Unter den vielen Aspekten der Revolution ist es wichtig hervorzuheben, dass sie ihre Kinder dazu führt, Begriffe wie Gut und Böse, Erbsünde und Erlösung zu unterschätzen oder gar zu leugnen.
1. Die Revolution leugnet Sünde und Erlösung
Wie wir gesehen haben, ist die Revolution ein Kind der Sünde. Würde sie diese Tatsache jedoch anerkennen, würde sie sich selbst bloßstellen und sich gegen ihren eigenen Ursprung wenden.
So erklärt es sich, daß die Revolution nicht nur mit einem Mantel des Schweigen ihre Herkunft bedeckt, sondern sogar den Begriff der Sünde selbst leugnet. Diese radikale Leugnung der Sünde schließt ebenso die Erbsünde wie die persönliche Sünde ein. Sie geschieht vor allem:
— in philosophischen und juristischen Systemen, die einem moralischen Gesetz jede Gültigkeit und gar Existenz absprechen oder es auf die haltlosen, lächerlichen Fundamente des Laizismus stellen,
— in Tausenden von Propagandaaktionen, die die Massen in einen seelischen Zustand versetzen, in dem es zwar nicht geradeheraus heißt, es gebe keine Moral, aber doch so getan wird, als sei nicht vorhanden; die der Tugend geschuldete Verehrung aber wird auf Götzen wie Geld, Arbeit, Macht, Erfolg, Sicherheit, Gesundheit, körperliche Schönheit, Muskelkraft, Sinnengenuß und dergleichen umgeleitet.So zerstört die Revolution im heutigen Menschen nach und nach den Begriff der Sünde selbst und damit die Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Ipso facto leugnet sie dann auch die Erlösung durch Unseren Herrn Jesus Christus, denn ohne Sünde verliert diese ihren Sinn und jeden logischen Bezug zu Geschichte und Leben.
2. Ein geschichtliches Beispiel:
Die Leugnung der Sünde im Liberalismus und Sozialismus
In jeder Phase war die Revolution stets darauf aus, die Sünde zu unterschätzen oder radikal zu leugnen.
A. Die unbefleckte Empfängnis des Individuums
In ihrer liberalen, individualistischen Phase lehrte sie, daß der Mensch über eine unfehlbare Vernunft, einen starken Willen und jeder Zügellosigkeit abholde Leidenschaften verfügt. Daraus wurde die Vorstellung von einer menschlichen Ordnung abgeleitet, in der das als vollkommenes Wesen angesehene Individuum alles war, der Staat aber nichts oder fast nichts, ein notwendiges Übel und vielleicht nur vorerst notwendig. In dieser Zeit, glaubte man, die einzige Ursache allen Übels, aller Irrtümer und Verbrechen sei die Unwissenheit. Schulen eröffnen hieße Gefängnisse schließen. Das Hauptdogma dieser Illusion war die unbefleckte Empfängnis des Individuums.
In dieser Phase versuchte der Liberale sich von einer eventuellen Übermacht des Staates zu verteidigen und die Bildung von Cliquen, die ihm die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten abnehmen würden, zu verhindern. Seine wichtigsten Waffen dazu waren die Gewährung politischer Freiheiten und die Einführung des allgemeinen Wahlrechts.
B. Die unbefleckte Empfängnis der Masse und des Staates
Die Unhaltbarkeit dieser Lehre zeigte sich wenigstens teilweise schon im vergangenen Jahrhundert. Die Revolution gab jedoch nicht auf. Statt ihren Irrtum zuzugeben, ersetzte sie ihn durch einen neuen, nämlich durch die unbefleckte Empfängnis der Massen und des Staates. Der Einzelne neigt zum Egoismus und kann irren; die Massen aber irren nie und lassen sich nicht von den Leidenschaften hinreißen. Ihr makelloses Werkzeug ist der Staat. Ihr unfehlbares Sprachrohr ist das allgemeine Wahlrecht, das von sozialistischen Gedankengut durchdrungene Parlamente schafft, oder aber der starke Wille eines charismatischen Diktators, der die Massen stets zur Verwirklichung ihres Willens führt.
3. Die Erlösung durch Wissenschaft und Technik: Die Utopie der Revolution
Gleich ob die Revolution ihr ganzes Vertrauen auf das einzelne Individuum, die Massen oder den Staat setzt, sie vertaut sich immer dem Menschen an. Durch Wissenschaft und Technik selbständig geworden, kann er alle seine Probleme lösen und Schmerz, Armut, Unwissenheit, Unsicherheit, alles schließlich, was wir als Folge der Erbsünde und der aktuellen Sünde bezeichnen, aus der Welt schaffen.
Eine Welt, in der die zu einer Weltrepublik vereinigten Vaterländer nichts anderes sind als geographische Bezeichnungen, eine Welt ohne soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, unter der Leitung von Wissenschaft und Technik, durch Propaganda und Psychologie, in der der Mensch ohne Rückgriff auf das Übernatürliche seine endgültige Glückseligkeit verwirklichen kann: das ist die Utopie, zu der die Revolution uns führt.In einer solchen Welt hat die Erlösung durch Unsern Herrn Jesus Christus kein Platz mehr, denn der Mensch wird das Böse durch die Wissenschaft überwunden und die Erde in einen technisch vergnügliche „Himmel“ verwandelt haben. Und mit einer unendlichen Verlängerung des Lebens hofft er eines Tages auch den Tod besiegen zu können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen