Donnerstag, 29. Dezember 2016

„Von Jesse kam die Art...“



Im Weihnachtslied „Es ist ein Ros'entsprungen“ heißt es: „von Jesse kam die Art“. Dies bezieht sich auf Jes 11, 1. Gemeint ist, das Isai (auch Jesse genannt),  vorfahre von Jesu Christi ist.
So zeigt das Bild, eine Wandmalerei von 1638 im Limburger Dom, vertikal, wie von Jesse direkt ein Ast zu Maria mit ihrem Kind führt. Auf den Nebenästen sind Christi Vorfahren aufgeführt, wie sie bei Mt. 1, 6 – 11 stehen. Es sind also nur die Vorfahren von Jesse bis Manasses dargestellt.
Seitlich neben Jesse finden sich, durch ihre Spruchbänder identifiziert Moses, Aaron, Ezechiel und Daniel. Unter dem Stammbaum horizontal angeordnet sind die Verwandten Jesu, die „Heilige Sippe“, und die beiden Stifter dieser Malerei. Die Bibelstelle „Jesus und seine Brüder...“ (Mt. 13, 55) erklärt die Trinubium-Legende so: Anna war dreimal verheiratet. Das Kind ihrer ersten Ehe mit Joachim, war Maria, die Mutter Jesu. Aus den anderen Ehen gingen ebenfalls Kinder und Kindeskinder hervor. Und diese Enkelkinder von Anna meint Matthäus, wenn er von den Brüdern und Schwestern von Christus spricht. Auf einen anderen Verwandtschaftszweig von Maria liegt Elisabeth, die Frau des Zacharias (vgl. Lk. 1, 36).   AE

(Titelbild DER FELS Dezember 2015)
Redaktion: Eichendroffstr. 17, D-86916 Kaufering
HubertGindert@der-fels.de

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Göttliches Kind in der Krippe


„Der Schöpfer hat in die Familie die Wiege des Lebens hineingestellt, nicht den Friedhof des Todes. Der Versuch, den Kindermord vor der Geburt auch noch gesetzlich zu schützen, ist Verbrechen an der Volksgemeinschaft. Auch die ungeborenen Kinder haben Menschenrechte.

Wo Kinderrechte nicht mehr geachtet werden, da werden auch Menschenrechte nicht mehr geachtet.

Völker des 20. Jahrhunderts! Läutet mit allen Totenglocken! Der weiße Tod reitet durch das Land. Auch Kinder haben Rechte“ (Kardinal Michael Faulhaber im Jahr 1931! Also vor über 80 Jahren schon geschrieben!)

Allein in Europa jährlich Millionen Millionen Abtreibungen. Es ist kein Wunder, dass die Erde bebt" (P. Werenfried).

Der Mord am ungeborenen Leben ist eine zum Himmel schreiende Sünde, der Ausdruck totaler Geringschätzung des Kindes. Er ist Eingriff in die Schöpfermacht Gottes, ist Angriff auf den weisen Weltenplan des himmlischen Vaters. Wohl niemand hat eine Vorstellung von der Schuld, die wir uns aufladen, wenn in einem Volk täglich mehr hingemordet werden, als das Licht der Welt erblicken. Jedes gemordete Leben fordert Rechenschaft von den Verantwortlichen. Jedes der vielen Millionen.

Vor diesem Hintergrund lässt uns das göttliche Kind die Not unserer Tage immer tiefer und furchtbarer erkennen. Es erhebt sich zum Anwalt aller Kinder, deren Leben im Mutterschoß ausgelöscht werden soll. Das göttliche Kind in seiner Wehrlosigkeit, Hilflosigkeit und Ohnmacht, in seinem Schweigen und Dulden, wird zum mahnenden Zeichen für die Unantastbarkeit des werdenden Lebens.

Jetzt müssen wir uns dringender denn je dem göttlichen Kind in der Krippe anvertrauen, uns mit ihm ganz innig verbinden und seine Demut annehmen, damit wir gegen den modernen Hochmut der Menschheit und die Verachtung des Lebensrechtes der Kinder flehend und sühnend unsere Hände zum himmlischen Vater erheben können.

Auch Ungeborene haben Todesangst

Herzverpflanzer Barnard schreibt in einer Kolumne des Johannesburger „Rand Daily Mail“: „In manchen Teilen der Welt ist Mord legal. Ich meine hier zivilisierte europäische Staaten. Sie nennen es natürlich nicht Mord. Abtreibung klingt besser.“ - Der weltberühmte Chirurg begründet seine Haltung mit der medizinischen Feststellung, dass das ungeborene Kind, lange vor der Geburt, menschliche Reaktionen zeige und in einem frühen Stadium auf Geräusch, Schmerz, Spannung und Medikamente reagiere. „Lebende Wesen verspüren Todesangst, wenn sie bedroht sind. Und wer weiß, welchen Schrecken das ungeborene Kind erfährt, während des grauenhaften Eindringens der Abtreibung in seinen Lebensbereich, bevor sein Leben ausgelöscht wird?“ (Informationsblatt - 1979 der „Aktion für das Leben“.)

Göttliches Kind in der Krippe, du holder und liebenswürdiger Sohn Gottes. In dir offenbart sich die Liebe und Güte deines himmlischen Vaters. Öffne mit deiner unaussprechlichen Liebe unsere Herzen für die grauenhaften Schmerzen und die große Not der Todesangst aller im Mutterschoß gemordeten Kinder.

Lass uns Sühne leisten: Je mehr deine Gebote vergessen und übertreten werden, um so treuer wollen wir sie beobachten, und je mehr die Hölle zum Verderben der Seelen sich anstrengt, desto größer soll unser Eifer für ihre Rettung sein. Schenke uns dazu deine Gnade und deinen Beistand.

Wir bitten dich, liebes göttliches Kind: Schließe all diese schuld- und wehrlosen Geschöpfe, als deine Brüderlein und Schwesterlein, in dein Herz und in das Unbefleckte Herz deiner jungfräulichen Mutter Maria ein. Schenke ihnen die Gnade der Begierdetaufe, und halte sie fest in der glückseligen Umarmung deiner ewigen Herrlichkeit. Amen.

Welch ein erschreckendes Urteil wird man in 20 Jahren über unsere Zeit, über all die Verantwortlichen fällen! Helft beten, beten! Sühnen, sühnen!

Quelle: „Göttliches Kind, ich bete Dich an“, Pfarrer A. M. Weigl. Verlag St. Grignionhaus, Altötting, 1983


Montag, 26. Dezember 2016

Des Christkinds lächeln



In der Kirche Aracoeli in Rom gibt es ein weitberühmtes Jesuskind. In der Weihnachtszeit wallfahrtet das ganze Rom, jung und alt, den Kapitolsberg hinauf zur Kirche, um das Bambino, das Gotteskind, anzuschauen und zu verehren. Man sagt, dieses Jesuskind würde jedem, der es vertrauensvoll anblickt, goldene Himmelsfreude in die Seele streuen. Keiner könne traurig von ihm weggehen, nachdem er ihm ins Angesicht gesehen, auch wenn er eine Zentnerlast von Sorgen die Treppe heraufgeschleppt hätte.

Prozession zur Kirche Santa Maria in Aracoeli, Rom. Oswald Achenbach (1868-1905)
Es ist das nicht nur ein frommer Glaube des römischen Volkes. Ist es nicht in der Tat so, dass keiner ungetröstet das Gotteskind in der Krippe verlässt? Wie sollte nicht die dichteste Nebelwand weichen, wenn aus den Augen des Jesuskindes ein ganzer Himmel von Reinheit und Schönheit, von Güte und Liebe, von Erbarmen und Helferwillen uns entgegenstrahlt! Da kann man verstehen, wie der hl. Franz von Assisi seine schönsten Lieder aus überfrommem Herzen dem Gotteskind in der Krippe zugejubelt hat. Bitten wir das göttliche Krippenkind:

Schenk uns dein Lächeln in der kalten Zeit
Verblendeter Maschinen; der getürmten
Städte, die ohne Freude wachsen! —
Schenk uns dein Lächeln, Kind, dass wir erwarmen,
In deinen Augen wieder Heimat finden ...

Quelle: Alphons Maria Rathgeber, „Kirch und Leben“ – Ein Buch von der Schönheit und Segenskraft der Kirche. Verlag Albert Pröpster, Kempten im Allgäu, 1956.

Bild Bambino: http://www.romaincamper.it/approfondimenti/chiese/aracoeliS.html
Bild Kirche: http://www.sguardosulmedioevo.org/2013/10/basilica-di-santa-maria-in-aracoeli.html 

Sonntag, 25. Dezember 2016

O wunderbarer Tausch



Die Kirche betet in der Weihnachtsliturgie: „O wunderbarer Tausch! Der Schöpfer des Menschengeschlechtes hat einen menschlichen Leib angenommen und ließ sich herab, von einer Jungfrau geboren zu werden. Er ist hervorgegangen als Mensch ohne irdischen Vater und hat uns seine Gottheit mitgeteilt.“ Ist das nicht in der Tat ein ganz unbegreiflicher Tausch? Gott entlehnte unsere menschliche Natur und schenkte uns dafür seine Gottheit. Für die menschliche Natur gibt uns das ewige Wort als Austausch Anteil und Mitbesitz an seiner Gottheit. Er macht uns seiner göttlichen Natur teilhaftig, so dass sich ein Austausch vollzieht, wie er wunderbarer nicht gedacht werden kann.

Um zu Gott den Menschen zu erheben,
Lässt sich Gott herab, ein Mensch zu werden.
Um für Fluch das Heil der Welt zu geben,
Ward das Heil zum Fluch der Welt auf Erden.


Jesus empfing ein menschliches Leben und gab uns dafür Anteil an seinem göttlichen Leben. „Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde“ (St. Augustinus). Wohl waren schon die ersten Menschen bei ihrer Erschaffung mit der Teilnahme an der göttlichen Natur ausgezeichnet worden. Aber der Sündenfall der Stammeltern hat uns des Anrechtes auf diese wunderbare Teilnahme beraubt. Um dieses Anrecht wiederherzustellen, ist „das Wort Fleisch geworden“. Um den Weg zum Himmel wiederzueröffnen und uns die Anteilnahme an seinem ewigen Leben zurückzugewinnen, ist Gott Mensch geworden. „Als die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn ... Er sollte die unter dem Gesetz Stehenden loskaufen, damit wir die Anteilnahme an Kindes Statt erhielten“ (Gal4,4). Was Christus durch seine Natur ist, das sollte der Mensch durch die Gnade werden: Kind Gottes! Durch das menschgewordene Wort wurden wir wieder Kinder Gottes, Glieder des mystischen Leibes Christi und so gleichsam in den Blutkreis Gottes wieder hereingenommen. Das Tor des Paradieses, das seit Jahrtausenden verschlossen war, wurde aufs neue wieder aufgetan. Wir kamen wieder heim, nachdem wir lange, lange in die Irre gegangen waren. Die verlaufenen Kinder fanden sich auf einmal wieder im Schoß Gottes. Wir hatten dazu plötzlich wieder ein Recht, weil Gottes Sohn ja unser Blutsbruder geworden war. „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder“, sagt St. Johannes. Kann es eine tiefere, reinere Weihnachtsfreude geben als diese? Diese Freude wird aber nur dann eine dauernde sein, wenn wir der Gnade treu entsprechen, die uns das Gotteskind in der Krippe bringt und die uns alle zu seinen Brüdern macht. „Christ, erkenne deine Würde“, ruft der hl. Leo in der Weihnachtspredigt aus, die in der Christmette gelesen wird. „Da du der göttlichen Natur teilhaftig geworden bist, hüte dich, durch schlechten Wandel zur früheren Sündhaftigkeit zurückzukehren.“ Was nützt alles Schwärmen und Singen vom „holden Knaben im lockigen Haar“, wenn unsere Christkindverehrung sich nicht zu dem festen, heiligen Vorsatz verdichtet: „Ich will Frieden machen mit meinem Gott und will diesen Frieden nicht mehr durch schwere Sünden verletzen. Ein für allemal will ich brechen mit allem, was das Leben Gottes in mir beeinträchtigt und zerstört.“ Gott hat sich uns in der Weihnacht ganz geschenkt. Müsste unsere selbstverständliche Antwort darauf nicht auch eine rückhaltlose Hingabe an Gott sein? Müsste unser Weihnachtsbeten und Weihnachtssingen nicht ausmünden in das Gelöbnis:

Mein Herz will ich dir schenken, herzliebes Jesulein,
In deine Lieb versenken, will ich mich ganz hinein.
Nimm hin mein Herz, gib mir das dein’ —
Lass beide Herzen ein Herz sein!


Quelle: Alphons Maria Rathgeber, „Kirch und Leben“ – Ein Buch von der Schönheit und Segenskraft der Kirche. Verlag Albert Pröpster, Kempten im Allgäu, 1956.
Bild: Kalender „Deutschland braucht Mariens Hilfe“ 2004, Dezember

Christtagsmorgen


Christtagsmorgen, 1844
Ferdinand Georg Waldmüller
© Belvedere, Wien

Die Kinder sind aus dem Bett gesprungen, um zu sehen, was sie erwartet. Am Vorabend hatten sie sorgfältig ihre Schuhe ins Fenster gestellt.
Die Geschenke sind von einer Einfachheit, die heute in Vergessenheit geraten ist: leuchtende Früchte, ein Band, ein Apfel, eine Birne. Aber die Kleinen staunen sehr über dieses Weihnachtswunder. Der Jüngste auf dem Tisch betrachtet seinen Schatz, während rechts ein anderer, überrascht, der Großmutter sein Geschenk mit beiden Händen zeigt.
Beschämt ist ein Knabe, der in seinem Schuh nichts oder vielleicht nur ein Stück Kohle gefunden hat. Aber er weiß warum. Mit brüderlicher, kindlicher Großzügigkeit bietet ihm seine Schwester ihren Apfel an.
Kinderreiche Familie, glückliche Familie scheint dieses Bild zu sagen. Hinter den Personen kann man den Weihnachtsstollen sehen, der wartet.

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“
von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, Dezember 2008)

Samstag, 24. Dezember 2016

Gott ist Mensch geworden


Was muss der Mensch in Gottes Augen wert sein, dass er sich entschloss, selber ein Mensch zu werden! Der unermessliche Gott hat sich so klein gemacht, dass er in unsere enge Welt eingehen konnte. Gottes eingeborener Sohn, durch den die Schöpfung geworden ist und der durch seine Kraft trägt, hüllt sich in unser Fleisch.

Der allen Vöglein Nahrung schenkt,
Wird durch ein wenig Milch getränkt.
(Weihnachtshymnus)

In der Hilflosigkeit eines Menschenkindleins kam Gottes Sohn auf die Erde nieder und ließ sich ein Bettlein auf Heu und Stroh in einem Futterbarren für Tiere herrichten.
Wie kann man diesen Erweis höchster Liebe Gottes überdenken, ohne zutiefst ergriffen zu werden! Freilich, wenn das Denken von Morgen bis Abend erfüllt ist von den Kassenbüchern des Gewinns, von den Magazinen der Sinnlichkeit, von den Romanen des Flirts, von Kino und Tanz…, dann hat man kein Auge mehr für die unfassbare Liebe Gottes, wie die Krippe von Bethlehem sie uns kündet; dann läuft man Gefahr, auch am Heiligen Abend nur an den gedeckten Weihnachtstisch zu denken mit den mehr oder weniger kostbaren Gaben. Man vergisst, dass alle Christgeschenke und aller Besitz nur „Kehricht“ sind gegenüber der Liebe, die das Gotteskind auf die Erde brachte. Wie kann man doch über all den Tand das wahre Weihnachtsgeschenk vergessen: den eingeborenen Gottessohn, die menschgewordene Liebe des Vaters!

Es geht uns nicht um bunten Traum
Von Kinderlust und Lichterbaum;
Wir bitten, blick uns an
Und lass uns schau’n dein Angesicht,
Drin jedermann, was ihm gebricht,
Gar leicht verschmerzen kann.

Quelle: Alphons Maria Rathgeber, „Kirch und Leben“ – Ein Buch von der Schönheit und Segenskraft der Kirche. Verlag Albert Pröpster, Kempten im Allgäu, 1956.

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Maria Immaculata

Der Fels 1505

Maria Immaculata


Maria Immaculata von Ignaz Günther (1725 – 1775), um 1760, 
Diözesanmuseum Freising (Leihgabe der Kirchenstiftung Attel am Inn).

Die zwölf Sterne um ihr Haupt (zehn davon sichtbar), weisen die Figur als Darstellung der Maria Immaculata aus (Off. 12,1). Diese apokalyptische Frau, die vom Drachen verfolgt wird und den zukünftigen Weltenherrscher gebiert, wird hier als die Jungfrau Maria gezeigt, wie sie ihr „Fiat“ spricht. Ergeben in den Willen Gottes hat sie ihr Haupt ein wenig zur Seite geneigt, ihren Mund leicht geöffnet und bezeugend ihre rechte Hand an ihre Brust gelegt. Drei ihrer Finger sind ausgestreckt, als möchte sie auf die Dreifaltigkeit hinweisen, von der der göttliche Ratschluss ausging. So verneigten sich Edelleute vor Königen und so verneigte sich Maria vor Gabriel, dem Gesandten Gottes.

Jedoch nicht nur die Eleganz dieser Haltung (man beachte nur einmal die Verschiebungen der Schultern zueinander oder die leichte Drehung des geneigten Kopfes), sondern auch der gefühlsbetonte Gesichtsausdruck (hauptsächlich durch die niedergeschlagenen Augen und den leicht geöffneten Mund erreicht) und, im technischen Bereich, die langgezogenen, kantigen Falten zeigen, dass hier eine Kunstrichtung, das bayerische Rokoko, ihren Höhe- und Endpunkt erreicht hat.

Ursprünglich stand diese Figur auf einem Seitenaltar in der Klosterkirche Attel am Inn. -  AE

Titelbild DER FELS Mai 2015
Redaktion: Eichendroffstr. 17, D-86916 Kaufering
HubertGindert@der-fels.de