII. siehe das Buch von PLINIO CORREA DE OLIVEIRA,
Der Adel und vergleichbare traditionelle
Eliten in den Ansprachen Pius’ XII an den Adel und Patriziat Roms, Anhang III.
3. Papst Leo XIII. greift ein, S. 242
ff. Österreichische Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und
Eigentum, Wien, 2008. Siehe auch ROBERTO DE MATTEI, Il ralliement di Leone XIII -Il fallimento di un progetto pastorale, Le
Lettere, Firenze, 2014, 366 Seiten.
Im 2. Vatikanischen Konzil
waren einflussreiche Konzilsväter von ähnlichem Optimismus beseelt, ein ralliement der Kirche mit der modernen
Welt zu erreichen – in völliger Übereinstimmung mit dem Leos XIII. Hätten sie
sich mit entsprechender Aufmerksamkeit den schon zwei veröffentlichen Teilen
des Fatimageheimnisses gewidmet, hätten sie wahrscheinlich ihren Optimismus
gedämpft: es reicht den Satz zu bedenken, „mehrere
Nationen werden vernichtet werden“, der im zweiten Teil des Geheimnisses vorkommt.
Wenn nach der Veröffentlichung des dritten Teils 1960, dieser mit
entsprechenden Kommentaren weit verbreitet worden wäre – man denke nur an die „große, halb zerstörte Stadt“... – hätte
ihnen die Augen öffnen können; oder wenigstens ihnen die Einsicht geben, dass
die katholische Welt den geplanten ralliement nicht verstehen würde, und
dadurch diesen Schritt vereitelt hätte.
Da die Kirchenmänner
entschlossen waren, um jeden Preis die Annäherung zur Welt zu erreichen,
mussten sie sich für die Nichtveröffentlichung des dritten Geheimnisses
entscheiden und den Preis der Befremdung, der unter den Gläubigen dadurch aufkam,
zahlen.
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„Wer sich neutral zwischen Wahrheit und Irrtum erklärt,
stellt sich
wirklich auf der Seite aller Irrtümer und
gegen die einzige Wahrheit. Dies ist
die Einstellung des
Laizismus gegenüber der wahren Kirche“
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Catolicismo – Dass eine so große Strafe über die Welt schwebt, zeigt
wie das Verhalten der gegenwärtigen Gesellschaft im Widerspruch steht, zu den
Prinzipien, die sie nach Gottes Willen leiten sollten. Ist es möglich den Punkt
hervorzuheben, in dem dieser Widerspruch sich besonders hervortut?
Antonio Borelli Machado – Damit das heutige Publikum versteht, wie
weit wir von der wahren Ordnung der Dinge entfernt sind, lohnt es sich, den
bekannten Text von Leo XIII. zu zitieren: „Es gab eine Zeit, wo die Weisheitslehre des
Evangeliums die Staaten leitete. Gesetze, Einrichtungen, Volkssitten, alle
Ordnungen und Beziehungen des Staatslebens waren in dieser Zeit von
christlicher Klugheit und göttlicher Kraft durchdrungen. Da war der Religion
Jesu Christi in der Öffentlichkeit jene Auszeichnung gesichert, wie sie ihr
gebührt; da blühte sie überall unter dem wohlwollenden Schutz der rechtmäßigen
Obrigkeiten und Regenten, da waren Kirche und Reich in glücklicher Eintracht
und durch gegenseitige Freundesdienste miteinander verbunden. Diese
Staatsordnung trug über alles Erwarten reiche Früchte, die noch nicht vergessen
sind. Hierfür gibt es unzählige Zeugnisse aus der Geschichte, welche durch
keine Arglist der Feinde verfälscht oder verdunkelt werden können.“ (Enzyklika
Immortale Dei, vom 1. November 1885, Nr. 28).
Als Folge des Laizismus, zu dem sie sich bekennen, fühlen sich die modernen Staaten entpflichtet, ihre persönlichen
und gesellschaftlichen Richtlinien den Zehn Geboten Gottes anzupassen, und der
Kirche „den Grad der Würde, der ihr
gebührt“ zuzusprechen. In der Folge führt sich weltweit jede Art von Übertretung
der göttlichen und natürlichen Gesetze ein, wie Ehescheidung, Abtreibung,
homosexuelle Verbindungen usw.
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„Die stramme Haltung Pius’ IX. wurde vom folgenden
Papst, Leo XIII
(1878-1903), widersprochen, als er
für Frankreich die Politik des ralliement
gegenüber der
aus der Französischen
Revolution geborenen Republik durchsetzte
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So zeigt sich der staatliche Laizismus, der in Sachen von
Religion und Sitten neutral erklärt, als ein versteifter Feind der Katholischen
Kirche und der christlichen Sittenlehre. Dies ist eine Konstante der
Geschichte: Wer sich neutral zwischen Wahrheit und Irrtum erklärt, stellt sich
wirklich auf der Seite aller Irrtümer und gegen die einzige Wahrheit. Dies ist
die Einstellung des Laizismus
gegenüber der wahren Kirche.
Der Laizismus ist nicht neutral in Sachen Religion, sondern militant
atheistisch. Darauf weist Leo XIII. hin in derselben Enzyklika Immortale Dei: „Wenn man der Meinung ist, es sei kein Unterschied zwischen den
verschiedenen und einander widersprechenden Religionsformen, so läuft dies
schließlich darauf hinaus, dass man sich für gar keine entscheiden, gar keine
üben will. Eine solche Ansicht mag sich daher dem Namen nach von der
Gottesleugnung (Atheismus) unterscheiden; aber in der Sache ist kein
Unterschied.“
Der Laizismus ist also die
„Unreligion“ der modernen Welt, d.h., der
Atheismus; doktrinärer und
praktischer Atheismus, der die ganze Gesellschaft durchtränkt. Über diese
Gesellschaft schwebt die Botschaft von Fátima, die da mahnt: oder die
Gesellschaft bekehrt sich und tut Buße, oder es kommt eine Strafe in kosmischer
Größe.
Wie kann man da „diese
große Hoffnung nähren, ein neues positives Verhältnis zwischen Kirche und Welt
zu erreichen“? – Für Menschen, die von solcher Hoffnung beseelt waren,
war es absolut nicht angebracht, dass das dritte Geheimnis 1960 veröffentlicht
werden sollte...
Catolicismo – Wann kam in der Kirche dieser Wunsch auf, ein “positives
Verhältnis” zur Welt herzustellen?
Antonio Borelli Machado – Der Ausdruck Welt kommt in den Evangelien mal im allgemeinen Sinn vor, oder
auch, um diejenigen zu kennzeichnen, die die Predigten Unseres Herrn nicht
annahmen und sich gegen ihn stellten. In diesem Sinn kommt er im
Johannes-Evangelium vor, in den Versen 18 und 19 des 15. Kapitels: „Wenn die Welt euch hasst, so wisst, sie hat
mich vor euch gehasst. [...] weil ihr aber nicht von der Welt seid [...] darum
hasst euch die Welt.“
Dieses gleiche Schicksal
trifft auch alle Jünger Christi seit jener Zeit bis heute. Daher versucht der
laue Teil des katholischen Lagers den Hass der Welt zu besänftigen, indem er
mit ihr eine Übereinstimmung sucht. Das liegt in der gefallenen Natur des
Menschen und kommt deshalb in allen Zeiten der Kirchengeschichte vor. Man
braucht nur die Geschichtsbücher durchzuschauen, um dies festzustellen.
Eine Eigenschaft ist in
diesen Fällen leicht festzustellen: Alle, die dieser Versuchung nachgeben,
versuchen auf halbem Wege zwischen Wahrheit und Irrtum zu verbleiben.
Martin Luther und Erasmus von Rotterdam |
Schauen wir direkt in die modernen
Zeiten: Erasmus von Rotterdam (1466-1536), bekannter Humanist, verbreitete „eine geistige Reaktion gegen die
Scholastik, des freien Denkens und der Vereinfachung des Christentums“*,
was zu einem Versuch führte, sich Luther anzuschließen, was jedoch an der
Streitsucht des letzten scheiterte. So versuchte seit der Reformation und der
Renaissance eine katholische Strömung, stark von Erasmus beeinflusst, eine Übereinstimmung mit den Irrtümern der Zeit zu suchen.
*
GUILLERMO FRAILE, Historia de la
filosofia, BAC, Madrid, 1991,3" ed., tomo III, p. 74.
Die Idee der Französischen
Revolution von einer Anbindung an die Welt wurde von den liberalen Katholiken
des 19. Jahrhunderts verkündet, im Anschluss an Felicité de Lamennais, der sogleich von Papst Gregor XVI. (1831-1846)
verurteilt wurde.
Pius IX. (1846-1878) fasste
die Irrtümer des katholischen Liberalismus im Syllabus praecipuorum nostrae aetatis errorum (Auflistung der wichtigsten Irrtümer unserer Zeit) vom 8. Dezember
1864, die er unter der Nummer 80 zusammenfasst: „LXXX - Der Römische Papst kann und muss sich mit dem Fortschritt, dem
Liberalismus und der modernen Zivilisation versöhnen und vereinigen“.
Es ist sofort zu vermerken,
dass die Kirche nicht gegen den Fortschritt als solchen opponierte, sondern gegen
das, was er revolutionäres in sich trug, mit dem Ziel das zu zerstören, was in
der schon dekadenten Gesellschaft jener Zeit trotzdem noch an Gutem und übereinstimmend
mit den Prinzipien der natürlichen und christlichen Ordnung vorhanden war.
Die „Göttin Vernunft“ wird in Notre Dame gefeiert am 10. November 1793 |
Die stramme Haltung Pius’ IX.
wurde jedoch vom folgenden Papst, Leo XIII (1878-1903), widersprochen, als er
für Frankreich die Politik des ralliement
gegenüber der aus der Französischen Revolution geborenen Republik durchsetzte
(s. 2. Fragestellung).Leo XII. hoffte,
dass diese Politik, die er vehement während seines ganzen Pontifikats
durchsetzte, von den folgenden Päpsten übernommen würde. Das wäre
wahrscheinlich so gekommen, wenn der Kardinal Mariano Rampolla del Tindaro,
sein Staatssekretär, zu seinem Nachfolger gewählt worden wäre, wie allgemein
erwartet. Die unvorhergesehene Wahl des Kardinals Giuseppe Sarto, mit dem Namen
Pius X. (1903-1914) vereitelte die Fortführung dieser Politik.
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„Mit der am Schluss des Konzils von Paul VI.
verkündeten
Pastoralkonstitution Gaudiumm et spes,
wurde die Politik des ralliement
endlich für
die ganze Welt verordnet und ausgeweitet“
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Sie erscheint wieder in
eindeutiger Form in der Hälfte der 1930er Jahre unter Pius XI. (1922-1939), auf
den Flügeln des Optimismus und der Öffnung zur Welt, wie sie von der
Katholischen Aktion* gefordert wurde. Auf geistiger Ebene setzten sich einige, in
den Kreisen der Katholischen Aktion sehr geschätzte Autoren dafür ein, speziell
Jacques Maritain mit seinem Werk Der integrale
Humanismus (1936).
* Vgl.
PLINIO CORREA DE OLIVEIRA, Em defesa da
Ação Católica, Editora Ave Maria São Paulo, 1943.
Seitdem offenbarte sich die
Haltung zum ralliement mit aller
Deutlichkeit in den Reihen der liberalen Katholiken, wurde aber erst fast ein
halbes Jahrhundert später durch Papst Johannes XXIII. (1958-1963) öffentlich
übernommen. In seiner Ansprache zur Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils (11.
Oktober 1962) richtete er sich an diejenigen, die „in der jüngsten Vergangenheit bis zur Gegenwart nur Mißstände und
Fehlentwicklungen zur Kenntnis nehmen“ und erklärt: „Uns scheint es, dass wir diesen
Unglückspropheten widersprechen müssen, die immer nur Unheil voraussagen, als
ob der Untergang der Welt unmittelbar bevorstünde“ (Untertitel Opportunitas celebrandi Concilii).
Mit der am Schluss des
Konzils von Paul VI. verkündeten Pastoralkonstitution Gaudiumm et spes, wurde die Politik des ralliement endlich für die ganze Welt verordnet und ausgeweitet. Die Pastoralorientierung von Gaudium et spes war für die Konzilväter
des 2. Vatikanums keine Neuigkeit, sondern die tatsächliche Konkretisierung
einer von Lammenais schon 1830 geförderte „Pastoral“!
Dadurch, anstatt die
Gläubigen vor die in Fatima angekündigte Strafe durch die Muttergottes zu
warnen, hat das Konzil vorgeschlagen, gute Beziehungen zwischen Kirche und Welt
herzustellen, mit dem Versprechen einer Ära der Freude und Hoffnung für die
Menschen unserer Tage.
Dieser schon durch den Titel hervorgerufene subliminalen Effekt dieses Konzilsdokuments
— Gaudium et spes — war, unabhängig
seines komplexen Inhalts, der Ausdruck der neuen und gütigen Gesinnung, die das
Konzil gegenüber der heutigen Welt einnehmen wollte.
Die Botschaft von Fatima ging
aber in einer diametral entgegensetzten Richtung!
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„Anstatt die Gläubigen vor die in Fatima angekündigte
Strafe durch die
Muttergottes zu warnen, hat das Konzil
vorgeschlagen, gute Beziehungen zwischen
Kirche und Welt herzustellen“
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Catolicismo – Das Wissen einer kommenden großen Strafe ist aber auch
nicht in den Kommentaren zum dritten Geheimnis von Experten und Predigern
vorhanden...
Antonio Borelli Machado – Unterdessen ist sie vorhanden beim Hauptkommentator,
der es mit Sicherheit ist, dem Kardinal Ratzinger...
So sagt er in seiner
Interpretation des dritten Geheimnisses, die in der Broschüre Die Botschaft von Fatima aufgenommen
wurde: „so ist das Schlüsselwort dieses Geheimnisses
der dreimalige Ruf: "Penitenza, Penitenza, Penitenza" (Buße, Buße,
Buße)! Wir werden an den Anfang des Evangeliums erinnert: „Tut Buße und glaubt
an das Evangelium“ (Mk 1,15). Die Zeichen der Zeit verstehen heißt: Die
Dringlichkeit von Buße - Umkehr - Glaube begreifen. Das ist die richtige
Antwort auf den historischen Augenblick, der von großen Gefahren umstellt ist,
die in den folgenden Bildern gezeichnet werden. [...] Der Engel mit dem
Flammenschwert zur Linken der Muttergottes erinnert an ähnliche Bilder der
Geheimen Offenbarung. Er stellt die Gerichtsdrohung dar, unter der die Welt
steht. Dass sie in einem Flammenmeer verbrennen könnte, erscheint heute
keineswegs mehr als bloße Fantasie: Der Mensch selbst hat das Flammenschwert
mit seinen Erfindungen bereitgestellt“. (Die Botschaft von Fatima,
S. 39)
Die Schlussfolgerung ist
klar: Die Welt unserer Tage — die moderne Welt — stellt sich vor folgende
Alternative:
a) Oder sie bekehrt sich, und diese Bekehrung bedeutet das Verlassen
der falschen Prinzipien auf denen sie aufgebaut ist, und so den „modernen“
Laizismus, Atheismus ... aufgeben;
b) oder sie bekehrt sich nicht,
und wird zu Trümmern durch das Feuer.
Im zweiten Fall wird sich auf ihren Trümmern eine neue
Zivilisation erheben, die der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort das Reich
Mariens nannte (s. Abhandlung der
wahren Andacht, Nr. 217) — in voller Übereinstimmung mit der Botschaft von
Fatima: „Am Ende wird mein unbeflecktes
Herz triumphieren“ (2. Geheimnis).
Catolicismo — Könnte man sagen, dass das der Kern der Botschaft von Fátima
ist?
Antonio Borelli Machado — Genau! Das Bevorstehen eines großen Strafgerichts.
Viele Prediger meinen, wenn
sie eine Strafe ankündigen, würden sie ihre Zuhörer verschrecken, und deshalb
tun sie es nicht. Doch die Aufgabe der Propheten war fast immer, das Volk zur
Buße aufzurufen, im Zusammenhang mit der Ankündigung von Strafgerichten.
Hörte das Volk auf die
Propheten, würde die Strafe abgewendet. Hörten es nicht, würde das Strafgericht
eintreffen.
Es ist eine Frage der Treue
der Muttergottes gegenüber, die Botschaft von Fátima in ihrem vollen Umfang zu
verkünden.
In Wahrheit gibt es eine beträchtliche Anzahl von
Menschen, die von sich aus eine Vorstellung der Verwirrung, der Unordnung in
der modernen Welt gewonnen haben, und dass ohne ein außerordentliches
Eingreifen der Vorsehung, diese Welt ihr Ordnung nicht wieder herstellen kann.
Diese Menschen hegen im Geheimnis ihrer Herzen die Hoffnung auf diesen Eingriff
Gottes und würden sich bestätigt fühlen, wenn sie von den Lippen der Hirten der
Kirche, die gleiche Diagnose hören würden.
Daher ist nicht zu
befürchten, das solche Seelen aufschrecken würden, durch die Vorhersage eines
Strafgerichts. Im Gegenteil, sie würden jubilieren in der Voraussicht des
Sieges des Guten über das Böse. Genau wie der Prophet Simeon großen Trost
erfuhr, als er den Messias in den Armen der Heiligen Jungfrau sah: „Nun entlässt du, Herr, deinen Knecht nach
deinem Wort in Frieden; denn meine Augen schauten dein Heil“ (Lk 2,29-30).
Tatsache ist, dass ohne die Erwähnung der Strafe die Botschaft
von Fatima entleert wird von ihrem spezifischen Charakter für die heutigen Tage.
Es ist unverständlich, dass gerade der Kern dieser Botschaft ausgelassen werden
soll.
Die Prediger dürfen also nicht befürchten, dass sich ihre Zuhörer verschrecken. Für einige
wird es eine Bestätigung von dem, was sie schon lange dachten und ein Trost sein!
Für die, die sich überraschen, wird es als Mahnung dienen, vielleicht eine Gelegenheit, ihre Herzen für die Gnaden von
Fátima zu öffnen.
Es reicht auch nicht einfach festzustellen
— wie es viele machen —, dass die
Botschaft von Fatima im perfekten Einklang
mit dem Evangelium Unseres Herrn steht, weil sie ja das Gebet und die
Buße predigt. Das ist wahr und es ist auch gut dass sie das sagen. Doch
außerdem muss man auch die Größe der Strafe hervorheben, die über die Welt
verhängt wurde. Denn nur so werden sich viele Seelen hin zu einer ernsthaften
Buße bewegen. Nur so können sie lebendige Steine des Reiches Mariens werden,
das kommen wird.
Catolicismo — Was den Kommunismus betrifft, könnte die Anwendung des
Wortes ralliement übertrieben
scheinen. Könnte man nicht sagen, dass die Ostpolitik
des Vatikans zum Ziel hatte, die Verfolgungen der kommunistischen Regierungen
gegen die Christen zu mindern? Kardinal Ratzinger spricht ja ausdrücklich
davon, „die verschlossenen Türen des Kommunismus ein wenig zu öffnen“.
Antonio Borelli Machado — Hier handelt es sich um einen Prozess. Am
Anfang scheint die Ostpolitik nur
eine Entspannung, ein Ende der Feindseligkeiten zu sein. Im Nachhinein
verwandelt sie sich in ein normales Zusammenleben. Und zum Schluss wird sie zu
einer Kooperation für einen gemeinsamen Zweck. Doch dieser Zweck wird nicht
einvernehmlich gesetzt: Es ist der Zweck, der nur dem kommunistischen Partner
interessiert. Damit verlässt die katholische Seite nach und nach ihre unveräußerlichen
Prinzipien, dann in Vergessenheit geraten und in der Praxis durch die
Prinzipien und Ziele des Feindes ersetzt. Es ist das Ergebnis des Prozesse der
unbemerkten ideologischen Umwandlung, wie es Prof. Plinio Corrêa de Oliveira
nennt*.
* Vgl. Unbemerkte
ideologischen Umwandlung und Dialog. Editora Vera Cruz Ltda., São Paulo, deutsche Ausgabe, 1967. S.
auch Abkommen mit dem kommunistischen
Regime: Für die Kirche, Hoffnung oder Selbstzerstörung? (auf Deutsch: Die Freiheit der Kirche im kommunistischen
Staat, TFP Sektion Blumenau, 1965)
Als der Generalsekretär der
Spanischen Kommunistischen Partei, Santiago Carrillo (1915-2012), von einigen
„Kameraden“ gefragt wurde, ob die Zusammenarbeit mit den Katholiken den
ideologischen Inhalt der Partei nicht ändern würde, antwortete er mit einer
Frage: „Seitdem wir mit dieser Politik
angefangen haben, wie viel Kameraden kennt ihr die gläubig geworden sind? Auf
der anderen Seite, wie viele Katholiken sind Kommunisten geworden?“*. Eine
Frage, die keiner Antwort bedurfte...
* SANTIAGO CARRILLO, Mañana España, Colección Ebro, Paris, 1975, p. 232.
Die Entspannungspolitik wurde
ins Leben gerufen von Maurice Thorez (1900-1964) in einer berühmten Erklärung im
Radio Paris am 17. April 1936, in der
er im Namen der Französischen Kommunistischen Partei den Katholiken die Politique de la main tendue* (Politik
der ausgestreckten Hand) vorschlug
* Vgl.
MAURICE THOREZ, Oeuvres, Editions
Sociales, Paris, 1954, Bd. XI, S. 203.
Der Vorschlag wurde von Papst
Pius XI. heftig abgewiesen in der Enzyklika Divini
Redemptoris – über den gottlosen Kommunismus – vom 19. März 1937. Dieses
Dokument folgte einem anderen – der Enzyklika Mit brennender Sorge, vom 15. März des gleichen Jahres – in der die
von der Kirche erlittenen Verfolgungen durch das Deutsche Reich unter der
Naziherrschaft scharf verurteilt wurden. Die fast gleichzeitige Erscheinung
dieser Dokumente – mit nur vier Tagen unterschied – lässt die Intention
vermuten, man könne nicht sagen, dass mit der Verurteilung des einen Systems,
das andere verschont geblieben sein. In Wahrheit handelte es sich beim Nazismus und Kommunismus, um zwei Seiten
der selben sozialistischen Münze, gegen die der Papst gleichzeitig die
Katholiken warnen wollte.
Trotz allem machte der
Vorschlag von Thorez seinen Weg in den katholischen Reihen. Eindeutiger Beweis
dafür war das Aufkommen, viele Jahre später, einer theologischen Strömung
marxistischen Anstrichs, gegen welche die Glaubenskongregation in einer am 6.
August 1984 von Kardinal Ratzinger unterschriebenen Instruktion gegen einige Aspekte der Theologie der Befreiung die
Katholiken warnte.
Auf diplomatischer Ebene kann
man auf einen weiteren Ausdruck des ralliement
hinweisen: Die sogenannte Ostpolitik des Vatikans.
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„Die Aufgabe der Propheten war fast immer,
das Volk zur Buße
aufzurufen, im Zusammenhang
mit der Ankündigung von Strafgerichten.
Hörte das Volk auf die Propheten, würde die Strafe
abgewendet. Hörten
es nicht, würde das Strafgericht eintreffen.“
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Kardinal Agostino Casarolli,
Staatssekretär des Heiligen Stuhls während des Pontifikats Pauls VI. und
Vorantreiber dieser Politik, erklärte 1974 nachdem er Kuba besucht hatte, dass
die Katholiken dieses Landes sich unter dem dort herrschenden Regime wohl
fühlten. Das war ein klarer Hinweis, dass jene Politik den „Fall der
ideologischen Barrieren“ zwischen Kirche und Kommunismus zum Ziel hatte*.
* Vgl. PLINIO CORRÊA DE OLIVEIRA, Die Entspannungspolitik des Vatikan mit den
kommunistischen Regierungen — Für die TFP: sich enthalten? Oder Widerstand
leisten.“ In Catolicismo, Nr.
280, April 1974.
Kardinal Casaroli in Kuba mit Fidel Castro |
Diese katholische
Entspannungspolitik gegenüber dem Kommunismus fand an zwei Fronten statt: An
der eigentliche diplomatischen Front — als Ostpolitik
bezeichnet — und die pastorale Front, die in der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt der heutigen Zeit
— eher bekannt durch ihre beiden Einführungsworte Gaudium et spes —, zum Ausdruck kam, die wir schon erwähnten (vgl.
Antwort auf die 5. Frage). Unter der
heutigen Zeit verstehe man die moderne Welt, denn die Einführung dieses Dokuments trägt den Titel Die Situation des Menschen in der heutigen Welt.
Diese Öffnung der Kirche zum
Kommunismus blieb den Führern der Partei nicht unbemerkt. So schrieb Roger
Garaudy (1913-2012) von der kommunistischen Partei Frankreichs (aus der er ausgeschlossen
wurde wegen sein eigensinniges Verhalten; trat zum Islam über, nachdem er
protestantisch und katholisch gewesen war), in einem Buch: „Die große Neuigkeit des 2.
Vatikanums – die im Text von Gaudium es Spes von 1966 [sic! Von 1965] zum Ausdruck kommt – war die Öffnung zur Welt, der Verzicht auf den Anspruch sie zu
regieren, um, im Gegensatz, ihr zu dienen, im Lichte der evangelischen Demut,
in der Anerkennung ,der Autonomie der weltlichen Wirklichkeiten‘. [...] In
keinem Teil der Welt außer in Lateinamerika hatte diese Botschaft der
befreienden Mission der Kirche größeres Echo. Ausgehend von einer historischen
Situation von Elend und Unterdrückung und der konkreten Praxis der ,kirchlichen
Basisgemeinden‘ seit 1970, entstand die Theologien der Befreiung. Sie
begründeten sich auf die vorrangige evangelische Option für die Armen.“*
* ROGER GARAUDY, Integrismes,
Pierre Belfond, Paris, 1990, S. 50-51.
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„Die sowjetische Regierung
war damit einverstanden,
dass Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche
dem
Konzil beiwohnten, unter der Bedingung, dass dieses
von einer Verurteilung des
Kommunismus absehe“
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Heute weiß man, dass Johannes
XIII sich wünschte, dass Vertreter des Moskauer Patriarchats unbedingt beim
Konzil anwesend sein sollten. Die sowjetische Regierung war damit
einverstanden, dass Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche dem Konzil
beiwohnten, unter der Bedingung, dass dieses von einer Verurteilung des
Kommunismus absehe. Der Papst stimmte dieser Bedingung zu.*
Vgl. ROBERTO DE MATTEI, Il Concílio Vaticano II – Una storia mai scritta, Lindau, Torino,
2010, S. 172-180, 360-364, 422-426, 492-504, 512-514,563-567,580-588.
Aus dieser Tatsache erklärt
sich, dass eine Petition von 213 Konzilsvätern, dass das Konzil die Irrtümer
des Marxismus, des Sozialismus und des Kommunismus verurteilen solle*, weder
von Johannes XXIII noch von Paul VI. beachtet wurde.
*
Vgl. Catolicismo, Nr. 157, Januar
1964, S. 5.
Gaudium et spes beschränkt sich auf eine höchst verständliche Analyse
der verschiedenen Arten von Atheismus (GS Nr. 19, 20 und 21), die in der Erklärung
mündet, dass „Glaubende und
Nichtglaubende, zum richtigen Aufbau dieser Welt, in der sie gemeinsam leben,
zusammenarbeiten müssen“. „Das kann gewiss nicht geschehen ohne einen
aufrichtigen und klugen Dialog“ (GS Nr. 21).
Ist aber „ein aufrichtiger Dialog“ mit den gottlosen Führern eines
laizistischen, gegen die Kirche wütenden Staates, wie Gaudium et spes gleich im nächsten Satz beschreibt, überhaupt
möglich?: Die „Kirche beklagt die
Diskriminierung zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden, die gewisse
Staatslenker in Nichtachtung der Grundrechte der menschlichen Person
ungerechterweise durchführen“ (GS Nr. 21).
Wie soll man sich vorstellen,
dass diese Staatslenker sich zu einer Mitarbeit erbieten werden, „zum richtigen
Aufbau dieser Welt, in der sie gemeinsam leben“? Es war eine
gescheiterte Hoffnung, wie es die seitdem fünfzig vergangenen Jahre bewiesen
haben.
Es ist also nicht übertrieben,
den Ausdruck ralliement zu benutzen,
um darauf hinzuweisen, dass die Ostpolitik
des Vatikans sich tatsächlich die Mitarbeit der gottlosen Kommunisten für den
Aufbau eines gemeinsamen Werkes wünschte.
Das dritte Geheimnis von
Fatima beschreibt eine endlos lange Reihe verschiedener
weltlicher Personen, Männer und Frauen unterschiedlicher Klassen und
Positionen, die angeführt vom Papst, Bischöfe, Priester, Ordensmänner und
Ordensfrauen einen steilen Berg hinaufsteigen, auf dessen Höhe eine Gruppe von
Soldaten mit Feuerwaffen und Pfeilen auf sie schossen Diese Szene erinnert an die
Erschiessungskommandos der kommunistischen Regime...
Dieser
Zusammenhang wäre in den Zeiten des ralliement
mit dem Kommunismus unangebracht!
Wenn
das dritte Geheimnis 1960 veröffentlicht und ausgelegt worden wäre, hätte es
Schwierigkeiten für diese Annäherungspolitik geben können. Die Verantwortlichen
hielten es für sicherer, es nicht zu veröffentlichen.
Catolicismo – Welche Folgen hatte diese
Öffnung zur modernen Welt für das Leben der Kirche?
Antonio Borelli Machado – Es
hatte schwerwiegende Folgen, denn sie beseitigte die Schranken, die die Gläubigen
vor der Ansteckung mit den Irrtümern der modernen Welt schützte. In der Tat
hatte der Fall der ideologischen Barrieren zwischen Kirche und Welt zur Folge,
die Gläubigen zur Aufgabe der unveräußerlichen Prinzipien der katholischen
Lehre zu führen – was sie in ihrem Gewissen eigentlich nicht hätten tun dürfen -,
und in großem Maße die Art des Denkens und des Tuns der Welt übernahmen und
somit alle Probleme, mit denen die Pastoral der Kirche heute zu kämpfen hat,
noch verschimmern.
Diese Folgen entgingen aber nicht
dem scharfen Blick von Kardinal Ratzinger. 2005 zum Papst gewählt, hielt er
beim Weihnachtsempfang am 22. Dezember desselben Jahres eine bedeutende
Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der römischen Kurie in
der er mahnte: „Das Problem wird noch
deutlicher, wenn wir anstatt des allgemeinen Terminus »heutige Welt« ein
anderes, treffenderes Wort wählen: Das Konzil musste das Verhältnis von Kirche
und Moderne neu bestimmen. [...] Wenn jemand erwartet hatte, dass das
grundsätzliche »Ja« zur Moderne alle Spannungen lösen und die so erlangte
»Öffnung gegenüber der Welt« alles in reine Harmonie verwandeln würde, dann hatte er die inneren Spannungen und
auch die Widersprüche innerhalb der Moderne unterschätzt; er hatte die
gefährliche Schwäche der menschlichen Natur unterschätzt, die in allen
Geschichtsperioden und in jedem historischen Kontext eine Bedrohung für den Weg
des Menschen darstellt. [...] Auch in unserer Zeit bleibt die Kirche ein
»Zeichen, dem widersprochen wird« (Lk 2,34). [...] Es konnte nicht die Absicht des Konzils sein, diesen Widerspruch des
Evangeliums gegen die Gefahren und Irrtümer des Menschen aufzuheben“.
Wäre das dritte Geheimnis von
der kirchlichen Hierarchie verstanden worden und es ihre Optionen orientiert hätte,
so hätte auch vermieden werden können,
dass die Gläubigen von den Irrtümern der
modernen laizistischen Staaten kontaminiert worden wären.
Catolicismo – Wie kam es endlich zur Veröffentlichung des dritten
Geheimnisses?
Antonio Borelli Machado – Papst Johannes Paul II. wurde Opfer eines
sakrilegischen Schusswaffenattentats am 13. Mai 1981, am Tag an dem man die
erste Erscheinung der Muttergottes in Fatima feierte. Diese Übereinstimmung von
Tat und Tag warf natürlich in der katholischen Welt die Frage auf, ob es einen
Zusammenhang zwischen dem Attentat und der Botschaft von Fatima gäbe. Es ist
auch verständlich, dass der Papst selbst nun ein besonderes Augenmerk auf das
dritte Geheimnis warf. So bat er, als er noch in der Poliklinikum Gemelli war,
wo er zwischen Leben und Tod schwebte, sobald es ihm möglich war, Einsicht in
das Geheimnis zu bekommen. Die Verknüpfung des Attentats mit dem dort
beschriebenen Martyrium eines Papstes war beeindruckend, jedoch nicht absolut,
denn im Geheimnis stirbt der Papst, und er hatte überlebt. Was ihm aber nicht
davon abhielt an ein wunderartiges Eingreifen der Muttergottes zu glauben, dass
die Kugel kein lebenswichtiges Organ getroffen hatte. Die Kugel wurde später
dem Heiligtum von Fatima übergeben und in die Krone der Marienstatue eingefasst.
Das Thema Fatima war dem
Papst nicht fremd, war er doch einer der 510 Konzilsväter, die eine Petition a
Paul VI. unterschrieben hatten, dieser möge doch zum Anlass des Konzils, da ja
alle Bischöfe der Welt dort versammelt waren, die Weihe Russlands und der Welt
an das Unbefleckte Herz Mariens vollziehen. Diese Weihe war von der
Muttergottes gebeten worden, als Garant für die Bekehrung dieses
kommunistischen Landes und der Welt und die Aufhebung der angedrohten Strafe
für die moderne Welt.
Al Johannes Paul II sich von
den Folgen des Attentats erholt hatte, unternahm er wiederholte Male die Weihe
der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens. Die sich am meisten an die von der
Muttergottes gewünschten Bedingungen näherte, war die vom 25. März 1984, bei
der er jedoch, gehemmt von den Sperren der Ostpolitik,
den Namen Russlands nicht aussprach, wenn auch – wie er erklärte – er ihn
Mental in die Weihe mit einbezog.
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„Es ist nicht übertrieben, den Ausdruck ralliement
zu benutzen, um
darauf hinzuweisen, dass die
Ostpolitik des Vatikans sich tatsächlich die
Mitarbeit
der gottlosen Kommunisten für den Aufbau
eines gemeinsamen Werkes
wünschte“
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Es fehlte dann nur noch die
Veröffentlichung des Geheimnisses. Ein Sprichwort sagt „Rom hat es nicht eilig“. Doch wie Svidercoschi in seiner eingangs
erwähnten Frage an Kardinal Ratzinger hervorhob, sensationalistische
Spekulationen über seinen Inhalt beunruhigten das gläubige Volk und brachten
die oberste Leitung der Kirche in Verlegenheit.
So kam es dann, dass im
Dezember 1999 – achtzehn Jahre nach dem Attentat - Johannes Paul II. entschied
die Veröffentlichung zu genehmigen. Er beauftragte den Bischof von
Leiria-Fátima zu verkünden, dass die Veröffentlichung des Geheimnisses stattfinden
würde, wenn der Papst am 13. Mai 2000 nach Fátima käme.
Es gab einen kleinen Aufschub
dieses Datums. Der Präfekt der Glaubenkongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, erwägt
gegenüber dem Papst die Notwendigkeit das gläubige Volk über die Tragweite
privater Offenbarungen aufzuklären, selbst über die von Fátima, wenn sie auch
schon vielmals bestätigt worden sind. Denn tatsächlich verpflichten sie
niemanden diese wie ein Glaubensdogma anzunehmen.
Übrigens, wie Kardinal
Ratzinger erklärte, war die Tatsache, dass das Geheimnis 1960 nicht
veröffentlicht wurde, keine dogmatische Entscheidung, sondern eine
Vorsichtsmaßnahme: „Es ist sicher, dass
die Entscheidung der drei Päpste [...] das Geheimnis nicht zu veröffentlichen keine dogmatische Entscheidung war, sondern
eine Vorsichtsmaßnahme. Und man kann immer über den Vorsichtscharakter einer
Entscheidung diskutieren, ob man politisch nicht eine andere Entscheidung
hätte vorziehen sollen. Deshalb soll man diese Haltung der Päpste nicht dogmatisieren“.
Und da es kein dogmatischer
Akt war, ist er nicht durch das Charisma der Unfehlbarkeit betroffen: „Über den Vorsichtcharakter einer
Entscheidung kann man immer diskutieren“.
Letztendlich wurde das
dritte Geheimnis im Jahr 2000 veröffentlicht. Und es ergab sich, was Kardinal
Ratzinger gleich am Anfang seines theologischen
Kommentars geahnt hatte: „Wer den Text des
sogenannten dritten „Geheimnisses“ von Fatima aufmerksam liest, der hier im Auftrag des
Heiligen Vaters erstmals wörtlich
veröffentlicht wird, wird nach allen vorangegangenen Spekulationen vermutlich
enttäuscht oder verwundert sein. Keine großen Geheimnisse werden enthüllt;
der Vorhang vor der Zukunft wird nicht aufgerissen. Wir sehen im Zeitraffer die
Kirche der Martyrer des nun abgelaufenen Jahrhunderts in einer schwer deutbaren
Symbolsprache zusammengefasst. Ist es nun das, was die Mutter des Herrn der
Christenheit, der Menschheit in einer Zeit großer Fragen und Bedrängnisse
kundgeben wollte?“ (Die Botschaft von Fátima, Kongregation für
die Glaubenslehre. Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano, 2000.)
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„Die Weihe Russlands und der Welt an das
Unbefleckte Herz Mariens
vollziehen. Diese Weihe
war von der Muttergottes gebeten worden, als Garant
für
die Bekehrung dieses kommunistischen Landes und der
Welt und die Aufhebung der
angedrohten Strafe für die moderne Welt“
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Unter Vorbehalt aller
Ehrerbietung, die dem Autor dieses Kommentars gebührt, der außerdem vom
Konklave 2005 auf den päpstlichen Thron erhoben wurde, enthüllt das dritte Geheimnis zwei wichtige Punkte des „Vorhangs der Zukunft“, die heute
sehr gegenwärtig sind und der weltlichen Aufmerksamkeit: die prophetische Ankündigung der Märtyrer des 21. Jahrhunderts und die Aussicht
einer Zerstörung von weltweitem Ausmaß. Übrigens, wie wir gesehen haben,
ist es Kardinal Ratzinger selbst, der in seinem Theologischen Kommentar diese zwei Punkte hervorhebt: Das Martyrium
und die Zerstörung.
Die Pilgerstatue von Fatima weint wunderartig in New Orleans, USA, im Jahr 1972 |
Catolicismo – Welches ist das Ausmaß der in Fátima angekündigten Strafe:
Bedeutet es die Zerstörung der Erde bis auf ihre Grundfesten?
Antonio Borelli Machado – Es ist schon beeindruckend, dass im
dritten Geheimnis „eine große Stadt, die halb zerstört war“
beschrieben wird. Was „halb zerstört“
ist, ist nicht total zerstört. Also wird einiges von dem, was heute existiert,
bestehen bleiben. Man könnte annehmen, dass es eine selektive Zerstörung sein
wird...
In
einem Abschnitt der oben erwähnte Enzyklika Immortale
Dei, gibt Leo XIII. an, dass in früheren Zeiten – der Hinweis auf das
Mittelalter ist intuitiv anzunehmen – „diese Staatsordnung über alles Erwarten Früchte
trug, die noch nicht vergessen sind.
Hierfür gibt es unzählige Zeugnisse aus der Geschichte, welche durch keine Arglist
der Feinde verfälscht oder verdunkelt werden können“.
Wenn diese „Zeugnisse“ ... „durch keine Arglist der Feinde verfälscht oder verdunkelt werden
können“, dann kann man folgern, dass beim Ausbrechen der Strafe Gott sie
verschonen wird.
Welches sind diese Zeugnisse?
Die Erinnerung an die
Vergangenheit besteht nicht fort nur durch historische
Zeugnisse, sondern auch im Kern der im Laufe der Jahrhunderte verfestigten Gesetze und Institutionen; wie auch auf sichtbarerer Weise in den Denkmälern,
die die Zeit und der Mensch nicht zerstört haben. Ein schauriges und
erschreckendes Beispiel war das Vorhaben der Revolutionären von 1789, die
Kathedrale von Notre Dame in Paris – dieses Kleinod der mittelalterlichen
Christenheit - zu zerstören. Sie zum Verkauf ausgeschrieben und es meldete sich
sogar ein Käufer. Doch durch die Wirren der Revolution kam es nicht zur Zahlung
der Summe und der Kauf wurde storniert.
Nun, mit dem Herannahen der
Jahrhundertfeier von Fatima versuchen
die modernen Revolutionäre den letzten Überfall auf die christliche
Zivilisation zu verüben: Mit blindem Hass stürzen sie sich gegen die noch
bestehenden heiligen Prinzipien der Familie und beabsichtigen, unter anderen
Vorhaben, mit der Einführung der Gender-Ideologie,
selbst die biologische Natur des Menschen aufzuwühlen. Nach dieser Irrlehre
wird der Mensch nicht als Mann oder Frau geboren, sondern er wird Mann oder
Frau nach seinen persönlichen Neigungen. Eine unerhörte Anschauung!
Es ist jedoch tröstlich
wahrzunehmen, dass viele unserer Zeitgenossen,
die früher passiv den revolutionären Übergriffen gegenüberstanden, heute
anfangen zu reagieren und erheben somit unvorhergesehene Hindernisse gegen
die Endcoup der Revolution.*
* Für eine scharfsinnige Analyse des revolutionären
Prozesses, der die christliche Zivilisation und Kultur seit dem ausgehenden
Mittelalter bis zur heutigen Zeit erodiert, siehe die Studie Revolution und Gegenrevolution von PLINIO
CORRÊA DE OLIVEIRA, im Portugiesischen Original oder die Übersetzung in vielen
Sprachen wie Deutsch, Englisch, Estnisch, Französisch, Italienisch, Japanisch,
Litauisch, Rumänisch, Russisch Spanisch, Ukrainisch und Weißrussisch.
Aus dem hier dargelegten,
kann man voraussagen, dass der revolutionäre Prozess nicht die totale
Zerstörung – der Prinzipien, Institutionen und Monumente der christlichen
Zivilisation - erreichen wird, wie er es vorhat. Er wird auf den Widerstand
einer kleinen aber immer größeren Zahl von Gläubigen stoßen.
Nicht ohne tiefe
Ergriffenheit sieht man in der letzten
Szene des dritten Geheimnisses die unerwartet große Reihe derer, die fern von
Gott waren, und als sie sich Ihm zuwenden, mit dem Blut der Märtyrer gesalbt
werden, das vorher von zwei Engeln unter den Balken des Kreuzes in
kristallenen Gefäßen aufgefangen wurde.
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„Mit dem Herannahen der Jahrhundertfeier
von Fatima versuchen die modernen Revolutionäre
den letzten Überfall auf die christliche Zivilisation
zu verüben: Mit blindem Hass stürzen sie sich
gegen die heiligen Prinzipien der Familie.“
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Diesen unbekannten Nutznießern
des Blutes der Märtyrer ist es angebracht, nach dem Prinzip des Tertulian, in
Liebe die Reste der Christenheit – die von Leo XIII. erwähnten Zeugnisse
– hinzuzufügen und auf dieses Fundament die künftige christliche Zivilisation
wieder aufzubauen, und sie zum höchsten Glanz zu erheben, den sie selbst nicht
im Mittelalter erreicht hatte.
Dazu müssen sie alle Trümmer
des laizistischen, egalitären und gottlosen Staates beseitigen, die auf der
Erde übriggeblieben sind und darauf „eine strenge, hierarchische, wesenhaft sakrale,
antiegalitäre und antiliberale christliche Kultur“ wieder aufbauen, wie es Prof.
Plinio Corrêa de Oliveira in „Revolution
und Gegenrevolution“ lehrt*.
*
II. Teil, II. Kapitel 1
Insgesamt alles in einem
tiefgründigen Marianischen Tonus gehalten, wie es der hl. Ludwig Grignion von
Montfort in seiner Abhandlung der wahren
Andacht zu Maria (Nr. 217) verkündet:
- „Wann wird die glückliche
Zeit kommen, da die Seelen ebenso die Liebe Mariä atmen, wie die Leiber die
Luft?“
Wir wissen nicht, wann das
sein wird. Eines ist jedoch sicher: Es wird sich wirklich ereignen, denn die
Muttergottes hat am Ende des zweiten Geheimnisses versprochen: „Am
Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren!“
(*) Dieses Interview wurde gegeben an die katholische Monatszeitschrift „Catolicismo“ und in der Ausgabe von Oktober 2016 veröffentlicht.
Hier wird eine freie deutsche Übersetzung des gesamten Interviews wiedergegeben.
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