Dienstag, 5. April 2011

VI. Der Vormarsch der Revolution


Die vorausgehenden Überlegungen haben uns schon einige Hinweise auf den Vormarsch der Revolution gegeben, nämlich: auf ihren fortschreitenden Charakter, die von ihr durchlaufenen Metamorphosen, auf ihr Hervorbrechen aus dem Innersten des Menschen und schließlich auf ihre Umsetzung in die Tat. Wie man sieht, gibt es eine der Revolution ganz eigenen Dynamik. Diese können wir deutlicher verstehen, wenn noch andere Aspekte des Vormarsches der Revolution betrachten.

1. Die Antriebskraft der Revolution

A. Die Revolution und die ungeordneten Tendenzen

Die stärkste Antriebskraft der Revolution beruht auf den ungeordneten menschlichen Tendenzen.
Deshalb wurde die Revolution mit einem Wirbelsturm, einem Erdbeben, einem Zyklon verglichen. Die hier beschworenen Kräfte der aus den Fugen geratenen Natur sind sichtbarer Ausdruck der ungezügelten menschlichen Triebe.

B. Die Paroxysmen der Revolution sind bereits in ihrem Keim anzutreffen

Gleich den Naturkatastrophen haben die menschlichen bösen Triebe über eine ungeheure Zerstörungskraft.
Diese Kraft ist bereits mit all ihren gefährlichen Auswirkungen potentiell schon im ersten Moment ihrer großen Explosionen vorhanden, die erst später in ihren schlimmsten Exzessen sichtbar wird. So enthielten bereits die ersten Verneinungen des Protestantismus zum Beispiel implizit die anarchistischen Bestrebungen des Kommunismus. Wenn auch Luther im Lichte seiner der expliziten Aussagen nichts anderes war als eben Luther, so war doch in allen Tendenzen, in der Seelenverfassung und der ganzen Unberechenbarkeit der lutherischen Explosion trugen bereits voll und ganz, wenn auch noch verborgen, der Geist Voltaires und Robespierre, Marx und Lenins gegenwärtig. (11)

C. Die Revolution verschlimmert noch ihre eigenen Ursachen

Diese wirren Tendenzen greifen wie ein Juckreiz und ein Laster um sich – je mehr man sie befriedigt, um so mehr nehmen sie zu. Sie bringen moralische Krisen, dann Irrlehren und schließlich Revolutionen hervor. Diese Folgen schüren ihrerseits wieder die ihnen zugrunde liegenden Tendenzen, und das Ergebnis ist ein analog verlaufender Prozess mit neuen Krisen, neuen Irrlehren und neuen Revolutionen. Auf diese Weise wird verständlich, warum wir uns heute einem solchen Paroxysmus der Ruchlosigkeit und Unmoral gegenüber sehen und sich uns gleichzeitig ein solcher Abgrund von Ordnungslosigkeit und Zwietracht auftut.

2. Das scheinbare Aussetzen der Revolution

Beim Betrachten ruhigerer Zeitabschnitte im revolutionären Prozess könnte man meinen, dass die Revolution hier zu einem Stillstand gekommen ist. Es entsteht dann der Eindruck, der revolutionäre Prozess sei unterbrochen worden, und man könne deshalb gar nicht von dem Einen Revolutionsprozess sprechen.
In Wirklichkeit sind diese Zeiten des Stillhaltens lediglich Phasen der Metamorphose der Revolution. Die Abschnitte scheinbarer Ruhe waren meist Zwischenzeiten stiller, doch tiefgehender revolutionärer Gärung, wie es z.B. die Zeit der Restauration in Frankreich zwischen 1815 und 1830 war. (12)

3. Ständige Verfeinerung

Wie wir unter 1.C. gesehen haben, bringt jede neue Phase der Revolution, verglichen mit der vorangegangenen, eine Verfeinerung mit sich. So haben der naturalistische Humanismus und der Protestantismus in der Französischen Revolution ihre Verfeinerung gefunden, und diese wiederum fand ihre Verschlimmerung im heutigen großen revolutionären Bolschewisierungsprozess der Welt.
Dem ist so, weil die ungeordneten Triebe in einem, der Beschleunigung nach dem Gesetz der Schwerkraft ähnlichen Vorgang immer mehr steigern und, indem sie sich von ihren eigenen Taten nähren, Folgen zeitigen, die ihrer Intensität entsprechen. So erzeugen in gleicher Progression Irrtümer neue Irrtümer und Revolutionen bahnen weiteren Revolutionen den Weg.

4. Die harmonischen Geschwindigkeiten der Revolution

Der revolutionäre Prozess verläuft in zwei verschiedenen Geschwindigkeiten, eine schnelle, ist im allgemeinen vordergründig zum Scheitern führt, und eine viel langsamere, die gewöhnlich von Erfolg gekrönt ist.

A. Die schnelle Gangart

Die präkommunistischen Bewegungen der Wiedertäufer zum Beispiel zogen umgehend auf verschiedenen Gebieten alle oder fast alle Konsequenzen aus dem Geist und den Tendenzen der Reformation und scheiterten.

B. Die langsame Gangart

Im Laufe von mehr als vier Jahrhunderten förderten die gemäßigteren, zwischen Etappen des Dynamismus und der Untätigkeit schwankenden Strömungen des Protestantismus, auf immer raffiniertere Weise zunehmend den Weg des Abendlandes auf das gleiche Ziel hin. (13)

C. Einträchtige Harmonisierung dieser Gangarten

Nun kommt es darauf an, die Rolle einer jeden Gangart im Hinblick auf das Fortschreiten der Revolution zu untersuchen.
Man könnte annehmen, die schnelleren Gangarten seien unergiebig. Dies ist jedoch keineswegs richtig. Der Ausbruch des Radikalismus wirbt wie eine Sturmfahne und zieht die Blicke der Gemäßigten auf sich, in dessen Richtung sie sich nun langsam hinbewegen. So lehnt der Sozialismus zwar den Kommunismus als solchen ab, bewundert ihn aber im stillen und neigt sich ihm zu. Dasselbe ließe sich sagen von dem Kommunisten Babeuf und seinen Anhängern während des letzten Aufflackerns der Französischen Revolution. Sie wurden zermalmt, doch langsam aber bewegt sich die Gesellschaft nach und nach auf das Ziel zu, dass jene sich gesteckt hatten. So scheitern die Extremisten nur scheinbar. Indirekt zwar, aber mit Nachdruck arbeiten sie der Revolution in die Hand, denn fast unmerklich bringen sie die zahllose Menge der „Vorsichtigen“, der „Gemäßigten“ und der „Mittelmäßigen“ dazu, ihre lasterhaften, übersteigerten Träume in die Wirklichkeit umzusetzen.

5. Einwände werden entkräftet

Nach diesen Ausführungen können nun einige Einwände geklärt werden, die vordem nicht angemessen hätten analysiert werden können.

A. Langsame Revolutionäre und „Halbgegenrevolutionäre“

Der Unterschied zwischen dem Revolutionär einer schnelleren Gangart und dem, der in seiner bedächtigeren Gangart erst langsam dazu wird, liegt darin, dass der beginnende Revolutionsprozess im ersteren praktisch auf keinerlei Widerstand stößt. Tugend und Wahrheit fristeten in dieser Seele ein nicht mehr als oberflächliches Dasein. Wie trockenes Holz vermag sie der geringste Funke in Brand zu setzen. Wenn der Prozess dagegen langsam vonstatten geht, so bedeutet dies, dass der Funke der Revolution wenigstens teilweise auf grünes Holz stößt. Mit anderen Worten kann man sagen, dass er viel Wahrheit und Tugend antrifft, die sich vom Geist der Revolution nicht vereinnahmen lassen. Eine so geartete Seele befindet sich im Zwiespalt zwischen zwei einander entgegengesetzten Prinzipien, dem der Revolution und dem der Ordnung.

Das gleichzeitige Vorhandensein beider Prinzipien kann zu verschiedenen Ergebnissen führen:

* a. Der Revolutionär langsamer Gangart: Er läßt sich von der Revolution, der er nicht mehr entgegenzusetzen hat als den Widerstand der Trägheit, mitreißen.

* b. Der Revolutionär langsamer Gangart mit gegenrevolutionären „Gerinnseln“: Auch dieser lässt sich von der Revolution mitreißen. In irgendeinem konkreten Punkt verweigert er jedoch seine Zustimmung. So kann er etwa in allem ein Sozialist sein, von seinen aristokratischen Manieren möchte er jedoch nicht lassen. Je nach dem wird er sogar die Vulgarität des Sozialismus anprangern. Es ist dies zweifelsohne eine Art Widerstand. Doch dieser Widerstand stellt nur ein Detail in Frage, nicht die Prinzipien; er beruht lediglich auf Gewohnheiten und lebt von Eindrücken. Deshalb hat ein derartiger Widerstand auch keine weitreichenderen Folgen, er wird mit dem Individuum untergehen; wenn er aber in einer ganzen gesellschaftlichen Gruppierung vorkommen sollte, wird ihn die Revolution bei ihrem unerbittlichen Vorrücken früher oder später mit Gewalt oder Überredung in ein, zwei Generationen aus dem Wege räumen.

      * c. Der „Halbgegenrevolutionär“ (14): Er unterscheidet sich von dem vorher erwähnten lediglich darin, dass sein „Gerinnungsprozess“ energischer verlaufen ist und selbst den prinzipiellen Bereich erfaßt hat. Natürlich nur einige Prinzipien, nicht alle. Er reagiert nachdrücklicher, lebendiger gegen die Revolution. Sein Widerstand beruht nicht nur auf Trägheit. Er kann wenigstens theoretisch leichter zu einer gegenrevolutionären Haltung gebracht werden. Irgendeine Ausschreitung von Seiten der Revolution kann bei ihm zu einer umfassenden Veränderung führen, und alle gutartigen Tendenzen seines Wesens lassen ihn nun zu einer unerschütterlichen Abwehr finden. Solange diese glückliche Umwandlung aber nicht stattfindet, darf der „Halbgegenrevolutionär“ nicht als ein Kämpfer der Gegenrevolution angesehen werden.
      Typisch für den Konformismus des langsam vorgehenden Revolutionärs und des „Halbgegenrevolutionärs" ist die Leichtigkeit, mit der beide die Errungenschaften der Revolution hinnehmen. So halten sie es zum Beispiel zwar mit der These der Einheit von Kirche und Staat, leben aber lustlos nach dem Regime der Trennung, ohne auch nur die geringste Anstrengung zu machen, einer künftigen Einheit unter entsprechenden Bedingungen den Weg zu ebnen.

B. Protestantische Monarchien und katholische Republiken

      Gegen unsere Behauptung, dass die weltumfassende republikanische Bewegung dem protestantischen Geist entsprungen ist, ließe sich einwenden, dass es dann schwerlich zu erklären ist, warum es auf der ganzen Welt nur einen einzigen katholischen König gibt [1959], während doch so viele protestantische Länder monarchisch geblieben sind.
      Die Erklärung ist sehr einfach. Eine Reihe historischer, psychologischer und anderer Gründe hat dazu geführt, dass England, Holland und die skandinavischen Länder der Monarchie sehr nahestehen. Die Revolution konnte es bei ihrem Vordringen nicht verhindern, dass das monarchische Gefühl „gerann“. Und somit überlebt das Königtum hartnäckig in den genannten Ländern, obwohl die Revolution auf anderen Gebieten immer tiefer vordringt. Es „überlebt“ insofern, als man ein langsames Dahinsiechen noch überleben nennen kann. Denn die weithin auf pomphaftes Auftreten reduzierte englische Monarchie und die übrigen, in fast jeder Hinsicht in Republiken mit einem lebenslänglichen, erblichen Staatschef verwandelten, protestantischen Königreiche sterben langsam vor sich hin und werden wohl, wenn alles so weitergeht wie bisher, eines Tages lautlos verschwinden.
      Ohne leugnen zu wollen, dass es auch noch andere Gründe für dieses Überleben gibt, möchten wir jedoch einen übrigens äußerst wichtigen Faktor hervorheben, der mit unseren Ausführungen zu tun hat.
      In den südländischen Völkern ist der Hang zu äußerlich sichtbarer Disziplin, zu einer starken, geachteten Staatsmacht aus vielerlei Gründen sehr viel schwächer.
Daher stieß die Revolution bei ihnen nicht auf ein so tief verwurzeltes Monarchiebewusstsein. Die Throne fielen ihr leicht zum Opfer. Sie war jedoch bisher nicht stark genug, auch die Religion mit sich zu reißen.

C. Protestantische Strenge

      Ein Argument gegen unsere Darstellung könnte auch von der Tatsache abgeleitet werden, dass gewisse protestantische Sekten eine derart große Strenge an den Tag legen, dass man diese schon fast als übertrieben ansehen muss. Wie kann man da den Protestantismus als ein sich aufbäumendes Streben nach Lebensgenuss bezeichnen?
Auch hier fällt es nicht schwer, den Einwand zu entkräften. In gewissen Kreisen stieß die Revolution auf einen starken Hang zur Strenge. So kam es zur Bildung eines „Gerinnsels". Und obwohl sie auf diesem Boden Triumphe des Hochmutes feiern konnte, war ihr auf dem Gebiet der Sinnlichkeit doch nicht der gleiche Erfolg vergönnt. In solchen Kreisen genießt man das Leben in den diskreten Freuden des Hochmutes und nicht in grober Fleischeslust. Es könnte sogar sein, dass die von übersteigertem Hochmut genährte Strenge der Sinnlichkeit übertrieben hart entgegentrat. Eine solche Haltung aber fruchtet nichts, wenn sie sich auch noch so hartnäckig geben mag. Über kurz oder lang wird sie von der Revolution infolge Entkräftung oder mit Gewalt, ausgemerzt. Der die Erde erneuernde Hauch wird bestimmt nicht von einem starren, kalten, mumifizierten Puritanismus zu erwarten sein.

D. Die Einheitsfront der Revolution

      Die oben erwähnten „Gerinnsel“ und Prozesse des Umdenkens führen normalerweise zu einem Zusammenstoß der revolutionären Kräfte. Bei einem oberflächlichen Beobachter könnte daher der Eindruck entstehen, dass die Kräfte des Bösen unter sich uneins sind und das einheitliche Bild, das wir uns vom revolutionären Prozess gemacht haben, falsch ist.
      Illusion. Aus einem tiefsitzenden Instinkt heraus entwickeln diese Kräfte eine erstaunliche Fähigkeit, einig zu sein, wenn es darum geht, der Katholischen Kirche entgegenzutreten, und daran kann man sehen, dass sie im Wesentlichen durchaus übereinstimmen, die inneren Widersprüche also nur nebensächlicher Natur sind.
      Während die ihnen noch verbliebenen Elemente des Guten zur Unfruchtbarkeit verurteilt sind, tun sich die revolutionären Kräfte um so mehr durch ihre Effizienz im Bösen hervor. Und so greifen sie von allen Seiten die Kirche an, die sich gleich einer belagerten Stadt von einem unermesslichen Heer umringt sieht.
      Inmitten dieser revolutionären Kräfte darf man nicht die Katholiken übersehen, die sich zwar zur kirchlichen Lehre bekennen, aber vom revolutionären Geist besessen sind. Tausendmal gefährlicher als die erklärten Feinde bekämpfen sie die Heilige Stadt innerhalb ihrer eigenen Mauern und verdienen mit vollem Recht die folgenden Bemerkungen Pius' IX.: „Obwohl die Kinder dieser Weltgeschickter sind als die Kinder des Lichtes, hätten ihre List und ihre Gewalttätigkeit sicher viel weniger Erfolg, wenn ihnen nicht eine große Anzahl derer, die sich Katholiken nennen, die Freundeshand entgegenstrecken würde. Leider gibt es solche, die in den Reihen unserer Feinde mitziehen wollen und sich darum bemühen, mit Hilfe liberal-katholisch genannter Lehren eine Allianz zwischen Licht und Dunkelheit, ein Bündnis zwischen Gerechtigkeit und Unrecht herzustellen; gestützt auf äußerst verderbliche Prinzipien, schmeicheln sie der weltlichen Macht, wenn diese sich in geistliche Dinge einmischt, und drängen die Seelen dazu, die widerrechtlichsten Gesetze zu respektieren oder doch wenigstens zu tolerieren. Ganz so, als ob nicht geschrieben stände, dass niemand zwei Herren dienen kann. Sie sind gewiss viel gefährlicher und verhängnisvoller als die erklärten Feinde, nicht nur weil sie diesen vielleicht unbewusst ihre Unterstützung schenken, sondern auch weil sie innerhalb gewisser Grenzen verurteilten Überzeugungen anhängen und dennoch eine Haltung der Redlichkeit und untadeligen Lehre an den Tag legen; auf diese Weise ködern sie die unbesonnenen Freunde der Versöhnlichkeit und betrügen rechtschaffene Menschen, die sich sonst gegen einen offenen Irrtum empören würden. Deshalb entzweien sie die Geister, zerstören die Einigkeit und schwächen die Kräfte, die eigentlich gegen den Feind geeint werden sollten“. (15)

6. Die Agenten der Revolution: Die Freimaurerei und andere geheime Kräfte

      Da wir gerade von den Antriebskräften der Revolution sprechen, sollten wir auch ein paar Worte über ihre Agenten sagen.
      Wir halten es nicht für möglich, dass der Dynamismus menschlicher Leidenschaften und Fehler allein im Stande wäre, so unterschiedliche Mittel zum Erreichen eines einzigen Ziels, nämlich des Sieges der Revolution, zu vereinigen.
      Um einen so zusammenhängenden und kontinuierlichen Prozess, wie den der Revolution, angesichts mannigfacher Wechselfälle und unvorhergesehener Ereignisse jeder Art Jahrhunderte hindurch aufrecht zu erhalten, bedarf es, so will es uns scheinen, des tätigen Eingreifens immer neuer Generationen von außerordentlich intelligenten und mächtigen Verschwörern. Die Vorstellung, dass die Revolution ihren heutigen Stand ohne diese Voraussetzung erreicht hätte, würde der Annahme gleichkommen, dass Hunderte von zum Fenster hinausgeworfenen Buchstaben auf dem Boden spontan irgendein Werk, sagen wir einmal die „Ode an Satan" von Carducci, bilden könnten.
      Die Antriebskräfte der Revolution wurden bis auf den heutigen Tag von äußerst scharfsinnigen Agenten manipuliert, die sich ihrer zur Durchführung des revolutionären Prozesses bedient haben.
Im allgemeinen können wir als Agenten der Revolution alle möglichen Sekten bezeichnen, die von der ersten Stunde an bis heute zur Verbreitung des revolutionären Gedankens oder zur Artikulierung revolutionärer Machenschaften von ihr hervorgebracht wurden. Die Hauptsekte aber, um die herum sich alle anderen als eine Art gewöhnlicher Hilfskräfte - manchmal bewusst, manchmal auch unbewusst - anordnen, ist die Freimaurerei, wie man mit aller Deutlichkeit den päpstlichen Äußerungen, vor allem aber der Enzyklika Humanum Genus Leos XIII. vom 20. April 1884 entnehmen kann. (16)
      Die von den Verschwörern, vor allem aber von der Freimaurerei errungenen Erfolge sind nicht nur der ihnen unbestrittenen eigenen Fähigkeit zum Artikulieren und Konspirieren zuzuschreiben, sondern auch ihrem klaren Wissen um das tiefere Wesen der Revolution und darum, wie sie natürliche Gesetzmäßigkeiten, wie Politik, Soziologie, Psychologie, Kunst, Wirtschaft usw., zur fortschreitenden Verwirklichung ihrer Pläne einzusetzen vermögen.
      In dieser Hinsicht gehen die Agenten des Chaos wie ein Wissenschaftler vor, der sich nicht nur auf seine eigenen Mittel beschränkt, sondern auch die tausendfach mächtigeren Kräfte der Natur studiert und sie für sich wirken lässt.
Diese Tatsache erklärt nicht nur einen großen Teil des Erfolges der Revolution, sondern ist auch als ein wichtiger Hinweis für die Soldaten der Gegenrevolution anzusehen.

Heilsame Folgen der Verbindung der Kirche mit dem Heiligen Römischen Reich




„Als aber die bürgerliche Gesellschaft der Menschen sich gleichsam aus den Ruinen des Römischen Reiches erhob und zur Hoffnung christlicher Größe wiederauflebte: da haben die Römischen Päpste durch die Einrichtung des Heiligen (Römischen) Reiches (Sacrum Romanum Imperium) die staatliche Macht auf einzigartige Weise geweiht. Hierdurch gelangte die herrscherliche Gewalt auf ihre erhabenste Rangstufe. Ohne Zweifel würde diese Einrichtung sowohl für die religiöse, als auch für die bürgerliche Gesellschaft jederzeit förderlich und nützlich gewesen sein: wenn die Idee, welche die Kirche mit ihr verband, von Herrschern und Völkern immer geteilt worden wäre. In der Tat dauerte in den staatlichen Verhältnissen Ruhe und zufriedenes Gedeihen an, so lange die Freundschaft und Übereinstimmung zwischen den beiden Gewalten fortdauerte. Wenn die Völker sich zu Ausschreitungen hinreißen ließen: da war die Kirche nahe, um den Frieden zu vermitteln, indem sie einen jeden an dessen Pflicht erinnerte und die aufstürmenden Leidenschaften teils in Güte, teils durch ihre Autorität in Schranken hielt. Ebenso, wenn die Herrscher in der Regierung sich Fehler zuschulden kommen ließen: da wandte sie selbst sich an die Herrscher, setzte die Rechte, Bedürfnisse und gerechten Wünsche der Völker vor ihnen auseinander, und riet zu einem ausgeglichenen Vorgehen, zu Milde und Güte. Auf diese Weise wurde es oft erreicht, dass die Gefahr von Empörungen und Bürgerkriegen abgewehrt wurde.“
Aus der Enzyklika „Diuturnum illud“ von Leo XIII. vom 29.06.1881