Samstag, 14. Dezember 2019

Besitzt der „Synodale Weg“ Legitimität oder bildet er eine Pseudosynode?



von Mathias von Gersdorff

In der offiziellen Informationsseite des „Synodalen Wegs“ ist in den vielen Texten die Aussage gestreut, dass die Letztentscheidung bei den Ortsbischöfen liegt. Im Falle von Beschlüssen, die die Weltkirche betreffen, liegt die endgültige Entscheidung beim Heiligen Stuhl.
Diese Stellen bilden so etwas wie eine Rückversicherung und sollen zeigen, dass sich der „Synodale Weg“ an die Regeln des Kirchenrechts und der hierarchisch verfassten Kirchenstruktur hält.
Jedoch gewinnt man den Eindruck, dass diese Aussagen nichts anderes sind als ein Feigenblatt.
Der Duktus der Dokumente und der vielen Erläuterungen zeigt nämlich eine ganz andere Stoßrichtung: Es soll eine parlamentarische Form fabriziert werden, deren Beschlüssen man den Anschein der Legitimität geben will.
Es fängt schon bei der Zusammensetzung der sog. Synodalversammlung an. Das ist das oberste Gremium des „Synodalen Weges“.
In § 3, Abs. Artikel 3 heißt es: „Die Synodalversammlung ist das oberste Organ und fasst die Beschlüsse. Die Mitglieder der Synodalversammlung haben gleiches Stimmrecht.“
Wichtig: Diese Versammlung soll Beschlüsse fassen. In den Erläuterungen heißt es sogar: „Verbindliche Beschlüsse werden von den Gremien des Synodalen Weges durch deren geregelte Abstimmungsverfahren zu solchen gemacht.“
Kardinal Marx hat selbst erklärt: „Es ist ein offener Weg, der zu Beschlüssen und Voten an die jeweils zuständigen kirchlichen Verantwortlichen führen soll.“
Aber in wessen Namen? Beispielsweise werden dort 69 Vertreter des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“ (ZdK) sitzen. Diese Personen vertreten maximal ihre eigenen Verbände, können aber nicht im Namen der Katholiken in Deutschland sprechen. Dafür haben sie schlicht und ergreifend kein Mandat.
In den Erläuterungen wird das ZdK folgendermaßen beschrieben: „Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist der Zusammenschluss von Vertreterinnen und Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolats und von weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. Organe des Zentralkomitees sind die Vollversammlung, der Hauptausschuss, das Präsidium sowie die Präsidentin bzw. der Präsident.“
Man kann vom ZdK halten, was man will. Jedenfalls repräsentieren sie keineswegs Personen im Sinne ihrer Angehörigkeit zur Kirche als Mystischer Leib Christi.
Beschlüsse, die unter solchen Bedingungen getroffen werden, sind – rein juristisch gesehen - null und nichtig.
Das sog. Synodalpräsidium wird gebildet durch den „Vorsitzenden und der stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz sowie die Präsidentin/der Präsident und eine Vize-Präsidentin/ein Vize-Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken“.
Keine dieser Personen vertritt die Katholiken in Deutschland, auch nicht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. In seiner Eigenschaft als Erzbischof von München-Freising kann er zwar für seine Diözesanen sprechen, nicht aber für die anderer Bistümer.
Das bedeutet: Weder aus einer „demokratischen“ Sichtweise noch aus einer Betrachtung der Kirche als mystischer Leib Christ besitzt dieser „Synodale Weg“ irgendeine Legitimität.
Man könnte die gesamte Satzung und alle Erörterungen der Informationsseite „synodaler.weg“ durchgehen und nach diesen Kriterien analysieren.
Stets würde klar werden, dass der „Synodale Weg“ ein massives Legitimitätsproblem besitzt und sowieso niemanden repräsentiert.
Der „Synodale Weg“ ist bestenfalls ein Treffen von Verbänden und Ad-Hoc-Gruppen, wie etwa die „15 junge Menschen, davon mind. 10 weibliche, die am 1. Dezember 2019 nicht älter als 30 Jahre sind und nicht dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehören“ (Quelle: Satzung Artikel 3). Diese können nicht für sich den Anspruch erheben, im Namen der Kirche oder für die Katholiken in Deutschland zu sprechen.
Aber es liegt ein weiteres Problem vor, das viel gravierender ist:
Der „Synodale Weg“ suggeriert, dass er die katholische Kirche in Deutschland versammelt.
Ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt: Jedenfalls liegt der Verdacht der Irreführung bzw. der Täuschung vor. Diese Versammlung suggeriert eine Autorität und ein Mandat, die sie nicht besitzt.
Aus diesem Grund gerät der „Synodale Weg“ in den Verdacht, eine illegale und illegitime Pseudosynode schismatischen Charakters zu sein.
Aus folgenden Gründen:
1. Sie fabriziert eine Leitungsstruktur, die weder Repräsentanz noch Mandat besitzt.
2. Sie will Beschlüsse fassen, wozu sie aus offensichtlichen Gründen nicht berechtigt ist.
3. Sie fabriziert eine Pseudo-Kirchenhierarchie mit Beschlussfähigkeit, was die Vermutung des schismatischen Handelns zulässt.
Kurz: Der „Synodale Weg“ suggeriert, ein Entscheidungsgremium zu sein, was den Tatbestand der Täuschung und Irreführung erfüllen könnte.
Wäre das tatsächlich der Fall, so würden die Bischöfe, die sich an dieser Pseudosynode beteiligen, dafür verantwortlich sein, eine schismatische Versammlung zu unterstützen.

Erstmals veröffentlicht in
http://mathias-von-gersdorff.blogspot.com/2019/12/synodaler-weg-
am 8. Dezember 2019

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.

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