Die Kirche ie bewahrt mit größter Treue die erzieherische Weisheit Gottes; daher kann sie nicht daran denken und denkt nicht daran, die für jedes Volk eigentümlichen Sonderwerte anzutasten oder minder zu achten, die von jedem mit empfindsamer Anhänglichkeit und mit begreiflichen Stolz gehegt und als kostbares Vätergut betrachtet werden. Das Ziel der Kirche ist die Einheit im Übernatürlichen und in umfassender Liebe in Gesinnung und Tat, nicht die Einerleiheit, die nur äußerlich und oberflächlich ist, und gerade darum kraftlos macht.
Die Kirche begrüßt freudig und begleitet mit mütterlichem Wohlwollen jede Einstellung und Bemühung für eine verständige und geordnete Entfaltung solcher eigengearteter Kräfte und Strebungen, die im Eigensein jedes Volkstums wurzeln; Voraussetzung dabei ist nur, dass sie mit den Verpflichtungen nicht im Widerspruch stehen, die sich der Menschheit durch ihren einheitlichen Ursprung und durch die Einheitlichkeit ihrer gemeinsamen Aufgaben auferlegen.
Diese grundsätzliche Regel ist der Leitstern im allumfassenden Apostolat der Kirche, wie ihr Wirken auf dem Missionsfelde nicht nur einmal zeigt. Ungemein viele Untersuchungen und bahnbrechende Forschungen sind das mit Opfern, Hingabe und Liebe gewirkte Werk der Glaubensboten aller Zeiten; Untersuchungen und Forschungen, die darauf abzielten, das innere Verständnis und die Achtung vor verschiedenartigstem Kulturgut zu erleichtern und seine geistigen Werte zum Besten einer lebendigen und lebensnahen Verkündigung der Frohbotschaft Christi zu heben. Jedwede Gebräuche und Gewohnheiten, die nicht unlösbar mit religiösem Irrtum verknüpft sind, werden stets mit Wohlwollen geprüft und - wenn immer möglich - geschützt und gefördert.
Aus der Enzyklika "Summi Pontificatus" von Pius XII. vom 20. Oktober 1939
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