Donnerstag, 23. März 2017

Die Prinzessin von Lamballe




„Die Prinzessin von Lamballe“, sagt ihr Biograph Lescure, „ist nach Madame Elisabeth (Schwester Ludwig des XVI.) das ruhmvollste und reinste unter den strahlenden Opfern, welche, die Palme des Martyriums in der Hand, Marie Antoinette in das Jenseits geleiten. In Vollendung steht die Prinzessin von Lamballe hinter der engelgleichen Madame Elisabeth zurück, ihr Lächeln ist jedoch süßer, ihr Blick zärtlicher, ihre Güte menschlicher, ihre Frömmigkeit naiver, und so fesselt sie unwillkürlich unsere Teilnahme und wir geben ihr oft den Vorzug; ist jene schon eine Heilige, so ist diese noch ein Weib; vor jener fällt man auf die Knie, diese wagt man zu lieben, bis zum Ende bleibt ihr die Anmut. Ganz originell hatte sie auch den Muth, selbständig zu sein: sie war rein inmitten einer verdorbenen Welt, wahrhaft, zur Zeit, da die Lüge als höchste Kunst galt. Sie war ein Vorbild kindlicher Liebe, ehelicher Tugend und heroischer Treue: Sie starb für ihre Familie, sie starb, weil sie die Königin nicht verlassen und den König nicht lästern wollte.“

Quelle: J. B. Weiß, Weltgeschichte. XVI. Bd., 3. Aufl., S. 178.

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